Wanderung auf dem Normalweg von Süden auf einen großen Gipfel am Gardasee
Von Süden ist der Monte Pizzocolo der erste Berg am Gardasee, der die 1500-Meter-Marke übersteigt. Ein echter Riese. Auf seiner Südseite ducken sich Wald- und Wiesenberge, die deutlich niedriger sind. Auch sonst macht ihm weit und breit kein anderer Berg den Rang streitig. Nur der Monte Spino kann höhenmäßig noch einigermaßen mithalten. Aber nicht in Sachen Masse und Ausdehnung – der Monte Pizzocolo bildet gemeinsam mit seinem grasigen Nebengipfel, dem Dosso le Prade, ein kleines Massiv. Selbst von den höheren Gipfeln am nördlichen Gardasee wie vom Monte Stivo, fällt der Berg ins Auge.
Der Monte Pizzocolo überragt den Gardasee um satte 1500 m. Das bei einer Horizontaldistanz von gerade mal 5-6 Km bei Toscolano-Maderno. Den gewaltigen Höhenunterschied zwischen dem Monte Pizzocolo und dem Gardasee illustriert das folgende Bild von der Cima Comer.

Seine Schartenhöhe beträgt beachtliche 635 Hm. Das verspricht eine tolle Fernsicht über den lombardischen Südalpenbogen vom Pizzo Arera in den Bergamasker Voralpen bis zum Monte Baldo. Im Süden reicht der Blick an klaren Tagen bis zu den Gipfeln im Appennino Tosco-Emiliano und im Westen bis zum Monte Rosa. Bei mir hatte es an diesem Tag über der Poebene zu viel Dunst, der Monte Rosa war hingegen in der Ferne links vom Monte Guglielmo gerade noch sichtbar. Den Appennino konnte ich zu einem späteren Zeitpunkt von der Cima Comer sehen.
Der Monte Pizzocolo liegt westlich des Gardasees in der Lombardei, in der Provinz Brescia. Im deutschsprachigen Raum sind diese Gipfel als Gardaseeberge bekannt. Die Italiener nennen die Berge zwischen Iseosee und Gardasee Prealpi Bresciane.
Monte Pizzocolo – Ein majestätischer Berg
Wie das Bild oben zeigt, ist der Monte Pizzocolo, auch Serà genannt, ein wahrhaft majestätischer Berg. Betrachtet man ihn von Norden, scheint er ein anspruchsvoller Berg zu sein. Er bricht mit steilen Felswänden ab, die weiter unten in steile Waldhänge übergehen, die wiederum mit Felsen durchsetzt sind. Von dieser Seite gibt es denn auch keinen leichten Anstieg oder Wanderweg, die Hänge sind teilweise über 50° steil.
Ein ganz anders Gesicht zeigt der Berg hingegen von Süden – hier bestimmen Wälder und in der Gipfelregion Alpweiden das Bild. Und es ist alles deutlich weniger steil. Der Normalweg zum Monte Pizzocolo ist eine einfache Wanderung (T2), wenn der Weg schneefrei ist. Empfehlen würde ich euch die Tour im Frühling (März – Mai) und im Herbst bis zum Wintereinbruch. Im Hochsommer, zumal bei diesigen Verhältnissen, stelle ich mir das nicht besonders erquicklich vor.

Selbst den einfachen Anstieg solltet ihr nicht zu früh im Jahr angehen, in der Mulde der Malga Valle hält sich der Schnee länger. Auch wenn sonst ringsum bereits alles schneefrei ist. Gleiches gilt für den Fahrweg auf der Westseite des Dosso le Prade. Dort lag bei meinem Besuch Ende Februar noch (harter) Schnee. Wenn ihr im Winter (bis März) kommt, ist die Mitnahme von Krampen sinnvoll.
Der Monte Pizzocolo wird viel besucht. Selbst an einem Montag Ende Februar war hier ziemlich viel los und auch über die beiden Gratanstiege gelangten immer wieder Bergsteiger auf den Gipfel. Es ist also vermutlich keine allzu gute Idee, den Gipfel an Wochenenden oder Feiertagen zu besteigen.

Andere populäre Anstiege zum Monte Pizzocolo
Von Süden gibt es außer dem leichten Normalanstieg noch zwei anspruchsvolle Routen über die zum Teil felsigen Grate: In manchen Tourenberichten werden Südgrat und Südostgrat verwechselt oder synonym verwendet. Es handelt sich jedoch um zwei verschiedene Anstiege. Der Südgrat ist ein gesicherter Steig, der im Bereich T4-T5 liegen dürfte.
Über den Südostgrat führt der Sentiero alpinistico Tre Amici, ein Kletterweg (kein Klettersteig!), der nur teilweise gesichert ist, zum Gipfel. Er wartet mit Kletterpassagen im II. Grad auf und der CAI-Führer Prealpi Bresciane bewertet den Anstieg insgesamt mit AD- (abbastanza difficile, ziemlich schwierig), also dritter Schwierigkeitsgrad! Bei bergsteigen.com findet ihr eine Anstiegsbeschreibung der Cresta Sud-Est zum Gipfel des Pizzocolo mit aufschlussreichen Bildern.

