Schneeschuhwanderung im Prättigau auf zwei Gipfel in der Hochwangkette
Zwischen Rheintal, Prättigau und Schanfigg erhebt sich die Hochwangkette, die flächenmäßig größte Untergruppe der Plessuralpen (Plessurgebirge). Es handelt sich um eine Berggruppe, die durch Weite und offene Landschaften gekennzeichnet ist. Die Gipfel zeigen nur wenig markante oder felsige Formen, die meisten Gipfel sind flache Pyramiden oder Kuppen. Vom Hochwang, dem Oberhaupt dieser weitläufigen Berggruppe, genießt man eine wunderbare Fernsicht, hat aber kaum Tiefblicke. Die meisten Gipfelanstiege sind einfach und liegen in den Bereichen T2 und T3, sehr selten T4. Also ein perfektes Wandergebiet.
Die Hochwangkette besteht größtenteils Bündner Schiefer und Flysch, zwei weichen Gesteinen, die einerseits sanfte Gipfelformen bilden, gleichzeitig aber auch wilde Tobel. Mehr dazu lest ihr im Beitrag über die Schneeschuhtour zum Chrüz.

Auch für Schneeschuhtouren ist die Hochwangkette geradezu perfekt geeignet. Fast alle Gipfel sind mit Schneeschuhen erreichbar. Das gilt nicht nur für die Nordanstiege, auch auf die Südseite über dem Schanfigg gibt es sehr schöne Ziele: Mittagspitz, Cunggel und Arsass kenne ich aus eigener Erfahrung. Die meisten Touren liegen in den Bereichen WT2 und WT3.
Wannenspitz & Fadeuer mit Schneeschuhen
Hier stelle ich euch mit dem Wannenspitz einen der einfachsten Schneeschuhgipfel der Hochwangkette vor. Als Zugabe lässt sich noch der etwas höhere Fadeuer anhängen. Bei Swisstopo heißen die beiden mittlerweile Wannaspitz und Fadeur.
Während der Anstieg zum Wannenspitz keine Schwierigkeiten bereithält und daher sehr gut für Einsteiger geeignet ist (WT2), darf der Fadeuer nur bei absolut sicheren Verhältnissen bestiegen werden! Der Nordhang des Gipfels ist über 30° steil und mitunter lawinengefährdet. Bei nicht ganz sicheren Verhältnissen solltet ihr besser darauf verzichten. Bitte lest dazu den Beitrag Lawinengefahr beim Schneeschuhwandern.

Die Gipfel werden auch aus dem Skigebiet Grüsch-Danusa angesteuert. Nicht täuschen lassen – zwar sind es von dort weniger Höhenmeter, dafür ist die Distanz um einiges größer als von Furna. Und auch die Gegensteigungen können beim Rückweg durchaus lästig sein. Insgesamt braucht man auf dieser Variante eher mehr Zeit als ab Furna. Zudem ist das Ticket für die Bergbahn teuer als der Bus nach Furna …
Dank des sehr guten ÖV in der Schweiz, ließe sich alternativ auch eine Überschreitung durchführen, von der Schwänzelegg zum Wannenspitz und von dort nach Furna oder umgekehrt.
Wer es gemütlicher haben möchte, für den gibt es ab der Bergstation einen bezeichneten Schneeschuhtrail auf der Schwänzelegg, der als Rundwanderung angelegt ist.

In der Schweiz mit dem ÖV in die Berge
Als wir die Tour zum Wannenspitz planten, schlug ich vor, ab Altstätten im St. Galler Rheintal den Zug zu nehmen, um abends nicht im Stau zu stehen. Meine damalige Partnerin war skeptisch, ob das wirklich nötig sei. Sie vertraute jedoch meiner Erfahrung. Schon morgens war im Bahnhof Landquart sehr viel los, aber was wir dann abends erlebten, übertraf alles.
Bereits von Furna sah man im Tal die Autoschlange, die sich von Davos und Klosters Richtung Rheintal wälzte. Und im Rheintal gingen die Staus weiter, zumindest auf der A3 Richtung Zürich bis Sargans. Wäre unser Bus von Furna nach Schiers nicht über die alte Straße gefahren, sondern über die Kantonsstraße … wir hätten unseren Zug nie erreicht. Die Rhätische Bahn von Schiers nach Landquart war rappelvoll, selbst Stehplätze waren alle »ausgebucht«.
Am Bahnhof Landquart fühlte man sich wie auf einem Hauptbahnhof in einer Großstadt. Zu den drei üblichen Zügen (2x Zürich, 1x St. Gallen), setzte die SBB noch Entlastungszüge ein. Man muss sich das einmal vorstellen: Der Bahnhof Landquart liegt quasi fast auf der grüne Wiesen, mitten im Churer Rheintal. Hier ist weit und breit keine Metropole. Aber Sonntag abends scheint Landquart der Nabel der Welt zu sein. Zumindest in der Wintersaison.
Die Anreise mit dem ÖV lohnt sich also: An Sonntagen im Winter ist die Kantonsstraße von Klosters talabwärts bis Landquart regelmäßig eine einzige Autoschlange. Auf der A3 Richtung Zürich geht es dann weiter mit Staus. Da braucht es viel Zeit und Geduld. Das Auto würde ich spätestens in Landquart am Bahnhof stehen lassen. Oder eher schon früher.
Schneeschuhtour von Furna zum Wannenspitz
Von Furna Hinterberg, 1407 m, bei genügend Schnee direkt den Hang nach Schärma hinauf. Wenn zu wenig Schnee liegt, einfach dem markierten Wanderweg folgen, der zunächst der Straße, später auf einem Wirtschaftsweg verläuft. Dieser wendet sich am Waldrand mit einer Kehre in südwestlicher Richtung. Diesem folgt ihr durch Wald, zuletzt durch freies Gelände bis in den Sattel von Scära, 1711 m. Hier stößt von rechts (Norden) der Weg vom Berghaus Schwänzelegg im Skigebiet Grüsch-Danusa dazu.

