Leichtes Gipfelziel für alle Fälle
Der Penegal im Mendelkamm zwischen dem Südtiroler Überetsch und der Trentiner Val di Non lässt sich zu jeder Jahreszeit und bei (fast) jedem Wetter besteigen. Die Mühen halten sich auf dem Normalweg vom Mendelpass in Grenzen und ganz Bequeme fahren mit dem Auto zum großen Parkplatz beim Gipfelrestaurant. Das wäre aber schade, denn der kurze und leichte Anstieg lohnt sich und bietet einige schöne Passagen und Aussichtsplätze, die man bei einer Auffahrt glatt verpassen würde.
Normalerweise ist der Penegal auch im Winter problemlos möglich. Ich würde euch aber unbedingt raten, Krampen dabei zu haben. Das ist im Winter immer sinnvoll. Mehr im Beitrag Winterwandern in den Alpen.
Bei viel Schnee, was in den letzten Jahren allerdings immer seltener der Fall war, lässt sich der Gipfel auch mit Schneeschuhen erreichen. Entweder auf dem Normalweg oder über die Gipfelstraße, die bei (viel) Schnee für Autos gesperrt ist. Wir haben das vor einigen Jahren tatsächlich mal so gemacht.
Berge im Mendelkamm
Der Penegal ist ein Gipfel im Mendelkamm, der wiederum Teil der Nonsberggruppe oder Nonsberger Alpen ist. Geologisch besteht der Mendelkamm im Gipfelbereich aus Dolomitgestein, das auf einem Sockel aus Qurazporphyr liegt. Er zeigt landschaftlich zwei völlig verschiedene Gesichter: Während auf der Ostseite steile Felswände ins Überetsch abbrechen, dacht sich die Westflanke meist flach ins obere Nonstal ab. So führen die leichten Anstiege auf die Gipfel meist von Westen oder knapp westlich unterhalb der Grathöhen entlang. Die Anstiege von Osten sind steiler, anspruchsvoller und oft gesichert. Auch der Anstieg zum Penegal verläuft meist auf Trentiner Boden. Höchster Gipfel und gleichzeitig einzige bedeutende Erhebung über 2000 Meter ist der Monte Roen. Höchster Gipfel der Nonsberger Alpen ist die Große Laugenspitze.
Besonders markant ist der Penegal nun wirklich nicht und er ist zugleich einer der niedrigsten Gipfel im Mendelkamm. Von Osten wirken er und der nördlich gelegene Gantkofel fast wie Tafelberge, wie das Bild von der Leuchtenburg zeigt. Dafür sucht die Rundsicht ihresgleichen, auch wenn sie durch Bäume ein wenig eingeschränkt wird.
Der etwas höhere Nachbargipfel Monte Largaden, 1742 m, ist komplett verbaut und von den Anlagen der RAI (Rundfunkanstalt Italiens) in Beschlag genommen. Vom höchsten Punkt gibt es inmitten der Anlagen keinerlei Aussicht (wenn man denn überhaupt hinein kommt). Nur am südlichen Gipfelpunkt hat es etwas unterhalb eine nach Süden geneigte Wiese, mit einer ähnlichen Aussicht Richtung Osten und Süden wie am Penegal, mit einem schönen Blick hinüber zum Gipfel.
Der Penegal ist mein Standardziel, wenn ich in Tramin im Urlaub bin. Eben weil er fast immer möglich und als Halbtagestour machbar ist. Ich war nun schon zehn Mal oben und jedes Mal von der Aussicht begeistert.
Alter Mendelweg ab Kaltern
Vermutlich steigen die meisten Bergwanderinnen & Bergwanderer von der Mendel auf den Penegal und nur wenige starten ganz unten im Tal. Dabei ist der Anstieg von Kaltern über den Alten Mendelweg lohnender als man vielleicht vermuten würde. Er ist immer gut ausgeschildert und markiert und es bieten sich an vielen Stellen Ausblicke ins Überetsch, zu den Dolomiten und zu den Sarntaler Alpen mit dem Rittner Horn.
Die Mendelstraße muss nur im obersten Abschnitt zweimal gequert werden. Bis dahin bekommt man von ihr fast gar nichts mit, da sie ab Kaltern zunächst sehr weit nach Norden ausholt.
Ich würde euch empfehlen, diesen Weg auch einmal zu gehen, im Auf- oder Abstieg. Es kann ja auch an einem anderen Tag sein und ihr könnt von der Mendel ganz bequem mit der Mendelbahn wieder zurück ins Tal.
