Winterwandern in den Alpen

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin, die auf dem Winterwanderweg zum Kronberg im Alpstein in der Schweiz steigt. Die Region eignet sich sehr gut zum Winterwandern. Der Anstieg zum Gipfel ist wie auf dem Bild zu sehen, präpariert und mit Stangen markiert. Im Hintergrund sind links noch ein paar Gipfel der nördlichen Alpstein-Kette und eine Alphütte auf er Kammhöhe zu sehen. In der rechten Bildhälfte erkennt man am Grat einige Nadelbäume. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Winterwandern – Am Kronberg im Alpstein

Winterwanderwege und Schneeschuhtouren

Meine Eltern sagten immer: »Im Winter geht man nicht in die Berge.« Tatsächlich? Hätte ich mich an die Aussage gehalten, wären mir viele wunderbare Tage entgangen. Für mich zählen Winterwanderwege und Schneeschuhwanderungen zu den schönsten Touren.

Früher habe ich es nicht verstanden, warum Tourengänger besonders gerne im Winter unterwegs sind. Seit längerem weiß ich, warum: klarer Himmel, Fernsicht ohne Ende und man schätzt die Sonnenstrahlen so richtig. Touren im Winter sind sehr speziell, aber es braucht unbedingt grundlegende Kenntnisse und Erfahrung.

Meine Lieblingsmonate im Winter sind Februar und März. Auch wenn letzter meteorologisch bereits ein Frühlingsmonat ist, astronomisch zählt er noch zum Winter. Maria Lichtmess am 2. Februar ist für mich so etwas wie ein Startsignal, wenn die Tage wieder länger werden und es abends wieder bis 18 Uhr hell ist. Abgesehen von September und Oktober, bin ich in diesen beiden Monaten am liebsten unterwegs.

Auf dem Bild blickt man im Winter von der Cima Juribrutto in den Dolomiten Richtung Westen. Auf dem flachen Gipfel steht ein Wegweiser. Dahinter sieht man links die Cima Bocche und rechts die Gipfel der Vallaccia-Gruppe. Dahinter sind am Horizont noch viele Berge der Brenta Grupe und der Ortler Alpen zu sehen. Die Cima Juribrutto ist im Winter ein lohnender Gipfel für Schneeschuhtouren. Der Berg ist für erfahrene Schneeschuhwanderer einfach erreichbar. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Die Luft erscheint extrem klar und die Fernsicht dadurch unendlich.
Fernsicht ohne Ende – Winter auf der Cima Juribrutto

Okay, oft ist es echt saukalt, andererseits sind Touren im Hochsommer bei über 30° C nun auch kein echter Genuss. Zumindest nicht für mich. Außerdem muss man im Winter ja nicht unbedingt in großen Höhen unterwegs sein. Oder sich in schattigen Nordflanken herumtreiben, in die den ganzen Tag kein Sonnenstrahl fällt. Im Winter sind Südhänge für mich essenziell. Oder generell freie Flächen mit viel Sonneneinstrahlung. Zwischen Dezember und Februar lasse ich mich mehr oder weniger gar nicht auf Nordanstiege ein. Andererseits kann es sein, dass es auf den Südseiten manchmal zu wenig Schnee hat und ihr die Schneeschuhe abziehen und längere Zeit tragen müsst.

Auch im April kann man noch mit Schneeschuhen unterwegs sein. In den Tälern ist es dann schon grün und auf den Gipfeln oft sehr warm. Leider ist der Schnee fast immer schlecht – zumindest im Abstieg. Man bricht gerne ein und nicht selten kommt man ins Rutschen. Hier ist viel Erfahrung nötig. Schneeschuhtouren im Frühjahr solltet ihr erst dann unternehmen, wenn ihr damit sicher unterwegs seid.

Winterwandern ist nicht gleich Bergwandern im Schnee

Um eines gleich ganz klar zu sagen: Bergwanderungen im Winter sind nicht einfach nur Bergwanderungen im Schnee. Ein Sprecher der Bergwacht formulierte es so: »Der Winter in den Bergen ist nicht der Sommer in Weiß.« Denn so ist es eben nicht. Im Winter kommen einige Aspekte bei der Tourenplanung hinzu. Was ihr unbedingt beachten solltet:

  • An den Winter angepasste Ausrüstung
  • Aktuelle Lawinensituation vorab klären
  • An die ausgewiesenen Routen halten
  • Kurze Tageszeiten beachten, vor allem im Dezember und Januar
  • Sensible Lebensräume von Tieren und Pflanzen respektieren

Auf einige dieser Punkte gehe ich nachfolgend ausführlicher ein.

