Monte Fravort – Leichte Wanderung im Lagorai

Berge aus Porphyr – Monte Fravort & Cima Oscivart links

Wanderung auf dem Normalweg zum Monte Fravort ab Panarotta oder Vetriolo Terme

Das Trentino ist eine wahre Schatzkammer für Bergwanderungen. In den vergangenen Jahren war ich sehr viel in den Trentiner Bergen unterwegs, meistens zwischen Januar und April, besonders gerne rund um meinen Geburtstag im Februar. Oft mit Schneeschuhen, nicht selten erreichte ich aber immer wieder Gipfel über 2000 m ohne die »Teller«.

Einer davon ist der Monte Fravort im Lagorai, der im Italienischen mit Akzent Fràvort geschrieben wird. Er ist auf der Normalroute von Süden oft auch im Winter machbar. Liegt genügend Schnee, kann man den Gipfel auch mit Schneeschuhen erreichen, mit den »Ciaspole«, wie die Schneeschuhe in Italien heißen.

Schneearm – Monte Fravort von der Cima Panarotta im Januar, links der Dosso di Costalta

Zumindest in den letzten Jahren habe ich den Monte Fravort jedoch nur selten richtig schneebedeckt gesehen. Die Webcam auf der Alpe Cimbra (Salizzona) bei Folgaria zeigt euch die aktuellen (Schnee-) Verhältnisse an. Die Pyramide des Monte Fravort erkennt ihr links oberhalb von Lavarone (Hot Spots einblenden!). Im Winter würde ich euch in jedem Fall die Mitnahme von Krampen empfehlen.

Nordföhn & ein Bivacco am Monte Fravort

Der Monte Fravort stand schon lange auf meiner Liste. Als es dann endlich soweit war, kündigte der Wetterbericht einen klaren Tag mit kaltem Nordföhn an. Ich ging trotzdem. Am Gipfel folgte eine Überraschung: Das Bivacco dell‘ Amicizia rettete meine Gipfelrast. Die kleine, feine Schutzhütte auf dem Monte Fravort ist noch relativ neu, sie wurde in 2021 erbaut.

Schutzhütte – Bivacco dell‘ Amicizia am Monte Fravort mit Adamellogruppe & Brenta

Man konnte es hier oben keine fünf Minuten aushalten, außer im Windschatten oder eben im Bivacco. Es fegte ein eiskalter Nordwind über die Berge. Gipfelfotos? Nur kurz und ganz schnell. Nachmittags nahm der Wind dann merklich ab und beim Abstieg konnte ich zwischen Fravort Sud und La Bassa sogar eine Zeitlang auf einer ausgeaperten Wiese sitzen. Aber an das Bivacco werde ich mich immer gerne erinnern. In solchen Momenten kann man den Erbauern einer Schutzhütte gar nicht genug danken.

Das Panorama vom Monte Fravort ist außergewöhnlich, Richtung Süden ist die Sicht völlig frei, es gibt dort keine höheren Gipfel.

Freie Sicht – Vizentiner Alpen & Gardaseeberge vom Südgrat des Monte Fravort

Lagorai – Stille Bergwelt südlich der Dolomiten

Der Monte Fravort liegt im Südwesten des Lagorai. Er ist Teil der Monti della Valle dei Mòcheni. Letzter bedeutender Gipfel über der Valsugana ist die Cima Panarotta, 2001 m, die als Aussichtsberg fast noch lohnender ist, abgesehen von der Verschandelung am Gipfel.

Der Monte Fravort ist eng mit seinem Nachbargipfel, dem Monte Gronlait verbunden. Aus manchen Blickwinkeln gehört dieses Gipfelduo einfach zusammen. Wer von euch schon einmal am Dosso di Costalta war, wird mir vermutlich zustimmen. Beide Gipfel sind fast gleich hoch, der Monte Gronlait ist mit 2383 m knapp 40 m höher.

Nach der AV-Alpeneinteilung gehört der Lagorai zu den Fleimstaler Alpen. Höchster Gipfel im Lagorai ist die Cima di Céce, 2754 m.

Die Berge im Lagorai sind größtenteils aus Porphyr aufgebaut, einem vulkanischen Gestein, das in starkem Kontrast zu den Kalkbergen der Dolomiten im Norden oder der Vizentiner Voralpen im Süden steht. Der Lagorai ist Teil der Etschtaler Vulkanit-Gruppe, die früher als Bozener Quarzporphyr (Ritten, Seiser Alm, Raschötz) bezeichnet wurde. Auf dem Beitragsbild sieht man das Gestein sehr schön.

