Schwarzhorn – Leichter 3000er über dem Flüelapass

Auf dem Bild sieht man das Schwarzhorn am Flüelapass von Norden. Nach links zieht vom Gipfel ein flacher Grat zur Passhöhe. Nach rechts zieht ein anderer Grat, der höher erscheint als der Gipfel. In der Nordflanke sind ein paar kleine Schneefelder zu erkennen. Die Schutthänge unterhalb sind teils grasbewachsen. Das Gras ist jedoch nicht mehr grün, sondern bereits herbstlich braun. Der Vordergrund des Bildes liegt im Schatten. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Leichter 3000er – Schwarzhorn vom Flüelapass

Leichter 3000er in der Schweiz

Betrachtet man das Schwarzhorn von Norden, bspw. vom Schottensee auf der Flüela-Passhöhe, kommt man kaum auf die Idee, dass dieses düstere Horn einfach zu besteigen wäre. Über den breiten und flachen Südkamm lässt sich der Gipfel jedoch ohne Schwierigkeiten erreichen. Von allen Seiten zeigt sich das Schwarzhorn als edle Pyramide, je nach Blickwinkel steil und düster oder aber flach und einladend.

Es gibt viele leichte 3000er in der Schweiz. Einer der attraktivsten und schönsten Gipfel in dieser Kategorie ist zweifellos das Schwarzhorn. Wenn ihr körperlich fit, trittsicher und gut ausgerüstet seid, könnt ihr diesen schönen Berg problemlos besteigen. Bei guten Verhältnissen einer der einfachsten Gipfel über 3000 Meter. Ein echter Bergwanderklassiker, eine einfache, bereits schon etwas alpinere Bergwanderung auf einen überaus populären Gipfel.

Auf dem Bild sieht man das Schwarzhorn von Nordwesten. Der Berg überragt seine Umgebung deutlich. Vom Gipfel zieht der Südkamm nach rechts in die Schwarzhornfurgga hinab. Links im Bild erhebt sich das Chlein Schwarzhorn, rechts sind Piz Radönt und Radüner Rothorn zu sehen. Es ist schon Herbst - die Gipfel sind leicht verschneit. Den Vordergrund füllen Alpweiden, die bereits braun sind. Der blaue Himmel wird nur von wenigen Schleierwolken verziert.
Edle Pyramide – Schwarzhorn von Nordwesten

Erinnerungen, Erlebnisse und Geschichten

Im Oktober 1986 erreichte ich endlich meinen ersten Dreitausender: Das Schwarzhorn bei Davos in Graubünden. Mein höchster Gipfel für die nächsten drei Jahre. Zur Unterscheidung von anderen Schwarzhörnern im Alpenraum, wird es manchmal auch Flüela-Schwarzhorn genannt. Das Schwarzhorn ist ein »echter Wanderdreitausender«. Die Hände braucht ihr auf dieser Tour kaum und das einstmals große Schneefeld unter der Schwarzhornfurgga ist im Sommer mittlerweile komplett verschwunden.

Meine erste nähere Bekanntschaft mit dem Schwarzhorn durfte ich bereits in 1981 machen. Seinerzeit weilte ich von Ende März bis Anfang Mai für insgesamt sechs Wochen in Davos. Ein Traum würde man meinen. Sechs Wochen in den Bergen klingt richtig gut. Aber ich war nicht im Urlaub, sondern wegen meiner Allergien (Heuschnupfen und Asthma) dort. Von meinem Zimmer in der Klinik aus hatte ich einen Blick ins Dischmatal über dem ganz hinten das düstere Schwarzhorn aufragte. Schon damals hatte ich eine Landkarte von Davos und Umgebung dabei und konnte den schönen Berg identifizieren. Und das Beste: Auf der Karte war ein Wanderweg bis zum Gipfel eingetragen. Ich wusste: Da steige ich irgendwann hoch!

Auf dem Bild sieht man vom Jakobshorn bei Davos über das Dischmatal hinüber zum Schwarzhorn. Es erhebt sich genau in der Bildmitte, flankiert vom Flüela Wisshorn links und den Bergen im Grialetsch-Gebiet. Unter den Gipfel liegen noch große Schneefelder, zum Teil auch Gletscher. Rechts im Bild ist das Jatzhorn erkennbar, dessen Gipfel im Schatten von Wolken liegt. Darunter sieht man den Weg, der vom Dischmatal zum Jakobshorn führt und noch einige Altschneefelder. Der blaue Himmel wird von einigen Schönwetterwolken verziert. Dadurch liegen einige Gipfel wie das Schwarzhorn im Schatten.
Beherrschend – Schwarzhorn über dem Dischmatal

Gerne hätte ich seinerzeit schon kleinere Touren ab Davos unternommen, zum Seehorn oder zum Strelapass. Die Verantwortlichen der Klinik bewilligten dem unternehmungslustigen Minderjährigen leider keine Ausflüge auf eigene Faust. Verständlich und ich sollte fairerweise hinzufügen, dass um die Jahreszeit noch zu viel Schnee lag. Realistisch betrachtet wäre keines der beiden Ziele für mich erreichbar gewesen.

