Dürrenstein – Wanderung in den Pragser Dolomiten

Auf dem Bild geht der Blick vom Kasamutz, einem nördlichen Vorgipfel, Richtung Südwesten zum Dürrenstein. Der Berg zeigt hier eine gewaltige Felsfront. Genau in der Bildmitte erhebt sich der höchste Punkt, auf dem das Gipfelkreuz gerad noch erkennbar ist. Nach links und rechts ziehen felsige Grate, die wie der Gipfel ebenfalls in steilen Wänden abbrechen. Unter den Wänden hat es riesige Schutthalden. Rechts ist im Hintergrund noch der Seekofel erkennbar. Wer den Berg von hier anschaut, kann sich nicht vorstellen, dass von der anderen Seite ein einfacher Bergwanderweg zum Gipfel führt. Der Himmel ist blau, es hat einige Schönwetterwolken, die den Dürrenstein noch wilder aussehen lassen.
Eindrucksvoll – Dürrenstein vom Kasamutz

Südtiroler Wandergipfel zwischen Pustertal und Drei Zinnen

Es gibt nur wenige bedeutende Gipfel in den Dolomiten, die so einfach zu besteigen sind, wie der Dürrenstein in den Pragser Dolomiten. Er ist ein echter »Einzelgänger« und nicht ein Teil einer längeren Kette. Die Schartenhöhe von 880 m macht ihn zu einem prominenten Berg, was wiederum eine tolle Rundsicht verspricht.

Wenn ihr den Dürrenstein zum ersten Mal von Norden seht, von Toblach oder aus dem Pragser Tal, kommt ihr vermutlich nicht unbedingt auf die Idee, diesen Berg zu besteigen. Mit steilen Felswänden steigt er gewaltig aus seiner Umgebung empor. Seine Trabanten überragt er deutlich.

Ganz anders zeigt sich der Berg von Süden: Hier führt ein gutmütiger Rücken zum Gipfel. Aus mancher Perspektive sieht dies aus wie eine überdimensionale Rampe. Über sie verläuft der leichte Weg zum Gipfel. Die Neigung ist moderat, kaum einmal werden 30° erreicht. Kurz vor dem höchsten Punkt wartet aber noch eine kleine Mutprobe: Eine Felsstufe, die mit einer Kette gesichert ist, führt in einen kleinen Sattel hinab. Erst dann ist der Weg zum Gipfelkreuz frei.

Auf dem Bild geht der Blick vom Großen Rosskopf in den Pragser Dolomiten zum Dürrenstein. Aus dieser Richtung ist die "schwache" Seite des Gipfels erkennbar: nach rechts (Süden) dacht sich der Dürrenstein sanft ab. Über diese Seite führt der Anstieg. Rechts im Hintergrund sieht man die Sextner Dolomiten, mit den Drei Zinnen. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Rampe – Dürrenstein vom Großen Rosskopf, hinten die Drei Zinnen

Dürrenstein – Leichter Gipfel in den Dolomiten

Der Wahrheit halber: Die leichte Erreichbarkeit sorgt für viel Andrang. Die Dolomiten zählen zu den bekanntesten und beliebtesten Bergen in Südtirol. Wenn möglich, solltet ihr Wochenenden und Feiertage ebenso meiden wie Ferienzeiten. Dies gilt besonders für den August. Vor allem um den 15. August (Ferragosto) sind auch viele italienische Bergfreunde unterwegs. Wenn dies nicht möglich ist, morgens sehr früh starten.

Meine damalige Partnerin und ich hatten das Glück, an einem Traumtag im Juni über eine Stunde allein am Gipfel zu verbringen. Und auch später stiegen an diesem Tag gerade mal zehn Wanderer auf den Gipfel. Für den Dürrenstein vermutlich eine geradezu lächerlich geringe Anzahl. Es war ein Freitag, die Pfingstferien und verlängerten Wochenenden mit den Feiertagen waren vorbei und die Sommerferien hatten noch nirgends begonnen. Hier ist also etwas Flexibilität gefragt.

