Ältester Damengipfel der Alpen
Sie gilt als »ältester Damengipfel«, als erste bekannte Frauenbesteigung in der Geschichte des Alpinismus. Am 24. August 1552 gelang dem Adligen Jakob von Boymont zu Payrsberg, Regina von Brandis und deren Tochter Katharina Botsch mit der Besteigung der Großen Laugenspitze eine der ersten dokumentierten Besteigungen in den Alpen überhaupt. Auf dem Gipfel steht dazu eine Tafel. Die Große Laugenspitze zählt zu den schönsten Aussichtsbergen in Südtirol.
Der Großen Laugenspitze, 2434 m, oft einfach nur »Laugen« genannt, ist nordöstlich die Kleine Laugenspitze, 2297 m, vorgelagert. Besonders von Nordwesten aus dem Raum Meran-Lana sieht das Duo sehr eindrucksvoll aus. Zwischen den Gipfeln liegt in einer Mulde der kleine, fast kreisrunde Laugensee, 2182 m. Ein wunderbarer Platz zum Sitzen und Träumen. Im Nordgrat der Großen Laugenspitze steht ein weiterer, wenig bedeutender Gipfel, der Ultener Laugen, 2371 m, in manchen Karten auch als Mittlerer Laugen bezeichnet.
Genau betrachtet sind die Laugenspitzen ein eigenständiges Mini-Massiv, das sich deutlich von den benachbarten Gruppen abhebt. Nach Westen bildet das Hofmahdjoch, 1785 m, die Grenze zu den Magdalener Bergen (Le Maddalene). Noch tiefer liegt der Gampenpass, 1518 m, der sie im Osten vom Mendelkamm trennt. Von Süden zeigt sich das deutlich, wie die Aufnahme von der flachen Kuppe des Popi (Steinmandl) beweist: Ganz allein steht die Laugenspitze auf weiter Flur.
Die Laugenspitzen liegen fast komplett auf Südtiroler Boden. Dort wo Süd- und Südwestgrat der Großen Laugenspitze zusammentreffen, befindet sich einer der nördlichsten Punkte des Trentino. Nur knapp geschlagen vom Nordfuß des Sas dai Ciamorces, einem Berg auf der Sellahochfläche in den Dolomiten. Der Anstieg von der Hofmahd, der größtenteils über Trentiner Boden verläuft, berührt diesen Punkt.
Die Anstiege vom Gampenpass und vom Hofmahdjoch sind konditionell als moderat einzustufen, keine großen Höhenunterschiede und keine großen Distanzen. Es soll auch Bergwanderinnen & Bergwanderer geben, die von deutlich weiter unten (Mitterbad, Buchen, Platzers, Bad Gfrill) aufsteigen. Die Anstiegszeiten variieren je nach Ausgangspunkt zwischen 3½-5 Std. Auf diesen Wegen sind vermutlich überwiegend Einheimische unterwegs. Wer in Südtirol Urlaub macht, wird wohl nur selten so viel Zeit für einen Berg aufwenden, der deutlich bequemer und schneller erreichbar ist. Die Laugenspitze erfreut sich auch wegen der relativ kurzen Anstiege einiger Beliebtheit und wird daher häufig besucht. Die Anstiege vom Gampenpass sind dabei etwas wenig weitläufig als von der Hofmahd. Mit den Öffis könnt ihr eine Überschreitung der Laugenspitze vom Hofmahdjoch zum Gampenpass oder umgekehrt durchführen.
Nonsberggruppe – Berge zwischen Meran und Trento
Die Nonsberggruppe, auch Nonsberger Alpen genannt, liegt südöstlich der Periadriatischen Naht. Diese gilt als bedeutendste tektonische Störungslinie in den Alpen und verläuft über das Hofmahdjoch. Der Sattel ist die Grenze zwischen den kristallinen Zentralalpen und den Südalpen. Das erklärt, warum die Nonsberggruppe nicht zur Ortlergruppe, sondern zu den Südalpen zählt und als eigenständige Gebirgsgruppe angesehen werden darf. In manchen Publikationen wird sie dennoch als Untergruppe oder Anhängsel der Ortlergruppe gelistet.
Die kleine Gruppe besteht lediglich aus den Laugenspitzen und dem Mendelkamm. Die Große Laugenspitze ist der höchste und bedeutendste Berg der Nonsberggruppe. Und dazu völlig konkurrenzlos. Richtung Süden, Osten und Norden gibt es weit und breit keinen höheren Berg, der den Blick verstellt. Lediglich im Westen und Südwesten können die Ketten der beiden Hochwart-Gipfel (Naturnser Hochwart & Ultener Hochwart) die Sicht etwas einschränken. Wer von euch zum ersten Mal im Meraner Land, im Ultental oder Deutschnonsberg unterwegs ist, dem sei eine Besteigung der Großen Laugenspitze unbedingt empfohlen. Natürlich an einem klaren Tag. Am Gipfel der Laugenspitze stand einst die 1874 erbaute Laugenhütte. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.
