Schlern – Wanderung auf den Symbolberg Südtirols

Auf dem Bild geht der Blick von den Wiesen der Seiser Alm zum Schlern. Der Berg bildet von hier eine breite Mauer, die oben fast flach erscheint. Fast am rechten Ende der Mauer erkennt man oben noch eine kleine Steinkuppe auf dem Burgstall. Rechts vom Massiv sind die beiden markanten Türme Santnerspitze und Euringerspitze zu sehen. Rechts am Bildrand erkennt man am Horizont ein paar Gipfel der Ortlergruppe Im Vordergrund stehen in einer Wiesenmulde zwei Almhütten. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Monumental – Schlern von der Seiser Alm

Dolomiten zwischen Seiser Alm, Langkofel und Rosengarten

Er ist der Symbolberg Südtirols und bisweilen bekommt er das Etikett »Heiliger Berg« angeheftet. Tatsächlich ist der Schlern weit mehr als ein einzelner Berg, er ist ein gewaltiges Massiv. An Höhe kann er es zwar nicht mit Granden der Dolomiten wie Langkofel, Sella oder Marmolada aufnehmen. Dafür in Masse und Ausdehnung. Richtig interessant wird die Silhouette des Schlern durch die auf der Nordseite vorgelagerten Türme der Euringerspitze und Santnerspitze. Ohne die beiden würde dem Schlern etwas fehlen.

Auf dem Bild geht der Blick vom Gabels Mull zu den beiden Türmen am Schlern, Santnerspitze links und Euringerspitze rechts. Auf beide Türme fällt das Sonnenlicht von der rechten Seite. Die linksseitigen Wände liegen noch im Schatten. Im Hintergrund sieht man den Puflatsch, die beiden Raschötz bei Gröden, rechts hinten den Peitlerkofel und am Horizont die Rieserfernergruppe. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleier- und Quellwolken.
Türme – Santnerspitze & Euringerspitze von Südwesten

Der Schlern ist einer der leichtesten und damit auch beliebtesten Berge in den Dolomiten. Der Normalweg über den Touristensteig ist einfach. Dafür braucht es lediglich eine solide Kondition.

Wie bei allen beliebten Bergen in den Dolomiten, würde ich euch auch beim Schlern raten, nicht in der Hochsaison zu kommen. Die Wege sind dann überlaufen. Wenn euch der Rummel nichts ausmacht, okay. Aber wenn ihr ein wenig Ruhe sucht, dann nicht in den Sommerferien und nicht an den Wochenenden

Auf dem Bild geht der Blick vom Petz, dem höchsten Punkt am Schlern Richtung Norden über den Burgstall hinweg zu den Gipfeln der Zentralalpen. Links erkennt man die Stubaier Alpen, denen die Sarntaler Alpen vorgelagert sind. Rechts sieht man über dem morgendlichen Dunst die Zillertaler Alpen. Zwischen dem Burgstall und den Bergen im Hintergrund liegt in der Tiefe das Eisacktal, das zum Teil mit morgendlichem Dunst gefüllt ist. Von rechts außerhalb des Bildes scheint die gerade aufgehende Sonne auf die Berge und die wenigen Wolken am blauen Himmel. Im Vordergrund sieht man rechts die weißen Kalkfelsen am Petz.
Magisch – Sonnenaufgang am Burgstall mit Stubaier & Zillertaler Alpen

Seiser Alm & Naturpark Schlern-Rosengarten

Die Seiser Alm ist die größte Hochalm Europas. Viele Bilder suggerieren hier unberührte Natur. Die gibt es aber kaum, denn die Seiser Alm wird touristisch sehr intensiv genutzt und beworben. Andererseits ist es hier oben wirklich wunderschön, vor allem früh morgens und spät abends. Die viel besungene »unberührte Natur« findet man in erster Linie auf den Wanderwegen im Naturpark. So zum Beispiel auf dem Weg zum Schlern.

Der Schlern und die südlichen Randgebiete der Seiser Alm liegen im Naturpark Schlern-Rosengarten. Er wurde 1974 als erster Naturpark in Südtirol gegründet.

Schlernhaus

Für mich war immer klar: Wenn ich auf den Schlern steige, möchte ich dort oben übernachten – am besten im Juni, wenn die Tage lang sind und die Nächte kurz. Sonnenuntergang und am nächsten Tag Sonnenaufgang erleben. Ohne großen Aufwand. Und übernachten im Doppelzimmer und nicht im Massenlager.

