Die besten Tipps zum Bergwandern
Jetzt mal Hand aufs Herz: Wer von euch hat auf einer Bergwanderung eine Wanderkarte dabei? Also eine »echte« Karte aus Papier oder aus reißfestem Material? Manche von euch haben eine App auf dem Smartphone. Aber wie viele Bergwanderinnen & Bergwanderer sind hier völlig blank unterwegs?
Manchmal bin ich schon erstaunt, wenn ich Wanderinnen & Wanderern begegne, die ohne Wanderkarte unterwegs sind und die mich dann nach dem Weg fragen oder danach, was sie denn sonst noch unternehmen könnten … Darüber wundere ich mich immer wieder, denn sie bewegen sich nicht in der Stadt, sondern in der freien Natur, im (Hoch-) Gebirge.
Gleiches gilt für diejenigen unter euch, die eine Luftbildwanderkarte oder eine gezeichnete Panoramawanderkarte mit sich führen. Ich möchte hier den Herstellern von Luftbildwanderkarten nicht zu nahe treten, aber ohne eine topografische Wanderkarte auf der Rückseite sind diese unbrauchbar. Manchmal werden Luftbildwanderkarten zumindest in Kombination mit einer Wanderkarte auf der Rückseite angeboten. Dann ist dagegen nichts einzuwenden. Aber so schön die Luftbilder auch sind, zum Wandern sind sie völlig ungeeignet, weil sie das Gelände und Entfernungen nicht korrekt wiedergeben können. Gleiches gilt für gezeichnete Panoramen, die man oft gratis bei Bergbahnen oder Tourismusbüros bekommt. Zum Anschauen ja, zum Wandern nein.
Eine topografische Wanderkarte gehört beim Bergwandern in jedem Fall zur Grundausstattung! Das gilt besonders für wenig begangene und sparsam markierte Pfade und vor allem bei weglosen Unternehmungen. Natürlich genügt es nicht, einfach eine Wanderkarte dabei zu haben – ihr solltet auch damit umgehen können.
Manche von euch nutzen vielleicht Wander-Apps, haben eine Tour aufs Smartphone geladen und folgen den GPS-Daten. Kann man so machen. Aber möchtet ihr nicht wissen, was ihr in der näheren Umgebung noch für Möglichkeiten habt?
Ein Landkarten-Freak auf Traumreisen
Okay, ich bin wohl »old-fashioned«, was dies betrifft. Ohne Wanderkarte oder topographische Karte auf einer Bergwanderung zu sein, ist für mich nicht vorstellbar. Landkarten faszinieren mich schon mein Leben lang. Bereits in der Grundschule studierte ich nachmittags den Atlas meiner Eltern. Darin fanden sich auch Listen mit den höchsten Gipfeln. Ich bin ein echter Landkarten-Freak. Anders kann man es nicht nennen.
Mittlerweile sind es über 1000 Karten von unterschiedlichen Anbietern in verschiedenen Maßstäben. Allein von Swisstopo sind es über 500 Blätter und ein paar dieser »Kunstwerke« hängen in meiner Wohnung an der Wand. Eine App zum Wandern habe ich noch nie benutzt. Tatsächlich. Selbstverständlich sind Apps genauso okay. Ob analog oder digital – wichtig ist nur, dass ihr nicht ohne Karte unterwegs seid.
Aber wie auch DER SPIEGEL feststellt, sind Wander-Apps zwar nützliche Hilfsmittel, die allerdings ihre Grenzen haben (Akku, nicht verfügbare Offline-Version). Die klassische analoge Karte ist noch lange nicht out.
Schon mal mit einer topographischen Karte auf einer Art Traumreise gewesen? Nein? Ich schon. Früher zumindest. Aktuell bleibt mir dafür kaum Zeit. Vor einigen Jahren hatte der Anbieter Kompass folgendes auf seiner Homepage stehen: »Kartenlesen ist nicht trocken und langweilig, sondern äußerst spannend! Der Blick auf die kartografischen Kunstwerke erhebt uns in andere Sphären«. Diese beiden Sätze unterschreibe ich sofort, denn es ist wirklich spannend, was man sich beim Karten lesen alles vorstellen kann und wie dabei die Fantasie angeregt wird. Probiert es einfach mal aus. Kompass bietet eine Einführung ins Kartenlesen und diskutiert die Vor- und Nachteile von analogen und digitalen Karten. Weitere Tipps gibt’s im Beitrag zur Orientierung mit Wanderkarten.
