Wandern am Faschinajoch zwischen Großem Walsertal & Bregenzerwald
Östlich des Faschinajochs beginnt das Lechquellengebirge. Das steil über dem Pass aufragende Zafernhorn ist der erste & westlichste Gipfel der Zitterklapfen-Gruppe. Er hieß in älteren Wanderkarten & Führern Zaferahorn. Blickt man auf die Karte, erkennt man beim Zafernhorn eine fast schon symmetrische Form, fast wie ein Hausdach, mit zwei breiten Seiten nach Norden und Süden und eher spitz zulaufenden Seiten im Osten und Westen.
Vom Zafernhorn zieht ein langer Grat Richtung Nordwesten zu einer Schulter. Von dort bricht der Berg mit einer äußerst steilen Flanke, die mit riesigen Lawinenverbauungen garniert ist, zum Faschinajoch ab. Diese sieht man schon bald auch auf der Tour oberhalb des Wegs im Wald.

Schaut man von Damüls zum Zafernhorn, denkt man nicht unbedingt an eine leichte Besteigung. Die Gras- und Schrofenhänge fallen auf dieser Seite überaus steil ab. Besonders im Winter macht der Berg von hier eine gute Figur. Von dieser Seite gibt es auch zwei Webcams in Damüls (Hertehof & Hotel Alpenstern), die das Zafernhorn zeigen.

Eindrucksvoll wirkt das Zafernhorn auch von Westen – von der Seilbahn Faschina oder vom Anstieg zum Glatthorn. Vom Glatthorn-Gipfel wird das Zafernhorn vom mächtigen Zitterklapfen quasi »erdrückt«. Auf den beiden Bildern oben sind auch die gigantischen Lawinenverbauungen unterhalb des Gipfels zu sehen.
Aber das ist nur die eine Seite: Auf der Südostseite ist das Zafernhorn hingegen längst nicht so steil. Von hier führt ein guter Steig ohne Schwierigkeiten zum Gipfel. Vom Hochlicht (Blasenka) erkennt man die »schwache Seite« des Berges sofort.

Wanderungen von Faschina
Der hochgelegene Ausgangspunkt Faschina ermöglicht eine relativ kurze Tour zum Zafernhorn mit einem moderaten Höhenunterschied. Dennoch darf man auch diese Tour ernst nehmen – schon bald nach dem Start wartet im eindrucksvollen Stutztobel eine gesicherte Passage. Auf dem schmalen und rutschigen Weg nimmt man das Drahtseil gerne an. Zweimal (1999 & 2001) war ich bislang auf dem Zafernhorn, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Passage früher auch schon gesichert war. Das erste Mal war ich im Juni oben. Beim zweiten Mal war es ein kalter & wolkiger Tag Ende Oktober.
Die Aussicht vom Zafernhorn ist jedenfalls formidabel. Sie reicht bei klarer Sicht vom Schwarzwald bis zur Bernina. Beim Aufstieg entdeckt man auf den Wiesen von Zafernmaisäß zunächst den Tödi. Später kommen dann die Größen der Silvretta dazu wie Piz Buin, Silvrettahorn, Verstanklahorn und Großes Seehorn. Und ganz oben dann noch Piz Bernina mit Biancograt und Piz Kesch. Okay, die Gipfel sind zwar etwas versteckt, aber man sieht sie, wie das folgende Bild zeigt. Abgesehen vom Formarin-Schafberg habe ich hier daher keinen Berg im Vordergrund beschriftet.

