Spitzige Lun – Wanderung zwischen Matsch & Planeil

Auf dem Bild geht der Blick von der Gipfelhochfläche auf der Spitzigen Lun zu den Gipfeln der Ortlergruppe. Genau in der Bildmitte ragt der Ortler selbst auf. Die hohen Gipfel über 2700 m, sind nach einem Wettersturz Mitte September verschneit. In der rechten Bildhälfte sieht man das große Gipfelkreuz auf der Spitzigen Lun, das rechts von zwei großen Steinmännern flankiert wird. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Ein echter Traumtag!
Wolkenlos – Ortlergruppe von der Spitzigen Lun

Aussichts- und Wandergipfel im Vinschgau

Mit einer Höhe von 2324 m ist die Spitzige Lun im Vinschgau ein eher kleiner Berg – zumal in einer Region, in der viele Berge die 3000-m-Marke überschreiten. Der Gipfel ist nicht besonders ausgeprägt und auch die Schartenhöhe von 16 m spricht nicht gerade für einen eigenständigen Gipfel. Die Spitzige Lun bildet eine Schulter, die den langen Kamm, der vom Rabenkopf über die Portlesspitze nach Südwesten zieht, abschließt. Fairerweise sollte man aber erwähnen, dass auch die folgenden Gipfel im Kamm (Niederjoch, Hochjoch, Jafaut) keine besonders markanten Formen zeigen. Der Kamm steigt stetig an, hat keine ausgeprägten Scharten oder Sättel und bildet auch keine eindrucksvolle Gipfel. Das finden wir erst bei der Portlesspitze.

Auf dem Bild geht der Blick vom Gipfel des Stoanmandl über die Spitzige Lun hinweg zum Ortler, der sich genau darüber erhebt. Man erkennt, dass die Spitzige Lun der letzte Ausläufer im Grat ist, der von hier in den Talboden des Vinschgaus absinkt. Die hier sichtbare Nordseite der Spitzigen Lun ist stark bewaldet und nur im Gipfelbereich hat es Weiden. Diese sind im Herbst bereits schneebedeckt. Im Hintergrund erheben sich die Gipfel der Ortlergruppe, die in der rechten Bildhälfte im Dunst der Nachmittagssonne nur schwach erkennbar sind. Der Himmel ist blau, es hat nur wenige dünne Schleierwolken.
Wenig markant – Unter dem Ortler duckt sich die Spitzige Lun

Dennoch ist die Spitzige Lun einer der attraktivsten Berge im oberen Vinschgau. Der Anstieg ab Matsch oder Mals/Gamassen ist eine sehr beliebte Tagestour. Das hat seine Gründe, denn der Gipfel ist für trittsichere Bergwanderinnen & Bergwanderer leicht erreichbar und bietet eine wunderschöne Aussicht auf die Bergwelt im Vinschgauer Oberland. Beim Anstieg ab Mals wandert man durch die parkartige Landschaft von Plantavillas und erreicht zuletzt mit einer längeren und sehr aussichtsreichen Hangquerung den Gipfel.

Die eher von Matsch besuchte Spitzige Lun, ist auch von Planeil erreichbar. Von hier drängt sich eine Überschreitung des Gipfels geradezu auf. Da hier wenigster Wanderer aufsteigen, habt ihr auf dieser Route gute Chancen, allein unterwegs zu sein. Zugegeben – insgesamt ist der Anstieg ab Matsch schöner und aussichtsreicher. Aber auch der Weg ab Planeil ist schön, gerade im obersten Abschnitt. Die Überschreitung der Spitzigen Lun wäre auch eine sehr lohnende Variante zur zweiten Etappe des Vinschger Höhenwegs.

Wer von Planeil aus ansteigt sollte folgendes beachten: Es handelt sich um einen nordseitigen Anstieg, der Schnee bleibt im Frühling länger liegen als am Weg von Matsch. Zu empfehlen ist die Tour daher erst ab Juni.