Den weitaus größeren Teil der Nonsberggruppe nimmt der Mendelkamm ein. Er besteht im oberen Teil aus Dolomitgestein, das auf einem Sockel aus Qurazporphyr liegt und bildet zwei völlig unterschiedliche Seiten. Nach Westen dacht er sich mit flachen und bewaldeten Hängen sanft ab. Auf der Ostseite brechen zum Teil senkrechte Wandabstürze ins Überetsch ab. Der Mendelkamm zieht vom Gampenpass in südlicher Richtung und bricht bei Mezzocorona im Trentino abrupt ins Etschtal ab. Die wohl bekanntesten Gipfel sind: Gantkofel, Penegal, Monte Roen, Corno di Tres und Cima Roccapiana. Der Monte Roen ist der höchste und einzige bedeutende Gipfel über 2000 Meter.
Die Laugenspitzen unterscheiden sich ganz deutlich von den Gipfeln im Mendelkamm. Als Überreste eines Vulkans und größtenteils aus Porphyr aufgebaut, gehören sie wie die nördlich jenseits des Etschtales liegenden Berge (Hafling, Mölten, Ritten) zur Etschtaler Vulkanit-Gruppe, die auch als Bozener Quarzporphyr bezeichnet wird. Die Gesteine fallen durch eine intensive Rotfärbung auf. Auf der linken Talseite des Etschtals zwischen Meran und Bozen ist das besonders schön zu sehen. Wenn ihr euch das aus der Nähe anschauen wollt und gleichzeitig einen schönen Blick ins Etschtal haben wollt, bietet sich die kurze Wanderung zum Rotensteinkogel, 1464 m, oberhalb von Vöran an. Hier oben ist das bekannte »Knottnkino«, ein Freiluftkino mit wundervollem Ausblick auf die Bergwelt rund um Meran und zu den Laugenspitzen.
Erinnerungen, Erlebnisse und Geschichten
Das erste Mal war ich 1995, also vor fast 30 Jahren, auf der Laugenspitze. Wir waren in der Woche nach Ostern in Lana im Urlaub. Auf den Südseiten lag auch damals relativ wenig Schnee. Also spekulierte ich, dass der steile Südostgrat der Großen Laugenspitze schneefrei sein könnte. So war es denn auch. Die Querung von der Laugenalm zum Grat lag allerdings noch unter tiefem Schnee, was aber kein Problem war.
Zehn Jahre später war ich im Mai mit meinem Bruder oben. Es herrschte Nordföhn und es war ziemlich kalt. Wir stiegen vom Gampenpass direkt zum Laugensee und auf die Kleine Laugenspitze. Und von dort weiter zur Großen Laugenspitze. Oben war es eher ungemütlich und als wir über den langen Südgrat zur Laugenalm abstiegen, fetzelte es ein wenig: leichter Schneefall aus Norden. Ich war später ziemlich durchgefroren.
Beim dritten Besuch konnte ich Reni endlich ihren großen Wunsch erfüllen, eines Tages die Laugenspitze zu besteigen. Und der Clou: Es war ein Traumtag an ihrem Geburtstag Ende Oktober. Wir waren mit dem Bus aus dem Ultental auf die Hofmahd gefahren und von dort auf den Gipfel gestiegen.
Laugenspitze vom Hofmahdjoch
Ausgangspunkt ist die Bushaltestelle mit Parkplatz südlich des Tunnels, 1719 m. Von hier folgt ihr der Markierung Nr. 8, anfangs auf einem Fahrweg, kurzzeitig auf einem Wanderweg und erneut auf einem Fahrweg zum Hofmahdjoch, 1785 m, und zur Aleralm, 1813 m (Malga Castrin). Von hier weiter auf dem Wanderweg Nr. 133 (Sentiero Aldo Bonacossa), zunächst durch einen schönen lichten Lärchenwald. Anschließend führt der Weg auf Trentiner Boden (Pinao die Bella Selva) mit einigem Auf und Ab durch freies und aussichtsreiches Gelände ins Laugenjöchl, 2050 m. Hier mündet der Anstieg von Mitterbad mit der Markierung Nr. 8A, die von hier zum Gipfel führt.
Kurz darauf zweigt der Bonacossa-Weg rechts ab. Das Gelände wird nun etwas steiler, der Weg ist aber nirgends ausgesetzt und führt ohne Schwierigkeiten auf die Grathöhe, 2379 m, im langen Südgrat der Großen Laugenspitze. Von hier seht ihr nicht nur das Kreuz am Gipfel, auch der weite Blick ins Trentino ist beeindruckend. Über den breiten und flachen Grat einfach zum Gipfelkreuz auf der Großen Laugenspitze, 2434 m.
Rundsicht von der Großen Laugenspitze
Wie bereits angedeutet, ist die Rundsicht vom frei stehenden Gipfel großartig. Sie zählt zu den schönsten in Südtirol. Richtung Südwesten geht der Blick zu den Magdalener Bergen. Rechts davon der Zufrittkamm und das Hasenöhrl. Links schaut noch die Cima Presanella hervor. Auf anderen Seite der Val di Sole stehen im Süden die Gipfel der Brenta. Links daran anschließend die Gardaseeberge.
