Vinschger Höhenweg in Südtirol – Etappe 1
Die erste Etappe des Vinschger Höhenwegs wartet mit eher moderaten Höhenunterschieden auf, Ausgangs- und Endpunkt liegen fast gleich hoch. Dazwischen sind aber zwei größere und mehrere kleinere Steigungen zu bewältigen, so dass ihr bereits nach dem ersten Tag wisst, dass ihr etwas geleistet habt! Zwei Highlights der Etappe sind die beiden alten, romanisch geprägten Dörfer Plawenn und Planeil, das Etappenziel.
Leider werdet ihr unterwegs auch mit negativen Erscheinungen konfrontiert: So führt der Höhenweg für etwa eine halbe Stunde zwischen dem Reschensee und der viel befahrenen Vinschger Staatsstraße entlang. Die Viadukte, die zur Sicherung der Vinschger Staatsstraße vor Steinschlag vom Endkopf dienen, gehören wohl zu den hässlichsten Bauwerken in ganz Südtirol. Zum Glück dauert dieser Abschnitt wirklich nur eine halbe Stunde. Auch Teile der Ortschaft Reschen gehört nicht unbedingt zu den sehenswerten Sujets in Südtirol. Die schmucklosen, ja fast schon hässlichen Bauten im oberen Dorfteil erinnern eher an Kasernen, denn an Urlaub in Südtirol.
Von Reschen zur Etschquelle
Wenn ihr zu Beginn des Vinschger Höhenwegs noch die Etschquelle besuchen möchtet, bleibt ihr zunächst auf der Straße, die durch den lichten Lärchenwald führt. Eine nach rechts abzweigende Straße bleibt unbeachtet. Kurz darauf zweigt links ein beschilderter Pfad mit der Aufschrift »Etschquelle« ab, dem ihr folgt. Schon bald erreicht ihr die Etschquelle, die als Naturdenkmal geschützt ist. Die Etsch ist der längste und größte Fluss in Südtirol und in Italien ist sie mit 415 Km Länge die Nummer 2 hinter dem Po. Der Abstecher zur Etschquelle nimmt hin und zurück etwa 15 Min. in Anspruch.
Von Reschen nach Graun
Bei der oben erwähnten Kreuzung bleibt ihr noch kurz auf der Straße, bis der Vinschger Höhenweg unterhalb des oben erwähnten Sportheims des FC Oberland nach rechts abzweigt. Der Weg führt oberhalb von Reschen durch den Wald und mündet dann in einen breiteren Ziehweg. Links haltend steigt ihr ein Stück weit hinauf und erreichen auf einem leicht abfallenden Ziehweg Klopair (Klapoar), 1644 m, mit schöner Aussicht auf den Reschensee.
Ihr bleibt auf der asphaltierten Straße, die leicht fallend bis fast zur Vinschger Staatsstraße hinab führt. Knapp oberhalb zweigt der Vinschger Höhenweg links ab und ihr wandert in leichtem Auf und Ab aussichtsreich am Hang entlang, quert dabei kurz zwei Blockschutthalden und erreicht mit einem kurzen Abstieg Graun, 1501 m. Ihr steigt jedoch nicht ganz ins Dorf hinab, sondern haltet euch bereits vor der Kirche St. Anna rechts und gelangt zum Ufer des Reschensees.
Der alte Kirchturm von Graun, der aus dem Reschensee ragt, erinnert noch heute die traurige Geschichte der Aufstauung des Reschensees. Für Touristen ist dies eines der beliebtesten Fotomotive in ganz Südtirol – aber nur dann, wenn der See entsprechend gefüllt ist. Nicht selten ist er nämlich halb ausgetrocknet und hinterlässt bisweilen mit seinen »Badlands« im Uferbereich einen eher traurigen Anblick. Der Turm von Graun steht dann nicht mehr im Wasser, sondern im Schlamm …
Von Graun nach Plawenn
Von Graun wandert ihr weiter und geht dabei das komplette Ufer des Reschensees aus. Der See ist vor allem bei Windsurfern sehr beliebt. Hier hat es fast immer Wind und vor allem bei Nordföhn finden gibt es ideale Bedingungen für diesen Sport. Die Markierungen führen bis zur viel befahrenen Staatsstraße. Zunächst verläuft der Weg noch in einigem Abstand zur Straße, später aber direkt daneben. Dieser Abschnitt ist nicht wirklich schön und vor allem laut! Hinzu kommen noch die wahrscheinlich hässlichsten Viadukte weit und breit. Zumindest bekommt ihr einen kleinen Eindruck davon, wie viel Verkehr die Menschen im Vinschgau mitunter aushalten müssen …
Nach etwa einer halben Stunde liegt dieses Ärgernis zum Glück bereits wieder hinter euch. Der Vinschger Höhenweg quert nun die Straße und die einzige Schwierigkeit ist hier, die Straße trotz Verkehr sicher (!) zu überqueren. Der Weg führt in einen lichten Lärchenwald und verläuft zunächst auf einem breiten Ziehweg. Er verliert sich aber ab und zu und ist auf der Weide nicht immer gut erkennbar. Deshalb gut auf die Markierungen achten! Ihr entfernt euch jedoch immer weiter vom Reschensee und der lauten Straße. Über Ziehwege und über Wiesen wandert ihr an einer kleinen Kapelle vorbei, passiert einen Skilift und gelangt an einen Zaun, den ihr auf einer kleinen Hühnerleiter überquert.
