Wilde Kreuzspitze – Leichter 3000er in Südtirol

Auf dem Bild geht der Blick vom etwas höheren Nordgipfel der Wilden Kreuzspitze zum Südgipfel, auf dem das Gipfelkreuz steht. Gerade sind einige Bergwanderer am Gipfelkreuz. Sie können die Aussicht nur bedingt genießen, denn es ziehen dichte Wolken um den Gipfel. Auch im Hintergrund sind in der Ferne nur Wolken sichtbar. Trotzdem ist der Gesamteindruck freundlich, denn die Sonne kommt scheint auf den Gipfel der Wilden Kreuzspitze und über den Wolken ist der Himmel blau.
Wolkig – Gipfeltreffen auf der Wilden Kreuzspitze

Höchster Gipfel der Pfunderer Berge

Im Südwesten der Zillertaler Alpen, komplett auf Südtiroler Boden, liegen die Pfunderer Berge. Die Untergruppe löst sich am Hohen Weißzint vom Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Hier stehen vier 3000er, von denen drei zu den leichten 3000ern zählen. Beliebtester dieser drei dürfte die Wilde Kreuzspitze sein, der höchste Gipfel der Pfunderer Berge.

Dabei ist die Wilde Kreuzspitze gar kein so wilder Gipfel. Verschiedene markierte Steige, die am Gipfelaufbau zusammentreffen, führen auf den Berg. Bekannt sind vor allem Anstiege von Süden, von der Brixner Hütte und der Fane Alm, die meistens auch in den Wanderführern beschrieben werden.

Die Wilde Kreuzspitze überragt ihre Umgebung deutlich. Das verspricht eine weite Rundsicht. Wie die Bilder zeigen, war davon nicht mehr viel zu sehen als ich am Gipfel war. Beim Aufstieg reichte die Fernsicht bis zur Wildspitze im Ötztal. Oben machte es immer nur kurz auf. Andererseits bekommt man richtig stimmungsvolle Bilder im Sommer meist nur dann, wenn es viele Wolken hat. Zumindest tagsüber.

Auf dem Bild geht der Blick von der Grabspitze Richtung Südwesten zur Wilden Kreuzspitze, dem höchsten Gipfel der Pfunderer Berge. Die Gipfelpyramide überragt ihre Umgebung deutlich. Sie wird links von der Blickenspitze, rechts vom Duo Ebengrubenspitz und Kramerspitz flankiert. Rechts sieht man im Vordergrund das Großbergtal, durch das die hier beschriebene Variante verläuft. Im Hintergrund erkennt man noch die Gipfel der Sarntaler Alpen. Der Himmel ist blau, aber es hat viele Wolken. Die Sicht ist ziemlich diesig.
Überragend – Wilde Kreuzspitze von der Grabspitze

Stiller Anstieg aus dem Pfitscher Tal zur Wilden Kreuzspitze

Die Wilde Kreuzspitze ist also kein einsamer oder gar vergessener Berg. Dennoch erschien sie mir als perfektes Ziel für meinen Wanderführer Vergessene Pfade in Südtirol. War die Zahl der Bergwanderinnen & Bergwanderer, die aus dem Pfitscher Tal auf die Wilde Kreuzspitze steigen, schon immer geringer, als auf den beliebteren Anstiegen von Süden, verstärkte sich das in 2008. Ab diesem Jahr war die Sterzinger Hütte aus besitzrechtlichen Gründen geschlossen. Damals ging der Südtiroler Alpenverein davon aus, dass dies eine Zeit lang so bleiben würde.

Erst 2016 öffnete die Sterzinger Hütte wieder als Selbstversorgerhütte. Eine Übernachtung bedeutet also in jedem Fall einen Mehraufwand im Vergleich zu einer bewirtschafteten Hütte. Ansonsten müssen Auf- und Abstieg an einem Tag bewältigt werden. Das mögen viele nun schade finden, aber wer über die notwendige Kondition verfügt, der wird auf diesem Anstieg die Ruhe und Stille erleben, die Aspiranten auf der anderen Seite nicht haben. Knapp 1800 Hm sind allerdings auch kein Pappenstiel! Bergerfahrung ist für die Tour neben einer guten Kondition Voraussetzung.

Auf dem Bild geht der Blick vom Anstieg zur Wilden Kreuzspitze hinab ins Burgumer Tal in der linken Bildhälfte, durch das man zuvor zur Sterzinger Hütte aufgestiegen ist. Die Hütte ist als kleiner Weißer Fleck links der Bildmitte erkennbar. Das Bild ist gute eine Stunde oberhalb der Hütte entstanden. In der der rechten Bildhälfte erheben sich bizarr geformte Felsgipfel, die das Burgumer Tal vom Großbergtal trennen. Im Hintergrund erkennt man die Rollspitze jenseits des Pfitscher Tals und am Horizont die Stubaier Alpen, deren Gipfel zum Teil bereits von Quellwolken verdeckt werden. Der blaue Himmel ist ansonsten wolkenlos.

