Von Portole auf dem einfachen Normalweg zur Punta Almana
Rund um den Iseosee gibt es viele schöne und einfache Aussichtsberge. Der wohl populärste ist die Corna Trentapassi am nördlichen Ende des Sees. Die Punta Almana ist die höchste Erhebung in einem langen Kamm, der von ihrem Gipfel in Richtung Südwesten, über den Monte Rodondone zur Punta dell’Orto zieht. Von dort sinkt der Kamm zum Iseosee ab. Die Punta Almana beherrscht den mittleren Iseosee zwischen Sale Marasino und Sulzano.
Vielfach zeigt sich die Punta Almana als formschöne Pyramide. Betrachtet man den Berg hingegen vom Iseosee, von Sale Marasino oder auch vom Ausgangspunkt in Portole, erinnert die Form eher an das Fellhorn im Allgäu aus westlicher Richtung. Aber dieser Vergleich passt nur optisch, denn während der bekannte Allgäuer Grasgipfel aus weichem Flysch besteht, ist die Punta Almana wie die meisten Berge der Prealpi Bresciane aus Dolomit aufgebaut. Spätestens wenn beim Abstieg das feine Geröll unter den Wanderschuhen wegrutscht, wird einem das bewusst.

Normalweg zur Punta Almana
Der Normalweg von Portole über den Südsüdwestgrat zur Punta Almana ist eine einfache Bergwanderung (T2), die aber zumindest Trittsicherheit verlangt. Dies gilt besonders für zwei Passagen im Schrofengelände, bei denen die Hände fürs Gleichgewicht zum Einsatz kommen. Trittsichere Wanderinnen & Wanderer werden hier aber vor keine Probleme gestellt. Der Weg ist immer bestens markiert und ausgeschildert. Lediglich die Wegnummerierung stimmt nicht in allen Karten überein.
Größtes Problem könnte der kleine Parkplatz (maximal 10 Autos) am Ausgangspunkt sein: Er dürfte an Wochenenden meistens sehr schnell ausgebucht sein. Ein früher Aufbruch lohnt sich also. Oder noch besser unter Woche gehen.
Bei dem kurzen Anstieg hätte ich an diesem Tag sicherlich noch mehr machen können. Aber ich war spät dran, morgens sah es eher nach Regen als nach Sonne aus. Der starke Wind vertrieb die Wolken im Laufes des Tages zwar immer mehr. Aber der Wind war kalt. Das war besonders auf den Nordseiten zu spüren. So hatte ich eher wenig Lust auf die Überschreitung Richtung Norden.
Etwas unterhalb des Gipfels der Punta Almana, fand ich am Südgrat ein windstilles, angenehm warmes Plätzchen mit viel Aussicht. An dem Tag wollte ich einfach nur genießen und keine »Extratouren« unternehmen. Über 3 Std. saß ich auf der Punta Almana und schaute. Ab und zu stieg ich zum Gipfelkreuz zum Fotografieren und um mich zu versichern, dass der Wind noch bläst. Er vertrieb mich immer schnell wieder zu meinem Plätzchen.
Der lange Grat zur Punta Almana ist nicht nur anregend zu gehen. Am Weg gibt es immer wieder natürliche Steingärten in Miniaturform. Es ist schon erstaunlich, wie es manche Pflanzen schaffen, sich in einer solchen Umgebung »durchzusetzen«.

Prealpi Bresciane & Gardaseeberge
Die Italiener bezeichnen diese Gebirgsgruppe als Prealpi Bresciane e Gardesane. Die Punta Almana ist Teil der Catena delle Tre Valli (Kette der Drei Täler) und innerhalb dieser Gruppe wiederum Hauptgipfel der nach ihr benannten Untergruppe.
Die Alpeneinteilung der Alpenvereine (DAV, ÖAV & AVS) ist hier etwas komplizierter: Die Berge zwischen Gardasee und Val Trompia zählen zu den Gardaseebergen. Die Berge zwischen Iseosee und der Linie Val Trompia – Giogo di Maniva sind Teil der Adamello-Presanella-Alpen.