Nun in südlicher Richtung vorbei an zwei Alphütten und weiter durch schönes, mit einzelnen Bäumen bestandenes Gelände. Die Spuren führen etwas steiler Richtung Ostgrat des Wannenspitz, den man auf ca. 1890 m, erreicht. Es folgt der schönste Teil des Anstiegs: Knapp links unterhalb der Grathöhe wandert ihr nun aussichtsreich Richtung Gipfel. Links seht ihr bereits den Fadeuer, der aus manchen Richtungen fast wie ein riesiger Gugelhupf wirkt. Zuletzt über einen breiten, flachen Kamm zur Sitzbank und Dreibein mit Gipfelbuchgamelle auf dem Wannenspitz, 1970 m. Das Beitragsbild ganz oben illustriert dies.
Rundsicht vom Wannenspitz
Auch wenn die Tiefblicke fehlen, ist die Rundsicht vom Wannenspitz sehr schön. Das Panorama zeigt zwei Seiten: Im Nordhalbrund ist es offen und weit, im Süden dominieren die von hier aus mächtig erscheinenden Gipfel der Hochwangkette. Vom Montalin im Westen bis zum Glattwang zeigen sie sich mitsamt ihren nach Norden ziehenden Nebengraten. Ihr steht gerade auf dem längsten davon: Er zieht vom Hochwang über Rothorn, Fadeuer und Wannenspitz zum Furner Berg (Schwänzelegg).
Darüber ist im Norden und Nordosten der Rätikon-Hauptkamm aufgestellt: Vom Falknis über die Schesaplana bis zur Sulzfluh und zum Rätschenhorn. Im Osten grüßen die Gipfel der Silvretta herüber.

Links vom Rätikon ist vom Rheintal nur ein kleiner Ausschnitt zwischen Maienfeld und Sargans zu sehen. Darüber erkennt ihr den Alpstein, aus dem der Säntis herausragt, die Alviergruppe und die Churfirsten.
Im Westen erheben sich am Horizont die Grauen Hörner mit den Pizol und weiter links das breite Massiv des Calanda. Im Hintergrund erkennt man in der Ferne noch Signinagruppe und Bruschghorn.
Schneeschuhtour vom Wannenspitz zum Fadeuer
Zur Erinnerung: Den Fadeuer nur bei sicheren Verhältnissen angehen! Vom Wannenkopf steigt ihr in südlicher Richtung problemlos und rasch in einen ersten breiten Sattel ab. Dabei eher links (Ostseite) halten. Es folgt der Anstieg auf eine Schulter unterhalb des Fadeuer, 1984 m. Nun hinab in eine weitere Senke und zum Ansatz des Nordhanges. Es ist sicherer, ab P. 1984 die Nordflanke des Gipfels weiträumig durch eher flaches Gelände zum unteren Ansatz des Nordostgrates zu umgehen und über diesen zum Gipfel anzusteigen. So erreicht ihr den breiten Gipfel des Fadeuer, 2058 m, der sogar mit zwei Sitzbänken und ebenfalls mit einem Dreibein und Gipfelbuchgamelle ausgestattet ist.

Die Rundsicht vom Fadeuer bietet nicht viel Neues, sie reicht etwas weite. Im Süden sind Rothorn und Hochwang nochmals näher gerückt. Besonders schön ist von hier der Blick nach Norden Richtung Rheintal über den vorhin bestiegenen Wannenkopf.

Auch im Abstieg vom Fadeuer keinesfalls direkt absteigen! Vom breiten Sattel zwischen den beiden Gipfeln könnt ihr direkt zum Ostgrat des Wannenkopfs queren. Hier gilt: Nicht zu tief absteigen, denn dort warten kleinere Passagen mit 30° und mehr! Oder aber ihr steigt vom Gipfel über den Nordostgrat zu den Hütten von Obersäss ab und folgt von dort den Spuren der Skitourengänger nach Furna. Diese Angabe ist ohne Gewähr, da ich die Route nicht gegangen bin.
Ausgangs- und Endpunkt
Furna Hinterberg, Endstation der Buslinie ab Schiers (90.220). Gut ausgebaute Straße aus dem Prättigau, Parkplätze (gebührenpflichtig).
Zeiten & Höhenmeter Furna Hinterberg – Wannenspitz 2 Std.
Wannenspitz – Fadeuer 1 Std. ¼
Fadeuer – Furna Hinterberg 2 Std.
570 Hm, zum Fadeuer +150 Hm (Gegensteigungen!)
Anforderungen & Jahreszeit WT2 zum Wannenspitz, WT3 zum Fadeuer, Erfahrung im Schneeschuhgehen, nur bei sicheren Verhältnissen!
Dezember bis März, bei guter Schneelage (optimal Januar & Februar)
Swisstopo 50, 248 S Prättigau, wasserfest, in Zusammenarbeit mit dem SAC und Swiss-Ski.
Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.
Infos und Blattschnitte bei Swisstopo.
Coulin, David: Schneeschuhtouren Graubünden Nord – Vom Prättigau bis zur Surselva, SAC-Verlag, Bern, 2011. Das Buch bietet weitere Tourenvorschläge im Prättigau. Dazu speziell ausgewiesene Einsteigertouren.
Unterwegs keine Einkehrmöglichkeit.
Furna ist von Schiers im Prättigau mit dem Bus erreichbar (90.220). Schiers ist von Landquart (910, 941) und Klosters (910) mit der Rhätischen Bahn erreichbar.
Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.
Infos zu Preisen und Verbindungen:
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