Am Gipfel war ich zwar nicht allein, aber die anderen waren ausnahmslos von Süden aufgestiegen. Am nordseitigen Anstieg hatte ich den ganzen Tag niemand getroffen und das in der Hochsaison Mitte August. Wer also Lust auf eine sehr stille, teilweise fast schon einsame Bergwanderung hat, kommt hier voll auf seine Rechnung. Richtig einsam ist der Abstieg durch das Großbergtal nach Fußendraß. Hier ist im oberen Abschnitt ein guter Orientierungssinn nötig und der Blick für die nächste Markierung. Bei schlechter Sicht würde ich von dieser Variante abraten.

Ihr habt keine Gipfelambitionen und möchtet einfach eine schöne und ruhige Wanderung machen? Die Sterzinger Hütte mit ihrer malerischen Umgebung ist dafür ein perfektes Ziel.

Wanderung zur Sterzinger Hütte

Von Burgum, 1369 m, mit Weg Nr. 2 zunächst auf einem Fahrweg. Er führt ins waldreiche Burgumer Tal hinein. Ihr verlasst den Fahrweg aber schon bald nach rechts. An einem Hang entlang quert ihr bis zu einer Brücke. Hier rechts bleiben, obwohl die Markierung links ist. Ihr passiert eine Tropfsteinquelle, die als geschütztes Naturdenkmal ausgewiesen ist und quert weiter am Hang entlang. Die Vegetation ist in diesem Bereich zum Teil sehr dicht und üppig und mutet schon fast wie Urwald an. Der Pfad verlangt eure Aufmerksamkeit, weil er bisweilen schlecht erkennbar ist. Bei OpenTopoMap (siehe unten) und OSM ist der Weg genau eingetragen!

In der rechten Bildhälfte sieht man die Sterzinger Hütte, die auf einem Wiesenabsatz über dem Burgumer Tal steht. Davor und links daneben stehen einige Bänke. Die Fensterläden sind geschlossen. Im Hintergrund sieht man noch die steilen Gipfel, die das Tam umgeben. Der Himmel ist blau, nur im Hintergrund hat es wenige Quellwolken.
Wieder offen – Sterzinger Hütte

Der Weg führt dann weiter bis zum Bach und quert diesen zur Straße bei einer Wasserfassung. Hier kurz nach links auf der Straße abwärts, bis rechts eine schwach erkennbare Pfadspur abzweigt. Dieser folgt ihr und erkennt schon bald weiter oben an einer Alphütte eine Markierung. Steil wandert ihr hinauf zur Burgumer Alm, 1996 m. Diese bleibt aber ebenso rechts wie eine kleine Schäferhütte. Schon bald zweigt nach rechts der Pfunderer Höhenweg ab, euer Weg geht links weiter. In diesem Bereich und rund um die Sterzinger Hütte tummeln sich viele Murmeltiere, die hier in den Blockfeldern ein echtes Paradies vorfinden. erreicht ihr die Sterzinger Hütte, 2348 m.

Wanderung zur Wilden Kreuzspitze

Von der Hütte führt der Steig über Alpweiden unter dem Burgumspitz und ein paar unbenannten Zacken vorbei, zum Schluss steil und ein wenig mühsam in einen namenlosen Sattel, ca. 2610 m, nordwestlich unter der Wilden Kreuzspitze. Ihr haltet euch nun rechts und folgt dem Steig, der in den blockigen Hang unter der Kreuzspitze führt. Die Spur quert in Kehren die Schutthalden der Westflanke und gelangt zu einer weiteren Abzweigung. Hier mit Nr. 18 links weiter, Nr. 2 führt von hier Richtung Karjöchl und Mauls. Zuletzt etwas steiler in eine Scharte im Südwestgrat des Gipfels.

Auf dem Bild geht der Blick über die Schutthalden westlich unter der Wilden Kreuzspitze zu den beiden Nachbargipfeln Ebengrubenspitz und Kramerspitz. Dahinter erkennt man noch die Gipfel der Ötztaler Alpen, obwohl die Quellwolken schon dichter geworden sind und die Berge zum Teil verdecken. Den Vordergrund des Bildes nimmt eine riesige Schieferschutthalde ein und auch die beiden Nachbargipfel erheben sich über großen Schutthalden. Der Himmel ist blau, aber auch hier ziehen die ersten Wolkenfetzen über die Gipfel.
Schutthalden – Ebengrubenspitz, Kramerspitz und Ötztaler Alpen

Hier wechselt ihr auf die sonnige Seite der Wilden Kreuzspitze und steigt am Grat entlang oder knapp rechts unterhalb davon an. Kurz unterhalb mündet von rechts der weitaus häufiger begangene Anstieg von Süden von der Brixner Hütte. Über ein paar Felsstufen erreicht ihr das große Gipfelkreuz auf der Wilden Kreuzspitze, 3132 m.

