Leichte Schneeschuhtour im Naturpark Nagelfluhkette
Wenn die Südseite der Nagelfluhkette längst ausapert, ja teilweise schon fast schneefrei ist, hat es auf diesem Gipfelduo noch genügend Schnee für eine Schneeschuhtour. Selbst Anfang Mai kann es noch sein, dass die Nordostflanken von Höllritzereck & Bleicherhorn blendend weiß leuchtet. Hier bleibt der Schnee meist länger liegen als auf anderen Gipfeln in der Umgebung. Dafür verantwortlich sind die Exposition Nordost und das nicht allzu steile Gelände, wo meist mehr Schnee liegen bleibt als in Steilhängen. Das ergibt gerade im Zeitraum zwischen Spätwinter & Frühjahr kontrastreiche Bilder.

Bleicherhorn & Höllritzereck sind als Skitour & Schneeschuhtour gleichermaßen populär. Die beiden Gipfel kann man kaum getrennt betrachten und sie sind kurioserweise auch exakt gleich hoch: 1669 m.
Das Duo hat zwei grundverschiedene Seiten: Während sich die Nordostflanke perfekt für Skitouren und Schneeschuhwanderungen eignet, ist die Westseite bis ganz oben mit Wald bedeckt. Von Balderschwang betrachtet, scheint ein Anstieg kaum lohnend zu sein. Aber auch von dort ist ein Anstieg möglich: Auf dem Fahrweg unter dem Sipplingerkopf zur Oberen Wilhelminealpe und über den Nordgrat zum Bleicherhorn. Aufgrund der südseitigen Exposition, kann es oft sein, dass ihr die Schneeschuhe bis zur Oberen Wilhelminealpe tragen müsst … Dafür ist der Anstieg insgesamt deutlich kürzer (Balderschwang – Bleicherhorn 2½ Std.). Mit einem Abstieg zur Höllritzer Alpe ließe sich auch von dieser Seite eine Rundtour verwirklichen.
Ewas seltsam mutet die Schreibweise von Höllritzereck und Höllritzer Alpe in der amtlichen Karte an. Einmal getrennt, einmal zusammen.
Schneeschuhwanderung zum Bleicherhorn
Vor genau zehn Jahren war ich zum ersten Mal am Höllritzereck & Bleicherhorn. Damals Anfang April konnte ich die Schneeschuhe an der Birkachalpe anlegen. Dieses Mal war das nicht möglich. Zwar lag ab der Alpe Schnee, aber ich hatte Zweifel, ob der Fahrweg durch den Wald zur Höllritzer Alpe durchgehend schneebedeckt sein würde. War er tatsächlich nicht. So habe ich die Schneeschuhe dann bis zur Höllritzer Alpe getragen. Abgesehen vom Hochwinter (Januar, Februar), müsst ihr stets damit rechnen.

Auf den beiden Gipfeln stellten sich diesen Mal die »4 w’s« ein: warm, windstill, wolkenlos, wenig los. Ein Traumtag wie aus dem Bilderbuch. Wobei Schleierwolken für bessere Bilder sorgen als ein wolkenloser Himmel. Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Und mit Blick auf die »4 w’s« ist das schon ganz schön viel. Also kein Grund zu meckern.
Hier haben wir eine leichte Schneeschuhtour für geübte Schneeschuhwanderer und Schneeschuhwanderinnen im Bereich WT2. Der Abstieg über den Nordgrat des Bleicherhorns ist eine Nuance anspruchsvoller, auch wenn er von oben nicht so aussieht.
Die Tour erfordert jedoch eine solide Kondition. Der Wegabschnitt von der Mittelbergalpe über den Rücken des Ostertalbergs zur Höllritzer Alpe zieht sich und hat auch noch einen kleinen Höhenverlust in petto. Nicht viel, aber auf dem Rückweg merkt man das. Zum Schutz der Tiere bitte unbedingt nur die ausgewiesenen Routen begehen. Mehrere Tafeln informieren darüber.

