Brunnenkogelhaus – Wandern & einkehren hoch über Sölden

Auf dem Bild blickt man von Süden zum Brunnenkogelhaus, das auf dem gleichnamigen Gipfel steht. Am Grat ist der Weg, der vom Timmelsjoch und vom Windachtal zum Haus führt, erkennbar. Der Gipfel ist aus Gneisen aufgebaut, die in unterschiedlichen Farben leuchten. Auf der rechten Seite braun-rötlich, links eher grün. Im Bildvordergrund erkennt man ebenfalls Gneise. Im Hintergrund erkennt man links die Gipfel des Geigenkamms und das Pistengelände von Hochsölden, rechts den Hohen Söldenkogel. Der blaue Himmel wird von Schleierwolken verziert.
Exponiert am Gipfel – Brunnenkogelhaus

Gipfelhaus über dem Ötztal

Das Angebot an markierten Gipfelanstiegen im Ötztal ist reichhaltig. Allein rund um Sölden gibt es zehn Gipfel mit markierten Anstiegen. Bei den vielen 3000ern hat es der Vordere Brunnenkogel, der »kleinste« im Bunde, schwer. Wenn man vom Tal zum Brunnenkogelhaus hinaufschaut, kann man sich gut vorstellen, dass der Anstieg eine anstrengende Sache wird. 1370 Hm im Auf- und Abstieg sind nicht ohne und erfordern eine sehr gute Kondition. Ihr dürft mit einer Anstiegszeit von 3½ bis 4 Std. rechnen.

Auf dem Bild geht der Blick von der Leiterbergalm Richtung Süden und hinab auf Sölden im Ötztal. Darüber erheben sich zwei Hausberge von Sölden: Rechts der Nederkogel und links der Vordere Brunnenkogel, auf dem das Brunnenkogelhaus zu erkennen ist. Zwischen den beiden sieht man im Hintergrund noch die Gipfel im Gurgler Kamm. Rechts vom Nederkogel sind noch einige Gipfel im Ramolkamm zu sehen. Der Himmel ist blau und es hat nur wenige Wolken.
Hoch über Sölden – Links oberhalb erhebt sich der Brunnenkogel mit seinem Haus

Der Brunnenkogel lässt sich aber auch »quasi von hinten« mit deutlich weniger Höhenunterschied erreichen. Im Sommer (ca. Mitte Juni bis Mitte September) fährt von Sölden ein Wanderbus ins Windachtal. Der erste Kurs startet um 7 Uhr und ihr seid bereits kurz vor halb acht am Gasthaus Fiegl. Von hier sind es noch etwa 800 Höhenmeter und 2½ bis 3 Std. zum Brunnenkogelhaus. Klingt schon nicht mehr ganz so anstrengend, oder? Mit einem Abstieg nach Sölden ergibt das eine runde und sehr schöne Gipfelüberschreitung.

Selbstverständlich könnt ihr auch wieder zum Gasthaus Fiegl absteigen und von dort mit dem Bus nach Sölden. Wenn ihr die Bergwanderung in umgekehrter Richtung gehen möchtet (Sölden – Brunnenkogelhaus – Gasthof Fiegl), solltet ihr mit insgesamt 6 Std. rechnen. Bei einem Abstieg nach Sölden kommen weitere 1½ Std. dazu.

Auf dem Bild blickt man vom Anstiegsweg aus dem Windachtal auf die Bergkette auf der gegenüberliegenden Talseite: Östlicher Daunkogel, Stubaier Wildspitze, Schussgrubenkogel, Aperer Pfaff und Pfaffenschneide heißen die beeindruckenden Gipfel von links nach rechts. Letzterer verdeckt das Zuckerhütl und ist noch leicht vergletschert. Den Vordergrund füllen alpine Weiden, die bereits von grün zu gelb wechseln und auf denen einige große Felsblöcke liegen. Ganz vorne ist auch noch ein kleines Gewässer erkennbar. Der Himmel ist blau und wird von Schleierwolken verziert.
Stolze Gipfel – Bergkette über dem Windachtal

Der Wanderbus ins Windachtal eröffnet weitere Tourenmöglichkeiten, die sonst nur mit sehr viel Aufwand oder als Zweitagestouren machbar wären. So die Hochstubaihütte mit dem Hohen Nebelkogel oder die Anstiege zur Hildesheimer Hütte und Siegerlandhütte. Allein hier im Windachtal kann man locker eine Tourenwoche verbringen.

