Versalspitze – Wanderung im Montafon

Auf dem Bild geht der Blick über einen kleinen See am Südhang das Tafamunter Augstenbergs zur Versalspitze in der linken Bildhälfte. Am Gipfel ist das Kreuz zu sehen und nach links der flache Rücken, über den der Schlussanstieg erfolgt. Der kleine See nimmt den gesamten Vordergrund des Bildes ein. Auf der anderen Seite liegt oberhalb des Sees noch ein Schneefeld, das jetzt im Frühsommer noch nicht abgeschmolzen ist. Darüber sieht man rechts im Hintergrund die noch schneebedeckten Gipfel der Silvretta, mit Hohem Rad Piz Buin, Silvrettakamm und Großlitzner am rechten Bildrand. Der Himmel ist blau, aber über der Silvretta hat es einige Wolken.
Frühsommer – Versalspitze & Silvretta

Schönstes Panorama der Silvretta

Die Überschrift erscheint etwas zu hoch gegriffen? Keineswegs, wie ich finde. Mir fällt kaum ein schönerer Platz ein, von dem man die Nordseite der Silvretta zwischen den Fluchthörnern und der Rotbühelspitze besser überblickt. Einen noch souveräneren, dafür aber nicht ganz so zentralen Überblick bietet die Heimspitze bei Gargellen. Einige Bilder in diesem Beitrag unterstreichen meine Behauptung und Walther Flaig schrieb einst von einem »der schönsten und lohnendsten Panoramagipfel des Landes« (Vorarlberg).

Die Aussage unterschreibe ich – die Versalspitze ist einer der schönsten Aussichtsberge im inneren Montafon. Sie ist von zwei Seiten einfach erreichbar und lässt sich auch überschreiten. Knapp 30 m höher, aber etwas zurückversetzt, ist der Tafamunter Augstenberg weniger bekannt. Der Aussicht fehlen zwar die Tiefblicke wie von der Versalspitze, dafür ist sie freier gegen Norden zu den einsamen Gipfeln der Verwallgruppe.

Auf dem Bild geht der Blick von der Versalspitze Richtung Süden, zu den Bergen der Silvretta. Man erkennt links den Winterberg und weiter nach rechts das markante Duo Großlitzner - Große Seehorn. Rechts davon das Kleine Seehorn. und der Kamm der Plattenspitzen. Unter den Gipfel sieht man noch kleinere Gletscher, die im Juni wie die gesamten Nordseiten der Berge noch schneebedeckt sind. Im Vordergrund sieht man in der Bildmitte den Vermuntstausee und ein paar Kehren der Silvretta-Hochalpenstraße. Her Himmel ist blau, aber es hat viele Quellwolken. Sie decken die Sonne zum Teil ab und werfen große Schatten.
Silvretta – Litzner-Seehorn & Vermuntstausee

Verwallgruppe

Die Verwallgruppe zählt in weiten Bereichen noch immer zu den stilleren Gebirgsgruppen der Ostalpen. Versalspitze und Tafamunter Augstenberg liegen beide im Europaschutzgebiet Verwall, dem größten Schutzgebiet Vorarlbergs. Es ist größer als vier der sechs Nationalparke in Österreich. Die Schutzbestimmungen sind nicht so streng wie in einem Nationalpark, dennoch solltet ihr euch daran halten. Das Gebiet ist ein bedeutender Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Gebirgsvogelarten und andere heimische Wildtiere.

Auf dem Bild geht der Blick von der Versalspitze Richtung Norden zu den Gipfeln der Verwallgruppe im Europaschutzgebiet. Knapp links von der Bildmitte erkennt man die runde Kuppe des Tafamunter Augstenbergs mit dem Anstiegsweg. Links dahinter erhebt sich markant der Valschavieler Maderer. Nach rechts sieht man am Horizont die Eisentaler Spitzen und die Pflunspitzen. Der Himmel ist blau, es hat dichte Schleierwolken, die für eine schöne Stimmung und schöne Farben sorgen.
Europaschutzgebiet – Verwallgruppe von der Versalspitze

Wandern im Montafon

Schon seit meiner Kindheit bin ich gerne im Montafon unterwegs. Das Tal stand seinerzeit am Anfang meiner Bergleidenschaft. Während mehrerer Sommerurlaube wanderten wir fast alle Hütten im Tal ab. Jede Hütte ergab eine bestimmte Punktezahl nach Anstiegszeit. Den Besuch dokumentierten wir mit Stempeln im kleinen Heftchen, um uns dann mit dem Montafoner Wanderschuh zu »belohnen.« Für Bronze und Silber reichte es immerhin.

