Vinschger Höhenweg 5 – Von Tanas nach St. Martin im Kofel

Auf dem Bild geht der Blick vom Vinschger Höhenweg zwischen Forra und St. Martin im Kofel Richtung Süden über den Vinschgau hinweg zur Ortlergruppe, aus der in der Bildmitte der flache Gipfel des Hasenöhrl herausragt. Die Berge sind in der Gipfelregion im Frühling noch weiß, weil dort noch viel Schnee liegt. Rechts unten erkennt man im Tal das Dorf Morter und den Eingang ins Martelltal. Links sieht man im Vordergrund den Rücken, der von St. Martin im Kofel über den im Hang liegenden Oberkaserhof Richtung Goldrain absinkt. Der Himmel ist blau, es hat viele flachen Wolken.
Frühlingshaft – Ortlergruppe mit Hasenöhrl vom Vinschger Höhenweg zwischen Forra & St. Martin

Vinschger Höhenweg in Südtirol – Etappe 5

Bezogen auf die Länge der Strecke, ist die fünfte Etappe fast so etwas wie die »Königsetappe« auf dem Vinschger Höhenweg. Ein früher Aufbruch ist an diesem Tag unbedingt zu empfehlen, am Vinschger Sonnenberg wird es tagsüber sehr warm. Diese in Mitteleuropa einmalige Landschaft hat ihren Namen nicht von ungefähr!

Der Weg verlangt an einigen Stellen erhöhte Trittsicherheit. Vor allem aber braucht es eine solide Kondition. Dies nicht allein aufgrund der Streckenlänge, sondern auch wegen einiger Gegensteigungen, die sich im Auf- und Abstieg jeweils auf über 1000 Hm summieren. Alles in allem die bei weitem anstrengendste Etappe am Vinschger Höhenweg!

Auf dem Bild geht der Blick von St. Martin im Kofel zurück auf den Vinschger Sonnenberg mit den Höfen Forra, Egghof, Oberhaus und Niederhaus, die in der rechten Bildhälfte unten zu sehen sind. Sie scheinen alle förmlich am Berghang zu kleben. Rund um die Höfe sieht man kultivierte Wiesen, deren grün sich deutlich von der Umgebung abhebt. Die Hänge sind ansonsten mit Wäldern bedeckt und die verfärbten Lärchen leuchten gelb und orange. Rechts oben erkennt man noch einige Erhebungen der Zerminiger-Kette. Darüber hat es Wolkenfetzen. Ansonsten ist der Himmel blau.
Sonnig – Höfe am Vinschger Sonnenberg

Wie ihr an manchen Bildern erkennt, hatte ich an diesem Tag echtes »Waschküchenwetter«. Da ich aber Teile dieser Etappe bei anderen Gelegenheiten gegangen bin, kann ich euch dennoch ein paar schöne Bilder & Eindrücke zeigen.

Die vorherige Etappe des Vinschger Höhenwegs findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg 4 – Vom Glieshof nach Tanas.

Von Tanas nach Matatsch

Von Tanas und Paflur, 1550 m, zunächst ein Stück weit auf der Straße zurück, bis der Vinschger Höhenweg rechts abzweigt. Ihr folgt einem Ziehweg, bis der Höhenweg erneut abzweigt, diesmal nach links. Nun zunächst steil durch den Wald hinauf. Das Gelände wird dann wieder flacher und leicht fallend quert der Weg, bis er wieder auf eine Forststraße trifft. Dieser folgt ihr rechts haltend, bis zu einer Kurve. Hier wird die Forststraße erneut nach links verlassen. Der Weg quert nun in die steile Waldflanke oberhalb des Gadriatals hinein. Er ist in diesem Abschnitt zum Teil schmal und verlangt Trittsicherheit. Leicht fallend geht der Weg den ganzen Hang aus, quert kurz den Fahrweg zum Strimmhof und steigt dann bis in den Boden des Gadriatals hinab. Das Gadriatal ist der Ursprungsort der Gadriamure, dem zweitgrößten Murkegel der Alpen. Wie das folgende Bild zeigt, gibt es auch am Vinschger Sonnenberg trübe Tage.

Auf dem Bild geht der Blick vom Vinschger Höhenweg oberhalb von Schlanders über den Vinschgau hinweg zu den Bergen der Ortlergruppe. Diese sind nur teilweise zu sehen, zum Teil werden sie von Wolken und Nebelfeldern verdeckt. Rechts sieht man Höfe am Sonnenberg, links in der Tiefe erkennt man Schlanders. Blauen Himmel sieht man kaum, die Wolken verdecken fast alles und die Sonne scheint nur an wenigen Stellen durch die Wolken.
Trüb – Vinschger Sonnenberg oberhalb von Schlanders

Ihr trefft dann wieder auf einen Fahrweg, dem ihr folgt, bis bei der nächsten Kreuzung der Vinschger Höhenweg wieder nach links abzweigt. Der Weg steigt auf den Lahnwiesen wieder an und führt in einem Bogen unterhalb der Rimpfhöfe vorbei. Am Hof von Feilegg, 1564 m, ist der Fahrweg zu Ende (die linke Alternative führt am Feilegger Berg hinauf). Hier haltet ihr euch rechts und wandert zwischen den Gebäuden hindurch. Der Wanderweg quert hinüber nach Matatsch, 1515 m, einem verfallenen Hof, der aber mittlerweile offensichtlich wieder genutzt wird.