Topographische Karten – Nur Wandern ist schöner
Welche Karten kann ich euch empfehlen? Die Beantwortung dieser Frage hängt zunächst einmal davon ab, in welchem Land und in welcher Region ihr zum Bergwandern geht. Zur ersten Orientierung im Internet ist die Topo-Version von Open Street Map mehr als okay, aber sie ist längst nicht so exakt wie bspw. Swisstopo, die Österreichische Karte oder die Karten der deutschen Landesvermessungsämter. Bei vielen Örtlichkeiten fehlen Höhenangaben und die Höhenmodelle sind bisweilen mit Vorsicht zu genießen. Dennoch ist das freie Kartenwerk eine sehr gute erste Hilfe zur Planung. Ich verwende es dann, wenn ich in unterschiedlichen Regionen nach Zielen Ausschau halte, wofür ich analog mehrere Blätter benötigen würde. Was tatsächlich ein wenig lästig sein kann …
Zudem habe ich festgestellt, dass bei vielen Wanderwegen mittlerweile der Schwierigkeitsgrad (T 1-6 nach der Schweizer Wanderskala) eingetragen ist, so bei Bergfex. Allerdings ist auch dies mit Vorsicht zu genießen, wie die Wege und Steige am Golmer Grat verdeutlichen: Der Geißspitzsteig ist wie der Höhenweg vom Golm zur Lindauer Hütte und der Talanstieg von Latschau zur Lindauer Hütte mit T2 klassifiziert.
Wenn ihr diese Wege mal gewandert seid, werdet ihr mir vermutlich zustimmen, dass es große Unterschiede gibt. Den Hüttenanstieg würde ich mit T1 bewerten, den Höhenweg vom Golm zur Lindauer Hütte mit T2, den Geißspitzsteig in manchen Abschnitten mit T3. Mehr zu dieser Thematik im Beitrag Schwierigkeitsbewertung beim Bergwandern.
Der Gipfelanstieg zum Hohen Nebelkogel im Ötztal soll T6 sein? Never ever. Der Grat liegt im Bereich T4. Update vom 29. August 2023: Die Angabe wurde mittlerweile tatsächlich auf T4 korrigiert. Die Kreuzspitze im Ötztal soll T2 sein? Sorry, aber das entspricht nicht der Realität und ist nicht seriös bewertet. T3 wäre die korrekte Bewertung.
Tipp: Manche Hersteller bieten in ihrem Kartenviewer die Möglichkeit an, selbst gewählte Kartenausschnitte als PDF-Dokumente zu speichern und wenn gewünscht auszudrucken. Mehr dazu im Kasten »Kartenwerke«.
Wanderkartenserien im deutschsprachigen Alpenraum
Swisstopo
Darüber besteht kein Zweifel – die Karten von Swisstopo (früher LKS, Landeskarte der Schweiz) sind die besten, genauesten und schönsten Karten. In unterschiedlichen Maßstäben stehen sehr detailreiche Werke zur Verfügung. In der Regel reicht der Maßstab 1:50 000 (dreistellige Nummer) aus, zumindest wenn man sich auf markierten Wegen bewegt. Diese sind mittlerweile auch mit eingetragenen Wanderwegen erhältlich. Zusätzlich gibt es verschiedene Zusammensetzungen, die größere Gebiete abdecken.
Seit einigen Jahren gibt es eine preiswerte Serie im Maßstab 1:33 333, eine Vergrößerung der 50er. Die Karten sind zwar wasser- und reißfest, decken jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Schweiz ab, vor allem in touristisch bedeutsamen Regionen.
Die 1:25 000 (vierstellige Nummer) ist in der Regel nur im weglosen Gelände erforderlich, aber die Karten sind von erlesener Schönheit. Es sind echte Kunstwerke! Leider braucht es manchmal mehrere Blätter, wenn man in weitläufigeren Regionen unterwegs ist.
Tourist Infos geben oftmals eigene Umgebungskarten in verschiedenen Maßstäben heraus. Diese basieren auf den Karten von Swisstopo und sind am einfachsten vor Ort erhältlich.
Österreichische Karte, ÖK
Die österreichische Karte ÖK vom österreichischen Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen BEV, ist ebenfalls eine sehr schöne Karte. Leider gibt es sie nur im Maßstab 1:50 000, der Maßstab 1:25 000 ist lediglich eine Vergrößerung davon. Sie sind nicht ganz so einfach erhältlich, lassen sich aber im Buchhandel oder bei größeren Anbietern im Internet bestellen.