Das Schlernhaus besteht aus zwei Häusern. Nicht umsonst ist oft von den »Schlernhäusern« die Rede. Das Schlernhaus wurde 1885 von der Sektion Bozen des Alpenvereins eröffnet. Nebenan steht die Marsonerhütte, eine ehemals private Schutzhütte, die der Alpenverein 1903 kaufte.

Auf dem Bild sieht man im Vordergrund die Schlernhäuser. Rechts das große AV-Haus, links die wesentlich kleinere ehemalige Marsonerhütte. Rechts vom AV-Haus stehen drei Fahnen. Um das Haus herum steht ein Holzzaun. Im Hintergrund sieht man dei Gipfel des Rosengartens, deren Westwände größtenteils noch im Schatten liegen. Der Himmel ist blau, es hat nur ganz wenige kleine Wolken.
Stattlich – Schlernhäuser mit Rosengarten

Das Schlernhaus teilte das Schicksal aller Südtiroler Alpenvereinshütten: Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es vom italienischen Staat enteignet und der Sektion Bozen des CAI übergeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte der Alpenverein Südtirol mehrfach, wieder in den Besitz der Schlernhäuser zu kommen. Ohne Erfolg. Die Besitzverhältnisse sind bis heute ein heikles Thema in Südtirol. Die Sektion Bozen des AVS erbaute 1961 die Schlernbödelehütte als »Ersatz«. Sie liegt etwas abseits vom Normalweg unter den Ostabstürzen des Schlern.

Von der Seiser Alm zum Schlern

Wir starteten schon sehr früh morgens auf der Seiser Alm, gegen 6 Uhr. Alles war noch ruhig und wir waren ganz allein unterwegs. Bis hinauf zum Schlern-Plateau würden wir heute fast niemandem begegnen. Es war einfach wunderschön, morgens in aller Ruhe über die grünen Wiesen der Seiser Alm zu bummeln und stets den Schlern im Blick zu haben. Ein gewaltiges Monument, das direkt aus dem Boden zu wachsen scheint.

Auf dem Bild sieht man im Vordergrund eine Wanderin auf dem Weg zum Schlern. Sie ist bereits oberhalb der Saltnerhütte und hier in einer flachen Passage zwischen Wiesen und Wäldern unterwegs. Es sieht fast aus wie einem Park. Über der Wanderin erhebt sich im Hintergrund der Schlern. Rechts sieht man am Horizont die Sarntaler Alpen und dahinter schneebedeckte Berge der Zentralalpen. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Wanderfreuden – Unterwegs zum Schlern

Es gibt mehrere Möglichkeiten für den ersten Abschnitt der Wanderung über die Seiser Alm. Wir sind von Compatsch, 1844 m, mit Weg Nr. 10 und Nr. 5 bis zur Saltnerhütte, 1830 m. Ihr könnt für das erste Stück genauso gut den Spitzbühellift nehmen. Wie auch immer ihr es anstellt: Einen Höhenverlust von knapp 150 m müsst ihr in Kauf nehmen. Das bedeutet am Nachmittag oder am zweiten Tag eine etwas lästige Gegensteigung.

Von der Saltnerhütte kurz taleinwärts über den Frötschbach. Dann in einer langen Querung bis zur Vereinigung mit Weg Nr. 1, der von Bad Ratzes herauf kommt. Nun weiterhin am Nordhang des Schlern entlang und in vielen Kehren und Querungen auf einem abwechslungsreichen Weg, zuletzt steiler auf die Schlern Hochfläche.

Nach etwa 15 Min. zweigt der Weg Nr. 4 zum Tierser Alpl links ab. An dem Tag legten wir noch einen Abstecher zur Roterdspitze ein. Davon erzähle ich ein anderes Mal. Heute geht es nur um den Schlern.