Auf dem Bild sieht man den letzten Abschnitt des Anstiegs von Matsch zum Gipfel der Spitzigen Lun. Der Weg ist in der rechten Bildhälfte zu sehen. Er führt hier gemütlich und einfach durch eine flache Wiesenmulde zum Gipfelkreuz, das man links im Hintergrund erkennt. Links dahinter sieht man noch einige Gipfel der Sesvennagruppe. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Gemütlich – Letzter Abschnitt von Matsch zum Gipfel

Ich kenne beide Anstiege, den Weg von Matsch bin ich zweimal gegangen. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Von Mals direkt via Malettes am Vinschger Höhenweg mit der Wegnummer 12, zuletzt durch die steile Südflanke zum Gipfel. Diese Route bin ich bislang nicht gegangen, sie dürfte ebenfalls kaum schwieriger als T2 sein – ohne Gewähr!

Die Planeiler Berge im Südwesten der Ötztaler Alpen

Die Spitzige Lun ist ein Ausläufer der Planeiler Berge, einer wenig populären und meist einsamen Untergruppe der Ötztaler Alpen. Im gleichnamigen Alpenvereinsführer werden diese Berge so genannt und dabei sehr stiefmütterlich behandelt. Im 1990 erstmals erschienenen Wanderführer über den Vinschgau von Karl-Heinz Rochlitz, beschreibt der Autor viele Gipfel und gibt Tipps für weitere potenzielle Unternehmungen in der Region, die er zu den »vergessenen Bergen« zählt. Mehr Infos über die Planeiler Berge und das Matscher Tal findet ihr im Beitrag über den Upikopf – Leichter 3000er im Vinschgau.

Auf der Spitzigen Lun ist es zwar längst nicht so ruhig wie auf anderen Gipfeln der Region mit markierten Anstiegen, bspw. am Stoanmandl oder am Großhorn, aber wenn ihr nicht gerade an einem Sonntag in der Saison oder im Herbst kommt, dürfte sich die Besucherzahl in Grenzen halten.

Wanderung von Matsch zur Spitzigen Lun

Von Matsch, 1576 m, folgt ihr zunächst der Wegnummer 13, dem Vinschger Höhenweg, auf einem Ziehweg in Richtung Gondaalm bis auf ca. 1850 m, der Anstieg zur Spitzigen Lun nach links abzweigt (weiterhin Nummer 13). Achtung, die Abzweigung ist leicht zu übersehen! Sogleich geht’s steil durch den hier dichten Wald hinauf.

Das Bild zeigt einen Wegabschnitt des Anstiegs von Matsch zur Spitzigen Lun. Der gut erkennbare Weg führt hier durch Plantavillas. Man hat hier den Eindruck in einer Parklandschaft unterwegs zu sein. Offene, gepflegte Alpweiden, auf denen einzelne Bäume stehen. In der Bildmitte sieht man einen Bildstock. Im Hintergrund erkennt man links die Berge zwischen Hohem Kreuzjoch und Remsspitz und am rechten Bildrand die Orgelspitze. Der Himmel ist blau, es hat ganz wenige Schleierwolken am Horizont.
Parklandschaft – Unterwegs auf Plantavillas

Der Weg quert in nordwestlicher Richtung den Hang, bis zu einer weiteren Abzweigung. Hier geht’s links zum Tartscher Leger und nach Gamassen/Mals, rechts haltend führt euer Weg durch die wunderschöne parkartige Landschaft von Plantavilles, die aus gepflegten Alpweiden mit einzelnen Bäumen besteht. Ein landschaftliches Highlight auf diesem Anstieg! An einer Tiertränke vorbei wird der Weg wieder etwas steiler und quert auf einen Absatz unter dem Niederjoch.

Das Kreuz, das man von hier oberhalb sieht, könnte man für den Gipfel der Spitzigen Lun halten – aber es ist ein Kreuz, das ein Stück weit unterhalb des Niederjochs steht. Erst auf der nächsten Schulter wird der Blick zur Spitzigen Lun frei. Der Weg quert die teilweise steile Flanke des Niederjochs. Dieser Abschnitt verlangt Trittsicherheit. Vorsicht, wenn hier im Frühjahr noch Schneefelder liegen! Zuletzt erreicht ihr über flaches Weidegelände die breite Gipfelwiese der Spitzigen Lun, 2324 m, mit dem großen Gipfelkreuz und der tollen Rundsicht.