Rundsicht von der Wilden Kreuzspitze

Die Rundsicht vom höchsten Gipfel der Pfunderer Berge reicht sehr weit: Ortler, Wildspitze, Hochfeiler, Rieserferner, Dolomiten. Hinzu kommen schöne Tiefblicke auf den Wilden See im Süden und in die beiden Täler nördlich unterm Gipfel, die ihr heute beide durchwandert. Wem die anderen Bergwanderer am Gipfel zu viel sind, der steigt einfach auf Wegspuren am Nordostgrat steil in einen kleinen Sattel hinab und von dort über eine Schuttflanke auf den zweiten Gipfel. Diesen ziert kein Kreuz, sondern nur ein Steinmann. Dafür ist es hier oben deutlich ruhiger, die Stimmen am Kreuz sind schon ein gutes Stück weit weg.

Auf dem Bild geht der Blick von der Wilden Kreuzspitze hinab auf den Wilden See in der rechten Bildhälfte. Er liegt zum Teil im Schatten, denn es ist stark bewölkt. Die Wolken liegen eher tief. Der Himmel ist blau und der Gesamteindruck ist trotzdem freundlich. Der Wilde See liegt am Normalanstieg von Süden auf die Wilde Kreuzspitze.
Südseite – Tiefblick auf den Wilden See

Durch das Großbergtal nach Fußendraß

Zunächst wie im Aufstieg hinab in den Sattel, ca. 2610 m. Hier findet ihr keinen Wegweiser, sondern lediglich auf einem Stein, mit der Aufschrift Nr. 11 und »Brixner Hütte 4 Std«. Ihr folgt den Markierungen, meist sind es nur rote Punkte. Achtung: Die Spuren, die nach rechts in den Hang unter der Wilden Kreuzspitze queren, führen zum Sandjoch! Der Pfad hält sich links, verliert sich manchmal, wird dann wieder besser und führt vor allem im oberen Teil durch Geröll. Bei guter Sicht ist das kein Problem, die Markierungen sind auf den Steinen gut meist erkennbar. Und über uns wächst die mächtige Grabspitze immer größer in den Himmel.

Auf dem Bild geht der Blick vom Abstieg von der Wilden Kreuzspitze über den namenlosen Sattel bei P. 2610 m, ins Großbergtal. Von rechts ziehen Schutthänge zum Sattel hinab. Im Hintergrund baut sich in der rechten Bildhälfte die Grabspitze auf. Hinter ihr schaut rechts noch der Hochfeiler, höchster Berg der Zillertaler Alpen hervor. Links schaut noch der Schrammacher hervor. Der Himmel ist blau, aber es hat bereits viele Wolken. Sie decken die Sonne vielfach ab und der Vordergrund des Bildes liegt völlig im Schatten.
Da hinab – Großbergtal & Grabspitze

In der eben großen Mulde erkennt ihr dann schon von weitem auf einem großen Stein eine Aufschrift. Hier verzweigen sich die Wege und auf der linken Seite des Steins findet ihr die Aufschrift »Pfitsch Nr. 17«. Zunächst noch flach, steigt er dann über einen steilen Rasenhang ins Großbergtal hinunter. Der nicht immer gut sichtbare Pfad macht noch einen Bogen und erreicht dann den Fahrweg im Großbergtal bei P. 2175 m. Hier sind die vergessenen Pfade zumindest für heute wieder Geschichte. Euch erwartet nun noch ein recht langer Hatsch auf einem Fahrweg nach Fußendraß, 1384 m. Er lässt sich nur im untersten Abschnitt abkürzen.

Ausgangspunkt
Burgum, Weiler im Pfitscher Tal mit Bushaltestelle. Am besten erreichbar mit dem Bus ab Sterzing (311). Anfahrt mit dem Pkw zwar möglich, aber kaum Parkmöglichkeiten!

Endpunkt
Fußendrass, Weiler im Pfitscher Tal, Bushaltestelle an der Straße Richtung Kematen und Sterzing (311).

Zeiten & Höhenmeter
Burgum – Sterzinger Hütte 2½ Std.
Sterzinger Hütte – Sattel, 2610 m 45 Min.
Sattel, 2610 m – Wilde Kreuzspitze 1½ Std.
Wilde Kreuzspitze – Sattel, 2610 m 1 Std.
Sattel, 2610 m – Fußendraß 2½ Std.
Sattel, 2610 m – Burgum 2¼ Std.
1770 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3, Trittsicherheit vor allem am Gipfelaufbau
Ende Juli bis Ende September (Nordseite!)

Tabacco: 037 Hochfeiler – Pfunderer Berge, 1:25 000. Exakte und schöne Karte.

Kompass: 081 Pfunderer Berge, 1:25 000. Perfekte Karte für die Pfunderer Berge, dazu wasser- und reißfest.

Zahel, Mark: Rund um Sterzing: Wipptal – zwischen Brenner und Brixen, Bergverlag Rother, München, 4. Auflage 2023. Enthält weitere Touren im Pfitscher Tal.

ÖV

Der ÖV ist im Raum Sterzing sehr gut ausgebaut. Ausgangs- und Endpunkt der Tour sind ab Sterzing mit dem Bus (311) erreichbar.

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Verbindungen und Preise Südtirol

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