Höchster Gipfel der Pfunderer Berge
Im Südwesten der Zillertaler Alpen, komplett auf Südtiroler Boden, liegen die Pfunderer Berge. Die Untergruppe löst sich am Hohen Weißzint vom Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Hier stehen vier 3000er, von denen drei zu den leichten 3000ern zählen. Beliebtester dieser drei dürfte die Wilde Kreuzspitze sein, der höchste Gipfel der Pfunderer Berge.
Dabei ist die Wilde Kreuzspitze gar kein so wilder Gipfel. Verschiedene markierte Steige, die am Gipfelaufbau zusammentreffen, führen auf den Berg. Bekannt sind vor allem Anstiege von Süden, von der Brixner Hütte und der Fane Alm, die meistens auch in den Wanderführern beschrieben werden.
Die Wilde Kreuzspitze überragt ihre Umgebung deutlich. Das verspricht eine weite Rundsicht. Wie die Bilder zeigen, war davon nicht mehr viel zu sehen als ich am Gipfel war. Beim Aufstieg reichte die Fernsicht bis zur Wildspitze im Ötztal. Oben machte es immer nur kurz auf. Andererseits bekommt man richtig stimmungsvolle Bilder im Sommer meist nur dann, wenn es viele Wolken hat. Zumindest tagsüber.
Stiller Anstieg aus dem Pfitscher Tal zur Wilden Kreuzspitze
Die Wilde Kreuzspitze ist also kein einsamer oder gar vergessener Berg. Dennoch erschien sie mir als perfektes Ziel für meinen Wanderführer Vergessene Pfade in Südtirol. War die Zahl der Bergwanderinnen & Bergwanderer, die aus dem Pfitscher Tal auf die Wilde Kreuzspitze steigen, schon immer geringer, als auf den beliebteren Anstiegen von Süden, verstärkte sich das in 2008. Ab diesem Jahr war die Sterzinger Hütte aus besitzrechtlichen Gründen geschlossen. Damals ging der Südtiroler Alpenverein davon aus, dass dies eine Zeit lang so bleiben würde.
Erst 2016 öffnete die Sterzinger Hütte wieder als Selbstversorgerhütte. Eine Übernachtung bedeutet also in jedem Fall einen Mehraufwand im Vergleich zu einer bewirtschafteten Hütte. Ansonsten müssen Auf- und Abstieg an einem Tag bewältigt werden. Das mögen viele nun schade finden, aber wer über die notwendige Kondition verfügt, der wird auf diesem Anstieg die Ruhe und Stille erleben, die Aspiranten auf der anderen Seite nicht haben. Knapp 1800 Hm sind allerdings auch kein Pappenstiel! Bergerfahrung ist für die Tour neben einer guten Kondition Voraussetzung.
Am Gipfel war ich zwar nicht allein, aber die anderen waren ausnahmslos von Süden aufgestiegen. Am nordseitigen Anstieg hatte ich den ganzen Tag niemand getroffen und das in der Hochsaison Mitte August. Wer also Lust auf eine sehr stille, teilweise fast schon einsame Bergwanderung hat, kommt hier voll auf seine Rechnung. Richtig einsam ist der Abstieg durch das Großbergtal nach Fußendraß. Hier ist im oberen Abschnitt ein guter Orientierungssinn nötig und der Blick für die nächste Markierung. Bei schlechter Sicht würde ich von dieser Variante abraten.
Ihr habt keine Gipfelambitionen und möchtet einfach eine schöne und ruhige Wanderung machen? Die Sterzinger Hütte mit ihrer malerischen Umgebung ist dafür ein perfektes Ziel.
Wanderung zur Sterzinger Hütte
Von Burgum, 1369 m, mit Weg Nr. 2 zunächst auf einem Fahrweg. Er führt ins waldreiche Burgumer Tal hinein. Ihr verlasst den Fahrweg aber schon bald nach rechts. An einem Hang entlang quert ihr bis zu einer Brücke. Hier rechts bleiben, obwohl die Markierung links ist. Ihr passiert eine Tropfsteinquelle, die als geschütztes Naturdenkmal ausgewiesen ist und quert weiter am Hang entlang. Die Vegetation ist in diesem Bereich zum Teil sehr dicht und üppig und mutet schon fast wie Urwald an. Der Pfad verlangt eure Aufmerksamkeit, weil er bisweilen schlecht erkennbar ist. Bei OpenTopoMap (siehe unten) und OSM ist der Weg genau eingetragen!
Der Weg führt dann weiter bis zum Bach und quert diesen zur Straße bei einer Wasserfassung. Hier kurz nach links auf der Straße abwärts, bis rechts eine schwach erkennbare Pfadspur abzweigt. Dieser folgt ihr und erkennt schon bald weiter oben an einer Alphütte eine Markierung. Steil wandert ihr hinauf zur Burgumer Alm, 1996 m. Diese bleibt aber ebenso rechts wie eine kleine Schäferhütte. Schon bald zweigt nach rechts der Pfunderer Höhenweg ab, euer Weg geht links weiter. In diesem Bereich und rund um die Sterzinger Hütte tummeln sich viele Murmeltiere, die hier in den Blockfeldern ein echtes Paradies vorfinden. erreicht ihr die Sterzinger Hütte, 2348 m.
