Wanderung bei Locarno – Von der Cimetta zum Madone

Auf dem Bild geht der Blick von der Cima della Trosa Richtung Nordosten zum Madone links und Pizzo di Vogorno rechts. Der Madone ist überwiegend aus Rasenhängen, die bereits herbstlich braun gefärbt sind, aufgebaut. Man sieht direkt auf den Südwestgrat, über den der Anstieg erfolgt. Ebenso erkennt man die beiden Gipfelpunkte. Am Himmel sind nur wenig blaue Fenster zu sehen. Es hat dichte Schleierwolken, die viele Schatten werfen. Die Sonne kommt nur an wenigen Stellen hindurch, wie in der Südostflanke des Madone. Eine sehr stimmungsvolles Bild.
Tessiner Bergwelt – Madone & Pizzo di Vogorno von der Cima della Trosa

Wanderung von der Cimetta über Cima della Trosa und Madone nach Mergoscia

Fährt man von Bellinzona über die Magadino-Ebene Richtung Locarno, fallen rechts oberhalb von Locarno-Minusio-Orselina drei Gipfel auf. Der erste, die Cimetta ist eine bescheidene kleine Kuppe, die in einen kleinen Sattel absinkt. Rechts davon erhebt sich die bereits deutlich mächtigere Cima della Trosa. Und weiter rechts steht der noch beeindruckendere Madone mit seiner breiten Südostflanke. Je nach Perspektive ist er der erste oder letzte 2000er in der langen Bergkette zwischen Val Verzasca und Valle Maggia. Die drei Gipfel habe ich mehrfach bestiegen, meist im Herbst oder Frühling. Auf der Cimetta war ich auch mal im Winter.

Die Hausberge von Locarno

Tourismusorte in den Alpen haben meistens einen so genannten Hausberg. Ob das im Italienischen dann »Monte della Casa« heißt? Vielleicht lässt sich das gar nicht so einfach übersetzen und es heißt einfach »Il Hausberg da Locarno«? Bei der Recherche habe ich die Bezeichnung »montagna locale« gefunden. Das könnte passen.

Auf dem Bild geht der Blick von den Hängen nahe des Monte Ceneri Richtung Nordwesten über die Magadino-Ebene (Piano di Magadino) zum Lago Maggiore mit Locarno und den südlichen Ausläufer der Tessiner Alpen. Auch die im Beitrag beschriebenen drei Hausberge von Locarno sind zu sehen: Cimetta, Cima della Trosa und Madone. Über dem Lago Maggiore erkennt man am Horizont noch die schneebedeckten Walliser Alpen. Der Himmel ist blau mit Schleierwolken.
Piano di Magadino & Lago Maggiore – Südliche Ausläufer der Tessiner Alpen bei Locarno

Cimetta, Cima della Trosa und Madone darf man als Hausberge von Locarno bezeichnen. Sie sind auf meist einfachen und markierten Wanderwegen zu erreichen. Besonders die beiden ersten erhalten viel Besuch, auf dem Madone ist dann nicht mehr ganz so viel los. Zumindest nicht an Werktagen. Setzt man den geringen Aufwand ins Verhältnis zur wunderschönen Rundsicht, dann dürfte die Cima della Trosa einer der lohnendsten Aussichtsberge im Tessin sein. Der Weg, der über die drei Gipfel führt, ist der erste Abschnitt der Via Alta Vallemaggia, einer sehr anspruchsvollen Alta Via (bis T5) in 19 Etappen rund um die Valle Maggia.

Die Überschreitung von Cima della Trosa und Madone ist eine schöne Gipfeltour, die Trittsicherheit und auf dem steilen Grat zum Madone auch Schwindelfreiheit verlangt. Zwei kurze Passagen unter dem Gipfel sind mit Ketten gesichert. Bei Nässe könnte es hier unangenehm werden. Die Tour ist anstrengender als es die Höhemeterdifferenz aussagt. »By fair means« ist die Runde mit den Gipfeln kaum zu schaffen. Man müsste sehr früh starten und ab Orselina knapp 1900 Hm im Aufstieg und im Abstieg nach Mergoscia 1570 Hm bewältigen. Die Seilbahnen nach Cardada und zur Cimetta nehmen einen Großteil des Anstiegs ab. Wer zusätzlich noch von Cardada zur Cimetta wandern möchte, rechne mit 1¼ Std. und 320 Hm.