Aber nicht nur auf Hütten führen schöne Wanderwege – es gibt auch eine stattliche Anzahl an markierten Wanderwegen, die auf Gipfel führen. Viele davon sind leichte und sehr lohnende Aussichtsberge.

Einfache Wanderberge im inneren Montafon

  • Zamangspitze von St. Gallenkirch (Grasjochbahn)
  • Scheimersch von St. Gallenkirch (Grasjochbahn)
  • Grappeskopf von Gortipohl
  • Versettla & Madrisella von Gaschurn (Versttlabahn)
  • Versalspitze von Partenen oder (einfacher) vom Zeinisjoch
  • Breiter Spitz von Partenen oder (einfacher) vom Zeinisjoch

Auch in der Silvretta, besonders rund um die Bielerhöhe, gibt es einige Gipfel mit markierten Anstiegen: Bielerspitze, Hennekopf, Hohes Rad, Tällispitz, Sattelkopf, Hochmaderer. Abgesehen von Bielerspitze und Hennekopf sind sie jedoch anspruchsvoller und verlangen Erfahrung in zum Teil weglosen Blockgelände.

Versalspitze

Es gibt zwei Anstiegsmöglichkeiten zur Versalspitze. Beide treffen im Jöchli zusammen. Der Anstieg vom Zeinisjoch ist kürzer, bequemer und einfacher. Allerdings bleibt hier der Schnee in der Flanke unter dem Jöchl meist etwas länger liegen und kann im Juni den Ausstieg in den Sattel erschweren. Auch das habe ich schon mal erlebt.

Auf dem Bild sieht man die Versalspitze von Süden, vom Breiten Spitz. Nach dieser Seite fällt die Versalpsitze mit steilen Felsen und Schrofen ab. Nach rechts und links dacht sie sich mit flachen Graten sanfter ab. Im Vordergrund erkennt man drei kleine Tümpel. Der Himmel ist blau, es hat viele dünne Schleierwolken, die den Himmel verzieren.
Südseite – Versalspitze vom Breiten Spitz

Wenn ihr in Partenen startet, erspart euch die Auffahrt mit der Bahn etwa 650 Hm. Für Touren zur Versalspitze fährt die Tafamuntbahn von 8:30 bis 9:00 Uhr zur Bergstation II, ca .1700 m (Stand Sommer 2024). Oberhalb der Bahnstation führt der Weg durch steiles Gelände, das Trittsicherheit erfordert.

Die Versalspitze ist für eine Überschreitung wie gemacht. Die Anfahrt oder Rückkehr ist mit Öffis problemlos möglich. Infos im Kasten »ÖV«. Alternativ ist auch die Umrundung der Versalspitze über Verbellaalpe und Wiegensee möglich, ca. 2½ Std. vom Gipfel bis Tafamunt, T2.

Ein weiterer leichter Wandergipfel am Zeinisjoch ist der Breite Spitz. Zusammen ergeben beide Gipfel ein sehr schönes Tourenwochenende.

Versalhaus

»Verlassen« heißt es auf OSM. Das Versalhaus (früher auch Versailhaus) ist schon lange dem Verfall preisgegeben. In alten Wanderführern aus den 1970er-Jahren wurde das Versalhaus noch als Stützpunkt für Wanderungen angegeben, meist mit dem Hinweis »derzeit geschlossen«. Tatsächlich wurde der Betrieb des 1931 erbauten Hauses bereits 1967 wieder aufgegeben. Das Haus verfällt nun immer weiter und steht als traurige Ruine in der Landschaft.

Auf dem Bild sieht man das verlassene und langsam verfallende Versalhaus in der linken Bildhälfte. Rechts im Hintergrund sieht man die Versalspitze. Der Gipfelaufbau wird teilweise durch einen Wegweiser im Vordergrund verdeckt. der Himmel ist blau, es hat wenige Quellwolken.
Verlassen – Versalhaus mit Versalspitze

Ein Grund für die Aufgabe könnte das sehr begrenzte Tourengebiet gewesen sein. Abgesehen von den beiden Hausbergen Versalspitze & Tafamunter Augstenberg gibt es keine Ziele, die nicht von anderen Ausgangspunkten (Zeinisjoch, Neue Heilbronner Hütte) besser und schneller erreichbar sind.

Wanderung zur Versalspitze von Partenen / Tafamunt

Der Anstieg von Partenen im Montafon wartet mit 1410 Hm auf! Wer den Weg »by fair means«, also ohne Aufstiegshilfe gehen möchte, muss mit einer Anstiegszeit von 4 Std. rechnen. Ein früher Start ist eine gute Idee.

