Vinschger Höhenweg in Südtirol – Etappe 3
Die dritte Etappe am Vinschger Höhenweg darf man fast schon als »alpinste« Etappe bezeichnen. Das mag zwar vielleicht ein wenig übertrieben klingen, aber auf dieser Etappe ist man zum ersten und auch einzigen Mal auf dem Vinschger Höhenweg »so richtig in den Bergen drin«. Der Vinschgau selbst bleibt immer weiter zurück, Verkehr und Hektik sind hier ganz weit weg. Der Charakter dieser Etappe unterscheidet sich grundlegend von den anderen fünf Etappen, allein schon deshalb, weil es zwischen Neuer Gonda Alm und Matscher Alm weder Siedlungen, noch Forst- oder Wirtschaftswege gibt. Für mich zählt gerade dieser Abschnitt zu den schönsten Passagen am gesamten Vinschger Höhenweg.
Fitte Wanderinnen & Wanderer können die dritte mit der zweiten Etappe von Planeil nach Matsch kombinieren. Aber Achtung: In Summe ergibt das einen sehr langen Wandertag mit über 8 Std. Wanderzeit, ca. 1300 Hm Aufstieg und knapp 1100 Hm Abstieg! In Anbetracht der Tatsache, dass im Anschluss die beiden längsten Etappen warten, ist es vielleicht keine schlechte Idee, sich eher langsam & kontinuierlich an die konditionellen Anforderungen heranzutasten.
Die vorherige Etappe des Vinschger Höhenwegs findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg 2 – Von Planeil nach Matsch.
Man kann auch aus der dritten Etappe in Kombination mit dem ersten Abschnitt der vierten Etappe eine Tagestour in Form einer schönen, aber langen Rundwanderung machen. Dazu wie hier beschrieben von Matsch bis zum Glieshof und auf der vierten Etappe des Vinschger Höhenwegs bis zur Straße zwischen Matsch und Hahnenhof. Nun mit Wegnummer 20 hinab zum Mühlhof und mit Nummer 23 und einer Gegensteigung hinauf nach Matsch, ca. 7 Std. insgesamt.
Von Matsch zur Neuen Gonda Alm
Von Matsch, 1576 m, wandert ihr zunächst ein kurzes Stück wieder auf dem Fahrweg zurück, den ihr am Vortag dem Weg von Planeil gekommen seid, bis die Vinschger Höhenweg rechts abzweigt (Wegnummer 13, Richtung Spitzige Lun). Der Fahrweg führt in Kehren durch lichten Wald aus Lärchen und Kiefern. Dabei bieten sich schon bald schöne Ausblicke zum Ortler. Unterwegs seht ihr linkerhand eine Tschött, einen Wasserspeicher zur Bewässerung von Äckern und Feldern. Auf einer Höhe von ca. 1850 m, an einer größeren Kreuzung, haltet ihr euch rechts auf dem Almenweg. Bis hierher ist die Route identisch mit dem Anstieg zur Spitzigen Lun. Dieser zweigt wenige Meter nach links ab. Ihr wandert durch offenes Weidegelände auf einem nur wenig ansteigenden Fahrweg bis zur Neuen Gonda Alm, 2013 m, mit ihren großen Gebäuden.
Von der Neuen Gonda Alm zu den Eisawiesen
Kurz nach der Alm dürft ihr den breiten Fahrweg verlassen. Nun geht es endlich auf einem schönen Wanderweg weiter. Zunächst ist der Weg allerdings etwas undeutlich. Ihr wandert durch Wald oder knapp oberhalb der Waldgrenze bis zur Gondahütte, 1997 m, einer Schafhütte. Der Weg steigt nur kurzzeitig etwas steiler über dem Einschnitt des Kreuztals empor (Schild mit der Aufschrift »Höhenweg Kalte Wiesen«). Kurz darauf zweigt nach links die Wegnummer 15 zum Hochjoch ab, der Vinschger Höhenweg führt geradeaus weiter.
In leichtem Auf und Ab quert ihr Almhänge, die von kleineren Waldpassagen unterbrochen werden. Der Abstieg zu den Eisawiesen ist teilweise wieder etwas steiler, aber ebenfalls problemlos. Ihr erreicht so die traumhaft gelegenen Almlandschaft der Eisawiesen, 2079 m, die ihr auf dem Beitragsbild seht. Hier oben weiden nicht nur Kühe, sondern auch Pferde. Überhaupt trifft man in Südtirol sehr oft frei weidende Pferde an, dies weit mehr als in anderen Regionen im deutschsprachigen Alpenraum.