Wanderung von Planeil zur Spitzigen Lun

Von Planeil, 1592 m, folgt ihr zunächst ein Stück weit dem Fahrweg mit der Nummer 6, der ins Planeiltal hinein führt. Schon bald zweigt nach rechts ein anderer Fahrweg ab, mit der Wegnummer 12A. Auf diesem wandert ihr nun weiter, bis auf einer Höhe von ca. 1850 m der Wanderweg zur Spitzigen Lun diesen Fahrweg nach links verlässt. Der Wanderweg quert die zum Teil steile Flanke unterhalb Spitziger Lun und Hochjoch und führt meist durch Wald empor. Dabei werden mehrere Bachläufe gequert, einer davon ist der Planeilbach.

Auf dem Bild geht der Blick vom Anstieg von Planeil zur Spitzigen Lun Richtung Norden über das Vinschgauer Oberland. In der Bildmitte sieht man die beiden Seen, Haidersee & Reschensee, die zwischen den Bergen eingebettet sind. Die Berge sind anfangs Herbst in der Gipfelregion mit etwas Neuschnee bedeckt. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Im Vordergrund hat es einige Bäume, unterhalb und am gegenüberliegenden Hang breiten sich Nadelwälder aus. Der Himmel ist blau, nur Richtung Norden am Horizont hat es wenige Wolken.
Seeblick – Haidersee & Reschensee im Vinschgauer Oberland

Etwa eine halbe Stunde unterhalb des Gipfels bleibt der Wald zurück. Nun wird auch der Blick auf die beiden Seen (Haidersee & Reschensee) im Vinschgauer Oberland frei. Über die Alpweiden der Orglesalpe steigt ihr über den aussichtsreichem Pfad hinauf zur breiten Gipfelfläche der Spitzigen Lun, 2324 m, mit dem großen Gipfelkreuz.

Rundsicht von der Spitzigen Lun

Die Spitzige Lun ist einer der schönsten Aussichtsberge im Vinschgau. Man überblickt den oberen Vinschgau zwischen Schluderns und Reschen. Gegenüber öffnet sich das Tauferer Tal, das auf Schweizer Seite zum Münstertal (Val Müstair) wird.

Besonders eindrucksvoll ist der Blick zur Ortlergruppe, die von der Orgelspitze im Osten bis zu den Bergen am Stilfserjoch Parade stehen. Mittendrin ragt der mächtige Ortler, der König von Südtirol, auf. Das schöne Trapez der Orgelspitze erhebt sich ein Stück weit rechts über der Köpflplatte, dem Gegenstück der Spitzigen Lun auf der anderen Seite des Matscher Tals.

Auf dem Bild geht der Blick von der Spitzigen Lun über das Planeiltal. Darüber erheben sich unbekannte und einsame Gipfel, die eher wenig besucht werden. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Die Hänge der Berge sind meist kahl, nur an manchen Stellen hat es Wälder. Im Planeiltal erkennt man an manchen Stellen den Fahrweg, der in das Tal hinein führt. Auf den Gipfeln liegt jetzt anfangs Herbst ein wenig Neuschnee. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Einsam – Bergwelt um das Planeiltal

Im Osten schränkt der Kamm zwischen Niederjoch und Hochjoch die Sicht ein, aber Richtung Nordosten blickt man zu den einsamen Gipfeln beiderseits des Planeiltals (Mittereck, Danzebell, Rabenkopf, Portlesspitze).

Im Norden geht der Blick über die Malser Haide, die beiden Seen (Haidersee & Reschensee) und über den Reschenpass hinweg bis zu den Gipfeln der Samnaungruppe.