Von Partenen, 1051 m, in nordwestlicher Richtung durch die Örtlichkeit Motta, steigt der Weg steil in Kehren durch den Wald an. Eine Passage ist mit einem Drahtseil gesichert. Bei der nächsten Abzweigung haltet ihr euch rechts. Weiterhin steil hinauf zur wunderschönen Hochfläche von Tafamunt mit dem Maiensäß Innertafamunt und der Jausenstation Tafamuntalpe, 1550 m. Hier befindet sich die eigentliche Bergstation der Tafamuntbahn.

Durch dichten Wald steigt der Weg dann zunächst moderat, bald aber wieder sehr steil an. Von links stößt der Stichweg der Bergstation II hinzu. Es folgt der steilste Abschnitt, teilweise über felsige Stufen. Unterhalb der Lawinenverbauungen quert der Weg dann nach rechts in eine Art Graben. Der Moment, in dem man die steile Flanke verlässt und die Hochfläche betritt, zählt zu den schönsten Momenten der Tour. Bald darauf ist das verfallende Versalhaus, ca. 2210 m, erreicht. Hier zweigt links ein Weg nach Gaschurn ab.

Auf dem Bild geht der Blick vom Anstieg zum Tafamunter Augstenberg über die Versalspitze hinweg zu den Gipfeln der Silvretta. Links am Bildrand sieht man noch das Jöchli. Unter der Versalspitze liegen noch kleinere Schneefelder. In der Silvretta stechen vor allem Vallüla, Piz Buin, Silvrettakamm und das Duo Großlitzner - Großes Seehorn hervor. Die Nordseiten der Gipfel sind im Juni noch schneebedeckt. Der Himmel ist blau, es hat viele Quellwolken.
Schlussanstieg – Jöchli, Versalspitze und Silvretta

Über freie Alpweiden gelangt ihr dann einfach ins Jöchli, 2405 m. Der Sattel zwischen Versalspitze und Tafamunter Augstenberg wurde früher auch Versaljöchli genannt. In einem Bogen steigt der Weg von hier über den flachen, teilweise mit Blöcken durchsetzten Kamm, zum großen Gipfelkreuz auf der Versalspitze, 2462 m.

Wanderung zur Versalspitze vom Zeinisjoch

Ihr habt zwei Möglichkeiten, von wo ihr starten könnt. Beide treffen knapp unterhalb der Verbellaalpe, 1938 m, zusammen.

Von der Staumauer (Busendstation & Parkplatz) wandert ihr bis zur Verbellaalpe auf einem breiten Alpweg, der nicht zu verfehlen ist.

Schöner ist der Wanderweg vom Zeinisjochhaus, der zunächst den untersten steilen Abhang der Fluhspitzen umgeht. Er führt nahe am kleinen Zeinissee vorbei, der in einer Mulde vor sich hin träumt. Ohne nennenswerte Steigung weiter am Hang entlang bis zum Alpweg.

In der ersten Kehre nach der Alpe zweigt der Weg zur Versalspitze links ab. Er steigt zunächst durch steilere Hänge auf und anschließend über Alpweiden ins Jöchli, 2405 m. Von hier über die einfachen Grate zu den beiden Gipfeln.

Auf dem Bild geht der Blick von der Versalspitze nach Süden auf die Gipfel der zentralen Silvretta zwischen Dreiländerspitze und Schneeglocke. Besonders markant erscheinen Hohes Rad, Piz Buin, Silvrettahorn und Schattenspitze. Rechts erkennt man im Hintergrund noch das Verstanklahorn in der Schweiz. Im Mittelgrund fällt der Blick auf die Vallülatäler, die ebenso wie die Nordseiten der Berge im Juni noch schneebedeckt sind. Der Himmel ist blau, es hat viele Quellwolken. Sie decken die Sonne zum Teil ab und werfen große Schatten.
Silvretta – Piz Buin & Silvrettakamm

Rundsicht von der Versalspitze

Die Versalspitze steht genau auf der Achse des Untervermunt, durch das sich die Silvretta-Hochalpenstraße in Kehren zum Vermuntstausee empor schlängelt. Das garantiert einen tollen Tiefblick. Auch die Vallülatäler liegen offen da.

Highlight ist aber der Blick auf die Silvretta, die im Südhalbrund wie ein künstliches Panorama aufgestellt ist. Wohl kein anderer Gipfel bietet von Norden ein schöneres und umfassenderes Panorama der Silvretta als die Versalspitze. Von den drei Fluchthörnern im Osten bis zur Rotbühelspitze im Westen. Mit Piz Fliana und Verstanklahorn grüßen auch zwei große Gipfel der Schweizer Silvretta herüber.

