Scheiblehnkogel – 3000er im Ötztal ohne Gletscher

Auf dem Bild geht der Blick vom Scheiblehnkogel Richtung Süden und Südwesten. Links sieht man die Gipfel im Gurgler Kamm in den Ötztaler Alpen. Sie sind in der Gipfelregion vergletschert. Links sieht man die östlichen Ausläufer der Texelgruppe mit der Kolbenspitze und in der Ferne links dahinter noch die Berge im Meraner Land. m Vordergrund liegt in der Tiefe das Timmelstal. Der Himmel ist blau, es hat Schleierwolken, die den Himmel wunderschön verzieren.
Wolkenspiele – Ötztaler Alpen vom Scheiblehnkogel

Gletscherfreier 3000er im Ötztal

In kaum einem anderen Tal in Österreich gibt es so viele leichte 3000er wie im Ötztal. Bekannte Gipfel in dieser Kategorie sind die Kreuzspitze als einer der höchsten Wanderberge der Alpen oder der prominent über dem Tal platzierte Nederkogel. Eher weniger spektakulär und ein wenig versteckt, ist der Scheiblehnkogel ein Berg, der zwar einfach, aber nur mit einem langen Anstieg zu erreichen ist.

Blickt man auf die Karte und schaut sich den sehr langen Weg durch das Windachtal zum Scheiblehnkogel an, könnte man fast den Mut verlieren. Bis zur Abzweigung bei der Materialseilbahn zur Siegerlandhütte ist man schon 2 Std. unterwegs, hat aber gerade mal 400 Hm gemacht. Bis zum Gipfel warten weitere 700 Hm, die in diesem Gelände je nach Fitness nochmals 2-2½ in Anspruch nehmen. Ja, der Weg ist sehr lang und im Abstieg sollte man nicht mit den üblichen ⅔ der Anstiegszeit kalkulieren. Hier funktioniert das nicht. Das Windachtal ist sehr lang und im flachen Talboden ist man im Abstieg nicht viel schneller unterwegs. Dies solltet ihr bei eurer Zeitplanung unbedingt berücksichtigen.

Auf dem Bild geht der Blick vom Scheiblehnkogel, einem leichten 3000er über das weitläufige Windachtal hinweg zu den Gipfeln nördlich des Tal zwischen Hohem Nebelkogel und Schaufelspitze. Vom Gipfel ist der Ausgangspunkt der Wanderung beim Gasthaus Fiegl nicht sichtbar. Links im Hintergrund schauen noch einige Gipfel der Ötztaler Alpen mit Watzespitze und Hoher Geige hervor, rechts am Bildrand der Schrankogel. Auffallend sind viele rötliche Gesteine, was auf einen hohen Eisengehalt schließen lässt. Sie geben der Landschaft ein buntes Aussehen. Der Himmel ist blau, es hat viele schöne Schleierwolken.
Weitläufig – Windachtal vom Scheiblehnkogel

Aber es muss ja keine Tagestour sein. Die Siegerlandhütte bietet sich als Stützpunkt an. Dann wird daraus eine moderate Gipfeltour. In diesem Fall solltet ihr unbedingt reservieren, denn seit der Alpenverein und verschiedene Führerpublikationen die mehrtägige Hüttentour rund um das Windachtal propagieren, erfreut sich dieser Teil der Stubaier Alpen wachsender Beliebtheit.

Falls ihr also den Scheiblehnkogel als Hüttentour machen möchtet, habt ihr am ersten Tag lediglich 3 Std. im Aufstieg zu bewältigen. Am zweiten Tag sind es dann 2 Std. zum Gipfel plus 3¼ Std. zum Gasthaus Fiegl.

Scheiblehnkogel

Auf der Open Topo Map hat der Scheiblehnkogel keinen Namen. Beim Vergrößern der Karte erscheint immerhin das Gipfelkreuz neben der Peillöcherspitze (auf der AV-Karte Beillöcherspitze).

Vielfach wird der Scheiblehnkogel als Vorgipfel der Peillöcherspitze angesehen. Betrachtet man das Duo aber bspw. vom Hohen Nebelkogel, erkennt man zwei gleichwertige Gipfel und der Scheiblehnkogel zeigt sich als schöne Pyramide. 10 Meter Differenz sind ja nun auch keine Welt!