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin, die auf dem geräumten Winterwanderweg vom Rittner Horn Richtung Villanderer Alm wandert. In Südtirol gibt es viele Möglichkeiten zum Winterwandern. An den Füßen der Wanderin erkennt man Krampen, die sie zur Sicherheit benutzt. Die flachen Berge im Hintergrund zwischen Villandersberg links und Kassianspitze sind tief verschneit. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Winterwandern in Südtirol – Am Rittner Horn

Winterwanderwege

Geräumte Winterwanderwege gibt es oft in der Nähe von Seilbahnen. Manche führen zu bewirtschafteten Berghütten und es gibt vereinzelt Winterwanderwege, die Gipfel erreichen. So das Weisshorn bei Arosa oder das Faulhorn bei Grindelwald. Beide zählen zu den attraktivsten Winterwanderzielen.

Geräumte Winterwanderwege sind in der Regel sicher vor Lawinen. Ihr braucht also kein Verschüttetensuchgerät. Was aber bei jeder Winterwanderung unbedingt in den Rucksack gehört, sind Krampen oder Grödel (Leichtsteigeisen). Auf Forststraßen und auf geräumten Winterwanderwegen oberhalb der Baumgrenze ist es sinnvoll, eine der beiden Steighilfen dabei zu haben. Auf spiegelglattem Untergrund hat auch die nagelneue Vibram-Sohle keine Chance.

Auf einem Parkettboden liegen je ein Paar Krampen und Grödel. Beide dienen bei Wintertouren als Steighilfen. Eins von beiden sollte man in jedem Fall dabei haben.
Steighilfen beim Winterwandern – Krampen & Grödel

An was ihr unbedingt denken solltet: Die Bergschuhe vor der Tour gut imprägnieren. Nasse Füße sind bei kalter Witterung kein Spaß!

Abgesehen von wenigen Ausnahmen, braucht es für Gipfelbesteigungen im Winter Schneeschuhe. Damit wird die Auswahl je nach Schneelage ziemlich groß. Manch unscheinbarer Hügel wird im Winter zu einem lohnenden Ziel. Einige davon würde man im Sommer vielleicht als unattraktiv bezeichnen und links liegen lassen. Diese unscheinbaren oder wenig bedeutenden Gipfel haben mir viele wunderbare Stunden und Momente geschenkt.

Schneeschuhtouren

Es klingt zunächst einmal sehr romantisch, seine eigene Spur in den unberührten Schnee zu legen. Aber wer schon mal mit Schneeschuhen unterwegs war, wird gerne bestätigen, dass Touren mit den breiten Tellern ziemlich anstrengend sein können. Gerade dann, wenn man selbst spuren muss. Da kann es schon mal sein, dass man sich über vorhandene Spuren dann doch freut …

Auf dem Bild sieht man eine Schneeschuhwanderin im Anstieg zur Außer Raschötz im Grödner Tal. In Südtirol gibt es viele Möglichkeiten für lohnende Schneeschuhwanderungen. Im Hintergrund erkennt man links den Schlern und darunter den Puflatsch. In der Bildmitte sind am Horizont die schneebedeckten Berge der Brenta, Presanella Gruppe und Ortler Alpen zu sehen. Der Himmel ist blau und wird von fotogenen Schleierwolken verziert.
Unter südlicher Sonne – Schneeschuhwandern in Südtirol

Bereits seit 1999 bin ich mit Schneeschuhen in den winterlichen Bergen unterwegs. Seinerzeit war das noch sehr exotisch – zumindest in den Ostalpen. Weiter westlich, insbesondere in Frankreich, war es schon damals nichts Besonderes, mit »Raquettes« unterwegs zu sein. In den Ostalpen wird man hingegen auch heute noch von Skitourengängern manchmal seltsam beäugt …

Bei Schneeschuhen fand in den letzten Jahren eine kontinuierliche Weiterentwicklung statt. So gibt es mittlerweile spezielle Modelle für Frauen. Infos und Tipps zum Kauf von Schneeschuhen gibt’s auf dem Bergwelt-Blog. Ebenso wie der Autor des Blogs bin ich ausschließlich mit Schneeschuhen von MSR Denali unterwegs (drei verschiedene Modelle über die Jahre) und habe damit bislang nur gute Erfahrungen gemacht.