Nun verläuft der Höhenweg endlich wieder auf einem »richtigen« Wanderweg, der sogleich steil ansteigt. Unterwegs zweigt links der Anstieg zum Großhorn, einem sehr lohnenden Aussichtsberg, ab. Ihr bleibt rechts und erreicht so einen neuen Ziehweg, dem ihr links haltend folgt. Der Ziehweg bleibt oberhalb von Dörfl und kurz bevor ihr den kleinen Weiler erreicht, zweigt der Vinschger Höhenweg in einer Kurve wieder nach links ab. Ansteigend passiert ihr linkerhand einen Bildstock (Kreuzl), 1593 m, haltet euch aber kurz danach wieder rechts und wandert auf einem Ziehweg leicht fallend bis zur Schaferhütte, 1577 m, hinab. Die Hütte bleibt rechts vom Weg. An der Kreuzung bei der Hütte haltet ihr euch links und wandert in Kehren auf dem Forstweg, bis dieser endet. Hier setzt wieder ein Wanderweg ein, der noch ein kurzes Stück ansteigt, bevor er ins Plawenntal hinein quert. In leichtem Auf und Ab bummelt ihr (Beitragsbild!) hinüber zum wunderschön gelegenen Dorf Plawenn, 1725 m. Das Dorf fällt vor allem durch den großen Adelsansitz auf, der einst den Freiherren von Plawenn gehörte. Er ist der höchst gelegene noch bewohnte Adelsansitz der Alpen.
Von Plawenn nach Planeil
Direkt am Eingang von Plawenn führt der Vinschger Höhenweg auf der asphaltierten Straße hinab nach Alsack, 1529 m. Diese verläuft direkt auf dem Murkegel der Malser Haide, dem größten Murkegel in den Alpen, der am Gipfel des Mitterecks oberhalb des Plawenntals seinen Ausgangspunkt hat. In Alsack zweigt der Vinschger Höhenweg wieder links ab.
Nun folgt der vielleicht schönste Abschnitt dieser Etappe: Ihr wandert ohne Orientierungsprobleme am Hang entlang und genießt dabei stets einen schönen Blick auf die Malser Haide. Zwischendurch gibt es nochmals einen kurzen Anstieg, dann quert ihr hinüber zur Straße, die von Ulten heraufkommt. Über sie erreicht ihr Planeil, 1592 m, das Ziel der ersten Etappe.
Fitte Wanderinnen & Wanderer schaffen es an diesem Tag noch bis Muntatschinig oder gar bis Matsch. Aber das rätoromanisch geprägte und sehenswerte Dorf Planeil lohnt einen Aufenthalt in jedem Fall!
Die Fortsetzung des Vinschger Höhenwegs findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg 2 – Von Planeil nach Matsch.
Einen Überblick über den gesamten Höhenweg zwischen Reschen und Staben, findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg.
Ausgangspunkt
Reschen, oberster Ort im Vinschgau am gleichnamigen Pass. Von Norden und Süden gut mit dem Bus erreichbar: Linie Landeck – Nauders – Reschen – Mals (273). Natürlich auch mit Pkw erreichbar, aber die Parkplätze sind meist gebührenpflichtig und/oder zeitlich beschränkt!
Endpunkt
Planeil.
Zeiten & Höhenmeter
Reschen – Etschquelle – Graun 1¼ Std.
Graun – Plawenn 3¼ Std.
Plawenn – Planeil 1¼ Std.
670 Hm
580 Hm
Anforderungen & Jahreszeit
T1
Mai bis Oktober (November)
Tappeiner: 165 Vinschger Höhenweg, 1: 25 000. Auf Grundlage der Karten von Tabacco, der Vinschger Höhenweg ist hervorgehoben. Schon der Vorgänger im Maßstab 1:50 000 war seinerzeit zuverlässig. Preiswerteste Alternative.
Tabacco: 043 Vinschgauer Oberland, 1:25 000. Auch hier ist in der neuesten Auflage der Vinschger Höhenweg mit Symbol eingetragen. Zudem enthalten die Karten von Tabacco mehr kotierte Punkte als die anderen Karten und sind mittlerweile ebenso wetter- und reißfest.
Kompass: 041 Obervinschgau, 1:25 000. Ebenfalls zuverlässig, aber eine Nuance schwächer als Tabacco.
Deuble, Peter: Vinschger Höhenweg, Conrad Stein, Welver, 2013. Der erste Führer über den Vinschger Höhenweg. Mit einigen Gipfelvarianten. Vergriffen, nur noch antiquarisch erhältlich.
Für Alternativen in Reschen und Graun bitte Vinschgau Tourismus konsultieren.
Vinschgau Tourismus empfiehlt, die Unterkünfte im Voraus zu buchen, da die Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Weges beschränkt sind. Falls ihr den Höhenweg kurzfristig machen wollt, solltet ihr auf die Tage von Montag bis Donnerstag ausweichen. Diese Empfehlungen kann ich beide nur unterstützen.
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