Uneingeschränkter Herrscher der Bergregion zwischen Iseosee und Val Trompia ist der Monte Guglielmo. Obwohl nicht einmal 2000 m hoch, überragt das gewaltige Massiv seine Trabanten deutlich. Der Berg hat fast etwas monarchisches: Er ist auf den Gipfeln rund um den Iseosee allgegenwärtig und schon von weitem zu sehen wie vom Monte Pizzocolo am Gardasee. Auch den Monte Guglielmo hätte ich gerne noch bestiegen. Aber unbedingt mit beiden Gipfeln, Dosso Pedalta & Castel Bertino. Für die Überschreitung lag auf der Nordseite des Dosso Pedalta noch etwas zu viel Schnee. Beim nächsten Mal, vielleicht im Herbst, bei klarer Fernsicht.
Leichte Wanderung von Portole auf die Punta Almana
Von Portole, 560 m, links vorbei an der Trattoria, den Wegweisern mit 237A folgend Richtung Pezzuolo (in manchen Karten Pezzolo). Nun zunächst auf einem breiten Fahrweg, bis die Markierung nach einem Bach links abzweigt. Der Fahrweg wird zu einem Wanderweg der weiter oben auf einen anderen Fahrweg trifft. Hier kurz nach rechts, ein Bachbett überschreiten und direkt danach wieder links abzweigen. Nun etwas steiler zwischen Felsen hinauf zur Straße, die rechts haltend nach Pezzuolo, 812 m, führt. Von hier zunächst über Alpweiden und zuletzt durch Wald in den Sattel Croce di Pezzuolo, 938 m. Das vermutlich namengebende Kreuz steht etwas links oberhalb zwischen den Bäumen.
Im Sattel setzt ein Zickzack-Weg ein, der etwas steiler über einen Hang ansteigt. Von der ersten Grathöhe, P. 1089 m, bietet sich ein schöner Blick über den langen Grat zur Punta Almana mit dem weiteren Wegverlauf, wie das Beitragsbild illustriert. Der von hier aus gesehen vermeintlich höchste Kopf ist nur der Vorgipfel – das Kreuz steht etwas weiter links davon.
Zunächst weiter auf der Grathöhe, es folgt eine Passage im lichten Wald, die zur ersten der beiden Felsstufen führt: Etwas steil geht’s durch eine kurze Rinne hinauf. Unter dem nächsten Gratabsatz quert der »offizielle« Weg nach rechts und führt im Linksbogen zur zweiten Felsstufe. Auch diese wird von trittsicheren Wanderinnen & Wanderern problemlos bewältigt. Nun geht’s immer aussichtsreich und genussvoll dem Grat entlang. Kurz vor dem Vorgipfel mündet von rechts Weg 313 von Gardone Val Trompia. Bald darauf steht ihr am überdimensionalen Kreuz auf der Punta Almana, 1389 m.

Panorama von der Punta Almana
Auch wenn das Beitragsbild etwas Anderes suggeriert – es war zwar zeitweise heiter, aber alles andere als klar. Weiter entfernte Berge wie Corna Blacca, Dosso Alto oder die Bergamasker Alpen waren kaum zu sehen. Ganz zu schweigen vom Apennin oder den Westalpen. Die nähere Umgebung zeigte sich dafür besonders schön. Der Blick über den soeben begangen Grat zu den dahinter im Dunst versinkenden Bergen und zum Iseosee – ich hätte nochmals drei Stunden hier oben sitzen können.
An klaren Tagen im Herbst oder Winter dürfte die Fernsicht von hier oben sensationell sein – laut CAI-Führer reicht sie bis zum Monte Rosa.
Der Blick über den langen Grat zum Iseosee mit dem Monte Isola ist das Highlight der Rundsicht. Der Iseosee wird eingerahmt von der Kette zur Punta dell’Orto und der er Pyramide des Monte Bronzone auf der anderen Seite. Richtung Nordwesten zeigen sich die Bergamasker Alpen, im Norden schränkt der massige Monte Guglielmo die Sicht ein. Im Osten sieht man die Piccole Dolomiti Bresciane mit Corna Blacca und Dosso Alto.

