Über die Buchelalpe als Schneeschuhtour oder Winterwanderung?
Blickt man aus westlicher Richtung zum Wertacher Hörnle, tritt es nicht unbedingt als lohnender Gipfel in Erscheinung. Ein bis oben hin bewaldeter Rücken ohne markante Formen. So ist denn auch die Rundsicht vom Gipfel Richtung Westen und Nordwesten stark durch Bäume eingeschränkt. Das macht aber gar nichts, der Berg zählt dennoch zu den schönsten Aussichtspunkten im Allgäu. Besonders schön ist der Kontrast zwischen den markanten Gipfeln der Tannheimer Berge und dem Alpenvorland – wenn es nicht gerade unter eine dicken Nebeldecke liegt.
Das Wertacher Hörnle liegt in den Allgäuer Voralpen zwischen Grünten und Tannheimer Tal bei Unterjoch, nahe der B 310, die von der A7 Richtung Oberjoch führt. Genau genommen ist es ein Berg mit drei Erhebungen. Höchster Punkt ist der Nordgipfel, 1695 m. Auf manchen Karten wird er auch »Kessel« genannt. Dies bezieht sich nach der AV-Karte jedoch auf die Mulde nordöstlich unterhalb des Gipfels. Der Südgipfel ist mit 1684 m nur etwas niedriger und manche geben sich bereits mit diesem Punkt zufrieden. Zumindest Richtung Süden ist die Aussicht mindestens genauso umfassend wie das folgende Bild zeigt. Zwischen den beiden liegt noch eine dritte Kuppe, die beim Übergang überschritten wird.

Zweimal war ich vor mehreren Jahren jeweils im März oben. Beide Male lag genügend Schnee, einmal konnte man sogar schon am Parkplatz die Schneeschuhe anlegen.
Bei unserer ersten Tour machten wir vor fast zwanzig Jahren eine großzügige Überschreitung. Wir fuhren morgens mit dem Bus von Bad Hindelang nach Obergschwend und stiegen mit Schneeschuhen zum Gipfel. Von dort wanderten wir über den bewaldeten Höhenrücken zum Tiefenbacher Eck und von dort hinab nach Vorderhindelang. Auch beim zweiten Mal hatte es ab der Buchelalpe genügend Schnee.
Der Berg dürfte einer der populärsten Gipfel der Allgäuer Voralpen sein. Allein ist man hier oben kaum einmal. Nicht nur an Wochenenden oder in den Ferienzeiten, auch an anderen Tagen ist der Berg stets gut besucht. Hier können Neulinge und Anfänger im Schneeschuhwandern die ersten Gehversuche unternehmen. Die Tour ist nicht allzu anstrengend und ohne Schwierigkeiten. Abgesehen von extremen Bedingungen gibt es auch keine Lawinengefahr. Alles in allem eine bei guten Verhältnissen problemlose Tour. Beim Übergang zum Hauptgipfel ist jedoch auf die Wechten auf der Ostseite (rechts vom Weg) zu achten und bei Vereisung ist generell Vorsicht geboten.

Wertacher Hörnle als Winterwanderung
Für den Montolando-Blog wollte ich die Tour erneut gehen. Dieses Mal war jedoch einiges anders. Eine durchgehende Schneedecke hatte es erst ab der im Text erwähnten vereisten Waldpassage am Ende des Fahrwegs vorhanden. Wie bereits tags zuvor am Rangiswanger Horn, hatte ich auch heute meine Schneeschuhe völlig umsonst dabei. Klar, nach den Erfahrungen vom Vortag hätte ich damit rechnen können. Aber der Anstieg zum Wertacher Hörnle ist etwas mehr südexponiert als am Rangiswanger Horn. Daher dachte ich, dass der Schnee vielleicht nicht so fest wäre und weniger gut tragen würde. Aber man konnte wieder problemlos ohne Schneeschuhe unterwegs sein. Wobei ich einschränken muss, dass der südexponierte Hang hinauf zum Wegweiser Hörnle-See bereits am frühen Nachmittag doch ziemlich aufgeweicht war.
Es waren an dem Tag zwar auch einige Tourengänger mit Schneeschuhen unterwegs, viele andere bevorzugten Krampen. Das war an diesem Tag die beste Wahl. Im Abstieg legte ich sie auch an. Nicht nur für die vereiste Waldpassage oberhalb der Buchelalpe waren sie perfekt. Letztlich bleibt es eure Entscheidung und Eigenverantwortung, ob ihr Schneeschuhe oder Krampen mitnehmt.

