Winterwandern in Beatenberg im Berner Oberland

Auf dem Bild sieht man den Burgfeldstand, den höchsten Gipfel im Güggisgrat. Er bildet eine runde Bergkuppe, die nach links mit steilen Felsen ins Justistal abbricht. Im Vordergrund ist der breite Winterwanderweg zu sehen, der unterhalb des Gipfel vorbei vom Niederhorn Richtung Waldegg führt. Daneben sieht man auch Ski- und Schneeschuhspuren. Rechts im Hintergrund sieht man noch die Bergkette zwischen Brienzer Rothorn und Augstmatthorn. Der Himmel ist blau, mit einigen dünnen Schleierwolken.
Winterwandergipfel bei Beatenberg – Unterwegs zum Burgfeldstand

Die Sonnenterrasse über dem Thunersee

Es gibt nicht viele Orte in den Alpen mit einem ähnlich schönem Panorama wie Beatenberg im Berner Oberland. Es liegt großzügig am Hang verstreut, hoch über dem Thunersee. Beatenberg besteht aus den drei Teilorten Waldegg, Spirenwald und Schmocken. Spirenwald mit Gemeindeamt und Tourismusbüro darf quasi als Mittelpunkt angesehen werden. In Schmocken, für Touristen also ganz »hinten«, befinden sich die Talstation der Niederhornbahn und nebenan auch die Bergstation der Standseilbahn von der Beatenbucht am Thunersee.

Von der Talstation der Niederhorn in Beatenberg geht der Blick auf den Thunersee und die Niesenkette in den Berner Alpen. Im Vordergrund fährt gerade ein Zug der Standseilbahn nach Beatenbucht. Nicht nur die Berge sind schneebedeckt, auch in den Orten auf der anderen Seite des Thunersees liegt Schnee. Der Himmel ist mit zum Teil dichten Schleierwolken bedeckt, die Sonne scheint kaum hindurch.
Seeblick – Niesenkette, Thunersee und Standseilbahn nach Beatenbucht

Noch schöner und umfassender ist die Aussicht vom Niederhorn. Für mich ist der Gipfel einer der schönsten, vielleicht sogar der schönste Platz im Berner Oberland. Zwar sind die spektakulären Berge um Eiger, Mönch und Jungfrau weit weg, dafür überblickt man von hier souverän die gesamten Berner Alpen vom Wetterhorn bis zum Wildhorn. Tief unten liegt der Thunersee. Dahinter reicht die Sicht über die Region Bern bis zum Schweizer Jura, aus dem der bereite Chasseral auffällig mit seinem Sendeturm herausragt. Nicht zu vergessen der Tiefblick in das von hier im Winter geheimnisvoll wirkende Justistal, das von den Gipfeln im Güggisgrat und Sigriswilgrat eingerahmt wird.

Auf dem Bild geht der Blick vom Niederhorn ins Justistal links unten und zu den Gipfeln im Güggisgrat rechts. Das Tal liegt größtenteils im Schatten. Ein Bach, der durch das Tal fließt ist im Schnee sehr gut erkennbar. Ganz rechts sieht man der höchsten Punkt des Niederhorns und links davon die breite, runde Kuppe des Burgfeldstands. Der Himmel ist blau aber mit vielen Schleierwolken bedeckt.
Geheimnisvoll & schattig – Justistal & Güggisgrat

Das Niederhorn ist die letzte und niedrigste Erhebung im Güggisgrat, der von hier zum Thunersee absinkt. Von manchen Seiten sieht der Gipfel nicht besonders markant aus. Am eindrucksvollsten präsentiert es sich aus dem Justistal, vom Gipfel der Schibe oder von der anderen Seite des Thunersees, etwa von Aeschi. Seilbahnstation und Sendeturm befinden sich nicht auf dem höchsten Punkt, sondern etwas unterhalb.