Alternativen für den Abstieg von der Punta Almana
Die hier angesprochenen Varianten habe ich nicht begangen und übernehme daher keine Gewähr! Im Buch Prealpi Bresciane sind verschiedene Alternativen beschrieben.
Die Punta Almana wird oft auf einem Rundweg überschritten: Portole – Weg 237 – Forcella di Sale – Roncaie – Weg 273/313 – Punta Almana – Croce di Pezzuolo – Pezzuolo – Portole. Der Weg durch die Nordostflanke zum Gipfel wird in italienischen Führern ebenfalls als einfach eingestuft (vermutlich T2). Achtung: Der direkte Weg von der Forcella di Sale über die Punta Cabrera (Nummer 393) ist zum Teil gesichert und gilt bisweilen als einfacher Klettersteig!
Alternativ könnte man ab Croce di Pezzuolo zum Monte Rodondone hinüber und vom Gipfel nach Portole absteigen. Die Überschreitung dürfte kaum schwerer als T2 sein.

Interessant erschien mir der lange Grat, der südöstlich Richtung Gardone Val Trompia absinkt. Der Grat ist auf dem Bild oben zu sehen – er zieht vom Vorgipfel der Punta Almana talwärts nach links. Das Gelände ist nur im obersten Abschnitt etwas steiler, ansonsten sieht der Kamm eher gemütlich aus. Diese Wanderung stelle ich mir sehr schön, aussichtsreich und interessant vor. Auf den Karten entdeckt man im unteren Abschnitt viele Alphütten. Die Aufnahme entstand direkt von meinem Rastplatz.
Ausgangs- und Endpunkt
Portole über dem Iseosee, Zufahrt auf zum Teil steiler und schmaler Bergstraße, kleiner Parkplatz nach einer Rechtskurve (ca. 10 Plätze). Achtung: Der große Parkplatz weiter vorne ist nur für Gäste der Trattoria Portole! Kein ÖV.
Zeiten & Höhenmeter Portole – Croce di Pezzuolo 1¼ Std.
Croce di Pezzuolo – Punta Almana 1 Std.
Punta Almana – Croce di Pezzuolo 45 Min.
Croce di Pezzuolo – Portole 1 Std.
830 Hm
Anforderungen & Jahreszeit T2, Trittsicherheit, besonders in zwei kurzen Felspassagen
Frühling & Herbst, im Sommer vermutlich zu warm
Kompass: 106 Lago d’Iseo – Valle Trompia – Franciacorta, 1:50 000. Nicht detailliert, schon gar nicht immer genau und es sind nicht alle Wege eingetragen. Aber besser als keine Karte, dazu wasser- und reißfest.
Tipp: Die Karte abfotografieren, die am Ausgangspunkt in Portole angebracht ist. Hier sind die Wege korrekt eingetragen, zumindest der hier beschriebene Normalweg.
Solèr, Reto: Veltlin mit Bergamasker Alpen und Val Camonica, Bergverlag Rother, München, 2. Auflage 2022. Enthält nur wenige Touren am Iseosee, dafür viele in den Bergamasker Alpen. Ich kenne den Titel nicht, gehe aber davon aus, dass er dem üblichen (hohen) Standard des Bergverlags entspricht.
Wer sich intensiver mit den Bergen am Iseosee beschäftigen möchte, kommt an den Büchern aus der Serie Collana Vie Normali von Idea Montagna, einer genialen Reihe für Gipfelsammler, nicht vorbei. Beschrieben werden jeweils die einfachsten Routen (=Normalwege) auf die Gipfel. Zwar leider nur auf Italienisch, aber mit ein wenig Grundkenntnissen oder einem Übersetzungsprogramm, lassen sich die wichtigsten Angaben erschließen.
Bontempi, Ruggero & Camerini, Fausto & Ciri, Roberto: Prealpi Bresciane, Idea Montagna, Villa di Teolo, Italien, 2015. Prealpi Bresciane östlich der Linie Iseosee – Val Camonica, im Osten bis zum Idrosee. Tolles Buch mit wundervollen Bildern!
Unterwegs keine Möglichkeit.
Trattoria Portole am Ausgangspunkt, keine Homepage.
Osteria Pastino in Pezzuolo, keine Homepage.
Kein ÖV nach Portole. Wer direkt von Sale Marasino am Iseosee ansteigen möchte, plane dafür ca. 1½ Std. ein, bei knapp 350 Hm.
Sale Marasino liegt an der Bahnlinie Pisogne – Iseo (34, RE3, Trenord).
Iseosee – Visit Lago d’Iseo (Offizielles Portal, Italienisch & Englisch)
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