Auf dem Bild geht der Blick von der Versalspitze auf einige der mächtigsten Berge der Verwallgruppe: Patteriol, Kuchenspitze und Fasulkamm. Besonders das markante Horn des Patteriols in der linken Bildhälfte sticht hervor. In den Karen unter den Gipfeln liegt im Juni noch viel Schnee. Im Vordergrund erkennt man das Tal der Verbellaalpe, das zu Neuen Heilbronner Hütte führt, die in der Bildmitte sichtbar ist. Der Himmel ist blau, es hat dichte Schleierwolken, die für eine schöne Stimmung und schöne Farben sorgen.
Mächtig – Patteriol, Kuchenspitze und Fasulkamm von der Versalspitze

Aber auch die herbe Welt im Verwall auf der anderen Seite bietet ein sehr schönes Bild. Besonders der mächtige Patteriol beeindruckt. Sehr schön ist der Blick über die flache Kuppe des Tafamunter Augstenbergs zum Valschavieler Maderer, den Eisentaler Spitzen und Pflunspitze.

Richtung Westen zeigen sich die Heimspitz-Valisera-Gruppe und einige bedeutende Rätikon-Berge (Zimba, Schesaplana, Drei Türme, Sulzfluh).

Tafamunter Augstenberg

Der Anstieg vom Jöchli zum Tafamunter Augstenberg, 2489 m, ist nur geringfügig länger und genauso einfach wie zur Versalspitze, ca. 30 Min. von Gipfel zu Gipfel. Vom großen Gipfelkreuz geht der Blick nun über die Versalspitze hinweg zu Silvretta. Auf der anderen Seite sind die dunklen Gneisberge der Verwallgruppe etwas näher gerückt. Sehr schön ist der Blick auf die kleinen Seen südwestlich unterm Augstenberg.

Ausgangs- und Endpunkt
Partenen im Montafon, erreichbar ab Schruns mit Bus (650) oder Pkw, Parkplätze u. a. bei der Tafamuntbahn.
Zeinisjoch, Parkplatz und Bushaltestelle am Kops-Stausee. Erreichbar mit Bus ab Partenen (650) via Silvretta-Hochalpenstraße oder ab Galtür im Paznaun (260). Gut ausgebaute Straße (aus dem Montafon mautpflichtig).

Zeiten & Höhenmeter
Partenen – Tafamunt 1¼ Std.
Tafamunt – Versalspitze 2¾ Std.
Versalspitze – Tafamunt 2 Std.
Tafamunt – Partenen 1 Std.
1410 Hm, ca. 770 Hm ab Bergstation II (2¼ Std. Anstieg)
Zeinisjoch – Versalspitze 2½ Std.
Versalspitze – Zeinisjoch 1¾ Std.
640 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3- ab Partenen, Trittsicherheit in der teilweise sehr steilen Flanke
T2 ab Zeinisjoch
Ende Juni bis Ende Oktober

Kümmerly+Frey: 02 Montafon – Silvretta, 1:35 000, reißfest, inkl. Download der Karte für das Smartphone.

freytag & berndt: 5507 Montafon, 1:25 000.

Kompass: 032 Montafon, 1:25 000.

Mayerhofer, Rudolf: Die schönsten Bergwanderungen in Vorarlberg, Löwenzahn, Innsbruck, 10. Auflage 2020. Mit Ausschnitten der ÖK (Österreichische Karte). Eine wahre Fundgrube!

Pindur, Peter / Luzian, Roland / Weiskopf, Andreas: Alpenvereinsführer Verwallgruppe, Bergverlag Rother, München, 10. Auflage 2005. Die AVF sind vergriffen, einige davon sind digital noch erhältlich (gescannte Bibliotheksausgaben). Evtl. noch antiquarisch erhältlich bei Alpen-Antiquariat Ingrid Koch.

Flaig, Walther & Hermine: Alpenpark Montafon – Ein Führer durch das Tal, Russmedia Verlag, Bregenz, 13. Auflage 1998. Eine Fundgrube für alle, die sich für Geschichte, Geologie usw. des Montafons interessieren. Vergriffen, wird meines Wissens nicht mehr neu aufgelegt. Nur noch antiquarisch erhältlich.

ÖV

Partenen liegt an der Buslinie von Schruns durch das Montafon zur Bielerhöhe (650). Das Zeinisjoch ist ab Partenen im Montafon (650) oder Galtür im Paznaun (260) mit dem Bus erreichbar.

Fahrplan Vorarlberg
Fahrplanbuch Vorarlberg zum Download

Wer aus dem Paznaun zum Zeinisjoch kommt:
Fahrplan Tirol
Sommerbus Paznaun

Der Beitrag hat dir gefallen? Du hast Fragen? Du möchtest Feedback geben? Schreib mir gerne an peter@montolando.com. Ich freue mich über deine Nachricht.