Der Güggisgrat bietet im Sommer und Herbst eine wunderschöne und einfache Überschreitung, die viel begangen wird. Im Winter ist das nicht möglich – außer für Hochalpinisten. Zumindest aber der höchste Gipfel, der Burgfeldstand, ist vom Niederhorn mit Schneeschuhen einfach erreichbar. In meinem Buch Traumwandergipfel in der Schweiz bezeichnete ich den Weg zwischen Niederhorn und Burgfeldstand als »Sonntagsspaziergang«. Im Sommer ist dies tatsächlich der Fall. Im Winter solltet ihr etwas Erfahrung im Schneeschuhgehen mitbringen.

Winterwanderwege in Beatenberg

Das Niederhorn ist zwar die Krone der Winterwanderwege in Beatenberg, aber längst nicht die einzige Möglichkeit. Einige Routen lassen sich auch kombinieren. »Königstour« wäre ein Anstieg von Schmocken via Vorsass zum Niederhorn mit Abstieg via Chüematte nach Waldegg.

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin, die gerade Pause macht. Sie sitzt in einem ausrangierten Sitz der alten Niederhornbahn. Im Vordergrund ist rechts der Winterwanderweg zu sehen, der nach Waldegg führt. Oberhalb der Wanderin stehen zwei Wehweiser im Schnee, für Sommer- und Winterwanderwege in gelb und pink. Links sieht man Spuren, die Richtung Burgfeldstand führen, dessen flache Gipfelkuppe oben rechts noch erkennbar ist. Der Himmel ist blau mit wenigen Schleierwolken.
Entspannen – Abzweigung zum Burgfeldstand

Sehr oft begangen wird der lange, aussichtsreiche Weg via Burgfeld und Chüematte nach Waldegg. So schön er auch ist, aber er zieht sich und ist erst noch mit Gegensteigungen garniert. Ich erinnere mich: Das erste Mal als wir am Burgfeldstand waren, haben wir den Weg im Abstieg gemacht. Wir hatten abends dann echt genug. Aber als Abstieg von der Bergstation ist er eine sehr lohnende Halbtagestour. Ihr solltet dafür 3 Std. einplanen.

Ab Waldegg gibt es einen Winterwanderweg via Holzflüe ins benachbarte Habkern. Von dort könnt ihr mit dem Bus nach Interlaken zurückkehren. Der Weg kenne ich nicht, aber er dürfte vermutlich nur bei ausreichender Schneelage eine lohnende Winterwanderung bieten. Da er in mittlerer Höhe (maximal 1409 m) am südöstlich exponierten Hang entlang führt, ist dies leider immer weniger der Fall. Am besten erkundigt ihr euch vorab bei Beatenberg Tourismus.

Auf dem Bild sieht man links eine Alphütte, zu der eine Skispur führt, die sich bei der Hütte gabelt. Über der Hütte erheben sich im Hintergrund die drei prominentesten Berge im Berner Oberland: Eiger, Mönch und Jungfrau. In der rechten Bildhälfte verdecken einige Bäume teilweise die Berge im Hintergrund. Man sieht vor allem an den Bäumen, dass es vor kurzem einiges an Neuschnee gab. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Ein märchenhafter Wintertag.
Märchenhaft – Winterlandschaft bei Beatenberg mit Eiger, Mönch und Jungfrau

Weitere lohnende Winterwandergipfel im Berner Oberland und anderen Regionen der Schweiz gibt es im Beitrag 6 Gipfel zum Winterwandern in der Schweiz. Auf was ihr bei euren Touren in den winterlichen Bergen achten solltet, lest ihr im Beitrag Winterwandern in den Alpen.

Winterwanderwege zum Niederhorn

Natürlich wäre es sehr bequem, mit der Seilbahn auf das Niederhorn zu fahren. Aber mal ehrlich: Selbst bei einem Seilbahnberg ist das Gefühl ein anderes, wenn man zu Fuß hinauf gestiegen ist. Oder nicht?

