Wissigstock – Berg zwischen Titlis und Uri Rotstock

Auf dem Bild geht der Blick vom Wissigstock Richtung Südwesten zu den Gipfeln der Urner Alpen, mit Fleckistock, Sustenhorn, Dammstock und Gwächtenhorn links und in der Bildmitte sowie den Berner Alpen, mit Finsteraarhorn, Schreckhorn und Wetterhörnern rechts. Knapp rechts der Bildmitte fällt der Titlis mit seiner Gletscherkappe auf. Darunter sieht man den Gipfel des Schuflen im Vordergrund. Zu sehen ist rechts davon die Bahnstation am Chli Titlis. Links unten erkennt man in der Tiefe das Tal von Surenen. Der Himmel ist blau, am Horizont hat es Schleierwolken und um die Gipfel ziehen einzelne Nebelfetzen.
Alpin – Urner & Berner Alpen vom Wissigstock

Wanderung auf einen hohen Berg zwischen Vierwaldstättersee und Engelberg

Der Wissigstock ist die fünfthöchste Erhebung einer attraktiven und interessanten Berggruppe in der Zentralschweiz, an der Schwelle zwischen Voralpen und Hochalpen. Die Gipfel erreichen nicht ganz die 3000-Meter-Marke, warten aber bereits mit einigen kleinen Gletschern auf. Dies sind die Berge zwischen Uri Rotstock und der Bannalp. Die meisten davon sind eher keine Wanderberge. Die Berge sind zwar schon felsig und zerklüftet, es hat aber nur kleinere Gletscher, die sich in Zeiten der Klimaerwärmung immer weiter zurückziehen und auf absehbare Zeit vermutlich komplett verschwinden werden.

Auf dem Bild geht der Blick vom Risetenstock Richtung Süden zu den Bergen zwischen Uri Rotstock und Ruchstock. Es ist eine interessante Gruppe mit kleinen Gletschern, zwischen Vierwaldstättersee und Engelberg, zwischen Voralpen und Hochalpen. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Rechts am Bildrand schaut der Titlis bei Engelberg herüber. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleierwolken.
Interessant & attraktiv – Berge zwischen Vierwaldstättersee & Engelberg vom Risetenstock

Zwischen Bannalp & Engelberg: Uri Rotstock & Co.

Benannt ist die Gruppe nach dem bekanntesten Berg, dem 2929m hohen Uri Rotstock. Höher als der Wissigstock sind noch Brunnistock, 2952 m, Blackenstock, 2930 m, und das nur wenig selbständige Gitschenhöreli, 2909 m, das man auch als Vorgipfel des Brunnistocks betrachten darf.

Der Uri Rotstock bietet eine Fernsicht, die ihresgleichen sucht, aber die Anstiege sind lang und die Höhenunterschiede sehr groß. Der etwas niedrigere Wissigstock ist leichter zu besteigen, die konditionellen Anstrengungen sind moderater und lassen sich zudem perfekt aufteilen.

Ein alpines Ambiente mit Gletschern rundum, ein schöner Aussichtberg und das alles auch für Bergwanderer. »Drei Wünsche auf einmal, das geht nun wirklich nicht«, hieß es früher einmal. Aber sicher, der Wissigstock kann diese Wünsche locker alle auf einmal erfüllen, ohne dabei so etwas wie ein »Überraschungsei« zu sein.

Auf dem Bild sieht man den Gipfelaufbau mit der letzten Etappe zum Wissigstock. Man erkennt der Steig, der durch den Kalkschutt auf er westlichen Seite des Grates zum Gipfel führt. Auf dieser Seite sind die Hänge flacher, während der Berg Richtung Osten (links) mit steilen Wänden abbricht. Am rechten Bildrand ist in einer Mulde noch des Griessenfirns zu sehen. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleierwolken.
Gipfelaufbau – Letzte Etappe zum Wissigstock