Von der Höllritzer Alpe wirkt die Gipfelflanke ziemlich steil, vor allem bei Neuschnee, wenn alles glatt scheint und kaum Konturen oder Mulden erkennbar sind. Aber der Anstieg auf die Grathöhe ist nur mäßig steil (etwa 25°) und meist gespurt. Nur bei sehr schlechten bis extremen Bedingungen (Lawinenstufen 3-5) könnte es hier gefährlich werden.
Die Zeitangaben auf den Wegweisern sind nicht immer abgestimmt: Für den Anstieg von der Gunzesrieder Säge bis zur Höllritzer Alpe reichen die angegebenen 1¾ Std. kaum aus. Dafür sind die 1 Std. von der Höllritzer Alpe zum Höllritzereck eher großzügig bemessen, in knapp 45 Min. war ich oben. Gleiches gilt für die die 50 Min. Gehzeit vom Sattel nördlich des Bleicherhorns zur Höllritzer Alpe. Hier brauchte ich gerade mal 20 Min. und war dabei erst noch gemütlich und mit vielen Fotos unterwegs.
Die drei Alpen (Mittelberg, Birkach, Höllritzer) sind schöne Rastplätze. Besonders die Birkachalpe liegt wunderschön und ist allein schon einen Ausflug wert. Auf dem kleinen Höhenzug bei der Alpe (im Bild über dem Hüttendach) lässt es sich wunderbar rasten und die Aussicht genießen.

Bleicherhorn & Höllritzereck gehören zur Hörnergruppe und liegen im Naturpark Nagelfluhkette. Das Gunzesrieder Tal liegt mitten im Naturpark und ist vor allem im Sommer ein interessanter Ausgangspunkt für viele schöne Bergwanderungen. Die Webcam am Bolgengrat bietet einen schönen Überblick über die Hörnergruppe und zeigt die aktuellen (Schnee-) Verhältnisse.
Eine weitere sehr schöne, aber lange Schneeschuhtour führt von der Gunzesrieder Säge zum Hochgrat.
Von der Gunzesrieder Säge mit Schneeschuhen zum Bleicherhorn
Von der Gunzesrieder Säge, 931 m, folgt ihr zunächst der geteerten Straße Richtung Höllritzer Alpe bis zum Waldrand. Hier wird aus der Straße ein Wanderweg, der durch schönen Wald zur Mittelbergalpe, 1240 m, führt. Ohne Orientierungsprobleme geht’s weiter über einen aussichtsreichen Rücken zur Birkachalpe, ca. 1350 m. Nun wieder auf einem Fahrweg durch den Wald, teils auch mit etwas Höhenverlust, zuletzt wieder kräftiger ansteigend zur Höllritzer Alpe, 1464 m.
Von der Alpe am einfachsten direkt über den breiten Rücken direkt auf die beiden Gipfel zu. Im Wäldchen quert man einen Bachlauf. Dahinter links haltend Richtung Höllritzereck bis auf ein kleines Plateau, von dem aus der logische und am wenigsten steile Schlussanstieg in Form einer Rampe sichtbar wird. Die Rampe ist auf dem Beitragsbild rechts vom Höllritzereck gut erkennbar. Es bleibt ein kurzer Anstieg über den Hang zur Grathöhe. Nach links ist nur ein Katzensprung zum Höllritzereck, 1669 m, mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch. Der letzte Abschnitt zum Bleicherhorn erinnert ein wenig an den Grat zum Wertacher Hörnle. Am Bleicherhorn, 1669 m, wartet das zweite Gipfelkreuz des Tages.

Rundsicht vom Bleicherhorn und Höllritzereck
Die Rundsicht von den Gipfeln bietet einen schönen Überblick über die Gunzesrieder Bergwelt, die Hörnergruppe und die Allgäuer Alpen: Vom Grünten über die Vilsalpseeberge und die Daumengruppe bis zu den Gipfeln im Allgäuer Hauptkamm. Die Bilder vermitteln euch einen Eindruck davon.

Im Norden erhebt sich direkt gegenüber der mächtige Sipplingerkopf. Dahinter und weiter rechts stehen die Gipfel der Nagelfluhkette Parade: Vom Hochgrat & Rindalphorn über Buralpkopf & Stuiben bis zum Steineberg über dem Illertal. Auf der anderen Seite des Illertals steigt unmittelbar der Grünten empor.
Nur Richtung Westen & Südwesten ist die Aussicht von beiden Gipfeln durch Bäume versperrt. Die fehlenden Bilder liefert der Sattel zwischen den Gipfeln. Hier sieht man über (fast) alle Bäume hinweg zu den Bergen vom Widderstein über die Schesaplana bis zum Säntis. Am Horizont zeigt sich der Patteriol, ein markanter 3000er in der Verwallgruppe.