Vom Gipfel des Niederhorns geht der Blick Richtung Westen auf Thunersee, die Stadt Thun, die Stockhornkette und den Schweizer Jura. Links ist die große Antenne am Gipfel zu sehen. Von den Bergen im Hintergrund fällt besonders das spitze Stockhorn auf. Rechts sieht man im Hintergrund noch die flachen Jura-Gipfel mit dem breiten Chasseral. Die Berge sind verschneit, im Tal liegt jedoch kein Schnee. Der Himmel ist blau und mit Schleierwolken verziert.
Traumhaft – Blick vom Niederhorn auf Thunersee, Stockhornkette und Jura

Die traumhafte Aussicht auf den Thunersee ist dann fast noch schöner. Im Winter war ich bereits drei Mal auf dem Niederhorn, zwei Mal von Beatenberg, einmal ab Vorsass. Wenn ihr den Burgfeldstand zum Ziel habt oder den sehr langen Abstieg via Chüematte nach Waldegg machen wollt, würde ich euch tatsächlich eine Bahnfahrt zum Gipfel empfehlen.

Von Beatenberg führen verschiedene als Bergwanderwege signalisierte Wege zum Niederhorn. Als Winterwanderweg präpariert ist die Straße, die ab Beatenberg-Schmocken, 1123 m, in fünf langen Kehren weit ausholend über Haberlegi meist durch den Wald nach Vorsass führt.

Der Anstieg leidet im unteren Abschnitt nicht selten an Schneemangel. Dann könnt ihr auch den Wanderweg bis Bode, 1366 m, wählen und von dort links haltend zur Straße queren. Der direkte Weg ab Bode nach Vorsass ist teilweise steil und verlangt Trittsicherheit. Die Mitnahme von Krampen ist empfehlenswert.

Auf dem Bild sieht man einen Wegweiser für Winterwanderwege in der Schweiz. Er steht bei der Station Vorsass und zeigt Richtung Niederhorn und nach Beatenberg. Die Farbe der Pfeile ist pink.
Pink – Winterwanderweg in Beatenberg

Ab Vorsass, 1582 m, der Mittelstation der Niederhornbahn, liegt in der Regel genügend Schnee. Der Wegweiser gibt von hier 1 Std. 20 Min. an. Der Anstieg ist weder lang, noch sind viele Höhenmeter zu bewältigen. Zu Beginn führt der Weg wieder durch Wald, ab Flösch dann über einen freien und aussichtsreichen Rücken zum Niederhorn, 1964 m.

Burgfeldstand mit Schneeschuhen

Wenn ihr bereits Erfahrung mit Schneeschuhen habt, könnt ihr mit dem Burgfeldstand einen weiteren Gipfel machen. Von der Bergstation ist es zwar maximal eine Halbtagestour, dafür aber mit viel Zeit zum Schauen und Genießen!

Es gibt auch immer wieder Leute, die im Winter zu Fuß auf den Gipfel steigen. Das kann man mal so machen, aber es ist anstrengend und mühsam. Schneeschuhe sind in jedem Fall die bessere Alternative!

Nur in einer kurzen, knapp 30° steilen Passage könnte es bei schlechten Verhältnissen oder viel Schnee kritisch werden. Ansonsten ist dies eine friedliche und einfache Schneeschuhtour. Ich habe den Anstieg zweimal gemacht. Beim ersten Mal war die kurze Steilpassage tatsächlich nicht ohne, weil es seinerzeit sehr viel Schnee hatte und keine Schneeschuh-Spuren vorhanden waren. In 2001 waren Schneeschuhgänger eben noch echte Exoten. Beim zweiten Mal fand ich die Stelle völlig problemlos.

Auf dem Bild sieht man eine Schneeschuhwanderin, die gerade den letzten Hang zum Burgfeldstand in Angriff nimmt. Im Hintergrund sieht man die Berge der Niesenkette links und die Stockhornkette weiter rechts in den Berner Alpen. Ganz links schaut noch das Wildhorn hervor. Unter der Pyramide des Niesen ist auch das Niederhorn zuerkennen. Her Himmel ist blau, aber besonders im Hintergrund mit Schleierwolken überzogen.
Fast am Ziel – Kurz vor dem Burgfeldstand

Von der Bergstation Niederhorn, 1934 m, folgt ihr dem Winterwanderweg Richtung Oberburgfeld und Chüematte bis in einen Sattel, 1918 m. Hier zweigt der im Sommer markierte Bergwanderweg zum Gemmenalphorn ab (ausgeschildert). An der Stelle steht auch ein ausrangierter Sessel der alten Niederhornbahn. Ab hier seid ihr nun in Eigenverantwortung unterwegs. Vor der Tour solltet ihr das aktuelle Lawinenbulletin des SLF lesen.