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin, die soeben die Schulter unter dem Vorgipfel des Dürrensteins erreicht hat. genau über ihr ist das Gipfelkreuz zu sehen, links davon der Vorgipfel, der den eigentlichen Gipfel etwas verdeckt. Die Wanderin schaut nach rechts, Richtung Osten zu den Sextner Dolomiten, die man aber im Bild nicht sieht. Man erkennt rechts am Bildrand im Hintergrund die Villgratner Berge und darüber die Hohen Tauern, die zum Teil in Wolken stecken. Hier am Dürrenstein ist der Himmel aber blau und wolkenlos.
Traumtag – Gipfelkreuz in Sicht

Pragser Dolomiten

Sie sind etwas weniger bekannt als ihre Kollegen im Grödnertal oder in den Sextnern. Die Pragser Dolomiten sind durch drei markante Täler (Pustertal, Gadertal und Höhlensteintal) klar begrenzt. Im Südwesten bildet der Sattel der Fodara Vedla die Grenze zur Fanesgruppe.

Die Pragser Dolomiten sind Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags. Er wurde 1980 gegründet und ist einer von insgesamt sieben Naturparks in Südtirol. Seit 2009 gehört der Park als Teil der Nördlichen Dolomiten zum UNESCO Welterbe Dolomiten.

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin am Weg zum Dürrenstein. Sie ist bereits im oberen Teil angelangt und wird in wenigen Minuten die Schulter unter dem Vorgipfel erreichen. In dieser Passage verläuft der Weg durch Schutt und Geröll. Im Hintergrund sieht man die Pragser Dolomiten mit der massiven Hohen Gaisl links, der Kleinen Gaisl in der Bildmitte und dem Seekofel weiter rechts. Hier schauen noch die Berge der Heiligkreuzkofelgruppe drüber. Am rechten Bildrand erkennt man noch die Hochfläche von Fosses. Der Himmel ist blau und fast wolkenlos.
Pragser Dolomiten – Unterwegs zum Dürrenstein

Höchster Berg und einziger 3000er der Pragser Dolomiten ist die Hohe Gaisl – ein ausgesprochen schwieriger Berg und laut Richard Goedeke »wohl der alpinste unter allen großen Dreitausendern der Dolomiten«.

Das beliebteste Ziel in den Pragser Dolomiten ist zweifellos der Pragser Wildsee. Leider hat er sich in den letzten Jahren zu einem touristischen Hot Spot mit den üblichen negativen Begleiterscheinungen entwickelt.

Mittlerweile wird der Individualverkehr während der Sommermonate reglementiert. So kann man im Zeitraum vom 10. Juli bis 10. September zwischen 9:30 und 16:00 Uhr nur noch mit einem Parkplatzticket, einer Durchfahrtsgenehmigung oder einer Reservierung im Restaurant mit dem eigenen Pkw zum See fahren. Mit dem Bus ist eine Zufahrt immer möglich.

Plätzwiese

Eingebettet zwischen den markanten Gipfeln Dürrenstein im Nordosten und Hohe Gaisl im Südwesten, liegt ein sonniges Hochplateau, die Plätzwiese. Sie ist ebenfalls Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags.

Von Norden ist die Zufahrt mit dem Pkw möglich. In der Zeit vom 10. Juni bis 10. September ist die Auffahrt nur bis 10 Uhr und ab 16 Uhr erlaubt und nur solange die Parkplätze nicht belegt sind. Alternativ mit dem Bus (443) ab Toblach. Mehr Infos unten im Kasten »Tour«. Auch von Süden führt von Schluderbach ein Fahrweg zur Plätzwiese. Dieser ist jedoch nicht ausgebaut und für den Motorverkehr gesperrt.