Auf den Eisawiesen kreuzt man den Anstieg vom Glieshof zur Portlesspitze. Der Berg gilt als leichter 3000er. Für den Anstieg sind jedoch Trittsicherheit & Bergerfahrung nötig. Die Bewertung T2 in OSM ist nicht zutreffend. Der Anstieg ist mindestens mit T3, zuletzt am Grat vielleicht mit T4 zu bewerten. Also kein Gipfel für Unerfahrene! Der Upikopf auf der anderen Talseite ist definitiv einfacher.
Von den Eisawiesen zum Glieshof
An einem Zaun entlang geht’s weiter zur nächsten Abzweigung. Von hier könnte man mit der Wegnummer 8 in einer Stunde direkt zum Glieshof absteigen. Bei zweifelhaftem Wetter kann diese rasche Abstiegsvariante eine Alternative sein, denn der Weg über die Matscher Alm hat nochmals eine Gegensteigung im Programm und dauert deutlich länger. Der Vinschger Höhenweg führt jedoch beim nächsten Wegweiser linkshaltend wieder durch einen lichten Wald aufwärts (Plazur). Der kurze Anstieg ist schon bei der nächsten Wegverzweigung wieder geschafft. Rechts haltend geht’s durch eine parkartige Landschaft zunächst in leichtem Auf und Ab, zuletzt wieder steiler hinab auf einen breiten Ziehweg. Dieser bringt euch zur Matscher Alm, 2045 m.
Ihr bleibt bis zur nächsten Kreuzung auf dem Ziehweg. Hier haltet ihr euch links. Mit mit einem kleinen Gegenanstieg erreicht ihr die Innere Matscher Alm, 2022 m. Der nun folgende Schlussabschnitt der heutigen Etappe gehört wieder zu den schönsten Passagen am Vinschger Höhenweg. Durch den Wald in der steilen Flanke unter dem Ramudelkopf wandert ihr hinab zum Glieshof, 1824 m. Der zwar abgelegene, gleichzeitig aber mondäne Glieshof steht in einem fast schon unfassbaren Kontrast zu anderen Übernachtungsmöglichkeiten am Vinschger Höhenweg …
Variante: Von der Matscher Alm ist es auch möglich, auf dem Fahrweg mit Wegnummer 2 zum Glieshof zu wandern. Etwas schneller, aber weniger schön als über die Innere Matscher Alm. Auf der aktuellen Tabacco-Karte (Auflage 2023) ist der Vinschger Höhenweg so eingezeichnet.
Vom Glieshof könnt ihr mit der richtigen Ausrüstung, der nötigen Bergerfahrung und Kondition auch den Upikopf, einen leichten 3000er, besteigen. In dem Beitrag erfahrt ihr weitere Informationen zu den Ötztaler Alpen.
Die Fortsetzung des Vinschger Höhenwegs findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg 4 – Vom Glieshof nach Tanas.
Einen Überblick über den gesamten Höhenweg zwischen Reschen und Staben, findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg.
Ausgangspunkt
Matsch.
Endpunkt
Glieshof.
Zeiten & Höhenmeter
Matsch – Neue Gonda Alm 1½ Std.
Neue Gonda Alm – Eisawiesen 1½ Std.
Eisawiesen – Glieshof 1¾ Std.
750 Hm
540 Hm
Anforderungen & Jahreszeit
T2
Mai bis Oktober
Tappeiner: 165 Vinschger Höhenweg, 1: 25 000. Auf Grundlage der Karten von Tabacco, der Vinschger Höhenweg ist hervorgehoben. Schon der Vorgänger im Maßstab 1:50 000 war seinerzeit zuverlässig. Preiswerteste Alternative.
Tabacco: 044 Vinschgau – Mals – Sesvenna, 1:25 000. Auch hier ist in der neuesten Auflage der Vinschger Höhenweg mit Symbol eingetragen. Zudem enthalten die Karten von Tabacco mehr kotierte Punkte als die anderen Karten und sind mittlerweile ebenso wetter- und reißfest.
Kompass: 041 Obervinschgau, 1:25 000. Ebenfalls zuverlässig, aber eine Nuance schwächer als Tabacco.
Deuble, Peter: Vinschger Höhenweg, Conrad Stein, Welver, 2013. Der erste Führer über den Vinschger Höhenweg. Mit einigen Gipfelvarianten. Vergriffen, nur noch antiquarisch erhältlich.
Für Alternativen unterwegs bitte Vinschgau Tourismus konsultieren.
Vinschgau Tourismus empfiehlt, die Unterkünfte im Voraus zu buchen, da die Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Weges beschränkt sind. Falls ihr den Höhenweg kurzfristig machen wollt, solltet ihr auf die Tage von Montag bis Donnerstag ausweichen. Diese Empfehlungen kann ich beide nur unterstützen.
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