Mit dem Auto zum Monte Pizzocolo?
Zugegeben: Der Höhenunterschied vom Gardasee zum Gipfel ist schon sehr groß und auch von Sanico sind es noch über 1200 Hm! Kein Pappenstiel. Aber ganz ehrlich: Die Straße ist ab Sanico steil und holprig, zum Teil auch sehr schmal. Meins ist das nicht. Da laufe ich lieber. Dazu bin ich schließlich auch da. Ihr erspart euch bei Auffahrt bis Ortello etwa 2 Std. für Auf- und Abstieg. Man könnte sogar bis Sant’Urbano fahren und über den Abstiegsweg den Gipfel erreichen. Aber die Straße wird nach oben hin weder breiter noch besser … Ich habe das Auto in Sanico abgestellt und meine Entscheidung nicht bereut. Wer mit Öffis unterwegs ist und vom Ufer des Gardasees ab Toscolano-Maderno aufsteigen will, rechne bis Sanico zusätzlich mit nochmals 2 Std. für Auf- und Abstieg.
Leichte Wanderung zum Monte Pizzocolo
Von Sanico, 339 m, folgt ihr der Straße (Via Sant’Urbano) mit der Nummer 206. Sie führt mit einigen Kehren, vorbei am Aussichtspunkt Croce di Ortello, 639 m, nach Ortello (Avriolo), ca. 700 m. Bei der Abzweigung der beiden Gratanstiege (Nummer 287) findet sich der größte Parkraum. Weitere Parkmöglichkeiten hat es am Straßenrand bis zur Abzweigung von Weg Nummer 211 (Sentiero di Malga Valle). Diesem Fahrweg folgt ihr. Er quert den Hang und führt in die Mulde der Malga Valle. Weiter, teilweise steil, durch das Hochtal zur Malga Valle, 1337 m.

Zuletzt auf einem Wanderweg hinauf zur Grathöhe zwischen Dosso le Prade und Monte Pizzocolo. Nun auf einem ehemaligen Kriegssteig in östlicher Richtung immer unterhalb der Grathöhe in Richtung Gipfel. Ihr passiert eine Hütte und gelangt dann rasch zum Gipfel des Monte Pizzocolo, 1581 m, mit dem Bivacco Due Aceri und dem großen Gipfelkreuz.

Panorama vom Monte Pizzocolo
Ein Highlight der Rundsicht ist natürlich der Gardasee zwischen Malcésine und Sirmione. Er wird am gegenüberliegenden Ufer von den Gipfeln des Monte Baldo begleitet. Im Süden sind bei klarer Sicht die Berge im Appennino Tosco-Emiliano zu sehen. Im Nordhalbrund geht der Blick über die vielgestaltigen Gipfel der Gardaseeberge zu den hohen Bergen der Alpensüdseite: Adamello (Carè Alto), Presanella und Brenta.

Im Westen fällt besonders der freistehende Monte Guglielmo ins Auge, hinter dem bei klarer Sicht in der Ferne der Monte Rosa erkennbar ist. Rechts vom Monte Guglielmo sieht man die Piccole Dolomiti Bresciane (Dosso Alto) und rechts darüber die Prealpi Bergamasche (Bergamasker Voralpen).

Abstieg vom Monte Pizzocolo
Im Anstieg zunächst wieder zurück in den Sattel vor dem Dosso le Prade. Von hier auf mit Weg Nummer 287 erst südlich, später westlich um dessen Ausläufer nach Le Prade. Hier links haltend mit Nummer 223 quer durch die breite Südwestflanke des Dosso le Prade nach Sant’Urbano, 872 m. Erneut links haltend mit Nummer 206 nach Ortello und weiter nach Sanico.
Ausgangs- und Endpunkt
Sanico, kleine Ortschaft, gut ausgebaute Straße von Toscolano-Maderno, wenig Parkraum. Schmale Schotterstraße zur Örtlichkeit Ortello (Avriolo), Parkplätze. Kein ÖV.
Zeiten & Höhenmeter Sanico – Ortello 1 Std.
Ortello – Malga Valle – Monte Pizzocolo 2½ Std.
Monte Pizzocolo – Sant’Urbano – Ortello 2 Std.
Ortello – Sanico 45 Min.
1250 Hm ab Sanico, ca. 880 Hm ab Ortello
Anforderungen & Jahreszeit T2, Trittsicherheit, bei Schnee & Eis Krampen mitnehmen
Frühling & Herbst, auch im Winter bei geringer Schneelage möglich
Tabacco: 078 Garda Occidentale – Salò – Val Sabbia – Lago d’Idro, 1:25 000. Schönste und genaueste Karte der Region.
Kompass: 694 Parco Alto Garda Bresciano, 1:25 000. Nicht ganz so detailliert, aber sehr gut lesbar, dazu wasser- und reißfest.
Bauregger, Heinrich: Gardaseeberge, Bergverlag Rother, München, 11. Auflage 2022. Enthält viele Touren- und Gipfeltipps rund um den Gardasee.
Bontempi, Ruggero & Camerini, Fausto & Ciri, Roberto: Prealpi Gardesane Occidentali, Idea Montagna, Villa di Teolo, Italien, 1. Auflage 2018. Band der Serie Collana Vie Normali, einer genialen Buchreihe für Gipfelsammler. Beschreibt die jeweils einfachsten Routen (=Normalwege) auf die Gipfel. Zwar leider nur auf Italienisch, aber mit ein wenig Grundkenntnissen oder einem Übersetzungsprogramm, lassen sich die wichtigsten Angaben erschließen.
Unterwegs keine Möglichkeit.
Sanico ist mit dem ÖV nicht erreichbar. Wer mit dem ÖV unterwegs ist, muss bereits in Toscolano-Maderno starten. Zusätzlicher Aufwand ca. 2 Std. insgesamt.
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