Leichte Schneeschuhwanderung am Simplonpass in den Walliser Alpen
Der Simplonpass ist einer der bedeutendsten Alpenpässe. Er verbindet Brig im Rhonetal mit den Dörfern südlich vom Simplonpass und natürlich mit Italien. Die Straße ist bestens ausgebaut und auch im Winter offen. Zwischen Brig und Simplon-Dorf / Gondo verkehrt regelmäßig das Postauto (Bus). Hier sind wir schon auf der Alpensüdseite. Das kleine Dorf Gondo ist der letzte Schweizer Ort und direkt danach beginnt Italien. Bis Domodossola sind es gerade mal 22 Km, nach Stresa am Lago Maggiore 65 Km.
Gondo machte im Jahr 2000 Schlagzeilen, als im Oktober nach anhaltenden Niederschlägen eine Schlammlawine das Dorf zerstörte und dabei 13 Menschen ihr Leben verloren. Als ich seinerzeit die Bilder im Schweizer Fernsehen sah, war ich schockiert. Nicht nur im Wallis, sondern auch im benachbarten Piemont in Italien gab es viel Zerstörung. So im Aostatal, wo ich seinerzeit noch einige Wochen zuvor mit drei Freunden bei bestem Wetter auf einer einwöchigen Hüttentour im Gran Paradiso Nationalpark unterwegs war.
Wenn ihr die Gelegenheit habt, solltet ihr die Region um den Simplon unbedingt mal im Herbst besuchen. Dann wenn die zahlreichen Lärchen in gelben und orangenen Farben leuchten. Der Charakter der Wanderungen südlich des Passes erinnert an Touren im Tessin. Was einleuchtet, denn der Simplonpass liegt auf dem Alpenhauptkamm und in Simplon-Dorf sind wir bereits auf der Alpensüdseite.
Wintertouren am Simplonpass
Rund um den Simplon dominieren eindrucksvolle Gipfel die Szenerie. Höchster Gipfel in der Runde ist das knapp 4000 m hohe Fletschhorn, das in Richtung Simplonpass seine wohl schönste Seite präsentiert. Östlich vom Simplonpass ragen einige zum Teil wilde 3000er in den blauen Winterhimmel: Wasenhorn, Monte Leone, Breithorn und Hübschhorn. Sie sind eher keine Wandergipfel. Schon gar nicht im Winter.

Der kleinste Gipfel über dem Simplon, das Staldhorn, ist eine bescheidene Erhebung. Es ermöglicht auch im Winter eine einfache Besteigung mit Schneeschuhen. Zwischen den Riesen in der näheren Umgebung ist das Staldhorn eher eine kleine Nummer. Aber es bietet einen wunderschönen Überblick über den Simplonpass und seine Umgebung. Das Staldhorn steht zudem genau in der Achse zwischen Simplon-Dorf im Süden sowie Nesseltal und Gantertal auf der Nordseite. Das verspricht trotz der bescheidenen Höhe eine interessante Aussicht.

Die gesamte Route verläuft durch keinen Hang mit 30° oder steiler. Lawinengefahr besteht nur bei schlechten oder extremen Verhältnissen, also dann, wenn sich Lawinen ohne Zusatzbelastung von selbst lösen können. Dies könnte bei den Warnstufen 3-5 von den Hängen des Tochuhorns der Fall sein.
Ohne Spuren oder bei schlechter Sicht im Nebel ist die Orientierung durchaus anspruchsvoll. Oder wenn der Wind die Spuren verweht. Ansonsten ist dies eine friedliche Schneeschuhtour in einer großartigen, hochalpinen Umgebung.

Auch die Zeiten sind nicht zu unterschätzen: Im Sommer sind 400 Hm in einer oder maximal 1½ Std. problemlos zu schaffen. Mit Schneeschuhen im Winter ist es anstrengender, zumal ohne Spuren oder bei schlechtem Schnee.
An diese Tour habe ich gemischte Erinnerungen. Einerseits war es mein Geburtstag und gleichzeitig ein Tag mit fantastischen Stimmungen, wie die Bilder hier zeigen. Andererseits musste ich einen Teil des Anstiegs und den gesamten Abstieg ohne Schneeschuhe bewältigen. Warum? Unterwegs sind mir nach und nach alle Riemen gerissen. Keiner davon hat gehalten. Vermutlich waren die großen Temperaturunterschiede für den älteren und bereits schon porösen Gummi einfach zu viel. Am Simplonpass war es morgens eisig kalt mit Minusgraden. Als dann im Anstieg die Sonne zwischen den Wolken herauskam, wurde es mit der direkten Sonneneinstrahlung sehr warm. Es zischte einige Male, nach und nach rissen die Gummiriemen. Knapp unter dem Gälmji war die Schneeschuhwanderung für mich zu Ende. Die festen Spuren ließen mich zwar etwas mühsam, aber problemlos zum Gipfel gelangen. Seitdem habe ich übrigens Ersatzriemen dabei …

