Leichter 3000er in Südtirol
Umzingelt von einigen wilden Gesellen und dazu auch noch ein wenig niedriger als diese, ist der Upikopf ein wunderschöner und einsamer 3000er im Matscher Tal. Er ist ideal für erfahrene Bergwanderinnen & Bergwanderer, die einsame und ruhige Ziele zu schätzen wissen. Seine Höhe übertrifft immerhin so bedeutende Gipfel, wie den Hohen Riffler im Verwall oder die Wilde Kreuzspitze in den Pfunderer Bergen. Oft wird der Upikopf auf Wanderkarten als Upiakopf bezeichnet, ebenso wie der Upisee in manchen Wanderkarten Upiasee heißt. Sogar einen »Opikopf« habe ich mal auf einer Karte gefunden … Einheimische, mit denen ich mich darüber unterhalten habe, sprachen jedoch stets vom Upikopf und vom Upisee. So ungewöhnlich der Name ist, so lohnend ist die Tour zu diesem abgelegenen und stillen Gipfel.
Die Tour ist konditionell anspruchsvoll und für den Anstieg auf den meist sehr einsamen Gipfel solltet ihr absolut trittsicher sein. Außerdem braucht es unbedingt den Blick für die nächste Markierung, denn oberhalb vom Upisee ist der Steig nur wenig ausgeprägt und nicht immer gut erkennbar. Bei schlechter Sicht, ist die Tour daher nicht zu empfehlen. Da es sich um einen süd- bis südwestseitigen Anstieg handelt, ist der Gipfel in der Regel von Juli bis Oktober machbar. Allerdings kann ein früher Wintereinbruch im Oktober dies verhindern. Der Steig ist bis zum Gipfel rot-weiß markiert und trägt bis zum Upisee die Nummer 9. Der Gipfelanstieg ab Upisee hat keine Nummer.
Falls ihr nicht unbedingt auf einem Gipfel stehen müsst, aber trotzdem eine stille Bergwanderung ab Glieshof unternehmen möchtet, ist der einsame Upisee ein sehr lohnendes Ziel. Die Rundsicht vom See ist zwar sehr eingeschränkt, aber die Abgeschiedenheit und die Stille sind einfach wunderbar. Höchstens an Wochenenden im Hochsommer oder Herbst könnte es sein, dass noch andere dieselbe Idee hatten, meist aber werdet ihr allein sein. Die Wanderung dauert insgesamt 3¾ Std., bei 730 Hm, T2.
Die Planeiler Berge im Südwesten der Ötztaler Alpen
Der Upikopf gehört zu den Planeiler Bergen, einer wenig populären Untergruppe der Ötztaler Alpen. Im gleichnamigen Alpenvereinsführer werden diese Berge so genannt und dabei sehr stiefmütterlich behandelt. Gerade mal zwölf Seiten widmet der AV-Führer, 14. Auflage 2006, diesem weiträumigen und interessanten Gebiet. Ganz anders dagegen der 1990 erstmals erschienene Wanderführer über den Vinschgau von Karl-Heinz Rochlitz. In seinem wunderbaren Werk beschreibt der Autor viele Gipfel und gibt Tipps für weitere potenzielle Unternehmungen. Gleichzeitig zählt er die Region zu den »vergessenen Bergen«.
Die Ötztaler Alpen sind das am stärksten vergletscherte Gebirge und aufgrund der vielen 3000er zugleich die höchste Massenerhebung der Ostalpen. Der Großglockner ist zwar höher und die Ortler Alpen besitzen fast schon westalpinen Charakter, aber in keiner Berggruppe östlich der Schweizer Grenze gibt es so viele 3000er wie in den Ötztaler Alpen. Die Gletscher liegen jedoch fast alle nördlich der Wasserscheide. Südlich des Hauptkamms ist die Vergletscherung nur noch im Bereich der Weißkugel bedeutend.
So ist dann auch der Charakter der Ötztaler Alpen in Südtirol ein ganz anderer als auf Nordtiroler Seite. Bedingt durch das Fehlen der Gletscher, machen die Berge der südlichen Ötztaler Alpen mitunter einen kahlen und öden Eindruck, was durch einen relativ einheitlichen geologischen Aufbau noch verstärkt wird. Die Gipfel erscheinen für Wanderungen und Bergtouren eher wenig attraktiv und die Tourenaktivitäten beschränken sich deshalb auf wenige Brennpunkte. Wer allerdings herbe und kahle Landschaften aus Gneis und Schiefer mag (so wie der Autor von diesem Bergwander-Blog …), hat hier unglaublich viele Möglichkeiten und kann gerade in dieser Ecke der Ötztaler Alpen noch echte Einsamkeit finden!