Lawinengefahr beim Schneeschuhwandern

Wenn ihr abseits der präparierten Winterwanderwege unterwegs seid, solltet ihr euch vor der Tour über das Gelände informieren. Vor allem über die Lawinengefahr. Diese hängt von mehreren Faktoren ab (Steilheit, Schneemenge, Wind, Sonneneinstrahlung, Temperatur und Mensch).

Lawinen lösen sich ab einer Steilheit von 30°. In manchen Publikationen habe ich auch schon von 27° gelesen. Die amtlichen Kartenwerke bieten in Kartenviewern im Internet die Option an, Hänge mit 30° oder mehr einzufärben. Swisstopo bietet Karten mit eingezeichneten Ski- und Schneeschuhrouten an, in denen Hänge ab 30° ebenfalls eingefärbt sind. Eine erste Möglichkeit, um Touren auszuschließen, die durch (zu) steile Hänge führen.

Wer oder was löst nun eine Lawine aus? Werner Munter schreibt dazu, dass es sehr selten vorkommt, dass man von einer Spontanlawine erfasst wird. Spontanlawinen sind vor allem bei den Gefahrenstufen 4 (groß) und 5 (sehr groß) zu erwarten. Laut SLF werden rund 90% aller Lawinen auf Touren vom Mensch ausgelöst.

Das Thema Lawinen ist zu umfangreich und komplex, als dass ich es hier auch nur annähernd behandeln könnte. Im Infokasten »Bücher« oder auf den Websites der Lawinenwarndienste, insbesondere beim SLF in der Schweiz, gibt es fundierte Informationen.

Der Beitrag Eigenverantwortung beim Bergwandern beinhaltet weitere Gedanken zum Risikomanagement, gerade auch für Schneeschuhtouren. Anfängerinnen & Anfängern im Schneeschuhwandern würde ich zudem empfehlen, einen Kurs zu absolvieren oder die ersten Touren unter fachkundiger Führung zu unternehmen.

Schutz von sensiblen Lebensräumen im Winter

Besonders im Winter reagieren Wildtiere sehr empfindlich auf Störungen. Auf ausgeschilderten Winterwanderwegen ist dies kaum ein Problem, denn die Tiere gewöhnen sich daran. Auf Schneeschuhwanderungen im freien Gelände ist dies anders. Die Störungen haben aber nicht nur für die Wildtiere Konsequenzen. Aufgescheuchte Tiere ernähren sich in der Folge mit Vorliebe an den Trieben junger Bäume des Schutzwaldes, der Siedlungen vor Steinschlag, Erdrutschen und Schneelawinen schützen soll.

Im Jahr 2004 wurde in Vorarlberg die Initiative »Respektiere deine Grenzen« ins Leben gerufen, mit dem Ziel, »systematisch und flächendeckend Schutz für sensible Lebensräume in Vorarlberg zu schaffen. Damit sich Mensch und Natur nicht ins Gehege kommen, markieren Schilder solch entscheidende Gebiete im gesamten Land. Tiere und Pflanzen erhalten dadurch nicht nur eine Stimme, sondern auch den Raum, den sie tatsächlich benötigen.« Die Initiative gibt es mittlerweile auch in anderen Bundesländern in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz.

Grundlegende Verhaltensregel zum Wildschutz auf Schneeschuhtouren sind:

  • Wildruhe- und Wildschutzgebiete beachten
  • Im Wald auf markierten Wegen und Routen bleiben
  • Waldränder und schneefreie Flächen meiden

Wenn ihr diese drei Verhaltensregeln beachtet, ist bereits viel getan. Mehr Infos unter Schneesport mit Rücksicht oder Naturverträglicher Schneesport.