Der Weiterweg ist in der Regel gespurt. Er verläuft meist knapp unterhalb der Kammhöhe. Eine kurze Steilstufe leitet auf die Hochfläche unter dem Gipfel. Von dort problemlos und beliebig zum Burgfeldstand, 2063 m, dem höchsten Gipfel im Güggisgrat.

Die Rundsicht ist gegenüber dem Niederhorn erweitert, vor allem Richtung Zentralschweiz. Dafür ist der Thunersee weiter entfernt.

a) Niederhorn

Ausgangspunkt
Beatenberg-Schmocken, Talstation der Niederhornbahn. Bus ab Interlaken-West (31.101) oder ab Beatenbucht mit der Standseilbahn (2355). Hierher mit dem Bus ab Interlaken oder Thun (31.021). Alternativ auf gut ausgebauter Straße ab Interlaken, Parkplätze bei der Station Beatenberg (gebührenpflichtig).

Zeiten & Höhenmeter
Vorsass – Niederhorn 1 Std. 20 Min.
Niederhorn – Vorsass 1 Std.
380 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
WT2, Krampen empfehlenswert
Winter bei ausreichend Schnee

Wie aktuell die Verhältnisse sind, zeigt euch die Webcam am Niederhorn.

Der Anstieg ab Vorsass ist nur eine Möglichkeit. Weitere Alternativen findet ihr über die folgenden Links.

Winterwandern in Beatenberg, informative Seite, mit Vorschlägen für Winterwanderungen und Schneeschuhtouren. Die Niederhorn-Touren sind ab der Bergstation im Abstieg beschrieben. Ihr möchtet den Gipfel lieber mit eigener Kraft besteigen? In diesem Fall die angegebenen Zeiten mit dem Faktor 1,5 multiplizieren, um so die ungefähre Anstiegszeit zu ermitteln.

Panorama-Winterkarte (Download per Rechtsklick möglich) mit eingezeichneten Winterwanderwegen.

Niederhornbahn, Beschreibungen & Höhenprofile der Winterwanderungen, ebenfalls mit Panoramakarte.

b) Burgfeldstand

Ausgangs- und Endpunkt
Bergstation Niederhorn, Seilbahn ab Beatenberg (2356). Anreise nach Beatenberg unter a).

Zeiten & Höhenmeter
Niederhorn – Burgfeldstand 1 Std.
Burgfeldstand – Niederhorn 45 Min.
200 Hm, inkl. Gegensteigungen

Anforderungen & Jahreszeit
WT2-3, sinnvoll nur mit Schneeschuhen
Winter bei ausreichend Schnee

Swisstopo 33, 3322 T Thunersee – Brienzersee (wasserfest, Vergrößerung der 50er-Karte).

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.

Infos und Blattschnitte bei Swisstopo.

Berner Wanderwege: Schneepfade im Berner Oberland, Bern, 2005. Mit vielen weiteren Ideen für Winterwanderungen im Berner Oberland. In Deutschland nur schwer erhältlich.

ÖV

Die Anreise mit dem ÖV ab Interlaken kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen: Entweder direkt mit dem Bus ab Interlaken-West (31.101) oder mit dem Bus ab Interlaken oder Thun (31.021) bis Beatenbucht, Talstation der Standseilbahn nach Beatenberg (2355).

Niederhornbahn (Fahrplan Beatenbucht-Beatenberg-Niederhorn)

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Berner Oberland unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

PostAuto Schweiz

Jungfraubahn

Tarifverbund Libero

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

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