Ausgangspunkt ist die Talstation der Mendelbahn. Den Markierungen und Beschilderungen folgend an der Kirche im Kalterer Ortsteil St. Anton, 523 m, vorbei durch das Dorf. Der Weg führt kurzzeitig am Bach entlang, wendet sich dann nach rechts und steigt durch den Wald empor. Mehrere Forststraßen werden gequert oder manchmal benutzt. Nach gut einer Stunde Wanderzeit passiert man das ehemalige Zollhaus.
Es handelt sich um die Überreste einer mittelalterlichen Zollstation. Hier musste einst für Benützung des Saumpfades über die Mendel eine Maut bezahlt werden. Graf Meinhard II. von Tirol schaffte um 1288 eine Neuordnung der Zollverwaltung und konnte damit die Zolleinkünfte um das Zehnfache steigern. Die Zollstation war schon vor dieser Zeit besetzt. Später wurde das Haus noch mindestens bis ins Jahr 1785 vom Wärter des Mendelweges bewohnt.
Nach einer aussichtsreichen Passage erreicht man die Mendelpassstraße, die der Weg zweimal überquert. Zuletzt fast eben Richtung Passhöhe. Der Anstieg zum Penegal zweigt bereits vor den ersten Häusern rechts ab.
Penegal vom Mendelpass
Von der Bergstation am Mendelpass, 1363 m, zur großen Kreuzung. Dort rechts und hinter dem letzten Restaurant nach links (ausgeschildert). Der Weg führt durch lichten Lärchenwald zu einer Abzweigung. Hier lohnt sich der kurze Abstecher zur Ferdinands-Höhe. Sie ist nach dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz-Ferdinand benannt, der im Sommer 1895 zwei Monate auf der Mendel weilte. Von hier ist der Blick Richtung Bozen und zu den Dolomiten besonders schön. Wieder zurück und dann rechts hinauf. Der Weg ist gut markiert und leicht zu finden. Immer wieder gibt es schöne Plätze mit Sicht zu den Dolomiten und ins Überetsch. Nach einer Passage oberhalb der Tamortalschlucht, mit Blick zu den wilden Südabstürzen des Penegal-Vorgipfels, erreicht der Weg die Straße, die zum Gipfel führt. Dieser ein Stück weit folgen, bis der Weg wieder nach rechts in den lichten Lärchenwald abzweigt.
Nach einem kurzem Abstieg mündet der Weg wieder in die Straße. Achtung, wenn es hier im Winter vereiste Passagen hat. Der folgende Abschnitt auf der Straße ist ganz kurz, danach bleibt der Weg immer rechts davon und führt rasch zum Penegal, 1737 m.
Für den Abstieg gibt es keine Alternative. Ein Abstieg über die Straße ist höchstens bei guter Schneelage zu empfehlen. Ansonsten ist der übliche Weg in jedem Fall vorzuziehen.
Rundsicht vom Penegal
Leider schränken die vielen Bäume die Aussicht im Norden und Süden und teils auch im Westen ein. Nach Osten hingegen ist der Blick von der Hotelterrasse und der Terrasse etwas oberhalb völlig frei. Die Dolomiten stehen Parade (Peitlerkofel, Langkofel, Schlern, Rosengarten, Latemar). Rechts folgen Richtung Süden die Höhen des Lagorai. Der Tiefblick auf die Dörfer im Überetsch und auf den Kalterer See ist gewaltig. Im Westen füllen die Berge der Ortlergruppe fast das gesamte Panorama aus.
Vom Aussichtsturm ist die Rundsicht natürlich noch umfassender, vor allem nach Norden und Süden – man sieht über die Bäume hinweg. Allerdings ist der Turm seit einigen Jahren offiziell gesperrt. Dennoch steigen viele auf den morschen und wackligen Turm. Eine Begehung erfolgt in jedem Fall auf eure eigene Gefahr!
Abstecher vom Penegal
Der offizielle Weg zum Gipfel »vermeidet« die Highlights am Penegal. Um diese zu erleben, muss man den markierten Steig verlassen, um auf unmarkierten Spuren zu den Aussichtsplätzen zu gelangen. Kurz nach der Stelle, an der man die Straße zum zweiten Mal betritt, führen Spuren von beiden Seiten zu einer aussichtsreichen Fläche mit Kreuz, ca. 1680 m. Hier hat es auch einen Tisch und Bänke. Dies ist wohl der schönste Platz am Penegal!