Im fast schon legendären Buch Zürcher Hausberge schrieben die Autoren Walter Pause und Hanns Schlüter seinerzeit über die beiden Gipfel: »Bei Wissigstock und Engelberger Rotstock handelt es sich um ideale Ziele für Bergwanderer, die höher greifen, die Bergsteiger werden wollen.«

Es ist eine längere Tour mit etwas hochalpinem Anstrich. Trittsicherheit ist in den Karrenfeldern und in den Schutthängen zur Engelberger Lücke sowie am Gipfelaufbau erforderlich. Das Gelände verlangt bisweilen auch ein wenig Gewandtheit in felsigem Terrain. Wer möchte, kann die Tour mit einer Übernachtung in der Rugghubelhütte auf zwei Tage verteilen. Das hatten wir beim ersten Besuch auch gemacht.

Hier schlage ich euch den Anstieg ab der Bergstation Brunnihütte vor, mit dem Abstieg zur Station Ristis. Für Wanderinnen & Wanderer ohne Gipfelambitionen ist bereits die Rugghubelhütte ein attraktives Ziel. Die Brunnihütte soll noch in 2024 an die Brunnibahnen verkauft werden.

Erinnerungen, Erlebnisse und Geschichten

Am Uri Rotstock waren wir bereits in 1986. Er war einer unserer ersten »Hochgipfel«, wenn man so will. Morgens um 3 Uhr fuhren wir los, um 6 Uhr waren wir dann unterwegs. In gut 4½ Std. stiegen wir die fast 2000 Hm ab St. Jakob im Grosstal über die Biwaldalp zum Gipfel. Noch heute habe ich das Bild mit dem Blüemlisalpfirn und den Gipfeln zwischen Brunnistock & Wissigstock vor mir. Und dahinter die hohen Gipfel der Urner Alpen mit Sustenhon und Winterberg. Für immer unvergesslich.

Auf dem Bild geht der Blick aus der Engelberger Lücke Richtung Osten zum Uri Rotstock, dessen Gipfelpartie aus auffallend rötlichen Gesteinen besteht. Links davon erhebt sich ein Nebengipfel, der Schlieren. Rechts am Bildrand sieht man den Brunnistock, den höchsten Gipfel der Berggruppe. Links am Bildrand erkennt man in der Ferne noch den Grat zwischen Fronalpstock und Chlingenstock in den Schwyzer Voralpen. Der Himmel ist blau, nur links am Horizont hat es wenige Schleierwolken.
Unvergesslich – Uri Rotstock mit Schlieren & Brunnistock rechts

Am Gipfel fragten uns die Schweizer, wie wir auf dieses Ziel gekommen wären? Zwei Jugendliche aus Deutschland, von denen einer seit kurzem den Führerschein hatte. Damals vermutlich fast schon exotisch. Ja, und ob unsere Eltern überhaupt wüssten, dass wir hier sind? Wir sahen eben noch sehr, sehr jung aus. Die Tour hatten wir natürlich aus »unserem Klassiker« Zürcher Hausberge – dort hieß es: »Der Traumgipfel über dem Urnersee«. Nichts weniger ist der Uri Rotstock.

Das ist er Wissigstock aber auch. Er sieht vielleicht nicht so spektakulär aus, weil er sich eher im Hintergrund hält. Dafür liegt er zwischen zwei Gletschern, die zwar an Masse und Ausdehnung eingebüßt haben, durch die Nähe und den Kontrast zu den grünen voralpinen Matten aber noch immer eindrucksvoll und wild wirken. Es gibt wohl nur wenige Gipfel in dieser Höhe, die ähnlich schöne Eindrücke hinterlassen und gleichzeitig so einfach erreichbar sind.

Am Wissigstock war ich zweimal. Dabei hatte ich beide Male auch den Engelberger Rotstock auf meinem Zettel. Beim ersten Versuch waren nachmittags Gewitter angekündigt. Beim zweiten Mal konnte ich mich einfach nicht vom Wissigstock trennen. Die Bilder hier unterstreichen, warum. Der Engelberger Rotstock steht also auch schon sehr lange auf meiner Liste.