Am Vorgipfel machte ich es mir auf der Holzbank gemütlich. Ich schätzte, dass die meisten Tourengänger direkt zum Hauptgipfel steigen würden. Richtig. So konnte ich eine ziemlich stille Gipfelrast verbringen. Im Anschluss stattete ich dem Hauptgipfel natürlich auch einen Besuch ab. Den Grat, der die beiden Gipfel verbindet, darf man wohl als schönsten Abschnitt der Tour bezeichnen, wie das Beitragsbild oben zeigt.
Das Wertacher Hörnle erscheint euch zu weit? Bereits der Anstieg zur Buchelalpe ist eine schöne Wanderung. Ist der Weg schneebedeckt und geräumt, ergibt das eine kurze und einfache Winterwanderung. Bei gutem Schnee lohnt es sich, von der Alpe noch bis zur im Text unten erwähnten Ruhebank aufzusteigen. Die Aussicht über die Tannheimer Berge reicht von hier noch etwas weiter als von der Alpe, wie das Bild zeigt.

Winterwanderung von Obergschwend zur Buchelalpe
Die manchmal angegebene Variante über den direkten Wanderweg zur Buchelalpe ist nur dann zu empfehlen, wenn entweder genügend Schnee liegt oder der Weg komplett schneefrei ist.
Vom Parkplatz Obergschwend, ca. 1050 m, folgt ihr dem breiten Fahrweg Richtung Buchelalpe. Im Sommer ist dieser als Zwergenweg für Kinder ausgewiesen. Der Fahrweg ist in der Regel geräumt und gewalzt. Es braucht also keine Schneeschuhe. Bei wenig Schnee und vereister Straße sind Krampen zudem die bessere Wahl. Dabei lassen sich vier Kehren abkürzen. Nach den Kehren in einer längeren Querung und zuletzt in freiem Gelände über einen kurzen Hang zur aussichtsreich gelegenen Buchelalpe, 1241 m.
Schneeschuhwanderung von der Buchelalpe zum Wertacher Hörnle
Von der Buchelalpe folgt ihr dem Fahrweg, der sich am Waldrand wieder nach rechts wendet. An einer Ruhebank vorbei geht’s in einem Bogen zum Waldrand (eine weitere Ruhebank). Die folgende Passage auf einem Hohlweg kann bei Vereisung heikel werden. Irgendwann ist alles platt getreten – auch zwischen den Bäumen rechts vom Weg. Gut dran ist, wer Krampen dabei hat. Noch ein Stück bis zu einem weiteren Wegweiser und dann auf einem breiten Ziehweg fast eben Richtung Südwesten. Am Waldrand führen die Spuren dann nach rechts den sonnseitigen Hang hinauf bis zum Wegweiser Hörnle-See, 1616 m. Man kann auch schon früher links ab und direkt Richtung Gipfel ansteigen. Dies spart aber kaum Zeit und ist mühsamer. Vom Wegweiser weiter am aussichtsreichen Ostrücken entlang zum Wertacher Hörnle Vorgipfel, 1684 m, mit Wegweiser und Ruhebank. Nun über den breiten Grat hinüber zur nächsten Erhebung. Von hier wird der Hauptgipfel sichtbar. Nun noch über eine weitere Senke hinüber zum schlichten Gipfelkreuz am Wertacher Hörnle, 1695 m.

Im Abstieg könnte man wie oben angedeutet über den langen Südwestkamm Richtung Bad Hindelang absteigen. Die Tour ist allerdings schon sehr lange her, sodass ich mich kaum an Einzelheiten erinnern kann. Hier gibt es zudem Wildschutzgebiete mit Betretungsverbot im Winter abseits der markierten Wege!
Rundsicht vom Wertacher Hörnle
Auch wenn das Wertacher Hörnle nicht besonders hoch ist, erlaubt die frei stehende Lage dennoch eine schöne Aussicht. Ausgenommen Richtung Westen – dort verhindern Bäume den Blick zur Nagelfluhkette und ins Westallgäu. Nur am Vorgipfel sieht man zwischen den Bäumen hindurch Grünten, Steineberg und Stuiben.