Von Matatsch nach Tappein

Ab Matatsch nimmt euch wieder ein breiter Weg auf, der ins Gmahrer Tal hinein führt. Dabei trefft ihr auf Kandeln, die wohl Teil eines Waalsystems sind. Nachdem der Weg den Bach überquert hat, steigt er auf der anderen Seite wieder ein wenig an und quert dann hinüber zur Höfestraße am Kortscher Sonnenberg. Nun ist zunächst wieder einmal »Asphaltwandern« angesagt … Vorbei am Hof Waldenthal auf der Straße talwärts, die hinab nach Kortsch und Schlanders führt. Achtung: Der Hof Waldenthal ist keine Wirtschaft, auch wenn dies in älteren Kartenwerken noch eingetragen ist. Hier bestand früher eine Jausenstation, diese ist aber seit vielen Jahren geschlossen.

Weiterhin bergab auf der Höfestraße, bis der Vinschger Höhenweg in einer Kehre, ca. 1460 m, links abzweigt. Ihr erreicht die Häuser von Talatsch, 1454 m und absteigend Mühlgut, 1377 m im Schlandrauner Tal. Kaum wahrzunehmen sind hier die wahren Ausmaßes des Tals: Es öffnet sich weiter oben zu einem breiten Hochtal, in dem noch viel Alpwirtschaft betrieben wird. Folgt man dem Talverlauf, gelangt man auf das Taschljöchl und auf der anderen Seite absteigend ins obere Schnalstal (Kurzras).

Auf dem Bild sieht man einen Abschnitt des ehemaligen Tappeiner Waals am Vinschger Sonnenberg oberhalb von Schlanders. Der Waal ist schon lange aufgelassen und nicht mehr überall erkennbar. An dieser Stelle verläuft er durch lichten Lärchenwald und ist links vom Wanderweg unterhalb der Felsen gut zu erkennen. Die Sonne ist am heutigen Tag nicht zu sehen.
Aufgelassen – Ehemaliger Tappeiner Waal am Vinschger Sonnenberg

Der Vinschger Höhenweg quert das bedeutende Tal, führt auf der anderen Talseite sofort wieder steil bergauf und quert in das Wiesental hinein, das in der neuesten Auflage von Tabacco Gampental genannt wird. Hier fühlt man sich fast wie am Ende der Welt, obwohl es in früheren Zeiten etwas weiter oberhalb mehrere Bergbauernhöfe gab. Im Grund des Wiesentals überquert der Vinschger Höhenweg den Bach und steigt auf der anderen Talseite wieder steil an. Auf diesem Wegabschnitt sind Überreste des verfallenen Tappeiner Waals zu sehen, der auch bei der anschließenden Querung nach Tappein noch sichtbar ist und die Ruinen eines verfallenen Bergbauernhofs (links oberhalb des Weges), bei dem es sich vermutlich um die in den Karten eingezeichneten Ruinen von Greit handelt. Leicht absteigend erreicht ihr Tappein, 1397 m, das aussichtsreich über Schlanders und dem mittleren Vinschgau liegt.

Falls ihr die Etappe hier abbrechen möchtet, könnt ihr von hier mit der Wegnummer 7 auf einem schönen Weg in etwa 1 Std. über Schloss Schlandersberg nach Schlanders absteigen.

Von Tappein nach St. Martin im Kofel

Nach den letzten, vegetationsreicheren Passagen, wandert ihr ab Tappein wieder am steppenartigen Sonnenberg, der in diesem Abschnitt mit seinen Monokulturen aus Schwarzkiefern einen eintönigen Eindruck macht. Das das Wandern auf einem breiten Fahrweg verstärkt dies noch. Wenigstens bieten sich immer wieder interessante Ausblicke in den betriebsamen Vinschgau. Ihr passiert den verfallenen Hof von Patsch 1428 m (rechts unterhalb des Fahrwegs steht eine Hütte neueren Datums) und kurz darauf ist der eintönige Fahrweg endlich wieder vorbei.