Auf dem Bild geht der Blick von der Cima della Trosa über die Cimetta hinweg auf den Lago Maggiore. Der verwinkelte See ist nicht in seiner ganzen Länge zu sehen, sondern nur in Ausschnitte. Gen Horizont verliert er sich fast im Dunst. Man sieht die Biegungen, die der See macht. Am Seeufer sind auf beiden Seiten einige Siedlungen zu sehen. Die Berge auf beiden Seiten des Sees sind nur in Umrissen zu erkennen. Rechts sieht man im See die beiden Brissago-Inseln. Links sieht man auf der Gipfelkuppe der Cimetta die Antenne und das Gipfelhaus. Der Himmel ist stark bewölkt. Es sind zwar nur Schleierwolken, aber sie lassen die Sonne kaum hindurchscheinen. Dafür spiegelt sich das Licht der Sonne an manchen Stellen im See.
Seeblick – Lago Maggiore & Cimetta von der Cima della Trosa

Mit einer Höhe von 1672 m, überragt die Cimetta den Lago Maggiore bei Locarno um fast 1500 m! Ein außerordentlicher Wert. Entsprechend frei ist der Blick Richtung Süden. Auf den beiden anderen Gipfeln weitet sich die Sicht insbesondere Richtung Norden. Von allen drei Gipfeln sieht man den höchsten Punkt der Schweiz, die Dufourspitze, 4633 m, und gleichzeitig den tiefsten Punkt, den Lago Maggiore, 196 m.

Ein Hinweis zu den Namen: Bei Swisstopo heißt die Cima della Trosa mittlerweile El Tròsa. Der Madone nennt sich nun El Madómm, noch im 19. Jh. wurde er passenderweise Monte di Mergoscia genannt.

Viele Madone im Tessin

Madone ist ein sehr häufiger Gipfelname im Tessin. Zwei davon stehen nicht allzu weit entfernt vom Locarneser Madone. Es gibt einen Madone östlich des Pizzo di Vogorno, einen weiteren neben dem Pizzo Peloso. Die Valle Maggia und ihre Seitentäler sind quasi »Madone-Land«: Madone di Camedo bei Cevio, Madone bei Cimalmotto und Madone di Formazöö bei Foroglio. Zwischen der Val Sambuco und der Leventina steht Il Madone und der Pizzo della Sassada hieß früher auch Madone. Und bei Cavergno gibt es noch zwei Madonino.

Auf dem Bild geht der Blick vom Gipfel des Madone über die Valle Maggia hinweg zur Bergkette, dei das Tal auf seiner Westseite begleitet. Besonders markant ragen rechts der schneebedeckte Basòdino, höchster Berg der Tessiner Alpen, und der Pizzo Cramalina links auf. Die Dörfer im Tal liegen im Wolkenschatten. Der Himmel ist blau und mit vielen flachen, aber dichten Schleierwolken überzogen.
Valle Maggia – Bergwelt zwischen Basòdino, rechts & Pizzo Cramalina, links

Madone dürfte verwandt mit Mottone sein und bedeutet etwa Anhöhe, Bergkuppe. In Graubünden finden wir das in ähnlicher Form bei Motta, Muotta oder Mutta. In Italien gibt es den Motto. Ein breiter Bergrücken über dem Lago Maggiore nennt sich Mottarone.

Von der Cimetta zur Cima della Trosa

Von der Bergstation Cimetta, 1646 m, kurz hinab in den Sattel der Bassa di Cardada, 1611 m. Der breite Weg steigt dann langsam an und quert die grasige Südwestflanke der Cima della Trosa, in einen aussichtsreichen Absatz auf dem Nordwestgrat. Von hier quert der Weg erneut in die breite Flanke, nun aber in die andere Richtung, auf den Südgrat. Mühelos erreicht ihr von hier das Gipfelkreuz auf der Cima della Trosa, 1869 m.

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin, die in wenigen Minuten den Gipfel der Cima della Trosa erreichen wird. Die Gipfelkuppe mit Gipfelkreuz ist hinter ihr sichtbar. Sie wird aus großen Gneisblöcken gebildet. Der Kamm bis dahin ist relativ flach und sehr breit. Rechts mi Hintergrund sieht man die Bergkette, die die Täler Valle Maggia und Val Verzasca trennt, mit dem breiten Pizzo d'Orgnana ganz rechts. Ganz links erkennt man in er Ferne noch einige Gipfel der Basòdino-Gruppe. Der Himmel ist mit zum Teil dichten Wolken bedeckt. Nur an wenigen Stellen schaut blau hindurch.
Gipfelfreuden – Cima della Trosa & Pizzo d’Orgnana, hinten rechts

Man könnte den Gipfel auch links liegen lassen und gleich weiter zum Madone steigen. Das wäre aber schade, denn der Berg bietet ein schönes Panorama der Tessiner Bergwelt, eine wunderschöne Sicht auf den Lago Maggiore und einen guten Überblick über den weiteren Wegverlauf. Auf dem Beitragsbild ganz oben ist der Grat zum Madone schön zu sehen.