Windachkamm

Der Brunnenkogel ist der westlichste Ausläufer im Windachkamm, auch Brunnenkogelkamm genannt, der sich in der Windachscharte südwestlich der Schwarzwandspitze vom Hauptkamm der Stubaier Alpen löst und in westlicher Richtung zum Ötztal hin absinkt. Der Windachkamm ist eher ein einsames Gebiet mit vielen abgelegenen Karen, in die sich vermutlich kaum einmal jemand verirrt. Die Gipfel erreichen Höhen zwischen 2700 und 3200 Meter, höchster Gipfel ist das Jochköpfl, 3143 m. Es gibt nur wenig markierte Bergwanderwege, außer zum Brunnenkogelhaus noch den Anstieg zum Wannenkarsee und den Hochstubai-Panoramaweg, der das Brunnenkogelhaus mit dem Timmelsjoch verbindet. Im Osten ist mit dem Scheiblehnkogel noch ein leichter 3000er dabei. Der Brunnenkogel mit seinem Haus ist zweifellos das populärste Ziel im Windachkamm.

Auf dem Bild sieht man den Windachkamm von Norden, im Anstieg vom Gasthaus Fiegl Richtung Laubkarsee. Die Sonne scheint am frühen morgen von links auf die Berge, sodass einige Kare noch im Schatten liegen. Ganz rechts erhebt sich als letzter Gipfel im Kamm der Vordere Brunnenkogel, auf dem das Brunnenkogelhaus gut zu erkennen ist. Zwischen dem Aufnahmestandpunkt und dem Windachkamm liegt das Windachtal. Der Himmel ist blau, nur direkt hinter den Gipfeln sind weiße Schleierwolken zu sehen.
Windachkamm – Ganz rechts das Haus auf dem Brunnenkogel

Immer wenn ich im Ötztal war, stand ein Besuch beim Brunnenkogelhaus auf meinem Programm. Es kam irgendwie nie dazu, es gab immer höhere oder wichtigere Ziele. Nun habe ich es endlich geschafft, mal da oben zu stehen. Heute weiß ich: Das Brunnenkogelhaus ist eines der lohnendsten Ziele im Ötztal.

Österreichischer Touristenklub ÖTK

Das Brunnenkogelhaus ist im Gegensatz zu den meisten anderen Hütten im Ötztal keine Alpenvereinshütte. Besitzer ist der Österreichische Touristenklub ÖTK, der 1896 in Wien gegründet wurde und nach dem Österreichischen Alpenverein der zweitälteste alpine Verein Österreichs ist. Ursprüngliche Intention war die touristische Erschließung der Berggebiete rund um Wien und in den Wiener Hausbergen (Schneeberg, Rax, Ötscher, Hochschwab …).

Der ÖTK ist bis heute im Osten Österreichs präsenter als in Vorarlberg oder Tirol, wo er deutlich weniger Hütten besitzt. Er betreibt insgesamt 53 Schutzhütten und 32 ÖTK-Aussichtswarten in den Ostalpen (Stand: September 2023). Darunter sind bekannte Häuser wie das Matrashaus am Hochkönig, das Schiestlhaus am Hochschwab, das Ötscherschutzhaus oder die Wiener-Neustädter-Hütte an der Zugspitze.

Wechselvolle Geschichte

Die Geschichte des Brunnenkogelhaus begann 1888 als einfacher Steinbau. So wie auch die meisten Alpenvereinshütten. Bereits 1903 wurde die Hütte ein erstes Mal umgebaut. Immer wieder gab es Schäden durch Unwetter, was angesichts der Höhe und der Exposition auch kein Wunder ist. Der größte Einschnitt in der Geschichte des Hauses war wohl die Schließung im Jahr 2006 wegen baulicher Mängel. Damit wollte und konnte sich der Hüttenwirt Martinus Gstrein nicht abfinden. Schon im kommenden Jahr wurde die Hütte innerhalb von gerade mal sechs Wochen (!) komplett abgerissen und wieder neu aufgebaut. Das Bau-Team musste dabei vier Wochen lang jeden Tag morgens zwei Stunden aufsteigen und abends wieder hinab. Unvorstellbar.