Am Strelapass war ich mittlerweile mehrfach, bin von dort zum Schiahorn und auf die Strela gestiegen und habe den Pass von Davos nach Langwies im Schanfigg überschritten. Auf dem Seehorn war ich auch, am Schwarzhorn drei Mal.

Passgeschichten zwischen Davos und Engadin

Über den Flüelapass, 2384 m, verläuft die Europäische Wasserscheide Rhein/Donau. Richtung Westen fließt der Flüelabach via Landwasser und Albula zum Rhein. Nach Osten fließt die Susasca bei Susch im Engadin in den Inn und weiter zur Donau. Der Pass trennt die Silvrettagruppe im Nordosten von der Albulagruppe auf der Südwestseite.

Geologisch befinden wir uns hier in den kristallinen Gesteinen der Silvretta-Decke. Die meisten Berge rund um den Flüelapass sind aus Gneisen aufgebaut. Davon heben sich einige eher düstere Gipfelgestalten ab. Das Schwarzhorn besteht wie mehrere andere Berge der Albulagruppe (Leidbachhorn, Chüealphorn, Piz Grialetsch, Piz Vadret) aus Amphibolit. Die grünen bis schwarzen Gesteine verleihen diesen Bergen ein markantes Aussehen. Amphibolit ist ein hartes metamorphes Gestein aus mehrfach umgewandelten Meeresbodenbasalten. Beim Anblick dieser Gipfel könnte man tatsächlich an Vulkane denken. Unterschiedliche Gesteine ergeben unterschiedliche Namen: Auf der anderen Seite des Passes steht das Flüela Wisshorn (Weißhorn). Es besteht aus Gneis, ist ebenfalls ein 3000er, aber im Gegensatz zum Schwarzhorn nicht einfach zu besteigen.

Das Bild zeigt den Blick Schwarzhorn nach Norden, zur Silvrettagruppe. Direkt in der Bildmitte ragt das Flüela Wisshorn auf, in der rechten Bildhälfte fällt der Piz Linard, der höchste Berg der Silvrettagruppe auf. Die Berge sind auf ihren Südseiten überwiegend kahl, es ist nur ein Gletscher zu erkennen. Der Himmel ist blau und über den Bergen sind am Horizont einige Schönwetterwolken. In der Tiefe ist links die Flüela-Passhöhe mit den beiden Seen und dem Hospiz sichtbar. Ebenso die Straße, die von links nach rechts durchs Bild führt und nur in der Mitte von einem Felsvorsprung verdeckt wird.
Fernsicht & Tiefblick – Silvretta & Flüelapass

Die Straße über den Flüelapass wurde 1867 eröffnet. Der Pass verbindet die Landschaft Davos mit dem Unterengadin (Susch, Zernez, Scuol). Ähnlich wie am Julierpass zwischen Bivio und Silvaplana, wurde der Flüelapass bis 1998 im Winter offen gehalten, trotz Lawinengefährdung. Seit die Rhätische Bahn im Herbst 1999 den Vereinatunnel zwischen Klosters und Sagliains im Unterengadin in Betrieb nahm, ist der Flüelapass über die Wintermonate gesperrt.

Im Jahr 2000 wurde daher in Zernez der Verein Pro Flüela gegründet. Er setzt sich für die Interessen »rund um den Flüelapass, insbesondere die Offenhaltung der Passtrasse im Winter und Wiedereröffnung im Frühling sowie als kulturelle und wirtschaftliche Brücke zwischen dem Engadin und Davos« ein. Ein Hauptanliegen ist die verlängerte Öffnungszeit der Straße. Sie kann nun zusätzlich 100 Tage im Jahr offen gehalten werden.

