Wanderung auf dem einfachen Normalweg zur schönsten Aussicht am Iseosee
Gerade mal 1244 m hoch (manche Karten geben 1248 m an), aber dennoch eine beeindruckende Berggestalt. Mit dieser Höhe wäre die Corna Trentapassi selbst in voralpinen Regionen wie im Allgäu oder im Bregenzerwald noch eine ziemlich kleine Nummer. Nicht so am Iseosee, den die Corna Trentapassi um gut 1000 Hm überragt. Das ist bei einer Horizontaldistanz von ca. 2 Km ein außerordentlich hoher Wert!
Trotz großer Auswahl stand für mich fest, dass die Corna Trentapassi der erste Gipfel am Iseosee sein würde. In Büchern hatte ich Bilder vom Gipfel gesehen. Gemeinsam mit ihren Trabanten Monte Vignole & Punta Cunicolo bildet die Corna Trentapassi das wildeste Massiv am Iseosee: Es erhebt sich direkt über dem See, wie das folgende Bild vom Monte Colombina zeigt.

Bei vielen Aufnahmen vom Iseosee bildet die Corna Trentapassi den Hintergrund. Im deutschsprachigen Raum würde man die Corna Trentapassi wohl als »Wahrzeichen des Iseosee« bezeichnen.
Wanderungen & Touren zur Corna Trentapassi
Der Normalweg ab Zone ist eine einfache (Berg-) Wanderung, die gerade so mit T2 zu bewerten ist. Dieser Anstieg ist auch mit berggewohnten Kindern gut zu machen. Dennoch ist auf den Geröllwegen am Gipfelaufbau Trittsicherheit erforderlich. Der Übergang zum Monte Vignole ist anspruchsvoller (T3) und verlangt neben einem sicheren Tritt auch Schwindelfreiheit. Der Abstieg vom Dosso Tondo nach Zone verläuft wiederum auf einem einfachen, wunderschönen Waldweg.
Noch mehr als bei allen anderen Gipfeln, würde ich euch dieser Tour von Sonntagen unbedingt abraten. Ich war samstags oben und es war klar, dass viel los sein würde. Die Wirklichkeit übertraf meine Vorstellungen bei Weitem. Mal abgesehen von Seilbahnbergen kann ich mich nicht erinnern, schon einmal so viele Menschen auf einem Berg gesehen zu haben. Um die Mittagszeit konnte ich vom Dosso Tondo allein und in Ruhe die Menschentraube am Gipfel und die Menschenkette auf dem Weg beobachten. Auch an Werktagen werdet ihr auf der Corna Trentapassi kaum einmal allein sein, aber in jedem Fall gilt: Mai la domenica!
Neben dem Normalweg gibt es noch weitere Anstiegsmöglichkeiten, mit unterschiedlichen Anforderungen. Der Weg von Vello am Iseosee durch die Westflanke des Monte Vignole (265) ist wie der Normalweg nicht schwierig, aber wesentlich länger und mit knapp 1000 Hm um einiges anstrengender. Anspruchsvoll ist hingegen der zum Teil gesicherte Anstieg über den Süd-Südwestgrat (263), der ebenfalls in Vello beginnt.
Sehr lang und teilweise anspruchsvoll ist der Anstieg, der ab Marone via Punta Cunicolo und Monte Vignole zum Gipfel führt und dabei das gesamte Massiv überschreitet. Und dann gibt es noch den Klettersteig von Toline am Iseosee über den Nordgrat und den nördlichen Vorgipfel. Die Routen sind im Buch Prealpi Bresciane eingehend beschrieben.
Wanderung von Zone-Cusato auf dem leichten Normalweg zur Corna Trentapassi
Von Zone, oberster Parkplatz im Ortsteil Cusato, ca. 680 m, folgt ihr dem Weg Nr. 229, der lange Zeit auf einem breiten Fahrweg verläuft. Etwa bei Cascina Coloreto wird er zum Wanderweg. Bald darauf gibt es zwei Möglichkeiten: Etwas schneller links herum (229A) oder rechts haltend, 5 Min. länger, dafür aussichtsreicher über die Forcella di Coloreto, 964 m (Forcella Occidentale Trentapassi). Diesen Weg habe ich gewählt.

