Hoher Kasten – Wandern im Nordosten der Schweiz

Auf dem Bild geht der Blick vom Kamor zum Hohen Kasten. Am Gipfel erkennt man Gasthaus, Bergstation und die große Antenne. Links unterhalb des Gipfels liegen noch größere Schneefelder, auf denen die Spuren des Gipfelanstiegs zu sehen sind. Im Kastensattel unter dem Gipfel sind auch einige Wanderer zu erkennen. Im Hintergrund sieht man rechts die Berge der Alviergruppe, links einige Gipfel in den Bündner Alpen. Der Himmel ist bau und wolkenlos. Es ist aber etwas diesig, also ein typischer Frühlingstag in den Bergen.
Charakteristisch – Hoher Kasten vom Kamor

Von Brülisau auf den Hohen Kasten wandern

Im äußersten Nordosten der Schweiz, dort wo die Schweizer Alpen zum Bodensee und ins Rheintal absinken, liegt der Alpstein, ein Faltengebirge par excellence. Hier, im Schnittpunkt der Kantone St. Gallen und der beiden Appenzell, befinden sich Hoher Kasten und Kamor, zwei leicht erreichbare Wanderberge mit schöner Aussicht. Je nach Perspektive sind sie die ersten Gipfel der Schweizer Alpen oder deren Abschluss.

Bestimmt werden viele von euch schon vom Hohen Kasten gehört oder gelesen haben. Oder bereits oben gewesen sein. Schließlich zählt er zu den populärsten Wanderbergen der Schweiz. Der Name ist sehr passend gewählt, denn von fast überall erscheint der Berg wie ein riesiger Kasten, der auf einen Rasenkamm aufgesetzt ist. Die Aussicht ist besonders schön und der Hohe Kasten wird deshalb auch als »Rigi der Ostschweiz« bezeichnet.

Auf dem Bild blickt man vom Hohen Kasten auf den Alpstein. Am Horizont erkennt man die beiden höchsten Gipfel, Altmann und Säntis mit Antenne. In der Bildmitte erkennt man im Schatten den Sämtisersee. In der rechten Bildhälfte breitet sich unterhalb des Säntis die Hochfläche der Alp Sigel aus. Von rechts ziehen Nebelschwaden aus nördlicher Richtung in die Täler des Alpsteins. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Es ist ein außergewöhnlich klarer Herbsttag.
Herbstlich – Alpstein vom Hohen Kasten

Abgesehen vom Anstieg ab Sennwald via Rohrsattel, kenne ich alle Wege am Hohen Kasten. Den langen Weg von Rüthi über Brunnenberg bin ich auch schon gegangen. Ein ziemlich langer Anstieg und daher weniger frequentiert. Schon ein Besuch der Alp Stofel unterhalb der Kuppe der Dürrenegg lohnt sich und die Hütten wären ab Brülisau bestimmt ein schönes Ziel mit Schneeschuhen.

Hoher Kasten & Kamor – Ungleiches Duo im Alpstein

Der breitgelagerte Kamor nebenan (bei Swisstopo erscheint neuerdings zusätzlich der Name »Trestenkof«) gehört irgendwie zum Hohen Kasten dazu. Im Gegensatz zu seinem klotzigen Kollegen präsentiert er sich aus manchen Blickrichtungen als Rasenkegel. Der Kamor hat zwei Gesichter: Nach Osten sanfte Wiesenhänge, nach Westen hingegen hohe Wände. Diese zählen allerdings nicht zum bevorzugten Ziel von Kletterern, wie Manfred Hunziker im SAC-Führer Säntis – Churfirsten schreibt.