Auf dem Bild sieht man den Scheiblehnkogel von Nordwesten, aus dem großen geröllreichen Kar auf der Westseite des Gipfels, das der Anstieg durchquert. Der Gipfel erhebt sich im Hintergrund als flache Pyramide. Der im Text erwähnte Sattel, P. 2888m, wird von einem Buckel verdeckt. Die Landschaft besteht hier aus Blockhalden & Gletscherschliffen, also das, was der Gletscher zurückgelassen hat. Rechts im Bild erkennt man noch eine Moräne, die mit etwas Gras bewachsen ist. Ansonsten wirkt alles hier rau und herb. Der Himmel ist blau, es hat dünne Schleierwolken.
Blockhalden & Gletscherschliffe – Scheiblehnkogel von Nordwesten

Wer noch AV-Karten aus den 1980er-Jahren hat, weiß, dass seinerzeit der Westliche Scheiblehnferner noch ein kleines Stück überquert werden musste. Dies ist längst Geschichte, der Anstieg ist komplett gletscherfrei. Der Gletscher hat sich stark zurückgezogen. Größtenteils ist er von Blockwerk bedeckt, das vom Hohlkogel und der Beilspitze herabstürzt.

Wanderungen & Touren im Windachtal

Das Windachtal ist ein langes Seitental des Ötztals, gleichzeitig aber Teil der Stubaier Alpen, die das gesamte Ötztal rechtsseitig begleiten. Es wird gerne als »Söldens Stille Seite« beworben. Was tatsächlich auch stimmt, verglichen mit der »Fun & Action-Welt« gegenüber am Gaislachkogel und den anderen Bergbahnen.

Zentraler Ausgangspunkt im Windachtal ist das Gasthaus Fiegl. Von hier lassen sich Bergwanderungen und alpine Touren unternehmen. Wer von hier tiefer ins Windachtal eindringt, kann zur Siegerlandhütte oder auf den Scheiblehnkogel steigen. Ein weiteres lohnendes Tourenziel ist die Hildesheimer Hütte, die in aussichtsreicher Lage über dem Tal thront. Sie ist Ausgangspunkt für das Zuckerhütl, den höchsten Berg der Stubaier Alpen. Für diese Tour sind aber Erfahrung und die nötige (Gletscher-) Ausrüstung oder ein Bergführer Voraussetzung!

Auf dem Bild geht der Blick vom Weg zum Brunnenkogel über das Windachtal hinweg. Gegenüber erhebt sich eine eindrucksvolle Bergkette der Stubaier Alpen, von den Daunkögeln links, über die Stubaier Wildspitze und Schaufelspitze zum Zuckerhütl und zur Sonnklarspitze ganz rechts. Man erkennt noch ein paar kleinere Gletscher und die höchsten Gipfel haben en wenig Neuschnee. Der Talboden des Windachtals ist nicht sichtbar. Der Himmel ist blau, es hat aber viele dünne Schleierwolken.
Eindrucksvoll – Berge über dem Windachtal vom Weg zum Brunnenkogel

Wer gerne leichte 3000er besteigt, dem empfehle ich die landschaftlich einmalige Tour über die Hochstubaihütte zum Hohen Nebelkogel. Sie erfordert neben Trittsicherheit auch eine gute Kondition. Einfacher und schneller erreichbar ist der Söldenkogel mit tollem Tiefblick ins Ötztal.

Südlich des Windachtals, quasi am anderen Ende des Windachkammes, wartet mit dem Brunnenkogelhaus auf dem gleichnamigen Gipfel eine sehr schöne Tour, die sich zu einer abwechslungsreichen Überschreitung nach Sölden ausbauen lässt.

Leichter 3000er mit Öffis

Zum Glück gibt es den Wanderbus zum Gasthaus Fiegl im Windachtal. Sonst müsste man dorthin mühsam in 2 Std. wandern – und das Ganze natürlich auch wieder hinab.

So abgelegen der Scheiblehnkogel auch sein mag, aber diese Tour ist ein perfektes Beispiel dafür, dass im Ötztal viele Bergtouren – auch lange – mit Öffis machbar sind. Mittlerweile passt auch der Anschluss morgens an den ersten Bus ins Windachtal ab den Dörfern talabwärts (Längenfeld, Umhausen, Oetz: Linie 320). Das war zumindest bis 2021 nicht der Fall.

Im gesamten Ötztal ist der ÖV gut bis sehr gut ausgebaut. Selbst in Obergurgl sind (Tages-) Touren problemlos mit Öffis möglich. Bei manchen Vermietern ist die Summer Card im Preis inbegriffen. Die Karte bietet u.a. freie Fahrt mit allen Bussen im Tal – auch mit dem Wanderbus ins Windachtal.