Wenn ihr es gemütlicher angehen wollt, könnt ihr von der Cima della Trosa nach Mergoscia absteigen. Für die Wanderung Cimetta – Cima della Trosa – Mergoscia solltet ihr mit insgesamt 3¼ Std. Std. Gehzeit rechnen, bei 220 Hm Auf- und 1140 Hm Abstieg, T2+. Ein Abstieg nach Mergoscia wäre von der Cimetta auch über die Bassa di Bietri möglich. Eine eher umständliche Tour – der Weg über die Cima della Trosa ist schöner und dauert kaum länger.

Von der Cima della Trosa zum Madone

Vom Gipfelkreuz zunächst wieder ein Stück zurück, bis der Weg den ersten Gratabsatz rechts umgeht. In Kehren steigt der Weg durch die Nordostseite der Cima della Trosa hinab in eine namenlose Einsattelung, P. 1657 m. Hierher kommt man seit einiger Zeit auch direkt über den Nordostgrat der Cima della Trosa. Der Weg ist blau markiert und dürfte kaum schwerer als T3 sein.

Auf dem Bild geht der Blick vom Hauptgipfel des Madone über den Südgipfel und die Cima della Trosa zum Lago Maggiore. Über dem Südgipfel sieht man im Hintergrund die Bergkette zwischen Monte Tamaro und Monte Lema. Der Lago Maggiore macht einige Biegungen, zum Teil spiegelt sich die Sonne auf seiner Oberfläche. Die Bergketten auf beiden Seiten sind deutlich niedriger als der Aufnahmestandpunkt. Sie kündigen die nahe Poebene an über der im Hintergrund Dunst liegt. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Rückblick – Madone-Südgipfel, Cima della Trosa und Lago Maggiore

Vom Sattel geht’s direkt weiter am Südwestgrat des Madone, der sich teilweise recht steil aufschwingt. Der gute Weg führt meist links der Grathöhe entlang und erreicht eine Schulter unter dem Südgipfel des Madone. Die in Führern und Büchern angegebene Höhe von 2039 m bezeichnet exakt den südlichen Vorgipfel. Zum Hauptgipfel quert man links unterhalb des Grates in die Flanke hinein und steigt zuletzt von Nordwesten und teilweise kettengesichert zum Gipfelkreuz des Madone, 2051 m. Diese letzte Passage ist nicht zwingend, außer wenn ihr einen noch interessanteren und intimeren Einblick auf die Berge zwischen Val Verzasca und Valle Maggia haben wollt. Die freie Sicht Richtung Süden ist vom Südgipfel genauso schön.

Auf dem Bild geht der Blick vom Madone Richtung Norden zu den Bergen der Tessiner Alpen zwischen Valle Maggia und Val Verzasca. Die Gipfel bestehen aus Gneisen, mit zum Teil steilen Grasflanken. Genau in der Bildmitte beherrscht der breite Pizzo d'Orgnana die Szene. Die Berge im Hintergrund tragen schon die ersten herbstlichen Neuschneeflecken. Der Himmel ist blau und wird von ein paar flachen Schleierwolken verziert.
Wildnis – Bergwelt zwischen Valle Maggia und Val Verzasca vom Madone

Rundsicht vom Madone

Zwei gegensätzliche Seiten – so könnte man die Rundsicht vom Madone charakterisieren. Im Süden ist die Sicht völlig frei, über die Magadino-Ebene, den Lago Maggiore und die Berge des Sottoceneri hinweg zur oft dunstigen Poebene, über der man bei klarer Sicht Apennin und Monviso sieht. Richtung Norden blickt man auf ein ganz anderes Tessin – Wildnis, soweit das Auge reicht. Im Nordhalbrund sind fast keine Siedlungen zu sehen, außer in der Valle Maggia.