Auf dem Bild geht der Blick von Planggenstafel zurück zum Wanderweg, der hoch über Felsabbrüchen die steilen Grashänge quert. Links unten liegt im Schatten das so genannte »End der Welt«, dahinter erkennt man die Häuser von Engelberg, die in der Sonne liegen. Darüber erheben sich im Hintergrund links die Wendenstöcke, nach rechts schließt sich die Kette zwischen Graustock und Huetstock an. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Aussichtsreich – Wanderweg zur Rugghubelhütte über dem »End der Welt«

Wanderung von der Brunnihütte zur Rugghubelhütte

Von der Bergstation bei der Brunnihütte, 1860 m, folgt ihr zunächst dem Höhenweg, der hoch über Engelberg die steilen Weiden der Rigidal Alp quert. Links oberhalb des Weges hat es einige Lawinenverbauungen. Bei Holzstein, 1878 m, treffen wir auf den Hüttenweg, der von rechts von der Station Ristis herauf kommt. Über den Felswänden, die unter euch steil zum »End der Welt« abbrechen, wandert ihr in leichtem Auf und Ab zur Planggenstafel, 1964 m. Der weitere Anstieg über den Rücken ist zwar aussichtsreich, zieht sich aber ganz schön in die Länge, bis man endlich die Rugghubelhütte, 2296 m, erreicht. Die Hütte der SAC-Sektion Titlis liegt in wunderbarer Lage hoch über dem Engelbergertal und vis-à-vis erhebt sich Herrscher der Region: Der Titlis mit seiner Gletscherkappe ist nicht zu übersehen.

Wanderung von der Rugghubelhütte zum Wissigstock

Hinter der Hütte wandert ihr zunächst noch über flache Alpweiden. Hier tummeln sich gern und häufig Murmeltiere. Es folgt eine Zone mit gossen Kalkplatten, bis nach links der Steig zum Rot Grätli abzweigt. Euer Steig bleibt hingegen rechts, auf einem Stein findet ihr die Aufschrift »Engelberger Lücke«. Das Gelände wird nun felsiger, ohne schwierig zu sein, ab und zu kommen die Hände unterstützend zum Einsatz. In der Südflanke des Engelberger Rotstocks erreicht ihr über zum Teil steile Schutthänge aus rötlichem Gestein die Engelberger Lücke, 2685 m. Die Wegspur umgeht die Schuttkuppe P. 2791 m westlich und führt in eine weitere Lücke. Aus dieser geht es über einfache Felsstufen auf das Gipfelplateau und zum Steinmann auf dem Wissigstock, 2887 m.

Auf dem Bild geht der Blick vom Wissigstock Richtung Südwesten zu den Gipfeln der Urner Alpen, mit Fleckistock, Sustenhorn, Dammstock und Gwächtenhorn links und in der Bildmitte sowie den Berner Alpen, mit Finsteraarhorn, Schreckhorn und Wetterhörnern rechts. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Knapp rechts der Bildmitte fällt der Titlis mit seiner Gletscherkappe auf. Darunter sieht man den Gipfel des Schuflen im Vordergrund. Zu sehen ist rechts davon die Bahnstation am Chli Titlis. Links unten erkennt man in der Tiefe das Tal von Surenen. Der Himmel ist blau, am Horizont hat es Schleierwolken.
Fernsicht – Urner & Berner Alpen vom Wissigstock

Rundsicht vom Wissigstock

Die Aussicht gehört mit zum Schönsten, was die Schweizer Alpen zu bieten haben: Gipfel ohne Ende, kleinere Gletscher um euch herum und auch deshalb das Gefühl, auf einem ganz großen Berg zu stehen, obwohl der Gipfel nicht einmal die 3000-Meter-Marke erreicht. Berner Alpen, Urner Alpen, Glarner Alpen und auch die Gipfel der Bernina schauen herüber. Was für eine Gipfelparade!