Wanderung zur Wilden Kreuzspitze
Von der Hütte führt der Steig über Alpweiden unter dem Burgumspitz und ein paar unbenannten Zacken vorbei, zum Schluss steil und ein wenig mühsam in einen namenlosen Sattel, ca. 2610 m, nordwestlich unter der Wilden Kreuzspitze. Ihr haltet euch nun rechts und folgt dem Steig, der in den blockigen Hang unter der Kreuzspitze führt. Die Spur quert in Kehren die Schutthalden der Westflanke und gelangt zu einer weiteren Abzweigung. Hier mit Nr. 18 links weiter, Nr. 2 führt von hier Richtung Karjöchl und Mauls. Zuletzt etwas steiler in eine Scharte im Südwestgrat des Gipfels.
Hier wechselt ihr auf die sonnige Seite der Wilden Kreuzspitze und steigt am Grat entlang oder knapp rechts unterhalb davon an. Kurz unterhalb mündet von rechts der weitaus häufiger begangene Anstieg von Süden von der Brixner Hütte. Über ein paar Felsstufen erreicht ihr das große Gipfelkreuz auf der Wilden Kreuzspitze, 3132 m.
Rundsicht von der Wilden Kreuzspitze
Die Rundsicht vom höchsten Gipfel der Pfunderer Berge reicht sehr weit: Ortler, Wildspitze, Hochfeiler, Rieserferner, Dolomiten. Hinzu kommen schöne Tiefblicke auf den Wilden See im Süden und in die beiden Täler nördlich unterm Gipfel, die ihr heute beide durchwandert. Wem die anderen Bergwanderer am Gipfel zu viel sind, der steigt einfach auf Wegspuren am Nordostgrat steil in einen kleinen Sattel hinab und von dort über eine Schuttflanke auf den zweiten Gipfel. Diesen ziert kein Kreuz, sondern nur ein Steinmann. Dafür ist es hier oben deutlich ruhiger, die Stimmen am Kreuz sind schon ein gutes Stück weit weg.
Durch das Großbergtal nach Fußendraß
Zunächst wie im Aufstieg hinab in den Sattel, ca. 2610 m. Hier findet ihr keinen Wegweiser, sondern lediglich auf einem Stein, mit der Aufschrift Nr. 11 und »Brixner Hütte 4 Std«. Ihr folgt den Markierungen, meist sind es nur rote Punkte. Achtung: Die Spuren, die nach rechts in den Hang unter der Wilden Kreuzspitze queren, führen zum Sandjoch! Der Pfad hält sich links, verliert sich manchmal, wird dann wieder besser und führt vor allem im oberen Teil durch Geröll. Bei guter Sicht ist das kein Problem, die Markierungen sind auf den Steinen gut meist erkennbar. Und über uns wächst die mächtige Grabspitze immer größer in den Himmel.
In der eben großen Mulde erkennt ihr dann schon von weitem auf einem großen Stein eine Aufschrift. Hier verzweigen sich die Wege und auf der linken Seite des Steins findet ihr die Aufschrift »Pfitsch Nr. 17«. Zunächst noch flach, steigt er dann über einen steilen Rasenhang ins Großbergtal hinunter. Der nicht immer gut sichtbare Pfad macht noch einen Bogen und erreicht dann den Fahrweg im Großbergtal bei P. 2175 m. Hier sind die vergessenen Pfade zumindest für heute wieder Geschichte. Euch erwartet nun noch ein recht langer Hatsch auf einem Fahrweg nach Fußendraß, 1384 m. Er lässt sich nur im untersten Abschnitt abkürzen.
Ausgangspunkt
Burgum, Weiler im Pfitscher Tal mit Bushaltestelle. Am besten erreichbar mit dem Bus ab Sterzing (311). Anfahrt mit dem Pkw zwar möglich, aber kaum Parkmöglichkeiten!
Endpunkt
Fußendrass, Weiler im Pfitscher Tal, Bushaltestelle an der Straße Richtung Kematen und Sterzing (311).
Zeiten & Höhenmeter
Burgum – Sterzinger Hütte 2½ Std.
Sterzinger Hütte – Sattel, 2610 m 45 Min.
Sattel, 2610 m – Wilde Kreuzspitze 1½ Std.
Wilde Kreuzspitze – Sattel, 2610 m 1 Std.
Sattel, 2610 m – Fußendraß 2½ Std.
Sattel, 2610 m – Burgum 2¼ Std.
1770 Hm
Anforderungen & Jahreszeit
T3, Trittsicherheit vor allem am Gipfelaufbau
Ende Juli bis Ende September (Nordseite!)
Tabacco: 037 Hochfeiler – Pfunderer Berge, 1:25 000. Exakte und schöne Karte.
Kompass: 081 Pfunderer Berge, 1:25 000. Perfekte Karte für die Pfunderer Berge, dazu wasser- und reißfest.
Zahel, Mark: Rund um Sterzing: Wipptal – zwischen Brenner und Brixen, Bergverlag Rother, München, 4. Auflage 2023. Enthält weitere Touren im Pfitscher Tal.
Der ÖV ist im Raum Sterzing sehr gut ausgebaut. Ausgangs- und Endpunkt der Tour sind ab Sterzing mit dem Bus (311) erreichbar.
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