Nicht zu vergessen die 4000er im Westen: Zwischen Monte Rosa und Weissmies erkennt man einige der Giganten und auch aus den Berner Alpen schauen mit Finsteraarhorn und Aletschhorn zwei dieser Riesen herüber.

Abstieg vom Madone nach Mergoscia

Auch wir von der Val Verzasca einen kleinen Ausschnitt kennenlernen, ist der Abstieg nach Mergoscia mehr als lohnend. Er bietet uns die typischen Bilder aus den Tessiner Bergen, mit den steinernen Alphütten. Dort wo die Welt angeblich noch in Ordnung ist …

Auf dem Bild sieht man im Vordergrund die Alphütten von Fàed in der Valle di Mergoscia. Diese ehemalige Alpsiedlung passiert man beim Abstieg nach Mergoscia. Im Hintergrund erkennt man über den Alphütten noch die Hütten von Mota di Sopra. Rechts erkennt man noch Siedlungen in der Magadino-Ebene. Darüber erhebt sich der Camoghè, der höchste Berg im Sottoceneri. Der Himmel ist blau, nur rechts im Hintergrund hat es ein paar Schleierwolken.
Tessiner Idyll – Alphütten von Fàed in der Valle di Mergoscia

Vom Gipfel wieder zurück in die namenlose Einsattelung, 1657 m. Hier zweigt der Abstieg nach Mergoscia links ab. In großen Kehren geht’s zunächst hinab zur Alpe di Bietri, 1496 m. Ab hier verläuft der Weg stets an linken Hang, hoch über der Valle di Mergoscia. Unterwegs passiert ihr mehrere typische Tessiner Alpsiedlungen wie Fàed und Bresciàdiga. Der Weg ist stets gut markiert, nur im untersten Abschnitt gibt es Varianten. Sie führen jedoch alle nach Mergoscia, 731 m.

Hinweis: Mittlerweile ist vom Madone ein markierter Abstieg nach Mergoscia via Alpe Rocca und Monti Cortói möglich. Da ich diese Variante nicht kenne, möchte ich hier keine Einschätzung abgeben.

Ausgangspunkt
Locarno am Lago Maggiore. Gebührenpflichtige Parkplätze & Parkhäuser. Zugverbindung ab Bellinzona (632). Bergbahnen von Locarno nach Orselina (Madonna del Sasso, 2620) und weiter nach Cardada (2621) und Cimetta (2622). Alternativ Orselina am Südhang der Cimetta. Gute Straße ab Locarno, gebührenpflichtige Parkplätze.

Endpunkt
Mergoscia, Dorf über der Val Verzasca. Bus nach Locarno & Orselina (62.312).

Zeiten & Höhenmeter
Cimetta – Cima della Trosa 1 Std.
Cima della Trosa – Madone 1½ Std.
Madone – Alpe di Bietri 45 Min.
Alpe di Bietri – Mergoscia 1½ Std.
660 Hm
1570 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3+ am Madone-Nordgipfel, Trittsicherheit am Grat
Juni bis Oktober, in vielen Jahren bis November (Südseite)

Swisstopo 33, 3308 T Locarno (wasserfest, Vergrößerung der 50er-Karte). Die perfekte & preiswerteste Karte.

Swisstopo 25, 1312 Locarno, noch exakter, aber ohne Wegeintragungen.

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.

Mehr Infos bei Swisstopo.

Brenna, Guiseppe: Clubführer Tessiner Alpen 2 – Von der Cristallina zum Sassariente, SAC-Verlag, Bern 1992. Zweiter Band der »Brenna-Enzyklopädie« über die Tessiner Alpen. Topp! Vor der Leistung dieses Mannes kann man sich nur verbeugen. Seine fünf Bände über die Tessiner Alpen umfassen »3.000 Seiten Informationen und beinahe 4.800 Routen«, wie der SAC schreibt. Dort finden Interessierte eine Würdigung der Verdienste von Guiseppe Brenna aus dem Jahr 2003.

ÖV

Bahn von Locarno nach Orselina (Madonna del Sasso, 2620).
Seilbahnen von Orselina nach Cardada (2621) und Cimetta (2622).
Bus von Mergoscia nach Orselina und Locarno (62.312).

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Wallis unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

PostAuto Schweiz

Tarifverbund Arcobaleno

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

Der Beitrag hat dir gefallen? Du hast Fragen? Du möchtest Feedback geben? Schreib mir gerne an peter@montolando.com. Ich freue mich über deine Nachricht.