Überschreitung des Bleicherhorns über den Nordgrat
Der Nordgrat des Bleicherhorns lädt zu einer Überschreitung geradezu ein. Er sieht von oben flach und einfach aus. Was man nicht sieht: im untersten Abschnitt hat es zwei kurze Steilstücke, die Trittsicherheit erfordern, besonders bei schlechten Verhältnissen (Eis, viel Schnee). Wer aber etwas Übung im Schneeschuhwandern hat, für den sind die beiden kurzen Passagen kein Problem.

Vom Gipfel geht es ohne Orientierungsprobleme über den meist breiten Grat hinab. Achtung, nicht zu weit rechts gehen, hier besteht die Gefahr von Wechten. Ihr gelangt so in einen Sattel, 1511 m, mit Ruhebank und Wegweisern. Links sieht man am Gegenhang die Obere Wilhelminealpe. Wer von euch nach Balderschwang absteigen möchte, für den ist dies der nächste Wegpunkt. Der Abstieg ins Gunzesrieder Tal führt rechts haltend am Hang entlang. Die meist vorhandenen Spuren folgen dem Fahrweg, der die Höllritzer Alpe mit der Oberen Wilhelminealpe verbindet. Ihr erreicht so wieder den Wegweiser kurz vor der Höllritzer Alpe.
Ausgangs- und Endpunkt
Wanderparkplatz Gunzesrieder Säge, erreichbar von Blaichach im Illertal über Gunzesried mit dem Auto. Bus ab Sonthofen über Gunzesried (20).
Zeiten & Höhenmeter Gunzesrieder Säge – Birkachalpe 1½ Std.
Birkachalpe – Höllritzer Alpe 45 Min.
Höllritzer Alpe – Höllritzereck 45 Min.
Höllritzereck – Bleicherhorn 10 Min.
Bleicherhorn – Höllritzer Alpe 45 Min.
Höllritzer Alpe – Birkachalpe 45 Min.
Birkachalpe – Gunzesrieder Säge 1 Std.
780 Hm, inkl. kleiner Gegensteigungen (geschätzt)
Anforderungen & Jahreszeit WT2, Bleicherhorn-Nordgrat eine Nuance anspruchsvoller, Lawinengefahr nur bei extremen Bedingungen
Hochwinter (Januar, Februar), auch im März noch möglich
Alpenvereinskarte: BY1 Allgäuer Voralpen West, 1:25 000. Die weitaus beste und schönste Karte der Region. Basiert auf der Karte des Bayerischen Landesvermessungsamtes.
Bayerisches Landesvermessungsamt: UK50-47 Allgäuer Alpen, 1:50 000. Ebenfalls eine sehr schöne und exakte Karte, aber kleinerer Maßstab.
Kompass: 02 Oberstaufen, Immenstadt im Allgäu,1:25 000. Weniger schön, dafür gut lesbar, wasser- und reißfest.
Mayr, Herbert: Winterwandern Allgäuer Alpen, Rother Wanderbuch, Bergverlag Rother, München, 5. Auflage 2021. Sehr schönes Buch mit abwechslungsreicher Tourenauswahl von der leichten Winterwanderung bis zu ambitionierten Schneeschuhtouren vom »Local«. Die Gehzeiten sind meist eher großzügig bemessen.
Schopp, Matthias & Streubel, Ulf: Allgäu – Alpenvorland und Allgäuer Alpen, Rother Schneeschuhführer, Bergverlag Rother, München, 3. Auflage 2023. Eine große Auswahl an lohnenden Schneeschuhtouren im Allgäu. Top!
Zwar kenne ich das Allgäu recht gut und viele Schneeschuhtouren aus eigener Erfahrung, dennoch finde ich in beiden Werken immer wieder neue Inspirationen und vor allem nützliche Infos und Hinweise zu den Touren. Auf die Frage, welches Buch man kaufen sollte, kann ich nur sagen: beide!
Unterwegs keine Möglichkeit.
Die Gunzesrieder Säge ist mit dem Bus ab Sonthofen erreichbar (20). Allerdings hat man an Wochenenden nur gut 8 Stunden Zeit (Ankunft 08:48, Abfahrt 17:19) – für diese Tour nicht gerade üppig, es bleibt nur wenig Zeit für Pausen.
Abfahrtszeiten & Anschlüsse über die Homepage der DB oder über die Fahrplanauskunft Allgäu (Linienfahrpläne auch als PDF).
ÖPNV-Angebote im Allgäu
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