Der Flüelapass machte im Sommer 2007 Schlagzeilen anderer Art: Ein Bär, der aus dem Trentino eingewandert war, hielt sich für mehrere Tage in der Passregion auf. Dabei »plünderte« er einige Mülltonnen auf der Passhöhe. In der Sendung NetzNatur des Schweizer Fernsehens SRF waren seinerzeit Bilder von Meister Petz zu sehen. Um die Schaf- und Ziegenherden wirkungsvoll vor Raubtieren zu schützen, werden seit einigen Jahren nicht nur in Graubünden Herdenschutzhunde eingesetzt. Hinweistafeln am Weg informieren über das richtige Verhalten. Mehr bei Herdenschutz Schweiz, mit interaktiver Karte der Schutzgebiete. Bei Swisstopo könnt ihr ebenfalls schauen, wo in der Schweiz Alpweiden mit Herdenschutzhunden ausgewiesen sind.

Wanderung zum Flüela-Schwarzhorn

Von der Bushaltestelle bei P. 2330 m, oder vom Parkplatz, der an schönen Wochenenden relativ schnell ausgebucht ist, steigt ihr am markierten Bergwanderweg in südöstlicher Richtung an. Eine steile Passage umrundet den Ausläufer des Schwarzchopfs und ihr erreicht das Hochtal von Radönt.

Auf dem Bild sieht man rechts einen gelben Wegweiser der Schweizer Wanderwege. Darauf ist auch das Schwarzhorn ausgeschildert. Über dem Wegweiser rechts ist ein steiler, felsiger Abhang zu sehen. Im Hintergrund erkennt man das Schwarzhorn, das sich auf der linken Seite nach Süden mit einem flachen Grat abdacht. Im Vordergrund sieht man den Bergwanderweg. Der Himmel ist blau und wird nur von ein paar Cirruswolken verziert.
Markiert & Beschildert – Bergwanderweg zum Schwarzhorn

Bei P. 2458 m, zweigt der Weg zur Chamanna da Grialetsch links ab. Nun folgt eine längere, gleichmäßig steigende Querung über einen Rasenhang. Weiter oben erreicht ihr in Kehren die ersten Geröllfelder. Dahinter geht’s erneut in Kehren auf eine Hochfläche unterhalb der Schwarzhornfurgga. Hier zweigt bei P. 2802 m, erneut ein Steig nach links zur Chamanna da Grialetsch und nach Dürrboden im Dischmatal ab. Kurz darauf erreicht ihr die Schwarzhornfurgga, 2879 m, die euch bereits ein schönes Panorama der Albulaberge bietet.

Auf dem Bild sieht man das Schwarzhorn von Süden. Der Steig zum Gipfel über den breiten Südkamm ist mit seinen Kehren bestens zu erkennen, Nur im obersten Abschnitt ist er im Geröll nicht mehr erkennbar. Unter dem Gipfel hat es große Geröllhalden. Die Felsflanke auf der linken Seite ist deutlich steiler und durch dunkle, grüne bis schwarze Felsen gekennzeichnet. Im Vordergrund ist die Senke der Schwarzhornfurgga zu erkennen. Der Himmel ist blau und es hat nur ganz wenige Schönwetterwolken.
Südseite – Steig zum Schwarzhorn

Der Steig wendet sich nun in nördlicher Richtung und führt auf den breiten Südkamm. Dieser ist nur im untersten Teil etwas steiler und wird zum Gipfel hin immer breiter und flacher. In großen, gut angelegten Kehren steigt ihr durch die Blöcke ohne Schwierigkeiten zum breiten Gipfel des Schwarzhorns, 3146 m.

Rundsicht vom Schwarzhorn

Die Rundsicht ist großartig und im Herbst reicht die Fernsicht bei klarem Wetter bis zu den Berner Alpen. Vom Schwarzhorn seht ihr alle wichtigen Gipfel der Bündner Alpen: Im Süden die vergletscherte Berninagruppe und die großen Albula-Gipfel mit Piz Kesch, dem Err-Gebiet und den Pizs da Bravuogn (Bergüner Stöcke).

Auf dem Bild blickt man vom Schwarzhorn nach Süden. In der linken Bildhälfte leuchten am Horizont über dem Scalettahorn die Gletschergipfel der Berninagruppe. In der rechten Bildhälfte dominiert der ebenfalls vergletscherte Piz Kesch. Darunter ist der Scalettapass mit dem Anstiegsweg von Norden erkennbar. Der Himmel ist blau, jedoch ist in der linken Bildhälfte über der Berninagruppe eine abziehende Wolkenfront zu sehen.
Gletschergipfel – Berninagruppe & Piz Kesch

Im Westen, über den Plessurbergen, die Glarner Alpen mit dem breiten Tödi, links davon die Adula. Im Nordwesten die Ostschweizer Berge mit Pizol, Säntis und Churfirsten. Im Norden die von dieser Seite ungewohnt kahle Silvretta. Im Osten geht der Blick über das Grialetsch-Massiv zum Ortler. Über dem Engadin erheben sich die Gipfel der Sesvenna-Lischana-Gruppe mit den Ötztaler Alpen im Hintergrund. Sehr schön sind auch die Tiefblicke auf den Flüelapass mit den beiden Seen.