Auf dem Bild geht der Blick vom Anstieg zur Roterdspitze zum Schlern Plateau. Man erkennt rechts von der Bildmitte die hellen Kalkfelsen am Petz, der höchsten Erhebung am Schlern. Weiter rechts sieht man den flachen Burgstall und daneben die Euringerspitze. Etwas links unterhalb vom Petz ist das Schlernhaus zu erkennen. Außerdem sieht man weiter rechts davon die obersten Kehren des Weges, der von der Seiser Alm herauf führt. Im Vordergrund sieht man den Weg, der das Schlernhaus mit dem Tierser Alpl verbindet. Im Hintergrund erkennt man die vergletscherten Berge der Zentralalpen, mit Ortlergruppe links Texelgruppe, Ötztaler Alpen und Stubaier Alpen rechts. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleierwolken. Ein echter Traumtag am Schlern!
Traumtag – Schlern Hochfläche vom Anstieg zur Roterdspitze

Es ist nun nicht mehr weit, bald ist das Schlernhaus, 2450 m, erreicht. Auch zum Gipfel ist es nur ein Katzensprung. Den kurzen und leichten Anstieg zum Petz, 2564 m, den höchsten Punkt am Schlern, solltet ihr unbedingt noch machen.

Sonnenuntergang am Schlern

Das Schlernhaus hatte erst vor ein paar Tagen geöffnet. Im Zimmer lag noch die Kälte des letzten Winters. Für die Nacht mussten wir uns warm anziehen. Vorher aber wollten wir den Sonnenuntergang vom Schlern schauen.

Bereits am späten Nachmittag stiegen wir auf den Petz. Später wanderten wir hinüber zum Burgstall. Ein perfekter Platz für das Abendessen, Wein inklusive. Zum Sonnenuntergang waren wir wieder auf dem Petz. Es war fast schon kitschig schön, wie das Rot am Rosengarten immer intensiver wurde. Unser Ausflug zum Sonnenuntergang dauerte insgesamt 4 Std.

Auf dem Bild geht er Blick vom Petz, dem höchsten Punkt am Schlern zum Rosengarten, der im Abendlicht leuchtet. Es ist ein wunderschöner Sonnenuntergang. Am Himmel hat es nur ganz wenige kleine Wolken. Die rechte Bildhälfte nimmt das Gipfelkreuz ein. Rechts dahinter ist am Horizont noch die Latemargruppe zu erkennen.
Rosengarten – Sonnenuntergang am Schlern

Rundsicht vom Schlern

Aufgrund seiner frei stehenden Lage in der Landesmitte, bietet der Schlern eine der schönsten Rundsichten in Südtirol.

Man kann die Rundsicht quasi in zwei Hälften einteilen. Auf der einen Seite die nahen Dolomiten: Peitlerkofel, Geislerspitzen, Puezgruppe, Fanesgruppe, Langkofel, Marmolada, Rosengarten und Latemar. Fast alles, was in den westlichen Dolomiten Rang und Namen hat.

Auf der anderen Seite viel weiter weg und daher vielleicht weniger spektakulär: Die 3000er von der Brenta über Presanella, Ortlergruppe, Texelgruppe, Ötztaler Alpen, Stubaier Alpen, Zillertaler Alpen bis zur Rieserfernergruppe und zum Großglockner, der links vom Peitlerkofel noch hervorschaut.

Auf dem Bild geht der Blick kurz nach Sonnenaufgang vom Schlern Richtung Westen zu den vergletscherten Zentralalpen. Links erkennt man in der Ferne die Ortlergruppe, weiter rechts Texelgruppe und Ötztaler Alpen. Unterhalb der Gipfel breitet sich Morgendunst aus. Im Mittelgrund sieht man den Gabels Mull, den zweiten Arm des Schlern, der im oberen Bereich von der Sonne beschienen wird. Darunter liegt die Seiser Klamm noch im Schatten. Der Himmel ist blau, rechts am Bildrand hat es ganz wenige Schleierwolken.
Fernsicht – Ortlergruppe, Texelgruppe und Ötztaler Alpen vom Schlern

Es lohnt sich, einen klaren Tag abzuwarten – zumindest wenn ihr die Zentralalpen in voller Pracht sehen möchtet, wie mehrere Bilder hier unterstreichen.

Nur Richtung Süden ahnt man, dass es auch voralpine Regionen gibt und die Alpen in der Ferne hinter Mendelkamm und Gardaseebergen ins Flachland übergehen.

Tiefblicke gibt es vom Petz aber nicht. Dazu müsst ihr noch hinüber zum Burgstall, 2515 m, und zum Santner Kanzele, 2476 m. Der Blick von hier auf die beiden Türme ist sehr speziell. Keinesfalls entgehen lassen! Von der Seiser Alm spitzen sie in den Himmel, keine Chance, da hinauf zu steigen. Und hier steht man über den beiden Türmen. Genial. Auch der Tiefblick auf Seis und Kastelruth ist fast schon berauschend.