Richtung Norden und Nordosten geht der Blick ungehindert ins Alpenvorland hinaus. Beeindruckend ist der Kontrast zwischen dem Flachland und den fast wie aus dem Nichts in die Höhe wachsenden Gipfeln der Tannheimer Berge und Ammergauer Alpen. Nicht weit entfernt stehen ein paar »kleinere« Gipfel mit ähnlichem Charakter wie das Wertacher Hörnle: Reuterwanne, Alpspitz und Edelsberg eignen sich ebenfalls für Schneeschuhwanderungen. Der Breitenberg zeigt von hier eine ungewohnte Pyramidenform. Unter dem Aggenstein duckt sich der Schönkahler, einer der populärsten Schneeschuhgipfel der Region. Für Schneeschuhwanderinnen & Schneeschuhwanderer gibt es hier viele einfache Gipfelziele!

Weiter rechts die wilden Zacken der Tannheimer Berge. Den Gipfel der Zugspitze sieht man übrigens nur vom Vorgipfel. Von dort schaut sie exakt zwischen Gimpel und Roter Flüh hervor. Vom Hauptgipfel versteckt sie sich jedoch hinter Gimpel und Köllenspitze. Den Horizont begrenzt die Mieminger Kette.
Im Südosten und Süden stehen Vilsalpseeberge und Daumengruppe. Dahinter sieht man vereinzelte Gipfel der Lechtaler Alpen und der Hornbachkette (Urbeleskarspitze). Im Südwesten geht der Blick Richtung Oberallgäu und Kleinwalsertal mit Biberkopf und Widderstein als markantesten Bergen.
Ausgangs- und Endpunkt
Obergschwend bei Unterjoch an der B 310, Parkplatz, gebührenpflichtig. Bus ab Hindelang oder Wertach nach Unterjoch (48).
Zeiten & Höhenmeter Obergschwend – Buchelalpe 1 Std.
Buchelalpe – Wertacher Hörnle 1½ Std.
Wertacher Hörnle – Buchelalpe 1 Std.
Buchelalpe – Obergschwend 45 Min.
650 Hm
Anforderungen & Jahreszeit WT2, Lawinengefahr nur bei extremen Bedingungen
Hochwinter (Januar, Februar)
Alpenvereinskarte: BY3 Allgäuer Voralpen Ost, 1:25 000. Die beste und schönste Karte. Basiert auf der Karte des Bayerischen Landesvermessungsamtes.
Bayerisches Landesvermessungsamt: UK50-47 Allgäuer Alpen, 1:50 000. Ebenfalls eine sehr schöne und exakte Karte, aber kleinerer Maßstab.
Mayr Wanderkarte: 409 Tannheimer Tal, Reutte,1:25 000. Ebenfalls eine sehr gute Karte, großer Maßstab, gut lesbar, wasser- und reißfest.
Mayr, Herbert: Winterwandern Allgäuer Alpen, Rother Wanderbuch, Bergverlag Rother, München, 5. Auflage 2021. Sehr schönes Buch mit abwechslungsreicher Tourenauswahl von der leichten Winterwanderung bis zu ambitionierten Schneeschuhtouren vom »Local«. Die Gehzeiten sind meist eher großzügig bemessen.
Schopp, Matthias & Streubel, Ulf: Allgäu – Alpenvorland und Allgäuer Alpen, Rother Schneeschuhführer, Bergverlag Rother, München, 3. Auflage 2023. Eine große Auswahl an lohnenden Schneeschuhtouren im Allgäu. Top!
Zwar kenne ich das Allgäu recht gut und viele Schneeschuhtouren aus eigener Erfahrung, dennoch finde ich in beiden Werken immer wieder neue Inspirationen und vor allem: nützliche Infos und Hinweise zu den Touren. Auf die Frage, welches Buch man kaufen sollte, kann ich nur sagen: beide!
Obergschwend ist von Bad Hindelang / Oberjoch oder Wertach mit dem Bus erreichbar (48).
ÖPNV-Angebote im Allgäu
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