Auf dem Bild sieht man von der Hochfläche der Alp Siegel im Alpstein hinüber zum Duo Hoher Kasten rechts und Kamor links. Die beiden werden durch den Kastensattel getrennt. Der Hohe Kasten sieht von hier tatsächlich wie eine überdimensionale Kiste aus, die von einer großen Antenne gekrönt ist. Der Kamor sieht von hier eher wie eine sehr flache und breite Pyramide aus. Beide Gipfel zeigen in den Grasflanken jedoch kleinere Felswände, besonders der Kamor auf seiner West- und Nordwestseite. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Verschieden – Hoher Kasten & Kamor

Dafür lässt es sich am Kamor gemütlich rasten und schauen. Und der Hohe Kasten steht im Zentrum der Rundsicht. Nach Manfred Hunziker stammt der Name »Kamor« aus dem Romanischen, aus »ganda mora«, was so viel wie »schwarzer Fels« oder »schwarze Geröllhalde« bedeutet. Der Gipfel ist auch Standort einer militärischen Anlage und Endpunkt einer Straße aus dem Rheintal, die nicht öffentlich ist. Beide Gipfel bestehen wie alle Berge im Alpstein aus Kalkgestein.

Der Kastensattel zwischen Kamor und Hohem Kasten ist so etwas wie die Drehscheibe der Wanderwege rund um den Hohen Kasten. Hier treffen die Wanderwege aus vier Richtungen zusammen. Am meisten begangen wird der Weg ab Brülisau, sehr oft im Abstieg. Wesentlich ruhiger, weil länger und mit mehr Höhenmetern verbunden, sind die Anstiege aus dem Rheintal. Der Hohe Kasten ist auch der Startpunkt des Geologischen Wanderwegs zur Saxer Lücke, einem Panoramaweg erster Güte.

Auf dem Bild geht der Blick vom Kastensattel hinauf zum Hohen Kasten, der einen Großteil des Bildes einnimmt. Am Gipfel sind diverse Bauten und die riesige Antenne zu sehen. Ebenso sieht man den Normalweg, der unter den Felsen nach links den leicht verschneiten Hang quert. Der Anstieg übers "Katzentöpli" liegt im Schatten und ist nicht gut auszumachen. Im Vordergrund sieht man den Weg Richtung Kamor und in einiger Entfernung zwei Wanderer. Rechts im Hintergrund sieht man die Gipfel zwischen Hoher Kasten und Mutschen. Diese sind ebenso wie der Hohe Kasten leicht verschneit. Der Himmel ist blau, aber es hat viele Schleierwolken.
Kastensattel – Drehscheibe der Wanderwege rund um den Hohen Kasten

Im Winter ist der Hohe Kasten kein Ziel für Winterwanderungen. Wie der SAC-Skitourenführer Glarus – St. Gallen – Appenzell schreibt, verlangt der Übergang vom Kamor sichere Verhältnisse! Hingegen ist der Kamor für erfahrene Winterwanderer ab Brülisau mit Schneeschuhen leicht erreichbar.

Seilbahn und Drehrestaurant am Hohen Kasten

Von der Appenzeller Seite führt eine Seilbahn von Brülisau direkt zum Gipfel und dementsprechend wird der Berg viel besucht. Die Seilbahn wurde 1964 in Betrieb genommen und seither mehrfach erneuert. Die Talstation ist mit dem ÖV erreichbar und in der Nähe der Talstation hat es einen großen Parkplatz.

Auf dem Bild sieht man vom Anstieg von Brülisau hinauf zum Gipfel des Hohen Kasten. Er zeigt nach dieser Seite seine charakteristische Felswand. Auf dem Gipfel erkennt man ein Haus und die sehr große Antenne. In der rechten Bildhälfte erkennt man eine Gondel der Seilbahn, die am Drahtseil gerade Richtung Gipfel fährt. Die Hänge sind am Gipfel und unterhalb ein wenig mit Neuschnee überzuckert. Die Westseite des Berges liegt im Herbst morgens noch im Schatten. Der Himmel ist blau, die wenigen Schleierwolken registriert man kaum.
Mühelos – Seilbahn zum Hohen Kasten

Früher konnte man auf dem Hohen Kasten im Berggasthaus übernachten. Seit der Eröffnung des Drehrestaurants am Gipfel im Jahr 2008 ist dies nicht mehr möglich. Das alte Berggasthaus existiert nicht mehr und das ehemalige Massenlager im dem kleinen Haus wird nun als Vorratslager genutzt.

Die Wanderkarte auf der Homepage dient in jedem Fall nur zur ersten Orientierung. Ihr solltet für unterwegs unbedingt eine topografische Karte dabei haben – in Papierform (Kasten »Wanderkarten«) oder die Swisstopo-App.