Schneeschuhtour vom Simplonpass zum Staldhorn
Vom Simplonpass, 2004 m, könnt ihr bei genügend Schnee direkt mit den Schneeschuhen den in der Regel vorhandenen Spuren folgen. Bei zu wenig Schnee am einfachsten zunächst über die Straßen und Fahrwege. Euer erstes Ziel sind die Hütten der Alpsiedlung von Hopsche, ca. 2040 m. Im Schneeschuhführer des SAC wird der Anstieg von etwas weiter südlich vom Hospiz, 1991 m, beschrieben. Von Hopsche führen die Spuren in westlicher Richtung bis zu einem Wanderwegweiser etwas nördlich von P. 2166. Hier zweigt der Anstieg zum Gälmji und zum Staldhorn rechts ab. Die Spuren nach links führen Richtung Äußere Nanzlücke (Üsseri Nanzlicke) und Spitzhorli. Auch dieser Gipfel ist mit Schneeschuhen erreichbar, jedoch mit mehr Aufwand.
Vom Wegweiser in nordöstlicher Richtung auf einen aussichtsreichen Vorsprung oberhalb einer kleinen Felsstufe, ca. 2240 m. Etwa ist das folgende Bild aufgenommen. Es zeigt den weiteren Anstieg zum Staldhorn. Etwa hier rissen die ersten Riemen in der prallen Sonne …

Weiter in der selben Richtung geht’s nun bis fast ins Gälmji, 2373 m, der tiefsten Einsattelung zwischen Staldhorn und Tochuhorn. Die Route führt aber nicht ganz in den Sattel hinauf, sondern dreht schon ca. 20 Hm unterhalb rechts ab.
Von hier folgt ihr stets dem breiten Kamm. Der Gipfel ist nun bestens sichtbar. Zunächst wandert ihr durch ziemlich flaches Gelände. Zum Gipfel hin wird es wieder etwas steiler, aber es bleibt immer völlig problemlos. So erreicht ihr das Gipfelkreuz am Staldhorn, 2462 m. Für den Tiefblick ins Nesseltal und die Sicht zu den Berner Alpen, ist noch ein kurzer Anstieg in nördlicher Richtung zum höchsten Punkt nötig. Der kleine Aufwand lohnt sich unbedingt!

Rundsicht vom Staldhorn
Zugegeben: Besonders weit reicht die Sicht von hier oben nicht. Dazu stehen zu viele deutlich höhere Berge im Rund. Andererseits verleihen gerade diese Berge der Rundsicht ein hochalpines Ambiente.
Im Südwesten dominiert das mächtige Fletschhorn die deutlich niedrigeren Gipfel der Gamser Berge. Darüber schauen gerade noch Täschhorn & Dom heraus. Etwas weiter rechts ist auch noch das Weisshorn sichtbar. In der Tiefe erkennt man rechts von der Simplonstraße das alte Hospiz, das Alte Spittel.

Genau gegenüber steht über dem Gälmji das Tochuhorn. Es hat unseren gesamten Aufstieg begleitet. Nach rechts sieht man den Grat, der vom Spitzhorli zum überwechteten Glishorn zieht und von dort abrupt ins Rhonetal bei Brig abfällt. Darunter liegt in der Tiefe und im Schatten, fast schon geheimnisvoll, das Nesseltal (Nessultal). Der Höhenunterschied zwischen dem Gipfel und Brig im Rhonetal beträgt fast 1800 Hm! Darüber bauen sich im Hintergrund die Berner Alpen zwischen Bietschhorn und Finsteraarhorn auf.

Im Gantertal ist fast die gesamte Simplonstraße zu sehen. Darüber bauen sich viele unbekannte Berge auf. Im Osten fallen zwei besonders formschöne Gipfel auf: Bortelhorn & Wasenhorn. Daran schließen sich Monte Leone, Breithorn und Hübschhorn an. Letzteres steht dem Tiefblick auf das Dorf Simplon im Weg.
Ausgangs- und Endpunkt
Simplonpass, bestens ausgebaute Straße ab Brig oder auch von Süden (Simplon-Dorf, Italien), Parkplätze. Bus ab Brig / Simplon (12.631).
Zeiten & Höhenmeter Simplonpass – Staldhorn 2 Std.
Staldhorn – Simplonpass 1½ Std.
460 Hm
Anforderungen & Jahreszeit WT3, Orientierungssinn bei schlechter Sicht oder ohne Spuren
Hochwinter (Dezember – Februar)
Swisstopo 50, Skitourenkarte 274S Visp, mit eingetragenen Routen.
Swisstopo 25, 1289 Brig, wer von euch lieber mit der 25er unterwegs ist.
Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.
Mehr Infos bei Swisstopo.
Nanzer, Roland: Schneeschuhtouren Oberwallis, Grimsel bis Gemmi / Binntal bis Matterhorn, SAC-Verlag, Bern, 2014.
Unterwegs keine Möglichkeit.
Bus ab Brig oder Simplon auf den Simplonpass (12.631).
Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Wallis unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.
Anders als in anderen Regionen der Schweiz wie bspw. im Berner Oberland, existiert im Oberwallis kein Tarifverbund. Laut einer Studie zur Einführung eins Tarifverbunds wäre das Kosten-Nutzen-Verhältnis dafür nicht gegeben.
Infos zu Preisen und Verbindungen:
Der Beitrag hat dir gefallen? Du hast Fragen? Du möchtest Feedback geben? Schreib mir gerne an peter@montolando.com. Ich freue mich über deine Nachricht.