Auf dem Bild geht der Blick vom Weg zum Dürrenstein Richtung Süden über die Hochfläche der Plätzwiese zum Massiv des Monte Cristallo. Im Vorder- und Mittelgrund breitet sich eine grüne Wiesenlandschaft auf, die sich zum kleinen Gipfel des Knollkopf aufschwingt. Darüber stehen die Spitzen und Türme des Monte Cristallo. Auf deren Nordseite liegen in den Karen noch vereinzelte Schneefelder. Der Himmel ist blau, nur rechts hat es wenige kleine Wolken.
Idyllisch – Plätzwiese mit Cristallo-Massiv

Wenn ihr ab der Plätzwiese eine kleine Gipfeltour unternehmen möchtet, bietet sich der Knollkopf an. Der Anstieg dauert etwa 1¼ Std., T2. Allerdings ist hier Orientierungssinn nötig – es gibt keinen markierten Anstieg. Dafür ist man dort oben meist allein. Und wer möchte, kann noch den kurzen Übergang zum Rautkopf (auch Rautkofel genannt) anhängen, 30 Min. zusätzlich.

Wanderung zum Dürrenstein

Vom Parkplatz Plätzwiese, ca. 1970 m, zunächst auf der Straße zum Plätzwiesensattel, 1991 m, mit den Hotels und Berggasthäusern. Bei der Kapelle zweigt der Weg Nr. 40 Richtung Dürrenstein links ab. Er führt in mäßiger Steigung durch Wiesen bergan. Er kreuzt bald den Dolomiten Höhenweg Nr. 3 und wendet sich kurz darauf nach links. Es geht nun stets in nördlicher Richtung durch steileres Gelände. Der Weg ist aber immer breit, nie ausgesetzt und es gibt keine anspruchsvolle Stelle. Gleichwohl ist hier im splittrigen Kalkgeröll Trittsicherheit nötig, besonders im Abstieg.

In gut angelegten Kehren führt der Weg durch einen Schutthang bis auf den Südkamm, direkt unter dem Vorgipfel. Hier wird zum ersten Mal der Blick nach Osten zu den Sextner Dolomiten frei. Nun über einen etwas steileren Schutthang auf den Vorgipfel. Bis hierher ist der Anstieg sehr einfach.

Auf dem Bild sieht man eine Bergwanderin, die sich in der gesicherten Passage am Dürrenstein befindet. Sie hält sich an der Eisenkette feste, ist bereits die erste Stufe hinab gestiegen und wird sogleich die nächste Stufe in Angriff nehmen. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Gesichert – Felsstufe am Dürrenstein

Nun wartet die einzige anspruchsvolle Stelle, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt: Gesichert an einer Eisenkette geht’s hinab in einen kleinen Sattel. Die Passage ist gestuft und bei guten Verhältnissen problemlos. Ohne diese Stelle wäre die Tour mit T2 zu bewerten. Zuletzt über einen Schuttrücken zum Gipfelkreuz auf dem Dürrenstein, 2839 m.

Rundsicht vom Dürrenstein

Der Dolomiten-Kenner Franz Hauleitner schreibt in seinem Wanderbuch Dolomiten: »Die Besteigung des Dürrensteins lohnt nur bei sonnigem Wetter und guten Sichtbedingungen.« Dem würde ich zustimmen und die Bilder hier sollten das unterstreichen. Der allein stehende Gipfel erlaubt eine gewaltige und außergewöhnliche schöne Rundsicht.

