Leichter 3000er in den Walliser Alpen für Einsteiger
Das Wallis ist die Region, in der die meisten 4000er der Alpen stehen. Gleichzeitig ist es auch ein »Land der leichten 3000er«. Das darf man ohne Übertreibung sagen. Besonders südlich des Rhonetals, in den Walliser Alpen, gibt es reichlich Auswahl. Eine erste Übersicht über leichte 3000er im Wallis bietet euch der Beitrag Leichte 3000er in der Schweiz.
Die Bella Tola ist einer der leichtesten 3000er im Wallis. Eine einfache Bergtour auf markierten Wegen, die höchstens bei Regen oder Schnee kritisch werden könnte. Normalerweise aber ist dies eine friedliche Tour auf einen wunderschönen Aussichtsberg, die auch für Anfänger und Einsteiger, die zum ersten Mal einen 3000er machen möchten, geeignet ist. Trittsicherheit solltet ihr jedoch mitbringen.
Eine Wanderung auf die Bella Tola gehört quasi zum Pflichtprogramm eines Wanderurlaubs im Val d’ Anniviers. Der Berg ist auch für Familien mit Kindern gut zu erreichen und bietet eine der schönsten Rundsichten im Zentralwallis. Ich will hier nicht verschweigen, dass die Bella Tola außerordentlich beliebt ist. Schöne Sonntage solltet ihr daher möglichst meiden, denn neben Urlaubern zieht der Gipfel viele Tagesausflügler aus der Genferseeregion und dem westlichen Schweizer Mittelland an.
Der Gipfel des Rothorns lohnt den kurzen, leichten und aussichtsreichen Übergang allemal. Vom schönen Pavillon genießt man Tiefblicke ins Rhonetal, auf die Stein- und Seenlandschaft zwischen Bella Tola und Illhorn sowie einen schönen Rückblick zum eben bestiegenen 3000er.
Alles in allem eine recht gemütliche Tour. Und im Anschluss lässt sich bei einem Kaffee oder einem Bierchen auf der Terrasse der Cabane Bella Tola die schöne Aussicht auf die Walliser und Waadtländer Berge genießen.
Wandern im Val d’ Anniviers
Das Val d’ Anniviers ist eines meiner Lieblingsziele in den Alpen. Ich war dort mehrfach im Urlaub. So in Grimentz, einem der schönsten Orte in den Alpen, der sich fast schon an der Grenze zum Kitsch bewegt. Aber einfach hinfahren und sich selbst ein Bild machen. Die anderen Orte sind vielleicht nicht ganz so schön, aber das Tal ist ein Traum! Einmal war ich für vier Wochen in Vercorin, habe mir dort eine Auszeit genommen. Einen ganzen Oktober lang. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Und natürlich kenne ich im Tal so gut wie jeden Wanderberg. Auf vielen davon war ich mehrfach, so wie auch auf der Bella Tola.
Außer der Bella Tola gibt es im Val d’ Anniviers noch andere 3000er zum Wandern: Le Toûno ist genauso einfach, die Sasseneire hingegen etwas anspruchsvoller. Die Auswahl an leichten 3000ern ist aber nicht ganz so groß wie im Mattertal oder im Saastal. Dafür gibt es hier viele attraktive Wanderberge zwischen 2600 und 3000 m. Illhorn und Mont Noble zählen zu den schönsten Wanderbergen der Schweiz. Vom Illhorn hat man eine tolle Sicht auf Bella Tola und Rothorn, wie das nächste Bild zeigt. Kleiner Fun Fact am Rande – alle Bergnamen auf dem Bild beginnen mit »B«, nur das Rothorn in der Mitte nicht …
Wanderung zur Bella Tola
Bei der Bergstation Tignousa, 2186 m zeigt der Wegweiser die Richtung zur Bella Tola an. Zunächst geht’s in kurzen Kehren rasch zur Cabane Bella Tola, 2346 m. Bei der Hütte folgt ihr den Wegweisern nach rechts. Der breite Fahrweg wird schon bald zum Wanderweg und durchquert in einem Bogen eine weite Mulde. Dabei kommen wir an einem äußerst fotogenen Mini-See vorbei und sehen von weiter oben rückblickend auf eine Wasserleitung (Suone) herab, die vielleicht zur Versorgung der weidenden Kühe erbaut wurde. Bei P. 2522 m, mündet der Wander- in einen Fahrweg und es heißt kurzzeitig wieder über einen steilen Fahrweg (Skipiste) anzusteigen, bevor der Gipfelanstieg links abzweigt. Unweit befindet sich rechterhand der kleine Lac de la Bella Tola.
Der gut angelegte Weg führt in vielen Kehren bequem hinauf zu einer verschlossenen Hütte und kurzzeitig etwas steiler zur Grathöhe, 2927 m, zwischen Bella Tola und Rothorn. Rechts haltend gelangt ihr am Grat entlang zum Gipfelaufbau und in Kehren zum kleinen Gipfelkreuz und dem Wegweiser auf der Bella Tola, 3025 m. Die hellen Gesteine auf der Bella Tola stehen in einem starken Kontrast zur Umgebung.