Eine andere Tour ab Faschina ist der ausgeschilderte Zafernweg, der das Zafernhorn umrundet. Der Weg ist allerdings mit Gegensteigungen verbunden. Im Abstieg von der kleinen Scharte im Nordostgrat des Zafernhorns in die Mulde unter dem Gipfel ist er auf einer längeren Strecke mit einem Drahtseil gesichert. Dieser Abschnitt verlangt Trittsicherheit. Im Frühjahr bleiben zudem die Schneefelder in der Nordflanke unter dem Gipfel länger liegen. Bis etwa Mitte Juni solltet ihr damit rechnen.
Das Hochlicht (früher Blasenka) ist ein weiterer lohnender Aussichtsberg ab Faschina. Die Rundsicht ist ähnlich der vom Zafernhorn, aber durch den zum Greifen nahen Zitterklapfen etwas mehr eingeschränkt. Für den Anstieg ab Faschina solltet ihr 2¾ Std. einplanen. Die Tour ist ebenfalls mit T2 zu bewerten, aber einen Ticken anspruchsvoller als das Zafernhorn. Die Querung der steilen Gipfelflanke verlangt Trittsicherheit. Vorsicht, wenn hier im Frühjahr noch Schneefelder liegen.
Nicht (mehr) erlaubt ist der schmale Grat, der Zafernhorn & Hochlicht miteinander verbindet. Am Beginn des Grates bei der Hubertuskapelle weist eine Tafel unmissverständlich darauf hin, dass eine Begehung verboten ist, verbunden mit dem klaren Hinweis, dass bei einem Unfall der Versicherungsschutz erlischt. Vernünftigerweise lässt man das dann bleiben. Bei OSM ist die Sperrung eingetragen.

Deutlich anspruchsvoller als die Touren auf der Ostseite, ist jenseits der Passhöhe das Glatthorn, der höchste Gipfel rund um Faschina. Es ist von zwei Seiten auf markierten und zum Teil gesicherten, aber ausgesetzten Steigen erreichbar, T3, Trittsicherheit & Schwindelfreiheit! Die nahe Seilbahn und der geringe Höhenunterschied dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um anspruchsvolle Bergwanderungen handelt. Vor knapp 20 Jahren stiegen wir von Fontanella zum Glatthorn. Dieser Weg ist nicht immer ausgeprägt und wird eher selten begangen. Bei schlechter Sicht muss man hier gut auf den Verlauf aufpassen.
Damüls & Faschina im Großen Walsertal
Faschina kooperiert zwar touristisch mit Damüls, ist aber Teil der Gemeinde Fontanella, dem höchstgelegenen Dorf im Großen Walsertal. Die politische Grenze zwischen Damüls im Bregenzerwald und Fontanella im Großen Walsertal verläuft hier nicht über das Faschinajoch und nicht über die Gipfel & Grate, sondern ein gutes Stück nördlich der Wasserscheide. Das hängt vermutlich mit alten Weidrechten zusammen.
Während sich Damüls voll und ganz dem Wintersport verschrieben hat und es auf der Nordseite zwischen Portlahorn und Wannenkopf kaum eine Mulde ohne Skilift gibt, wählte das Große Walsertal einen anderen Weg. Es trägt seit dem Jahr 2000 das Label UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal. Vorrangiges Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung in allen Lebensbereichen, nach dem Motto »Die Natur nutzen, ohne ihr zu schaden«.
Wanderung von Faschina zum Zafernhorn
Am Faschinajoch, 1486 m, ist nur der Zafernrundweg ausgeschildert. Diesem folgt ihr zunächst leicht fallend bis zur Kapelle von Faschina. Hier erneut ein Stück abwärts bis au die Alpweiden unterhalb der Lawinenverbauungen. Kurz durch den Wald zum Stutztobel, der mithilfe guter Sicherungen gequert. Bei rutschigem Boden ist man dankbar für die Sicherungen. Dennoch verlangt die Passage Trittsicherheit. Dieser Abschnitt ließe sich auch über einen Güterweg umgehen, der etwas unterhalb ansteigt und in den der Wanderweg nach der Querung des Tobels einmündet.
Nach der Querung des Tobels lohnt sich ein Blick zurück und hinauf Richtung Gipfel, wo der Tobel seinen Ursprung hat. Man kann es sich nicht vorstellen, aber bei heftigen Regenfällen wird aus einem Tobel schnell mal ein Inferno …
Nun wieder gemütlich durch einen schönen Waldabschnitt bis zur Einmündung in den breiten Fahrweg. Diesem folgt ihr bis zur Alphütte von Brüche, 1578 m. Hier zweigt der Wanderweg links ab. Über einen Rücken hinauf zu einer Bank mit Tisch, einem wundervollen Rastplatz! Folgendes Bild habe ich dort aufgenommen.