Auf der Südseite der Ötztaler Alpen sind die Höhenunterschiede sehr eindrucksvoll. Im Matscher Tal sind sie als moderat einzustufen, aber im mittleren und unteren Vinschgau sieht dies ganz anders aus: Die Kette Zerminiger – Vermoispitze erhebt sich etwa 2300 Meter über Schlanders und Latsch! Bei einer Horizontalentfernung von 4-5 Km zwischen Talboden und Gipfel, lässt sich erkennen, wie steil die Berge auf der Alpensüdseite sind. Und noch steiler schwingt sich die südliche Texelgruppe auf: Von Naturns zur Lahnbachspitze sind es über 2500 Hm und das Ganze bei einer Horizontaldistanz von gerade mal 4 Km!
Das Matscher Tal
Ausgangspunkt für den Upikopf ist das ebenso abgelegene und stille wie wunderschöne Matscher Tal am südwestlichen Ende der Ötztaler Alpen. Bis vor einigen Jahren galt es als sehr arm und wurde von Touristen kaum beachtetet. Dies hat sich mittlerweile ein wenig geändert, aber hier finden Wanderer und Naturfreunde noch immer die Ursprünglichkeit und Ruhe, die sie an vielen anderen Orten in den Alpen nicht mehr finden. Matsch und der Glieshof sind Etappenorte am Vinschger Höhenweg, der von Reschen nach Juval führt. Dabei immer am West- und Südabfall der Ötztaler Alpen.
Das Dorf Matsch ist eine Fraktion der Gemeinde Mals, mit romanischer Kirche am Ortseingang. Auf zwei Hügeln unterhalb des Dorfes liegen die Ruinen der beiden der Burgen Ober- und Untermatsch, die im Mittelalter Stammsitz der Matscher Vögte waren. Als die Vögte auf die Churburg bei Schluderns umzogen, verfielen die beiden Burgen. Bei Obermatsch steht außerdem die noch gut erhaltene Burgkapelle St. Martin. Wer die beiden Ruinen und die Kapelle besichtigen möchte, erreicht sie von Matsch mit Wegnummer 20, am Mühlhof und den Höfen von Muntaditsch und Kurtatsch vorbei, in ca. 1 Std. Gehzeit.
Wanderung zum Upisee
Beim Glieshof, 1824 m, startet die Tour zunächst auf einem breiten Fahrweg mit der Nummer 9. Er führt zu Beginn teilweise steil um ein Eck herum ins Upital hinein. Mit nun mäßiger Steigung geht’s weiter zur Upialm, 2225 m. Hier ist der Fahrweg zu Ende und ein schöner Wanderweg führt auf eine steile Schrofenstufe zu, die das Tal abzuriegeln scheint. Der Weg umgeht die Stufe auf ihrer linken Seite und ihr wandert über einen Rücken hinauf zum Upisee, 2552 m. Er liegt in einer stillen Mulde und träumt vor sich hin. Allein dieser einsame See ist eine Wanderung wert!
Wanderung zum Upikopf
Links oberhalb des Sees führen die Markierungen zunächst in östlicher, dann in nordöstlicher Richtung über einen grasigen Rücken und weiter in das Hochtal zwischen Upikopf und Hochalt hinein. Auf einer flacheren Stufe hält sich der Pfad dann mehr links und verläuft in Richtung des Südwestgrats unseres Gipfels. In vielen Kehren steigt ihr über einen teilweise sehr steilen und schrofigen Hang zur Grathöhe hinauf. Ab hier wechseln nun flachere mit steileren Passagen, der Grat ist aber immer sehr breit und die Wegspuren sind meist gut erkennbar. Zum Schluss wartet noch ein Blockfeld, über das ihr auf den Gipfelrücken steigt, der euch schließlich zum Kreuz auf dem Upikopf, 3175 m, bringt.