Rundsicht von der Bella Tola
Aufgrund ihrer Lage in der Mitte des Kantons, ist die Rundsicht von der Bella Tola vielleicht eine der schönsten im Wallis. Man blickt Richtung Süden zu den Giganten der Walliser Alpen: Vom Saaser Dreigestirn (Weissmies) über die Mischabelkette, Weisshorn, Matterhorn, Dent Blanche und Pigne d’ Arolla bis zum Grand Combin. Weiter rechts zeigt sich auch der Mont Blanc.
Im Nordhalbrund hemmt kein höherer Gipfel weit und breit die Sicht auf die lange Kette der Berner und Waadtländer Alpen über dem Rhonetal. Vom Aletschhorn über Bietschhorn, Balmhorn und Wildstrubel bis zum Wildhorn zeigt sich viel Prominenz. Weiter westlich schließen die Waadtländer Alpen vom Oldenhorn und Sommet des Diablerets bis zum Grand Chavalard am Rhoneknie. Dahinter spitzen noch die Zacken der Dents du Midi hervor.
Daher unbedingt einen klaren Tag abwarten. Die Bilder hier können die einmalige Rundsicht leider nicht so wiedergeben, wie ich es gerne hätte. Und von meinem ersten Besuch weiß ich, was man vom Gipfel der Bella Tola alles sehen kann. Für meinen nächsten Urlaub im Wallis habe ich die Bella Tola jedenfalls fest eingeplant, um hier dann bessere Bilder der famosen Rundsicht präsentieren zu können …
Gratwanderung von der Bella Tola zum Rothorn
Ihr steigt wieder am Kamm in den Sattel hinab und auf der anderen Seite problemlos über einen kleinen Grathöcker hinauf bis zum Pavillon am Rothorn, 2998 m. Vorhin noch ein französischer Name, nun ein Gipfel mit deutschem Namen – ihr bewegt euch hier auf der Sprachgrenze. Der Pfynwald, der Forêt des Finges, zwischen Leuk und Sierre, markiert die Sprachgrenze im Rhonetal. Im Val d’ Anniviers spricht man Französisch, ein Tal weiter im Osten, im Turtmanntal, bereits wieder Deutsch.
Die Rundsicht ist ähnlich wie von den Bella Tola, dazu kommen schöne Tiefblicke ins Rhonetal und in die vielen Mulden mit ihren kleinen Seen wie den Meretschiseen, den Lac Noir oder den etwas größeren Illsee.
Der Abstieg erfolgt bis in den Sattel zwischen beiden Gipfeln und von dort auf bekanntem Weg hinab nach Tignousa. Die einzige Variante für Wanderinnen & Wanderer wäre der Abstieg von der Bella Tola via Pas de Boeuf nach Tignousa.
Ausgangs- und Endpunkt
Bergstation Tignousa, Standseilbahn von St-Luc (2201). Kurvenreiche Straße von Sierre über Vissoie nach St-Luc, gebührenpflichtige Parkplätze. Bus ab Sierre über Vissoie (12.451 und 12.454).
Zeiten & Höhenmeter
Tignousa – Cabane Bella Tola 30 Min.
Cabane Bella Tola – Bella Tola 2 Std.
Bella Tola – Rothorn 30 Min.
Rothorn – Tignousa 1½ Std.
910 Hm
Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit auf der Grathöhe
Juli bis September, meist bis Oktober machbar (Südseite)
Swisstopo 33, 3305 T Crans-Montana (wasserfest, Vergrößerung der 50er-Karte). Die preiswerteste Lösung.
Swisstopo 25, 1307 Vissoie, das perfekte Blatt für die Tour.
Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.
Mehr Infos bei Swisstopo.
Bauer, Marianne & Waeber, Michael: Walliser Alpen, Gebietsführer für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer, Bergverlag Rother, München, 14. Auflage 2012. Seit vielen Jahren das Standardwerk. Der Führer ist nicht nur für Hochalpinisten geschrieben, enthält viele Bergwandergipfel und Höhenwege. Bei der Fülle an Informationen erstaunlich preiswert. Topp!
Bahnzhaf, Bernhard Rudolf / Biner, Hermann / Theler, Vincent: Alpine Touren Matterhorn / Dent Blanche / Weisshorn, Vom Col Collon zum Theodulpass, SAC-Verlag, Bern 2010. Beschreibt alle sicheren und lohnenden Routen auf die Gipfel zwischen Rhonetal und Matterhorn, darunter auch viele Bergwanderungen. Topp!
Bus ab Siere nach Vissoie (12.451).
Bus von Vissoie nach St-Luc (12.454)
Seilbahn nach Tignousa (2201).
Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Wallis unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.
Anders als in anderen Regionen der Schweiz wie bspw. im Berner Oberland, existiert im Oberwallis kein Tarifverbund. Laut einer Studie zur Einführung eins Tarifverbunds wäre das Kosten-Nutzen-Verhältnis dafür nicht gegeben.
Infos zu Preisen und Verbindungen:
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