Auf dem Bild sieht man das Brunnenkogelhaus von Süden. Aufnahmestandpunkt ist der im Text beschriebene Sattel etwas unterhalb des Gipfels, den man im Aufstieg vom Gasthaus Fiegl berührt. Der Gipfel ist aus Gneisen aufgebaut, die in unterschiedlichen Farben leuchten. Auf der rechten Seite braun-rötlich, links eher grün. Im Bildvordergrund liegen ebenfalls einige Gneise auf dem grasigen Grat. Im Hintergrund erkennt man links die Gipfel des Geigenkamms, rechts den Hohen Söldenkogel und den mit Neuschnee verzierten Gipfel der Wilden Leck. Der blaue Himmel wird von Schleierwolken verziert.
Neubau – Brunnenkogelhaus von Süden

Da habt ihr es entschieden leichter. Das Brunnenkogelhaus ist in der Regel von Mitte Juni bis Mitte/Ende September bewirtschaftet. Ihr könnt euch verpflegen oder auch übernachten. Bei meinem Besuch habe ich das Team als gut gelaunt und sehr engagiert kennengelernt. Ein Besuch lohnt sich also in jedem Fall.

Vom Windachtal zum Brunnenkogelhaus

Vom Gasthaus Fiegl, 1965 m, zunächst noch ca. 300 Meter taleinwärts, bis der markierte Anstieg zum Brunnenkogelhaus nach rechts abzweigt. Kurz über die Brücke der Windache, steigt der gute Weg sogleich steiler an. Im ersten Abschnitt führt er durch Bergwald und durch Buschwerk. Auf einer Höhe von ca. 2250 m quert er dann die Hänge in westlicher Richtung. Bereits hier Beim nächsten Wegweiser haltet ihr euch links, geradeaus geht’s zur Brunnenbergalm. Wieder in südlicher Richtung steigt der Weg auf die nächste Stufe. Auf 2400 m teilt sich der Weg erneut, nach links führt eine Markierung zum Wannenkarsee. Der Weg zum Brunnenkogelhaus beschreibt einen großen Rechtsbogen und führt durch eine idyllische Hochmulde.

Auf dem Bild steht man vor dem im Text beschriebenen Felsriegel, der aus dunkle Felsblöcken gebildet wird. Diese bilden einen stielen Hang, der links im Bild zu sehen ist. Ganz unten ist noch eine Markierung erkennbar. Die Kettensicherung ist an der Stelle noch nicht zu sehe. Dafür unten in der Bildmitte eine kurze Wegpassage danach. Links oben sieht man die Gipfelkuppe des Vorderen Brunnenkogels mit dem Brunnenkogelhaus. Der Gipfel, der rechts unten in einer großen Blockhalde ausläuft, wird aus Gneisblöcken und Rasenflecken gebildet. Rechts im Hintergrund erheben sich die Gipfel im Geigenkamm. Der Himmel ist blau und wird nur von Schleierwolken verziert.
Überraschung – Ein Felsriegel stellt sich in den Weg

Dann die große Überraschung: Ein Felsriegel, ein Ausläufer vom Hinteren Brunnenkogel, stellt sich in den Weg. Kettengesichert geht’s hier ein paar Meter abwärts. Die Passage ist durchaus ein wenig ausgesetzt und verlangt Trittsicherheit, was zur Bewertung T3 führt. Ohne diese Passage wäre der Anstieg mit T2 zu bewerten. Durch ein Blockfeld und über einen letzten Hang erreicht ihr einen kleinen Sattel und von hier in wenigen Minuten das Brunnenkogelhaus, 2738 m, auf dem gleichnamigen Gipfel.

Das Bild zeigt den großen Steinmann am Hinteren Brunnenkogel, in dem oben eine Stange steckt. Im Hintergrund erheben sich die Ötztaler Alpen. Links die Gipfel im Gurgler Kamm, die zum Teil vergletschert sind. Besonders gut ist der Rotmoosferner zu erkennen. Rechts vom Steinmann der Ramolkamm mit dem Nederkogel im Vordergrund. Der Himmel ist blau und wird nur von Schleierwolken verziert. Lediglich am Gurgler Kamm hat es mehrere Quellwolken.
Gipfelsymbol – Ötztaler Alpen vom Hinteren Brunnenkogel

Rundsicht vom Brunnenkogelhaus

Die Rundsicht von hier oben ist wunderschön. Zwar sind alle Berge im weiten Rund höher als unser Standpunkt, was keine Fernsicht erlaubt und im Süden schränken die höheren Gipfel im Windachkamm die Rundsicht etwas ein. Der Gipfel gestattet jedoch einen wunderbaren Überblick über das hintere Ötztal und die Ötztaler Alpen. Und natürlich über die Berge überm Windachtal, vom Söldenkogel über den Hohen Nebelkogel und die Schaufelspitze zum Windachkamm. Das Zuckerhütl ist nicht zu sehen – es versteckt sich hinter der Pfaffenschneide.