Wanderung durch das Windachtal

Vom Gasthaus Fiegl, 1965 m, folgt man zunächst dem breiten Fahrweg. Wie die meisten Talwege ist auch dieser mitunter etwas monoton. Andererseits ist das Windachtal wirklich sehr schön. Nach etwa 1 Std. zweigt der Weg zur Hildesheimer Hütte links ab. Kurz darauf wird aus dem Fahrweg ein Wanderweg und im Hintergrund zeigt sich die kleine Pyramide des Scheiblehnkogels.

Auf dem Bild geht der Blick ins Windachtal taleinwärts. Über dem den Tal erheben sich im Hintergrund die Gipfel im Windachkamm. Ganz hinten links erkennt man die kleine Pyramide des Scheiblehnkogels, rechts neben der breiten Peillöcherspitze. Im Vordergrund erkennt man die Windache, die durch das gleichnamige Tal fließt. Sie liegt noch im Schatten, während auf die Gipfel bereits die Sonne fällt. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Windachtal – Hinten die kleine Pyramide des Scheiblehnkogels

Meist in unmittelbarer Nähe zur Windache gewinnt man nur langsam an Höhe. Kurz nach einer Brücke gelangt man zur Materialseilbahn, 2392 m, der Siegerlandhütte. Hier zweigt der Anstieg zum Scheiblehnkogel rechts ab.

Wer zur Siegerlandhütte möchte, hat etwa noch 1 Std. auf einem guten Wanderweg. Den Rucksack kann man von hier mit der Seilbahn zu Hütte befördern.

Bergtour zum Scheiblehnkogel

Nun geht es »richtig« bergauf. Endlich, möchte man nach dem endlos erscheinenden Talhatscher fast schon meinen. Zunächst nun über einen Moränenrücken in südöstlicher Richtung bis auf eine Geländestufe, mit einem kleinen namenlosen See und einem Wegweiser.

Hier trifft von links der Weg von der Siegerlandhütte dazu. Gemeinsam weiter bis zum untersten Nordwestgrat des Scheiblehnkogels. Man erreicht so das große, blockübersäte Hochkar westlich unter dem Gipfel. Der Gelände ist in diesem Bereich etwas unübersichtlich, bei schlechter Sicht ist Vorsicht geboten.

Der Scheiblehnkogel zeigt sich im Hintergrund als flache Pyramide. Weiterhin gut markiert führt der Steig dann Richtung Grathöhe und hinauf in den namenlosen Sattel, P. 2888 m der AVK. Dabei wird nicht der tiefste Punkt betreten, der Steig erreicht den Grat etwas links oberhalb.

Auf dem Bild sieht man den letzten Abschnitt der Bergtour zum Scheiblehnkogel, dessen Gipfelkreuz silbern in der Sonne leuchtet. Der Gipfel ist in der linken Bildhälfte zu sehen. Er besteht aus Gneisen und Schiefern, die zum Teil rötlich gefärbt sind., was auf einen hohen Eisengehalt schließen lässt. Nach rechts fällt der Grat fast senkrecht ins Timmelstal ab. In der rechten Bildhälfte ist im Hintergrund noch die Peillöcherspitze zu sehen, dei aus dunklen Gneisen aufgebaut ist. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleierwolken.
Steil – Letzte Meter zum Scheiblehnkogel

Der letzte Abschnitt sieht von hier und auf dem Bild wilder aus, als er tatsächlich ist. Es wird zwar steiler, aber es ist an keiner Stelle schwierig oder ausgesetzt – sofern man genügend Abstand zum Gratabbruch rechts Richtung Süden hält! Bald steht ihr oben, am großen Gipfelkreuz auf dem Scheiblehnkogel, 3055 m.

Wer im Abstieg noch in der Siegerlandhütte einkehren möchte: Der Umweg erfordert zusätzlich etwa 1 Std. und 100 Hm Gegenanstieg.

Rundsicht von Scheiblehnkogel

Zugegeben – die knapp höhere Peillöcherspitze schränkt das Panorama ebenso etwas ein wie das mächtige Zuckerhütl im Norden. Aber das stört überhaupt nicht, denn Richtung Süden ist der Blick vollkommen frei. Bei schönem und klarem Wetter sieht man über das Passeiertal hinweg zum Meraner Land und in der Ferne bis zum Lagorai. Hinter den Ridnauner Bergen im Südosten zeigen sich die Sarntaler Alpen und bei klarem Wetter am Horizont die Dolomiten. Aus dem Timmelstal ist mitunter der Klang von Kuhglocken zu vernehmen.