Auf dem Bild geht der Blick vom Wissigstock Richtung Osten zu den Gipfeln der Glarner und der Urner Alpen zwischen Glärnisch, Tödi und Oberalpstock, bei dem links davon in der Ferne noch die Berninagruppe erkennt. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Im Vordergrund sieht man Kalksteine am Gipfelplateau. Der Himmel ist blau, es ist ein sehr klarer Tag.
Fernsicht – Glarner & Urner Alpen vom Wissigstock

Richtung Norden zieht der wirklich sehr rote Engelberger Rotstock immer wieder die Blicke auf sich. Links davon die wilden Gipfel, die euch von der Bannalp trennen, mit dem mächtigen Ruchstock in der Mitte. Tief drunten, fast 2000 m tiefer liegt das Grosstal. Und auch ein ganz kleiner Ausschnitt des Vierwaldstättersees (Urnersee) ist auszumachen. Auch diese Kontraste sorgen für die außergwöhnliche Rundsicht.

Auf dem Bild geht der Blick vom Wissigstock Richtung Norden zum etwas niedrigeren Engelberger Rotstock und zu den Voralpen. Die roten Gesteines des Engelberger Rotstocks stehen in starkem Kontrast zu den hellgrauen Kalksteinen im Vordergrund und den grünen Voralpengipfeln rechts im Hintergrund. Der Himmel ist blau, im Hintergrund liegt Dunst über dem Schweizer Mittelland. Ein außergewöhnlich klarer Herbsttag.
Kontraste – Engelberger Rotstock & Voralpen vom Wissigstock

Abstieg vom Wissigstock nach Ristis

Wieder zurück bis Holzstein, 1878 m. Hier links haltend auf breitem Weg hinab zur Rigidalstafel, 1747 m. Die geteerte Straße, die nach Ristis führt, lässt sich leider nur in den obersten zwei Kehren auf einem Wanderweg abkürzen. Wenigstens könnt ihr beim Bummeln auf der Straße die Aussicht auf den Titlis und seine Trabanten ausgiebig genießen, bevor ihr die Station Ristis, 1600 m, erreicht. Natürlich ist es auch möglich, wieder zur Brunnihütte zu wandern. Etwa gleicher Zeitbedarf.

Ausgangspunkt
Brunnihütte, Bergstation der Brunni-Bahnen von Engelberg (2530, Luftseilbahn bis Ristis, Sessellift bis Brunnihütte). Nach Engelberg mit dem Zug ab Luzern und Stans (480).

Endpunkt
Station Ristis. Seilbahn nach Engelberg (2530).

Zeiten & Höhenmeter
Brunnihütte – Rugghubelhütte 2 Std.
Rugghubelhütte – Wissigstock 2 Std.
Wissigstock – Rugghubelhütte 1½ Std.
Rugghubelhütte – Ristis 1½ Std.
1030 Hm
1290 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3+, Trittsicherheit im Felsgelände
Juli bis September

Swisstopo 33, 3307 T Titlis (wasserfest, Vergrößerung der 50er-Karte). Die preiswerteste Karte, reicht gerade bis zum Wissigstock.

Swisstopo 25, 1191 Engelberg, exakter, aber ohne Wegeintragungen, bester Überblick über die gesamte Uri-Rotstock-Gruppe.

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.

Mehr Infos bei Swisstopo.

Kundert, Remo & Volken, Marco: Alpinwandern Gipfelziele Zentralschweiz – Vierwaldstättersee, Pilatus bis Wägital, SAC-Verlag, Bern, 2. Auflage 2016. Sehr gelungener Führer für Berg- und Alpinwanderer (T2-T5). Viele anspruchsvolle Touren mit vielen interessanten Hintergrundinfos.

ÖV

Engelberg ist ab Luzern und Stans mit der Zentralbahn erreichbar (480).
Von Engelberg nach Ristis/Brunnihütte mit der Seilbahn (2530).

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Wallis unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

PostAuto Schweiz

Zentralbahn

Tarifverbund Passepartout

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

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