Ihr wollt es etwas ruhiger haben? Auch das geht – nur zehn Minuten weiter südlich am großen Steinmann auf dem Hinteren Brunnenkogel, 2775 m, könnt ihr so richtig abschalten. Die Einblicke ins Venter und Gurgler Tal sind von hier fast noch schöner.

Überschreitung nach Sölden

Vom Gipfel führt der Weg zunächst aussichtsreich in nördlicher Richtung direkt auf das Ötztal zu. Nach ein paar Kehren wendet er sich in südlicher Richtung und in die steile Westflanke hinein. In diesem Abschnitt ist nochmals Trittsicherheit nötig.

Auf dem Bild sieht man links eine rot-weiße Wegmarkierung, die auf einen Felsen (Gneis) gemalt ist. Rechts ist auf den Felsen noch ein Smiley gemalt. Darüber ist noch eine alte verblasste rot-weiße Wegmarkierung zu erkennen.
Motivierende Markierung – Am Weg von oder nach Sölden

Nach einem eher flachen Etappe auf einer Art Terrasse, folgt erneut eine steilere Passage zum Gasthaus Falkner auf der Brunnbergalm, 1972 m, hinab. Etwas unterhalb müsst ihr euch entscheiden, ob ihr nach Sölden-Windach möchtet oder nach Sölden-Moos. Das hängt von eurem Ziel im weitläufigen Sölden ab. Steht euer Auto bei der Gaislachkoglbahn (Haltestelle Windachtal-Bus), dann ist die zweite Alternative sinnvoller.

Ausgangspunkt
Gasthaus Fiegl im Windachtal. Erreichbar mit dem Wanderbus ab Sölden oder in 2 Std. zu Fuß.

Endpunkt
Sölden im Ötztal.

Zeiten & Höhenmeter
Gasthof Fiegl – Brunnenkogelhaus 2¾ Std.
800 Hm
Brunnenkogelhaus – Sölden 2¾ Std.
1370 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3, zwei Passagen erfordern erhöhte Trittsicherheit
Juli bis September, Öffnungszeiten Brunnenkogelhaus beachten!

Alpenvereinskarte: 31/1 Stubaier Alpen – Hochstubai, 1:25 000. Beste und schönste Karte für die Bergwelt rund um das Windachtal.

freytag & berndt: 251 Ötztal – Pitztal – Kaunertal – Wildspitze, 1:50 000. Kleiner Maßstab, sehr schönes Kartenbild.

Kümmerly+Frey: 6 Ötztal, 1:50 000. Ebenfalls kleiner Maßstab, dafür reißfest, inkl. Download Karte für Smartphone.

Zahel, Mark: Ötztal, Oetz – Umhausen – Längenfeld – Sölden – Vent – Obergrugl, Bergverlag Rother, München, 9. Auflage 2024. Enthält die Überschreitung des Brunnenkogels in umgekehrter Richtung und viele weitere Touren im Ötztal. Sehr empfehlenswert!

Klier, Walter: Alpenvereinsführer Stubaier Alpen, Bergverlag Rother, München, 14. Auflage 2013. Wer sich für die einsamen Gipfelziele im Windachkamm interessiert, kommt am legendären Alpenvereinsführer Stubaier Alpen nicht vorbei.

ÖV

Das Berggasthaus Fiegl ist ab Sölden mit dem Wanderbus erreichbar (Linie 54 Windach). Im gesamten Ötztal ist der ÖV gut bis sehr gut ausgebaut. Mittlerweile passt auch der Anschluss an den ersten Bus ins Windachtal ab den Dörfern talabwärts (Längenfeld, Umhausen, Oetz: Linie 320). Das war zumindest bis 2021 nicht der Fall.

Linienverkehr Ötztal

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