Unbekannt – Zentraler Lagorai von der Cima Pozzi

Der Lagorai ist nördlich der Alpen eher weniger bekannt. In diesen Bergen ist es in weiten Teilen noch immer recht still geblieben. Das mag auch daran liegen, dass vor allem die nahen Dolomiten deutlich mehr Menschen anziehen. Gleichzeitig gibt es im Lagorai nur wenig Aufstiegsanlagen in Form von Bahnen, abgesehen von ein paar Skigebieten an den Rändern der Gruppe: im Osten Passo Rolle und San Martino di Castrozza, Cavalese am Nordrand sowie die Station Panarotta im Südwesten.

Es gibt nur wenige (kleinere) Hütten oder Biwaks. Viele Gipfeltouren führen in abgelegene Gebiete, wo mitunter Orientierungssinn gefragt ist und dazu eine solide Kondition. Alles in allem eine noch ursprünglich gebliebene Bergwelt.

Valle dei Mòcheni – Fersental / Bersntol

Wer die Karten der Region aufmerksam studiert, dem fallen die deutschsprachigen Namen auf: Semper Spitz, Jechl (Jöchl), Hoamut (Hochmut), Hoaspitz (Hochspitz), Kraizspitz (Kreuzspitz), Oltnmonn (Alter Mann) und viele andere. Wie kommen deutsche Namen hierher?

Das Fersental, im Dialekt der Bewohner Bersntol gesprochen, wurde ab dem 13. Jh. von Kolonisten aus Tirol und Bayern besiedelt. Das Land wurde ihnen von den Feudalherren der Gegend zur Verfügung gestellt. Außerdem zog der Bergbau (Kupfer, Silber, Blei und Eisen) weitere Siedler an.

Das Fersental zweigt bei Pergine Valsugana in nordöstlicher Richtung ab. Es von den südwestlichen Ausläufern des Lagorai angerahmt. Die weit verstreuten Ortsteile von Palù di Fersina (Palai) sind zum Teil nach den dort lebenden Familien benannt.

Die autonome Region Trentino-Südtirol fördert den Erhalt der Kultur. Auch in italienischen Karten und Führern wird dem mittlerweile Rechnung getragen. So heißt der Monte Fravort Tabacco-Karte auch Hoabort, die Cima Oscivart ist der Unterhoabort.

Mich haben solche Geschichten schon immer fasziniert. Seit langem möchte ich gerne im Fersental Urlaub machen. Irgendwann …

Wolkenlos – Monti della Valle dei Mòcheni vom Weg zum Dosso di Costalta

Einen schönen Überblick über das Fersental und seine Bergwelt, bietet euch der Dosso di Costalta. Die leichte Wanderung dauert vom Passo del Redebus knapp 2 Std. Bei genügend Schnee ist dies eine einfache und wunderschöne Schneeschuhwanderung!

Wer sich intensiver mit dem Fersental beschäftigen möchte, empfehle ich die exzellente Seite über die deutsche Sprachinsel Fersental. Weitere Infos gibt es beim Bersntoler Kulturinstitut.

Von Panarotta oder Vetriolo Terme nach La Bassa

Ihr grundsätzlich zwei Möglichkeiten, von Süden auf den Monte Fravort zu steigen. Die schnellste Variante ist der Anstieg von der Station Panarotta, 1782 m, im Skigebiet. Hier quert ihr zunächst auf einem Fahrweg einige Skipisten, bevor ihr auf dem Wanderweg Nummer 352 unter der Cima Panarotta in den Sattel La Bassa, 1838 m, quert.

Wesentlich länger und ja, zum Teil auch mühsamer, dafür aber stiller und aussichtsreicher, ist der Zugang ab Vetriolo Terme, 1481 m. Zunächst mit Weg 309, später ohne Nummer auf dem Sentiero della Pace stets auf Fahrwegen um die Cima Panarotta herum zur Malga Masi, 1712 m. Von der Alpe steigt der Wanderweg direkt über den Hang in nördlicher Richtung an. Die Forststraße wird dabei dreimal gequert. Zuletzt über flaches Gelände in den Sattel von La Bassa, 1838 m. Ein schöner Rastplatz mit Tisch & Bank.

Flache Pyramide – Anstieg zum Monte Fravort

Wanderung von La Bassa zum Monte Fravort

Nun gemeinsam (E5, ohne eigene Nummer) in nordöstlicher Richtung auf einem flachen Kamm, teils durch Fichtenwald, hinauf zum Prennputz, 2027 m, der ersten mit Steinmännern geschmückten Anhöhe im langen Südsüdwestgrat des Monte Fravort. Kurz hinab in einen Sattel (Baitjoch) und wieder hinauf zum Monte Fravort Sud, 2037 m, auch La Fontanella genannt. Die beiden flachen Erhebungen sind kaum als Gipfel anzusprechen.