Auf dem Bild geht der Blick vom Dürrenstein nach Süden und Südosten zu den Dolomiten, die sich von hier oben wie ein großes Gipfelmeer ausbreiten. In der linken Bildhälfte sieht man die Sextner Dolomiten mit den auffälligen Drei Zinnen. Weiter rechts erkennt man die Zacken der Cadini di Misurina und dahinter die Marmarole. Im Vordergrund sieht man die Große Pyramide, einen Vorgipfel des Dürrensteins. Der Himmel ist blau, aber es hat viele Wolken und die Sonne scheint nicht überall hindurch.
Gipfelmeer – Sextner Dolomiten, Cadini di Misurina und Marmarole

Im Südhalbrund erstreckt sich das Gipfelmeer der Dolomiten. Die wilden Sextner mit den Drei Zinnen stehen gleich nebenan. Weiter entfernt seht ihr im Süden die Cadini di Misurina und dahinter die Marmarole. Eine Berggruppe, die wahrscheinlich nur wenige kennen – ich war auch noch nie dort.

Weiter rechts die Cristallo-Gruppe, die ja schon seit der Plätzwiese das Panorama mitprägt. Es folgen weitere große Gipfel der Dolomiten: Der Riesenklotz des Monte Pelmo, die elegante Spitze der Civetta und die nahe Hohe Gaisl, der höchste Berg der Pragser Dolomiten. Links davon schaut gerade noch die Tofana di Mezzo hervor.

Auf dem Bild geht der Blick vom Dürrenstein Richtung Südwesten zu den Gipfeln der Dolomiten, mit einigen Giganten: Monte Cristallo, Monte Pelmo, Civetta und Hohe Gaisl sind zu sehen. Im Vordergrund erkennt man die gesicherte Stufe, die man im Aufstieg zum Dürrenstein begeht. Der Himmel ist stark bewölkt und es kommt kaum Sonne hindurch.
Giganten – Cristallo, Pelmo, Civetta und Hohe Gaisl vom Dürrenstein

Von hier oben wirken die Giganten der Dolomiten noch gigantischer, wie das Bild zeigt. Auf dem Bild erkennt ihr auch die gesicherte Felsstufe.

Im Norden stehen die Zentralalpen Parade, von den Zillertaler Alpen über die Rieserfernergruppe zu den Hohen Tauern. Alles, was nördlich des Pustertals Rang und Namen hat, ist zu sehen. Da sie weiter entfernt sind und keiner der Gipfel markant hervorsticht, dürften die meisten Blicke wohl eher an den Dolomiten hängen bleiben.

Ausgangs- und Endpunkt
Parkplatz Plätzwiese, erreichbar mit dem PKw auf guter Straße oder mit dem Bus ab Toblach (443). Reglementierungen in der Hochsaison beachten!

Zeiten & Höhenmeter
Plätzwiese – Dürrenstein 2¼ Std.
Dürrenstein – Plätzwiese 1½ Std.
870 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3, Trittsicherheit, besondes in der gesicherten Felsstufe!
Juni bis Oktober, solange kein Schnee liegt

Tabacco: 031 Pragser Dolomiten – Enneberg, 1:25 000. Beste und schönste Karte für die Pragser Dolomiten zwischen Kronplatz und Schluderbach.

Kompass: 045 Bruneck, Kronplatz, 1:25 000. Wasser- und reißfest, sehr gut lesbar. Enthält ebenfalls die gesamten Pragser Dolomiten.

Hauleitner, Franz: Dolomiten 5 – Sextner Dolomiten: mit Naturpark Drei Zinnen und Pragser Tal. Bergverlag Rother, München, 11. Auflage 2023. Perfekter Querschnitt durch die Sextner Dolomiten, mit vielen Touren rund um das Pragser Tal, von einem der besten Gebietskenner.

Hauleitner, Franz: Dolomiten, Rother Wanderbuch, Bergverlag Rother, München, 3. Auflage 2015. Der Autor dürfte einer der besten Kenner der Dolomiten sein. Er ist Mitinitiant der Dolomiten-Höhenwege. Das Buch bietet eine schöne Auswahl an Tourenmöglichkeiten in den Dolomiten.

ÖV

Von Anfang Juni bis Ende Oktober fährt ein Bus von Toblach zur Plätzwiese (443).

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