Von der Forcella auf Weg Nr. 205 zunächst am aussichtsreichen Rücken hinauf, dann in einer Querung zur Wiedervereinigung der beiden Varianten in einen Sattel, ca. 1050 m (Fopa da Paol oder Forcellino del Zuf). Nun in Kehren den folgenden Hang ansteigen. Der Weg umgeht den Vorgipfel links. Den Vorgipfel Anticima Est, 1192 m, sollte man aber unbedingt mitnehmen. Von hier sind der Blick zum Hauptgipfel und der Tiefblick auf Pisogne wunderschön. Zuletzt in Kehren zum großem Gipfelkreuz auf der Corna Trentapassi, 1244 m.
Panorama von der Corna Trentapassi
Leider erwischte ich keinen klaren Tag, wie die Bilder hier zeigen. Zwar war es nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so klar wie man es sich wünschen würde. Der Nordföhn hatte exakt an dem Tag abgestellt und der Dunst zog aus der Poebene Richtung Norden in die Alpentäler.

Aber das Schönste ist zweifellos der Tiefblick auf den Iseosee mit der Insel. Aber nicht nur Richtung Süden, denn der See »windet« sich quasi um den Berg herum. Auf der anderen Seite liegt in der Tiefe das nördliche Ufer mit Pisogne und Lovere. Dahinter erkennt man die östlichen Ausläufer der Bergamasker Alpen mit Monte Pora (Station) und Presolana und die Adamello-Gruppe. Beide Berggruppen werden durch die Val Camonica getrennt.
Im Osten erhebt sich das breite Massiv des Monte Guglielmo. Es ist von weitem sichtbar, so auch vom Monte Pizzocolo am Gardasee. Rechts davon im Südosten die schöne Pyramide der Punta Almana, hinter der die bewaldeten Buckel Richtung Poebene auslaufen. Auch der Blick auf den Kamm über den Monte Vignole zur Punta Cunicolo ist sehr schön.

Auf der gegenüberliegenden Seeseite im Westen zeigen die Gipfel der Torrezzo-Gruppe, abgesehen vom Monte Bronzone, keine besonderen Formen. Es sind abgerundete Buckel und meist bis oben hin bewaldet. Bei klarem Wetter sieht man dahinter wohl bis zum Monte Rosa.
Von der Corna Trentapassi zum Monte Vignole
Der erste Gratabschnitt ist eher mit T3 als mit T2 zu bewerten. In der Wanderskala des SAC heißt es bei T3: Eventuell braucht man die Hände fürs Gleichgewicht. Zum Teil exponierte Stellen mit möglicher Absturzgefahr. Ja, hier braucht man ab und zu die Hände fürs Gleichgewicht und abstürzen könnte man auch … Die italienischen Autoren (siehe Kasten »Führer«) bewerten diesen Abschnitt mit I-, auch das spricht für die Bewertung T3.
Um klarzustellen: Das Gelände ist nicht schwierig, aber eben doch anspruchsvoller als die Referenztouren der Wanderskala für T2 (Le Moléson, Anstiege auf verschiedene SAC-Hütten) und auch der Weg zum Großen Mythen (T3) ist eher einfacher als dieser kurze Gratabschnitt.

Vom Sattel (die Angabe auf dem Wegweiser mit 15 Min. entbehrt jeder Grundlage) führt der Steig mit Auf und Ab, ohne Orientierungsprobleme, meist direkt auf der Grathöhe oder knapp darunter. Den letzten steilen Gratabsatz umgeht man besser links vorher mit einem kurzen Abstieg. Bald darauf passiert ihr einen Sattel mit der Abzweigung von 229A nach Zone.
Über einen breiten Rücken geht es schließlich hinauf zum Dosso Tondo, 1079 m. Mein Lieblingsplatz auf dieser Tour! Zwar ist der Buckel kaum als Gipfel anzusprechen und nicht so aussichtsreich wie die Corna Trentapassi, dafür ruhig und mit einem schönen Blick zurück.