Rundsicht vom Upikopf
Die Rundsicht ist richtig herb und eigenartig, wie man es auf vielen Gipfeln dieser Art erleben kann. Zwar sind alle Gipfel um uns herum zumindest ein bisschen höher, als unser Standpunkt, aber nur im Norden wird die Rundsicht durch den nahen Ramudelkopf ein wenig eingeschränkt. Links davon schaut die Weißkugel hervor. Im Westen zeigen sich viele Schweizer Berge und im Süden stehen die Firngipfel der Ortlergruppe.
Für den Abstieg gibt es keine Alternative.
Ausgangs- und Endpunkt
Der Glieshof ist von Mals im Vinschgau auf einer gut ausgebauten Straße erreichbar. Zwischen Matsch und Glieshof zum Teil schmale Straße! Parkplatz beim Glieshof. Busverbindung zum Glieshof gibt es keine, die Busse fahren nur bis Matsch. Von dort mit dem Wandertaxi zum Glieshof.
Zeiten & Höhenmeter
Glieshof – Upisee 2¼ Std.
Upisee – Upikopf 2 Std.
Upikopf – Upisee 1½ Std.
Upisee – Glieshof 1½ Std.
630 Hm Upisee
1350 Hm Upikopf
Anforderungen & Jahreszeit
Upisee T2
Upikopf T3, Trittsicherheit im Blockgelände
Juli bis Oktober
Tabacco: 044 Vinschgau – Mals – Sesvenna, 1:25 000. Die wohl schönste Karte für die Tour. In älteren Auflagen war der Anstieg zum Upikopf komplett falsch eingetragen: durch die Südflanke zum Gipfel anstatt über den Südwestgrat. In der neuesten Auflage von 2023 ist er nun korrekt eingetragen.
Korrekt ist ebenso der Eintrag bei Open Street Map (OSM). Dort führt die Wegspur über den Kamm zum Gipfel – ohne Querungen in die Fanken.
Kompass: 051 Naturns – Latsch – Schnalstal, 1:25 000. Enthält die Tour ab der Upialm, der Gipfelanstieg ist korrekt eingetragen. Wasser- und reißfest.
Kompass: 52 Vinschgau, 1:50 000. Kleinerer Maßstab. Zumindest in der Online-Version von Kompass ist der Steig korrekt eingetragen.
Deuble, Peter: Vergessene Pfade in Südtirol, Bruckmann, München, 2013. Unterwegs auf wenig begangenen Wegen und Gipfeln. Beschreibt insgesamt 13 Gipfelziele mit Varianten über dem Vinschgau und seinen Seitentälern. Vergriffen, nur noch antiquarisch oder als E-Book erhältlich.
Deuble, Peter: Vinschger Höhenweg, Conrad Stein, Welver, 2013. Der erste Führer über den noch relativ jungen Höhenweg im Vinschgau. Mit einigen Gipfelvarianten wie dem Upikopf.
Klier, Henriette & Hirtlreiter, Gerhard: Vinschgau, Reschenpass – Sulden – Martelltal – Schnalstal, Bergverlag Rother, München, 10. Auflage 2022.
Rochlitz, Karl-Heinz: Südtirol für Bergwanderer Band 1 Vinschgau, Athesia-Tappeiner, Bozen, 3. Auflage 2000. Zuletzt unter dem Titel Bergwandern in Südtirol erschienen. Zwar nicht mehr überall aktuell, aber bis heute der beste Gebietswanderführer über den Vinschgau mit ausführlichen Wegbeschreibungen und einer exzellenten Bebilderung. Unübertroffen! Leider kaum mehr erhältlich.
Rampold, Josef: Vinschgau, Südtiroler Landeskunde Band 1, Athesia, Bozen, 5. Auflage 1997. Das Standardwerk über den Vinschgau wird leider nicht mehr neu aufgelegt, ist aber antiquarisch noch erhältlich. Wer sich intensiver mit dem Vinschgau beschäftigen möchte, für den dieses Buch eine wahre Fundgrube und unbedingt empfehlenswert!
Unterwegs Auf dieser Tour gibt es unterwegs leider keine bewirtschaftete Hütte. Das bedeutet, ihr müsst eure Verpflegung und Getränke komplett dabei haben. Nur am Ausgangspunkt gibt es Einkehrmöglichkeiten.
Der Ausgangspunkt beim Glieshof ist auch mit Öffis erreichbar. Von Mals im Vinschgau bis Matsch verkehrt ein Bus (278). Ab dort könnt ihr mit dem Wandertaxi zum Glieshof nutzen.
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