Auf dem Bild sieht man vom Schwarzhorn hinüber ins Grialetsch-Gebiet. Den Bildmittelgrund füllt der dunkle Piz Radönt, ein bekannter Kletterberg. Dahinter erheben sich die Gipfel um Piz Sarsura und Piz Vadret (rechts). Die dunklen Gipfel stehen in auffälligem Kontrast zur den Gletschern, die die Gipfel umgeben. Links ist im Hintergrund die vergletscherte Ortlergruppe zu sehen. Den Vordergrund füllen große Geröllflächen. Der Himmel ist blau und wird nur im Hintergrund von einigen Schleier- und Quellwolken verziert.
Fernsicht – Grialetsch-Gebiet und Ortler

Abstiegsvarianten

Für den Abstieg gibt es keine Alternative. Falls Ihr noch Lust auf eine Zusatzrunde habt, könnt Ihr wie unten angedeutet ab P. 2802 Richtung Fuorcla Radönt wandern. Knapp unterhalb der Fuorcla ist bei P. 2716 eure Abzweigung zum Flüelapass.

Früher gab es die Möglichkeit, von der Schwarzhornfurgga nach Dürrboden im Dischmatal abzusteigen und von dort mit dem Bus Davos zu erreichen. Nachdem immer wieder Muren und Steinschlag den Wanderweg unpassierbar machten, wurde er in den 1990er-Jahren gesperrt und letztlich ganz aufgegeben. Er ist zwar im Gelände zum Teil noch sichtbar, wird aber nicht mehr unterhalten und nicht mehr markiert. Auch in den Karten von Swisstopo ist er schon lange nicht mehr eingetragen. Falls ihr in der Schwarzhornfurgga also Wegspuren findet, die euch zu diesem Abstieg »einladen« – besser nicht.

Heute gibt es als einzige sinnvolle Alternative vom Schwarzhorn nach Dürrboden nur den Umweg über die Chamanna da Grialetsch. Unterhalb der Schwarzhornfurgga zweigt bei P. 2802 der markierte Bergwanderweg in östlicher Richtung ab. Er führt zunächst in die Fuorcla Radönt, 2785 m, und steigt dann hinab zur Fuorcla da Grialetsch, 2536 m. Von hier rechts haltend hinab nach Dürrboden, 2004 m, im Dischmatal. Ihr habt in der Chamanna da Grialetsch Grialetsch-Hütte des SAC die Möglichkeit zum Übernachten. Die Hütte ist Stützpunkt am relativ neuen Kesch-Trek.

Ausgangs- und Endpunkt
Flüela-Passhöhe, erreichbar ab Davos oder Susch im Unterengadin. Im Sommer (Ende Juni bis Ende Oktober) verkehrt ein Bus über den Pass (Linie 90.331). Mehr unter »ÖV«.

Zeiten & Höhenmeter
Flüelapass – Schwarzhornfurgga 1¾ Std.
Schwarzhornfurgga – Schwarzhorn ¾ Std.
Schwarzhorn – Schwarzhornfurgga ½ Std.
Schwarzhornfurgga – Flüelapass 1½ Std.
815 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T2+, Trittsicherheit im Geröll erforderlich
Juli bis September, in vielen Jahren auch im Oktober möglich

Swisstopo 25, 1217 Scalettapass (ohne Hervorhebung der Wanderwege, aber sehr genau und wunderschön).

Swisstopo 50, 258 T Bergün/Bravuogn (wasserfest, mit Wanderwegen der Schweizer Wanderwege).

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.

Infos und Blattschnitte bei Swisstopo.

Hunziker, Manfred: Clubführer Bündner Alpen 6 – Vom Septimer zum Flüela, SAC-Verlag, Bern, 3. Auflage 2000. Beschreibt sämtliche Gipfel der Albulaberge. Der schon etwas in die Jahre gekommene, aber von Manfred Hunziker souverän verfasste Führer, ist noch immer »State of the art«. Zwar im Gletscherbereich nicht mehr ganz aktuell, dennoch topp!

ÖV

Im Sommer (Ende Juni bis Ende Oktober) verkehrt ein Bus über den Flüelapass von Davos nach Susch, Flüelapass-Line, 90.331. Davos ist von Landquart (910) oder Thusis (940, 915) mit der Rhätischen Bahn erreichbar, Susch ist Haltestelle an der Engadinlinie (960).

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

Rhätische Bahn RhB

PostAuto Schweiz

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

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