Sehr schön ist der Blick auf die Ötztaler Alpen, mit dem Gurgler Kamm (Hoher First & Seelenkögel), wie das Beitragsbild oben illustriert. Links dahinter erkennt man noch die Ausläufer der Texelgruppe. Richtung Westen präsentieren sich im Vordergrund die wilden und einsamen Gipfel im Windachkamm, der von hier zum Timmelsjoch zieht. Darüber ragen neben anderen auch die zwei höchsten Gipfel der Ötztaler Alpen (Wildspitze, Weißkugel) auf.

Auf dem Bild geht der Blick vom Scheiblehnkogel, einem leichten 3000er nach Westen zu den Gipfeln im Windachkamm im Vordergrund und den Ötztaler Alpen am Horizont. Rechts unten sieht man das blockgefüllte Kar, durch das der Anstieg zum Scheiblehnkogel erfolgt. Man sieht auch noch die Reste des Westlichen Scheiblehnferners, der in weiten Teilen aber mit Geröll bedeckt ist. Die Gesteine der Gipfel im Windachkamm sind zum Teil rötlich, auf der linken Seite fallen steile, teils begrünte Hänge Richtung Süden ins Timmelstal ab. Die Gipfel der Ötztaler Alpen sind teils vergletschert, vor allem die Wildspitze, der höchste Berg im Ötztal. Der Himmel ist blau und es hat schöne Schleierwolken.
Westwärts – Ötztaler Alpen & Windachkamm vom Scheiblehnkogel

Nördlich über dem Windachtal stehen die mächtigen und schönen Gipfel zwischen Hohem Nebelkogel und Schaufelspitze Parade (Bild ganz oben). Dahinter schaut noch der Schrankogel herüber, während weiter rechts das von hier etwas düster wirkende Zuckerhütl den Blick begrenzt. Fast noch mächtiger erscheint die nahe Sonnklarspitze rechts davon. Links hinter der Peillöcherspitze schaut auch der Wilde Freiger heraus. Also einige Gipfel, die in der Stubaier Alpen Rang und Namen haben!

Mehr Ideen und Vorschläge für einfache Hochgipfel im Ötztal gewünscht? Ihr findet sie im Beitrag leichte 3000er im Ötztal.

Ausgangs- und Endpunkt
Gasthaus Fiegl im Windachtal. Erreichbar mit dem Wanderbus ab Sölden oder in 2 Std. zu Fuß.

Zeiten & Höhenmeter
Gasthaus Fiegl – Abzweigung Materialseilbahn 2 Std.
Abzweigung Materialseilbahn – Scheiblehnkogel 2¼ Std.
Scheiblehnkogel – Abzweigung Materialseilbahn 1½ Std.
Abzweigung Materialseilbahn – Gasthaus Fiegl 1¾ Std.
1100 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3, Trittsicherheit im Blockgelände und am Grat
Ende Juli bis September

Alpenvereinskarte: 31/1 Stubaier Alpen – Hochstubai, 1:25 000. Beste und schönste Karte für die Bergwelt rund um das Windachtal.

freytag & berndt: 251 Ötztal – Pitztal – Kaunertal – Wildspitze, 1:50 000. Kleiner Maßstab, sehr schönes Kartenbild.

Kümmerly+Frey: 6 Ötztal, 1:50 000. Ebenfalls kleiner Maßstab, dafür reißfest, inkl. Download Karte für Smartphone.

Zahel, Mark: Ötztal, Oetz – Umhausen – Längenfeld – Sölden – Vent – Obergrugl, Bergverlag Rother, München, 9. Auflage 2024. In meinen Augen aktuell der beste Wanderführer über das Ötztal. Sehr empfehlenswert!

ÖV

Das Berggasthaus Fiegl ist ab Sölden mit dem Wanderbus erreichbar (Linie 54 Windach). Im gesamten Ötztal ist der ÖV gut bis sehr gut ausgebaut. Mittlerweile passt auch der Anschluss an den ersten Bus ins Windachtal ab den Dörfern talabwärts (Längenfeld, Umhausen, Oetz: Linie 320).

Linienverkehr Ötztal

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