Spitzige Lun im Frühling oder Herbst? Beide Jahreszeiten haben etwas für sich: Im Herbst die klare Luft und Fernsicht, im Frühling die Blumenpracht und die schneebedeckten Berge über dem Vinschgau. Das Beitragsbild (Herbst) und das Bild unten (Frühling) illustrieren dies.

Auf dem Bild geht der Blick von der Gipfelhochfläche auf der Spitzigen Lun zu den Gipfeln der Ortlergruppe. In der rechten Bildhälfte ragt der Ortler selbst auf. Auf den Gipfel liegt im Mai noch viel Schnee, sie sind noch blendend weiß. In der Bildmitte sieht man das große Gipfelkreuz auf der Spitzigen Lun, das rechts von einem großen Steinmann flankiert wird. Im Vordergrund liegt noch ein Schneefeld. Rechts am Bildrand sieht man noch Mals im Vinschgau. Der Himmel ist blau, es hat einige Schönwetterwolken. Ein echter Frühlingstag in den Bergen!
Frühling – Ortlergruppe von der Spitzigen Lun

Rundwanderungen & Variationen auf der Spitzigen Lun

Beide Anstiege lassen sich perfekt zu einer Rundtour kombinieren. Mein Vorschlag wäre ein Anstieg von Planeil auf die Spitzige Lun. Von hier Abstieg nach Matsch und Rückkehr über Malettes und den Vinschger Höhenweg nach Planeil.

Ihr könnt die Spitzige Lun noch am Nachmittag von Matsch im Anschluss an die zweite Etappe des Vinschger Höhenwegs besteigen oder aber auch als alternative Variante von Planeil nach Matsch überschreiten. Egal wie ihr es gestaltet – dieser kleine Berg ist definitiv ein Wanderhöhepunkt im Vinschgau!

Einen Überblick über den Vinschger Höhenweg zwischen Reschen und Staben, findet ihr im Beitrag Vinschger Höhenweg.

a) Ab Matsch

Ausgangs- und Endpunkt
Matsch, Bus ab und bis Mals (278). Gut ausgebaute Straße ab Mals, wenige Parkplätze.

Zeiten & Höhenmeter
Matsch – Spitzige Lun 2½ Std.
Spitzige Lun – Matsch 1½ Std.
760 Hm

b) Ab Planeil

Ausgangs- und Endpunkt
Planeil, Bus ab und bis Mals (280). Gut ausgebaute Straße ab Mals, wenige Parkplätze vor dem Ort.

Zeiten & Höhenmeter
Planeil – Spitzige Lun 2¼ Std.
Spitzige Lun – Planeil 1½ Std.
740 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit von Matsch in der Querung unter dem Niederjoch
Mai bis November ab Matsch
Juni bis Oktober ab Planeil

Tabacco: 044 Vinschgau – Mals – Sesvenna, 1:25 000. Beste Karte, enthält mehr kotierte Punkte als die Kompass-Karte. Die Karten sind mittlerweile ebenfalls wetter- und reißfest.

Kompass: 041 Obervinschgau, 1:25 000. Ebenfalls gut geeignet, aber eine Nuance schwächer als Tabacco.

Deuble, Peter: Vinschger Höhenweg, Conrad Stein, Welver, 2013. Der erste Führer über den Vinschger Höhenweg. Enthält auch die beiden Varianten zur Spitzigen Lun. Vergriffen, nur noch antiquarisch erhältlich.

Rochlitz, Karl-Heinz: Südtirol für Bergwanderer Band 1 Vinschgau, Athesia-Tappeiner, Bozen, 3. Auflage 2000. Zuletzt unter dem Titel Bergwandern in Südtirol erschienen. Zwar nicht mehr überall aktuell, aber bis heute der beste Gebietswanderführer über den Vinschgau mit ausführlichen Wegbeschreibungen und einer exzellenten Bebilderung. Unübertroffen! Leider kaum mehr erhältlich.

Unterwegs keine Möglichkeit.

ÖV

Matsch (278) ist ebenso wie Planeil (280) ab Mals mit dem Bus erreichbar.

Fahrpläne in Südtirol

Verbindungen in Südtirol

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