Der kommende Abschnitt zum Monte Vignole verlangt nochmals Trittsicherheit. Vom Dosso Tondo kurz hinab und auf den nächsten Kopf ansteigen. Von hier wieder in einen Sattel und nach einer Querung zuletzt in einem Linksbogen zum Gipfelkreuz auf dem Monte Vignole, 1095 m.
Die Aussicht vom Monte Vignole ist im Süden durch Bäume und Sträucher ein wenig eingeschränkt. Besonders schön ist auch von hier der Blick zurück zur Corna Trentapassi. Und natürlich auf den Iseosee.
Abstieg vom Monte Vignole nach Zone
Wieder über den Dosso Tondo in den Sattel, wo rechts der Weg Nr. 229A abzweigt. Er ist gute markiert und nicht zu verfehlen. Ein wunderschöner Abstiegsweg, zum Teil auf weichem Waldboden! Im freien Gelände trefft ihr dann auf einen Fahrweg. Hier links haltend hinab nach Zone.
Ausgangs- und Endpunkt
Zone, Ortsteil Cusato, gut ausgebaute Straße von Marone, viele Parkplätze (gebührenpflichtig!). Busverbindung ab Marone (LV801).
Zeiten & Höhenmeter Zone – Forcella di Coloreto 45 Min.
Forcella di Coloreto – Corna Trentapassi 45 Min.
Corna Trentapassi – Zone 1 Std.
Corna Trentapassi – Monte Vignole 45 Min.
Monte Vignole – Zone 1¼ Std.
570 Hm, ca. 670 Hm mit Monte Vignole
Anforderungen & Jahreszeit T2 Corna Trentapassi, T3 Monte Vignole
Frühling & Herbst, im Sommer vermutlich sehr warm
Kompass: 106 Lago d’Iseo – Valle Trompia – Franciacorta, 1:50 000. Nicht detailliert, schon gar nicht immer genau und es sind nicht alle Wege eingetragen. Aber besser als keine Karte, dazu wasser- und reißfest.
Solèr, Reto: Veltlin mit Bergamasker Alpen und Val Camonica, Bergverlag Rother, München, 2. Auflage 2022. Enthält nur wenige Touren am Iseosee, dafür viele in den Bergamasker Alpen. Ich kenne den Titel nicht, gehe aber davon aus, dass er dem üblichen (hohen) Standard des Bergverlags entspricht.
Wer sich intensiver mit den Bergen am Iseosee beschäftigen möchte, kommt an den Büchern aus der Serie Collana Vie Normali von Idea Montagna, einer genialen Reihe für Gipfelsammler, nicht vorbei. Beschrieben werden jeweils die einfachsten Routen (=Normalwege) auf die Gipfel. Zwar leider nur auf Italienisch, aber mit ein wenig Grundkenntnissen oder einem Übersetzungsprogramm, lassen sich die wichtigsten Angaben erschließen.
Bontempi, Ruggero & Camerini, Fausto & Ciri, Roberto: Prealpi Bresciane, Idea Montagna, Villa di Teolo, Italien, 2015. Prealpi Bresciane östlich der Linie Iseosee – Val Camonica, im Osten bis zum Idrosee. Tolles Buch mit vielen wundervollen Bildern!
Unterwegs keine Möglichkeit.
Zone ist von Marone mit dem ÖV Bus erreichbar (LV801). Marone liegt an der Bahnlinie Pisogne – Iseo (34, RE3, Trenord).
Bonomi Busreisen (Fahrplan Marone – Zone als PDF)
Iseosee – Visit Lago d’Iseo (Offizielles Portal, Italienisch & Englisch)
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