Das Bild zeigt eine Szenerie während einer Winterwanderung im Allgäu. Hier gibt es viele Möglichkeiten für Winterwanderungen und Schneeschuhtouren. Es ist aber nur ein Ausschnitt zu sehen, quasi wie bei einer Makroaufnahme. Den größten Teil des Bildes nimmt der Nebel ein, der das Tal bedeckt. Links ist ein Berggrat zu sehen, der aus dem Nebel emporsteigt. Seine Hänge sind schneebedeckt und zum Teil bewaldet. Im Hintergrund erkennt man noch angeschnitten weitere schneebedeckte Berge, deren Gipfelregionen nicht sichtbar sind. Es scheint ein sonniger Tag zu sein, denn die Sonne scheint auf den Nebel und an den Bergflanken sind Schatten zu erkennen.
Magische Momente – Winternebel im Allgäu

Ausrüstungsliste für Winterwanderungen

Euer Rucksack ist im Winter jedenfalls schwerer als im Sommer. Hier ist noch eine Liste mit unverzichtbaren Ausrüstungsgegenständen im Winter:

  • Warme Kleidung (inkl. langer Unterwäsche!)
  • Bestens imprägnierte, wasserabweisende Bergschuhe
  • Zusätzliche T-Shirts zum Wechseln
  • Sonnenbrille mit UV-Schutz
  • Sonnencreme & Lippenschutz
  • Handschuhe & Mütze
  • Tourenstöcke (idealerweise mit großen Tellern)
  • Krampen für vereiste Forstwege (alternativ Grödel)
  • Schneeschuhe (abseits geräumter Winterwanderwege)
  • Notfallausrüstung (Erste-Hilfe-Set & Rettungsdecke)
  • Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) & Lawinenschaufel
  • Schneegamaschen
  • Thermosflasche mit Heißgetränk
Das Bild zeigt ein Thermosflasche, die auf einem Holzbalken steht. Vermutlich ist es der Querbalken von einem Gipfelkreuz. Neben der Flasche hängt auch der Rucksack an dem Balken. Im Winter ist eine Thermosflasche mit einem Heißgetränk ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausrüstung. Die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind nur unscharf erkennbar.
Unverzichtbar im Winter – Thermosflasche mit Heißgetränk

Lust auf eine Winterwanderung? In der Kategorie Winterwandern oder in den beiden Beiträgen 6 Gipfel zum Winterwandern in den Ostalpen und 6 Gipfel zum Winterwandern in der Schweiz findet ihr bestimmt eine passende Tour.

Zum Thema Schneeschuhwandern gibt es aktuell nur ein Werk auf dem Markt, das ich allerdings nicht kenne.

Happe, Andreas: Schneeschuhwandern, Ausrüstung-Planung-Technik, Conrad Stein, Welver, 2017.

Auch wenn Lawinen auf Winterwanderungen vielleicht kein ganz so großes Thema sind wie bei Skitouren, lohnt sich ein Einblick in die zum Teil komplexe Materie. Beide Bücher beinhalten viel interessantes Hintergrundwissen, aber mit zwei unterschiedlichen Ansätzen.

Als Nicht-Fachmann würde ich eher 3×3 Lawinen von Werner Munter bevorzugen, denn das zweifellos sehr gute Werk von Mair & Nairz verlangt nach meiner Einschätzung mehr Grundlagenkenntnisse.

Munter, Werner: 3×3 Lawinen, Risikomanagement im Wintersport, Athesia-Tappeiner, Bozen, 7. Auflage 2023.

Mair, Rudi & Nairz, Patrick: lawine. Das Praxis-Handbuch: Die entscheidenden Probleme und Gefahrenmuster erkennen, Tyrolia, Innsbruck, 6. Auflage 2018.

Außer diesen beiden Büchern gibt es noch weitere zum Thema Lawinen, über die ich jedoch nichts sagen kann, da ich sie nicht kenne.

Mersch, Jan & Engler, Martin: SnowCard, Lawinen-Risiko-Check, Risikomanagement für Skitourengeher, Snowboarder, Variantenfahrer, Schneeschuhwanderer, DAV, München 2020. Aktualisierte Version mit komplett überarbeitetem Begleitheft. Für einen schnellen und einfachen Risiko-Check zur Lawinengefahr. Die SowCard hat sich über die Jahre als Entscheidungshilfe auf zahlreichen Ski- und Schneeschuhtouren sowie beim Freeriden bewährt. Sie vermittelt realistische Informationen über das persönliche Risiko. Die Entscheidung über »ja/nein« bleibt bei der Person. Die Autoren betonen, dass es im winterlichen Hochgebirge niemals eine absolute Sicherheit geben kann. Dies entspricht auch dem Grundansatz von Werner Munter.

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