Auf der Website der Seilbahn findet ihr immer aktuelle Informationen zu den Wetterbedingungen und Schneeverhältnissen und zum Zustand der Wanderwege. Das Wetter am Hohen Kasten zeigen mehrere Webcams und gleichzeitig gibt’s hier Informationen zum Seilbahnbetrieb. So kann es vorkommen, dass der Bahnbetrieb wegen Föhnsturm eingestellt werden muss, wie folgender Screenshot zeigt.

Auf dem Bild sieht man einen Screenshot der Website www.hoherkasten.ch. Dort ist die Info zu lesen, dass Seilbahn und Drehrestaurant am 28.04.24 wegen ganztägig Föhnsturm geschlossen sind.
Wetterinfo – Föhnsturm am Hohen Kasten – Screenshot vom 28.04.24

Von Brülisau zum Hohen Kasten

Von Brülisau, 922 m, erreicht ihr teils auf Wanderwegen, teils auf Straßen, über Rossberg, 1137 m, das Berggasthaus Ruhesitz, 1279 m (»Ruhsitz« bei Swisstopo). Hier beginnt der Bergweg, der zunächst die steilen Hänge unter dem Kamor quert und zuletzt in Kehren den Kastensattel, 1678 m, erreicht.

Hier gibt’s zwei Alternativen, beide sind auf dem Beitragsbild erkennbar. Der übliche und meist begangene Anstieg führt links unter den Felsen hindurch in die Nordostflanke und steigt durch diese in Kehren bequem zum Gipfel des Hohen Kasten, 1794 m hinauf. Achtung: In der Mulde unter dem Gipfel liegt im Frühjahr sehr lange ein großes Schneefeld, das in hartem Zustand Ungeübte in Schwierigkeiten bringen kann. Etwas anspruchsvoller ist der Anstieg übers »Katzentöpli«, der teilweise drahtseilgesichert direkt durch den Felsengürtel auf die oberste Wiese unter dem Gipfel führt. Für den kurzen und einfachen Felsanstieg sind trotz Sicherungen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.

Auf dem Bild sieht man im Vordergrund eine Wanderin im Abstieg vom Hohen Kasten. Sie erreicht gerade wieder das große Schneefeld, das jetzt im Frühling noch in der Nordostflanke des Hohen Kastens in der Querung zum Kastensattel liegt. Das Schneefeld ist nur zum Teil sichtbar, da es hinter einem Gratausläufer liegt. Links im Hintergrund ist es andere Seite sichtbar. Rechts sieht man den Kamor-Gipfel mit dem breiten Weg, der seine Ostflanke quert. Über der Wanderin erkennt man noch die Hügel im Appenzellerland und dahinter noch einen Teil des Bodensees. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
»Schlüsselstelle« – Wieder zurück am großen Schneefeld, mit Kamor

Über den Kamor zurück nach Brülisau

Vom Hohen Kasten wieder in den Kastensattel. Von hier auf Pfadspuren über den Kamm zum Kamor, 1751. Im Gegensatz zu seinem bekannten Nachbarn wird der Kamor von vielen Wanderern gar nicht beachtet, obwohl der Blick zum Hohen Kasten von hier besonders schön ist.

Vom Gipfelkreuz wandert ihr über den Nordrücken hinab, fast bis zur großen Alpsiedlung von Stofel, 1559 m, die auf einem aussichtsreichen Plateau unterhalb des Kamors liegt. Unterwegs habt ihr stets einen schönen Blick ins Rheintal. Der Weg nach Brülisau berührt die Alpe nicht, bleibt weiterhin am Kamm und kreuzt anschließend vier Mal die Straße zum Kamor. Kurz darauf zweigt der Weg Richtung Brülisau links ab. Wenn ihr es etwas gemütlicher haben wollt, dann einfach geradeaus weiter bis zum nächsten Sattel, 1285 m. In beiden Fällen erreicht ihr die Hütten von Schaienrossberg und bald drauf den bereits bekannten Weg via Rossberg nach Brülisau.

Rundsicht vom Hohen Kasten

Vom Gipfel sollen über 300 Berge zu sehen sein. Der Hohe Kasten ist einer der aussichtsreichsten Berge in der Nordostschweiz. Auch die Rundsicht vom Kamor ist sehr schön. Und mittendrin der Hohe Kasten.