Weiter links im Vordergrund der stark bewaldete Mendelkamm, der von dieser Seite nur wenig attraktiv wirkt. Darüber erheben sich die Gipfel des Lagorai. Richtung Nordosten und Osten geht der Blick über den Laugensee, die Kleine Laugenspitze und die Hochflächen der Sarntaler Alpen zu den Gipfeln der Dolomiten und zum Alpenhauptkamm. Im Norden die Täler des Burggrafenamts mit Meran, überragt von der Texelgruppe. Vom Ultental sieht man nur den untersten Abschnitt bei St. Pankraz. Darüber die Ausläufer des Zufrittkammes, über dem noch die Ötztaler Alpen mit Similaun und Weißkugel hervorschauen.
Laugenspitze vom Gampenpass
Vom Gampenpass, 1518 m, gibt es mehrere Alternativen. Die einfachste und bequemste Möglichkeit ist der Weg über die Laugenalm und von hier etwas ausholend über den Südgrat zum Gipfel. Kürzer, aber etwas anspruchsvoller, ist der direktere Anstieg von der Laugenalm über den felsigen Südostgrat. Er verlangt im oberen Abschnitt Trittsicherheit im Fels und Geröll. Den Anstieg via Laugensee finde ich besonders schön.
Direkt am Gampenpass beginnt die Markierung Nr. 133 (Sentiero Aldo Bonacossa), die zunächst durch steilen Wald zu einer aussichtsreichen Schulter im Südkamm der Kleinen Laugenspitze ansteigt, in Karten als Knopfberg, 2005 m, bezeichnet. Ab hier führt der Weg deutlich weniger steil zum Laugensee, 2185 m, hinauf. Vom See aus lassen sich beide Laugenspitzen erreichen. Die Kleine ganz einfach in etwa 15 Min. über die sanfte Südwestseite. Die Große entweder in einer Querung zum Südostgrat und von dort wie von der Laugenalm zum Gipfel oder direkter über einen zum Teil steilen Hang hinauf zum Nordgrat und über diesen zum Gipfel. Dieser Anstieg ist zum Teil mit Drahtseilen gesichert und noch etwas anspruchsvoller als der Südostgrat. Die hier kurz charakterisierten Anstiege lassen sich zu lohnenden Rundtouren kombinieren.
Meine Empfehlung: Anstieg via Laugensee und Südostgrat, Abstieg via Südgrat und Laugenalm.
Ausgangs- und Endpunkt
Hofmahdjoch und Gampenpass sind mit Öffis von Meran und Lana erreichbar (Linien 244/245 oder 246). Die Passstraßen sind problemlos befahrbar, auf beiden Passhöhen hat es Parkplätze.
Zeiten & Höhenmeter
Bushaltestelle Hofmahd – Laugenjoch 2 Std.
Laugenjoch – Große Laugenspitze 1¼ Std.
Große Laugenspitze – Laugenjoch 45 Min.
Laugenjoch – Bushaltestelle Hofmahd 1½ Std.
720 Hm
Gampenpass – Laugensee 2 Std.
Laugensee – Große Laugenspitze 45 Min.
Große Laugenspitze – Laugenalm 1½ Std.
Laugenalm – Gampenpass 45 Min.
920 Hm
Anforderungen & Jahreszeit
T2+, ab Hofmahdjoch, Trittsicherheit im Anstieg zur Grathöhe
T3, ab Gampenpass, Trittsicherheit am Südostgrat
Juni bis Oktober, oft von Mai bis November möglich
Tabacco: 042 Ultental – Deutschnonsberg, 1:25 000. Die wohl schönste und beste Karte für das Massiv der Laugenspitzen.
Kompass: 052 Ultental, 1:25 000. Weniger schön, besser lesbar, dazu wasser- und reißfest.
Schnelle, Michael: Kleiner Führer Nonsberger Alpen, Bergverlag Rother, München, 1. Auflage 1982. Beschreibt Wanderungen, Höhenwege und Gipfel im Mendelkamm sowie die Laugenspitzen. Vergriffen und zum Teil bereits veraltet. Evtl. bei Alpen-Antiquariat Ingrid Koch erhältlich.
In vielen Wanderführern über Südtirol oder das Meraner Land ist die Laugenspitze als Tourenvorschlag dabei. Die Auswahl überlasse ich euch.
Beide Ausgangspunkte sind mit Öffis erreichbar. Von Meran und Lana verkehren Busse zum Hofmahdjoch, meist mit umsteigen in Pumbach (Linien 244 und 245) und zum Gampenpass (Linie 246).
Der Beitrag hat dir gefallen? Du hast Fragen? Du möchtest Feedback geben? Schreib mir gerne an peter@montolando.com. Ich freue mich über deine Nachricht.