Auf dem Bild geht der Blick vom Burgstall hinab auf die beiden Türme am Schlern, Euringerspitze und Santnerspitze. Dahinter breitet sich in der Tiefe das grüne Hochplateau von Seis und Kastelruth aus. Viele Häuser sind von hier mit bloßem Auge erkennbar. Jenseits nicht sichtbaren Eisacktals erheben sich die Sarntaler Alpen. Darüber bilden die Gipfel der Zentralalpen, mit den Stubaier Alpen links und den in Sonne leuchtenden und schneebedeckten Zillertaler Alpen rechts. Der Himmel ist blau, es hat wenige dünne Schleierwolken.
Tiefblick – Euringerspitze & Santnerspitze vom Burgstall

Sonnenaufgang am Schlern

Renate wollte nicht raus, sie wollte weiter schlafen. Die Nacht im kalten Zimmer war nicht so angenehm und sie wähnte es draußen noch kälter. Ein Irrtum und was für eine Überraschung als ich nach draußen ging: Es war einiges wärmer als in der Hütte! Ein warmer Wind blies und ich war schon bald wieder auf dem Petz. Die nächste Fotosession.

Genau zum Sonnenaufgang war ich oben, fasziniert von der Stimmung. Was so ein paar Schäfchenwolken bewirken können – einfach mal das nächste Bild wirken lassen und genießen … und dazu vielleicht noch ein wenig Smooth Jazz? Chillige Klaviermusik von Brian Simpson, Gregg Karukas, David Benoit oder Joe Sample. Perfekt, oder?

Der Sonnenaufgang am Schlern war definitiv noch spektakulärer als der Sonnenuntergang. Ich wanderte ständig am Gipfel umher, immer auf der Suche nach noch besseren Motiven. Erst nach 1½ Std. konnte ich mich losreißen. Das Frühstück wartete.

Noch mehr Schlern

Bei einer Übernachtung habt ihr am nächsten Morgen genug Zeit, um noch dem Hochplateau am Gabels Mull einen Besuch abzustatten. Die beiden Türme zeigen sich von hier sehr schön. Eindrucksvoll ist der Tiefblick in die Seiser Klamm. Sie wirkt von oben sehr geheimnisvoll.

Wir hatten zunächst überlegt, noch zur Tierser Alpl Hütte und von dort zurück nach Compatsch zu wandern. Aber am Schlern war es einfach so schön, dass wir mehrere Stunden geblieben sind. Ewig hätte ich dort sitzen können.

Ausgangs- und Endpunkt
Compatsch auf der Seiser Alm Alternativ Talstation der Sesselbahn zum Spitzbühel.

Zeiten & Höhenmeter
Compatsch – Saltner Hütte 1½ Std.
Saltner Hütte – Schlernhaus 2 Std.
Schlernhaus – Schlern 20 Min.
Schlern – Schlernhaus 15 Min.
Schlernhaus – Saltner Hütte 1½ Std.
Saltner Hütte – Compatsch 1¼ Std.
980 Hm, inkl. Gegensteigungen (zum Teil geschätzt)
Schlern – Burgstall 30-45 Min. hin und zurück, 50 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit
Juni bis Oktober

Zeiten
¼
½
¾

Tabacco: 05 Gröden – Seiseralm, 1:25 000.

Tabacco: Seiseralm – Schlerngebiet, Sonderblatt, 1:25 000. Sehr handlich, aber nicht wasserfest.

Kompass: 067 Seiser Alm, 1:25 000. Die beste Karte für die Seiser Alm und Schlern, da wasser- und reißfest.

Hauleitner Franz: Seiser Alm, Langkofel, Schlern und Rosengarten, Bergverlag Rother, München, 2024. Enthält neben vielen Touren rund um die Seiser Alm auch die Anstiege von Völs und Weißlahnbad zum Schlern. Der Autor ist einer der besten Kenner der Dolomiten.

ÖV

Seiser Alm Bahn

Die Talstation der Seiser Alm Bahn ist ab Seis und Kastelruth mit dem Bus erreichbar (172). Seis und Kastelruth liegen an der Buslinie zwischen Bozen und Brixen (170).

Fahrpläne in Südtirol

Verbindungen

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