Der Blick auf Dolomiten und Lagorai ist sensationell. Richtung Süden sieht man den Kammverlauf zum Monte Roen. Weiter rechts stehen die Gipfel der Brenta. Auch die Ötztaler Alpen schauen noch zwischen den Bäumen hervor und der Penegal selbst zeigt seine unzugängliche und wilde Seite. Die Wegspuren und das Kreuz sind auf OpenTopoMap perfekt dargestellt. Einfach auf den Link klicken oder die Karte unten vergrößern und ihr könnt es detailliert anschauen.
Knapp südlich unterhalb des Gipfels befindet sich eine weitere Fläche mit einer tollen Aussicht. Wenn man von hier den Spuren am Rand der Hochfläche folgt, hat man stets den Blick zum oben erwähnten Kreuz. Das Ganze aber bitte immer in sicherem Abstand zu den sehr steilen und teils felsigen Flanken, vor allem bei Schnee und Eis!
Monte Toval
Unternehmungslustige Bergwanderinnen & Bergwanderer können mit dem Monte Toval noch einen zweiten Gipfel »mitnehmen«. Kurz bevor die Straße in die Tiefe führt, zweigt der markierte Anstieg zum Gipfel rechts ab (ausgeschildert). Es geht meist durch Wald, nur selten über freie Stellen. Im mittleren Abschnitt führt der Steig steil über einen Gratabschnitt. Er ist an mehreren Stellen gesichert und verlangt Trittsicherheit, vor allem wenn Schnee oder Eis auf dem Weg liegt. Zuletzt geht es flach durch den Wald nach links etwas absteigend zur breiten Hochfläche am Monte Toval, 1679 m, mit Tischen und Bänken.
Der kurze Anstieg lohnt sich wegen des Tiefblicks auf die Mendel und die freie Sicht auf Brenta und Presanella. Wer nun noch immer nicht genug hat, kann auch noch den kleinen Rundweg (ausgeschildert und markiert) absolvieren. Von der Mendel ist der Gipfel übrigens gut auszumachen: Die felsige Steilwand schaut auffällig aus dem dichten Wald heraus.
Ausgangs- und Endpunkt
Der Mendelpass ist von Kaltern mit einer Standseilbahn erreichbar (Mendelbahn, Linie 134). Mit dem PKW auf der gut ausgebauten Passstraße, Parkplätze auf der Passhöhe. Wer den Alten Mendelweg begeht, startet in Kaltern bei der Talsation der Mendelbahn, Bushaltestelle Citybus Kaltern (Linie 135.4, Linie 132 ab Bozen), Parkplätze bei der Talstation.
Zeiten & Höhenmeter
Mendelpass – Penegal 1½ Std., mit Abstechern gerne auch länger
Penegal – Mendelpass 1 Std.
370 Hm
Monte Toval 45 Min. insgesamt
ca. 100 Hm
Kaltern (St. Anton) – Mendelpass 2¼ Std.
Mendelpass – Kaltern (St. Anton) 1½ Std.
840 Hm
Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit bei Schnee und Eis (auf den unmarkierten Pfaden)
T3, Monte Toval, Trittsicherheit, gesicherte Passagen am Grat
Penegal ganzjährig möglich, im Winter Krampen empfehlenswert, bei viel Schnee mit Schneeschuhen, Monte Toval bei Schnee nicht zu empfehlen, ansonsten im Winter nur mit Krampen
Tabacco: 049 Südtiroler Weinstrasse, 1:25 000. Die wohl schönste und beste Karte für für den zentralen Mendelkamm und das Überetsch.
Kompass: 074 Südtiroler Weinstraße Unterland, 1:25 000. Ebenso gut, besser lesbar, dazu wasser- und reißfest.
Schnelle, Michael: Kleiner Führer Nonsberger Alpen, Bergverlag Rother, München, 1. Auflage 1982. Beschreibt Wanderungen, Höhenwege und Gipfel im Mendelkamm sowie die Laugenspitzen. Vergriffen und zum Teil bereits veraltet. Evtl. bei Alpen-Antiquariat Ingrid Koch erhältlich.
In vielen Wanderführern über Südtirol oder das Überetsch ist der Penegal als Tourenvorschlag dabei. Die Auswahl überlasse ich euch.
Diverse Cafés am Mendelpass (im Winter meist geschlossen!)
Der Mendelpass ist mit der Mendelbahn (Standseilbahn) von Kaltern erreichbar (Linie 134). Die Fahrt mit der Mendelbahn ist in der mobilcard (WinePass im Überetsch) inkludiert. In Kaltern Citybus zur Talstation (Linie 135.4). Bus ab Bozen zur Talstation (Linie 132).
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