Der Weg quert anschließend mehrfach den Fahrweg, vorbei an den oberen Hütten von Zafernmaisäß hinauf in die Furkla, 1874 m, mit der Hubertuskapelle.
Hier wird der Fahrweg nach links verlassen. Der Weg führt nun über den breiten Südostgrat oder knapp links darunter. Bei trockenem Boden ist der Gipfelanstieg sehr einfach zu gehen. Zuletzt über den Grat und einen letzten Aufschwung hinauf zum Gipfelkreuz auf dem Zafernhorn, 2107 m.

Rundsicht vom Zafernhorn
Im Westen geht der Blick über das nahe Duo Glatthorn-Türtschhorn zu den Bergen in der Ostschweiz, mit den Glarner Alpen (Ringelspitz, Piz Sardona, Tödi, Glärnisch) über die Churfirsten bis zum Alpstein mit dem Säntis.
Im Norden präsentieren sich die Gipfel des Bregenzerwaldebirges in einheitlichem Grün: Die Damülser Berge mit Hochblanken, Mittagspitze und Klippern. Die Kanisfluh wirkt von hier längst nicht so eindrucksvoll wie sonst. In der Ferne sieht man Winterstaude und Nagelfluhkette mit den beiden höchsten Gipfeln Hochgrat & Rindalphorn. Nach rechts schließen sich weitere Gipfel der Allgäuer Alpen an, mit Diedamskopf, Großem Daumen, Hohem Ifen, Hochvogel.

Richtung Osten und Südosten dominieren die markanten Gipfel im Lechquellengebirge: Ganz nah der mächtige Zitterklapfen, weiter hinten von der Mohnenfluh über Braunarlspitze zur beherrschende Rote Wand und über die Gamsfreiheit zum Hohen Fraßen bei Bludenz.
Den südlichen Horizont begrenzen die Gletscherberge der Silvretta (Piz Buin, Silvrettakamm, Großes Seehorn), aber auch kleinere Gipfel wie die bekannten Hausberge von Gargellen Heimspitze & Rotbühelspitze setzen sich in Szene.

Richtung Südwesten geht der Blick über das Große Walsertal mit seinen Dörfern. Dahinter ist der Rätikon wie ein riesiges Panorama aufgestellt (Madrisa, Sulzfluh, Drei Türme, Zimba, Schesaplana). Bei klarer Sicht sind genau im Süden in der Ferne Flüela-Schwarzhorn, die Bernina (Piz Bernina mit Biancograt, Piz Roseg) und Piz Kesch zu sehen!
Ausgangs- und Endpunkt
Faschinajoch, Passhöhe an der Straße zwischen Damüls und Fontanella. Gebührenpflichtiger Parkplatz. Bus zwischen Fontanella und Damüls (570).
Zeiten & Höhenmeter Faschina – Furkla 1¾ Std.
Furkla – Zafernhorn 45 Min.
Zafernhorn – Furkla 30 Min.
Furkla – Faschina 1½ Std.
630 Hm
Anforderungen & Jahreszeit T2, Trittsicherheit im Stutztobel
Mai bis November
Kümmerly+Frey: 01 Bregenzerwald, 1:35 000, wasser- und reißfest, inkl. Download Karte für Smartphone.
Kompass: 2 Bregenzerwald Westallgäu,1:50 000. Schöneres Kartenbild, leider nicht wasser- und reißfest.
Mayr, Herbert: Bregenzerwald, Hittisau – Bezau – Au – Damüls, Bergverlag Rother, München, 12. Auflage 2023. Enthält Glatthorn, Zafernhorn und Hochlicht, dazu viele weitere schöne Touren zwischen Hochhäderich & Hochtannberg.
Mayerhofer, Rudolf: Die schönsten Bergwanderungen in Vorarlberg, Löwenzahn, Innsbruck, 10. Auflage 2020. Mit Ausschnitten der ÖK (Österreichische Karte). Eine wahre Fundgrube!
Unterwegs keine Möglichkeit. Hotels & Gaststätten in Faschina.
Haltestelle Faschina Passhöhe an der Buslinie von Thüringen/Fontanella nach Damüls (570).
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