Die österreichische Karte ist die Basis für private Kartenwerke in Österreich und viele Alpenvereinskarten.
freytag-berndt, f & b
Ein fast schon legendärer Landkartenverlag. Ich erinnere mich noch gut an die alten Karten im Maßstab 1:100 000 … wunderschön und trotz des sehr kleinen Maßstabs recht zuverlässig. Von einem Verlagsmitarbeiter habe ich mal erfahren warum das so ist: freytag-berndt kauft die Daten der ÖK. Daher also auch die große Ähnlichkeit im Kartenbild, das ich noch heute wunderschön finde. Leider haben aber die 50er-Karten noch immer Höhenlinienabstände von 100 Metern, was keine seriöse Einschätzung über das zu erwartende Gelände zulässt. Aber man arbeitet daran. Die Blätter im Maßstab 1:25 000 und 1:35 000 haben Höhenlinienabstände von 20 Metern. Die Karten decken Österreich und die Grenzregionen zu Deutschland, Italien und Slowenien sowie kleine Bereiche von Südtirol ab.
Alpenvereinskarten
Die Alpenvereinskarten decken nur einzelne Gebirgsgruppen ab und sind weder im Kartenbild noch im Maßstab einheitlich. Dafür sind die Karten legendär, exakt und es gibt einige wunderschöne Blätter. Besonders das Blatt 26 Silvrettagruppe gefällt mir ausgesprochen gut. Schon als Kind hatte ich ein Exemplar davon. Grundlage der Karte ist hier, wie auch bei vielen anderen AV-Karten, die ÖK. Besonders gelungen ist die BY-Reihe (Bayerische Alpen) im Maßstab 1:25 000. Kein Wunder, sind diese Blätter doch vom Bayerischen Landesvermessungsamt. Die Alpenvereinskarten gibt es auch digital auf USB-Stick.
Bayerisches Landesvermessungsamt
Wer im Allgäu oder in den Bayerischen Alpen unterwegs ist, für den sind die Karten des Bayerischen Landesvermessungsamtes in Sachen Genauigkeit und Schönheit die erste Wahl. Im Maßstab 1:50 000 gibt es so genannte Umgebungskarten, die jeweils eine größere touristische Region abdecken. Wer detailreichere Karten haben möchte, greift zum Maßstab 1:25 000. Allerdings braucht es da oftmals mehrere Blätter, um eine Region abzudecken. Diese Karten sind auch die Grundlage für BY-Reihe der Alpenvereinskarten.
Kompass
Mit dem Umstieg auf GPS-basierte Karten ist Kompass vor ca. 20 Jahren fast ein Quantensprung gelungen. Kompass hatte früher einen schlechten Ruf in Bezug auf Genauigkeit und Kartenbild. Logisch, denn Höhenlinien mit Abständen von 100 Metern lassen eine echte Einschätzung über das Gelände kaum zu. Außerdem entpuppten sich Wege und Steige oft als Fantasieprodukte. Seitdem die Karten auf GPS-Daten basieren, hat sich dies grundlegend geändert. Was mir besonders gut gefällt, sind die reiß- und wetterfesten Karten, die um einiges strapazierfähiger sind als die Karten aus Papier. Wenn ihr viel unterwegs seid, wird es euch freuen, wenn die Karten etwas länger halten. Was ebenfalls gefällt, ist die sehr große Gebietsabdeckung. Der Hersteller ist zumindest im deutschsprachigen Alpenraum überall dabei. Besonders in Südtirol und im Trentino habe ich in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht.
Tabacco editrice
Der italienische Hersteller Tabacco bietet schon seit Jahren zuverlässige Karten im Maßstab 1:25 000 an. Zwar haben auch diese Karten kleinere Mängel und es gibt immer wieder mal Fehler. Diese werden, wie ich in manchen Fällen festgestellt habe, in der folgenden Auflage behoben. Auch die Bergrettungsdienste nutzen dieses Kartenwerk. Was bei Tabacco sehr positiv auffällt, ist die gegenüber anderen privaten Anbietern deutlich höhere Anzahl an kotierten Punkten ohne Namen. Ein wichtiger Aspekt bei der Orientierung auf weglosen und weniger begangenen Routen. Die neuen Blätter sind ebenfalls aus wasserfestem Material. Die Karten sind vor Ort in Südtirol und im Trentino günstiger als in Deutschland.
Hinweis: Für die Empfehlungen zu den Wanderkarten erhalte ich keine Provisionen. Ich mache das aus Überzeugung.
Swisstopo (Kartenviewer mit PDF zum Speichern und Ausdruck)
Österreichisches Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen
Austrian Map online (Kartenviewer mit PDF zum Speichern und Ausdruck)
Bayerisches Landesvermessungsamt
Bayern Atlas (Kartenviewer mit PDF zum Speichern und Ausdruck)
Kompass Interaktive Online Wanderkarte (Wanderwege nicht farblich hervorgehoben)
Die Hersteller bieten auch Apps für Smartphones an. Nähere Infos dazu auf den Websiten der Anbieter.
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