Auf dem Bild sieht im Vordergrund die Ruinen der verfallenen Knappensiedlung von Laggar. Es sind fast keine Mauern mehr übrig, nur noch einzelne Mauerteile der Gebäude ragen auf. über den Vinschgau hinweg zur Ortlergruppe, aus der in der Bildmitte der flache Gipfel des Hasenöhrl herausragt. Die Berge sind in der Gipfelregion im Frühling noch weiß, weil dort noch viel Schnee liegt. Der Himmel ist blau, es hat viele flachen Wolken.
Verfallen – Ruinen von Laggar

Es folgt nun eine der interessantesten und schönsten, aber auch meist begangenen Passagen am Vinschger Höhenweg. Der Weg führt euch mitten hinein in die zum Teil extrem steile Bergflanke der Südabdachung zwischen Zerminiger und Vermoispitze und dabei über eine neu erbaute, fast 80 m lange Hängebrücke, die den Fallerbach überquert. Die Brücke ist ganzjährig begehbar. Ihr passiert dann Zuckbichel, 1508 m (auch Zickbühel), einen verfallenen Hof, von dem kaum noch etwas zu sehen ist und später die Ruinen des ehemaligen Hofs Laggar, 1608 m, die auf einem Sporn liegen. Von hier habt ihr eine schöne Aussicht. Die verfallenen Höfe sollen früher Knappensiedlungen gewesen sein.

Hinter Laggar folgt noch ein weiterer kurzer Anstieg, dann quert der Höhenweg über einen steilen Wiesenhang hinüber zum Hof von Forra, 1689 m, und von hier auf einem Fahrweg zum Egghof, 1677 m. Folgendes Bild verdeutlicht nochmals die extreme Lage der Höfe Oberhaus & Niederhaus in den sehr steile Hängen des Vinschger Sonnenbergs.

Auf dem Bild geht der Blick von Forra zu den Höfen von Oberhaus und Niederhaus. Die Höfe liegen in sehr steiler Lage am am Vinschger Sonnenberg bei St. Martin im Kofel. Man erkennt die Wirtschaftswege und die terrassenförmig angelegten Felder. Die Sonne scheint nur an einigen Stellen auf die Wiesen.
Steil – Höfe von Oberhaus & Niederhaus bei St. Martin im Kofel

Der Vinschger Höhenweg bleibt nun auf der asphaltierten Straße und führt wieder fast 100 Hm hinauf nach St. Martin im Kofel, 1740 m, dem Ziel dieser überaus langen Etappe.

Mehr über St. Martin im Kofel lest ihr im Beitrag Vermoispitze – Zwischen Vinschgau & Schnalstal.

Wenn ihr über die richtige Ausrüstung und die nötige Kondition verfügt, könnt ihr von St. Martin noch die Vermoispitze besteigen. Dafür braucht es aber einen zusätzlichen Tag. Nur konditionelle Größen schaffen es, den Berg zu besteigen und im Anschluss an den Abstieg nach St. Martin noch die letzte Etappe des Vinschger Höhenwegs anzuhängen.

Die Fortsetzung des Vinschger Höhenwegs findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg 6 – Von St. Martin im Kofel nach Staben.

Einen Überblick über den gesamten Höhenweg zwischen Reschen und Staben, findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg.

Ausgangspunkt
Tanas, Gasthof Paflur.

Endpunkt
St. Martin im Kofel.

Zeiten & Höhenmeter
Tanas – Matatsch 2½ Std.
Matatsch – Tappein 3 Std.
Tappein – St. Martin im Kofel 2¼ Std.
1310 Hm
1130 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit im Gadriatal
Mai bis Oktober (November)

Tappeiner: 165 Vinschger Höhenweg, 1: 25 000. Auf Grundlage der Karten von Tabacco, der Vinschger Höhenweg ist hervorgehoben. Schon der Vorgänger im Maßstab 1:50 000 war seinerzeit zuverlässig. Preiswerteste Alternative.

Tabacco: 045 Latsch – Martell – Schlanders, 1:25 000. Auch hier ist in der neuesten Auflage der Vinschger Höhenweg mit Symbol eingetragen. Zudem enthalten die Karten von Tabacco mehr kotierte Punkte als die anderen Karten und sind mittlerweile ebenso wetter- und reißfest.

Kompass: 069 Schlanders und Umgebung, 1:25 000. Ebenfalls geeignet, aber eine Nuance schwächer als Tabacco.

Deuble, Peter: Vinschger Höhenweg, Conrad Stein, Welver, 2013. Der erste Führer über den Vinschger Höhenweg. Mit einigen Gipfelvarianten. Vergriffen, nur noch antiquarisch erhältlich.

Oberköbenhof, St. Martin im Kofel

Für Alternativen unterwegs bitte Vinschgau Tourismus konsultieren.

Vinschgau Tourismus empfiehlt, die Unterkünfte im Voraus zu buchen, da die Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Weges beschränkt sind. Falls ihr den Höhenweg kurzfristig machen wollt, solltet ihr auf die Tage von Montag bis Donnerstag ausweichen. Diese Empfehlungen kann ich beide nur unterstützen.

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