Es geht nochmals in eine breite Senke, 2018 m, hinab. Von hier führt der Weg meist knapp rechts unterhalb der Grathöhe entlang. Dabei sind immer wieder auch Passagen mit kleinen Felsschrofen zu bewältigen, die zumindest Trittsicherheit erfordern. Dies gilt natürlich ganz besonders bei winterlichen Verhältnissen mit Schnee und Eis. Zuletzt führt der Steig kurz in die Südflanke und über eine steilere, zum Teil felsige Stufe zur breiten Gipfelkuppe zum Bivacco und weiter zum höchsten Punkt auf dem Monte Fravort, 2374 m.

Endspurt – Letzter Aufschwung zum Monte Fravort

Panorama vom Monte Fravort

Im Nordosten beherrschen die nahen Gipfel des Lagorai mit Monte Ruioch, Monte Croce, Monte Gronlait, die Gruppe der Cima Sette Selle die Szenerie. Rechts davon die weiter entfernten Gipfel zwischen Cima Céce und Cima d’Asta. Im Hintergrund sind noch einige Riesen der Dolomiten zu sehen wie Kesselkogel (Rosengarten), Langkofel, Marmolada und Pala.

Winterlich – Lagorai & Dolomiten vom Monte Fravort

Im Osten geht der Blick zur unverwechselbaren Vette Feltrine. Rechts davon der flache Höhenzug des Col Visentin und das Massiv des Monte Cesen. Im Süden begrenzt die Kette der Cima Dodici die Valsugana.

Terra incognita – Berge zwischen der Valsugana und dem Veneto

Weiter rechts die weniger markanten Erhebungen im Gebiet der Sieben Gemeinden. Dahinter ahnt man das Ende der Alpen. Pasubio und Vigolana schließen sich im Südwesten an. Dort stehen am Horizont die Gardaseeberge mit Monte Baldo, Monte Altissimo di Nago und Monte Stivo. Im Westen erheben sich über Monte Bondone und Paganella die Gipfel der Adamellogruppe und der Brenta, an die sich im Norden die Ortlergruppe anschließt.

Davor ist das Etschtal zwischen Mezzocorona und Trento zu sehen. Im Norden reicht der Blick über die Südtiroler Bergwelt bis zu den Ötztaler und Stubaier Alpen. Wer wollte all die vielen Gipfel identifizieren?

Ausgangs- und Endpunkt
Station Panarotta oder Vetriolo Terme. Zu beiden Ausgangspunkten führt ab Levico Terme eine kurvenreiche, aber bestens ausgebaute Straße. Die Straße ab Pergine ist hingegen oft schmal. Genügend Parkplätze auf Panarotta, begrenzte Anzahl in Vetriolo. ÖV gibt es nur im Hochsommer.

Zeiten & Höhenmeter
Chalet Panarotta – La Bassa 30 Min.
La Bassa – Chalet Panarotta 30 Min.

Vetriolo Terme – La Bassa 2 Std.
La Bassa – Vetriolo Terme 1½ Std.

La Bassa – Monte Fravort 1½ Std.
Monte Fravort – La Bassa 1¼ Std.
570 Hm ab Panarotta, 920 Hm ab Vetriolo Therme, inkl. Gegenanstiege

Anforderungen & Jahreszeit
T2+ wenn schneefrei, Trittsicherheit am Gipfelaufbau, bei Schnee und Eis erhöhen sich die Anforderungen (Krampen zu empfehlen)!
ganzjährig, bei ausreichend Schnee auch mit Schneeschuhen (WT3)

Tabacco: 062 Altopiano di Pinè – Valli di Chembra e dei Mocheni, 1:25 000. Beste und schönste Karte, mit vielen Einzelheiten.

Kompass: 75 Valsugana, Trento, Piné, Levico, Lavarone, 1:50 000. Weniger detailliert, dafür wasser- und reißfest. Gute Karte mit der gesamten Valsugana.

Deutschsprachige Führer über die Region sind echte Raritäten. Mit ein wenig Italienisch-Kenntnissen sind aber auch italienische Führer hilfreich.

Corradini, Mario: Lagorai – Cima d’Asta, Guida dei Monti d’Italia, Milano, 2006. Die Fülle an Routen und Informationen ist unglaublich, dazu viele schöne Bilder, die Lust machen, diese Berge zu entdecken. Mehr Lagorai geht nicht!

Fabbro, Claudio: Valsugana Occidentale, euroedit, Trento, 2001.

In Deutschland kaum erhältlich, evtl. antiquarisch. Am besten vor Ort bei der gut sortierten Libreria Viaggeria in Trento versuchen.

Keine Möglichkeit unterwegs.

ÖV

Nach Panarotta und Vetriolo gibt es nur im Hochsommer einen Kleinbus mit 8 Plätzen: Move Valsugana.

Über die Region gibt es allgemein wenig informative Seiten oder gar nichts, die Seite panarotta.it existiert bspw. aktuell nicht.

Valsugana, deutschsprachig

Bersntoler Kulturinstitut

Libreria Viaggeria, erstklassige Reisebuchhandlung in Trento, große Auswahl an (meist nur italienischsprachigen) Führern.

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