Auf dem Bild geht der Blick vom Kamor Richtung Süden zum Hohen Kasten, der sich rechts der Bildmitte erhebt. Am Gipfel erkennt man diverse Gebäude und die große Antenne. Jetzt in April liegt noch viel Schnee, besonders in der Mulde nordöstlich unter dem Gipfel, wo der Normalweg hindurchführt. Im Vordergrund sieht man den Kamm zwischen Kamor und Hohem Kasten. Im Hintergrund leuchten die noch schneebedecken Berge im Rätikon links und der Alviergruppe rechts. Der Himmel ist blau und praktisch wolkenlos.
Mittendrin – Hoher Kasten zwischen Rätikon & Alviergruppe

Das Rheintal zwischen dem Bodensee und Sargans liegt euch zu Füßen. Jenseits des Rheintals erheben sich die Gipfel in Vorarlberg und Liechtenstein (Bregenzerwaldgebirge, Lechquellengebirge, Verwall, Rätikon). Den südlichen Halbrund füllen die Bündner und Glarner Alpen. Hinterm Kamor und dem Appenzeller Hügelland erkennt ihr bei klarer Sicht den Bodensee. Und in südwestlicher Richtung genießt ihr intime Einblicke in die ganz spezielle Welt des Alpsteins mit dem überragenden Säntis

Ausgangs- und Endpunkt
Brülisau im Appenzellerland, Busendstation von Weissbad (80.192). Gut ausgebaute Straße von Appenzell, großer Parkplatz nahe der Talsation im Ort.

Zeiten & Höhenmeter
Brülisau – Hoher Kasten 2¼ Std.
Hoher Kasten – Kamor 30 Min.
Kamor – Brülisau 2¼ Std.
950 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit wenn noch Schnee liegt, Katzentöpli T3
Mai bis November

Appenzell Ausserrhoder Wanderwege, Appenzellerland, basiert auf Swisstopo 25, enthält den Alpstein und die Vorberge im Norden.

edition mpa, Obertoggenburg – Alpstein, basiert auf Swisstopo 25, enthält den Alpstein, die Vorberge im Norden und die Churfirsten.

Swisstopo 33, 3301 T Säntis (wasserfest, Vergrößerung der 50er-Karte, enthält fast alle Anstiege zum Hohen Kasten, nur Rüthi im Rheintal fehlt)

Swisstopo 50, 227 Appenzell oder 227 T Appenzell (mit Wanderwegen)

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet

Mehr Infos bei Swisstopo.

Hunziker, Manfred: Clubführer Säntis – Churfirsten, SAC Verlag, Bern, 1999. Beschreibt alle Berge zwischen Appenzell und dem Walensee. Mehr geht nicht, sehr empfehlenswert!

Schatz, Ruedi: Säntisführer, St. Gallen, 10. Auflage 1976. Der fast schon legendäre »Klassiker«, veraltet und nur noch antiquarisch erhältlich. Ein schönes Stück Alpinhistorie aus einer Zeit, in der Informationen über Berge ein rares Gut waren!

Deuble, Peter: Rheintaler Höhenweg, Conrad Stein Verlag, Welver 2012. Beschreibt neben dem Höhenweg verschiedene Anstiege zum Hohen Kasten und den Stauberen-Höhenweg. Vergriffen, wird nicht mehr aufgelegt, nur noch antiquarisch erhältlich.

Rund um den Hohen Kasten gibt es eine sehr große Auswahl an Berggasthäusern und Unterkunftsmöglichkeiten wie selten auf so kleinem Raum.

Drehrestaurant Hoher Kasten, nur Einkehr

Berggasthaus Ruhsitz

Plattenbödeli

Berggasthäuser im Alpstein, Übersicht

ÖV

Brülisau ist von Weissbad mit dem Bus erreichbar (80.192). Weissbad ist Haltestelle der Appenzeller Bahnen zwischen Appenzell und Wasserauen (854). Zum Hohen Kasten führt eine Seilbahn (2745).

Appenzeller Bahnen

Verkehrsverbund Ostwind

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

PostAuto Schweiz

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

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