Pizzo Formico – Wanderung in den Bergamasker Alpen

Auf dem Bild geht der Blick vom Anstieg zur Montagnina zurück über den langen Grat zum Pizzo Formico. Man erkennt das große Gipfelkreuz. Links breitet sich das Hochtal der Piana di Montagnina aus, rechts im Hintergrund erkennt man den Pizzo Arera in den Bergamasker Alpen mit seinen Trabanten. Sie sind noch mit Schnee bedeckt. Der Himmel ist blau, es hat viele, zum Teil große Schleierwolken, die den Himmel verzieren.
Attraktiv – Pizzo Formico & Bergamasker Alpen von der Montagnina

Normalweg zum Pizzo Formico mit Rundweg zum Rifugio Parafulmine

Es ist eine kleine, durch die tiefen Täler von Seriana und Borlezza entschieden von höheren Bergen getrennte Berggruppe: Der Pizzo Formico bildet mit seinen Trabanten ein selbständiges Massiv in den Bergamasker Alpen. Mit einer beachtlichen Schartenhöhe von 1050 m, liegt der Pizzo Formico auf Platz 158 der prominentesten Berge der Alpen. Das verspricht eine weite Sicht, zumindest Richtung Süden: Bei klarem Wetter reicht der Blick bis zum Apennin und zu den Westalpen. Im Nordhalbrund reicht die Sicht zwar längst nicht so weit, aber hier zeigt sich die beeindruckende Gipfelparade der Bergamasker Alpen. An diesem Tag war ich mir mal wieder ziemlich sicher, noch nie so schöne Berge gesehen zu haben …

Der Pizzo Formico ist bereits ein gutes Stück weit vom Iseosee entfernt. Folgendes Bild zeigt seine Lage zwischen Iseosee und Bergamasker Alpen:

Auf dem Bild geht der Blick vom Monte Pora zum Iseosee und den Bergen, die zwischen dem Iseosee und den Bergamasker Alpen liegen. Darunter ist auch das kleine Massiv des Pizzo Formico links von der Bildmitte. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Der Himmel ist blau und wolkenlos.
Sonnig – Berge zwischen Iseosee und Bergamasker Alpen vom Monte Pora

Der Ehrlichkeit halber: Diese Rundwanderung ist kaum mit dem ÖV durchzuführen. Das Problem ist hier wie so oft in Italien, dass die Markierungen erst bei einem (hochgelegenen) Parkplatz beginnen. In der Schweiz setzen Beschilderungen und Markierungen immer an Bahnhöfen und Bushaltestellen ein. Größtenteils ist dies mittlerweile auch in Deutschland und Österreich der Fall.

Piana della Montagnina

Der Pizzo Formico überragt das kleine Hochtal der Montagnina, eine wunderschöne Landschaft. Durch das Tal und die umgebende Hochfläche führt der Lehrwanderweg Percorso delle Malghe mit mehreren Schautafeln, zwar nur auf Italienisch, aber mit einer Wegekarte. Er führt ab Monte Farno auf einem Rundweg, meist auf breiten Fahrwegen, durch das Hochtal. Es handelt sich um eine sehr leichte Wanderung (T1).

Aufgrund der leichten Erreichbarkeit und einer bewirtschafteten Hütte, ist davon auszugehen, dass hier an Wochenenden sehr, sehr viel los ist. Städte wie Bergamo oder Brescia sind eben nicht weit weg …

Auf dem Bild geht der Blick vom Gipfel der Montagnina auf das gleichnamige Hochtal und zum Pizzo Formico rechts. Man sieht links auf der Kammhöhe das Rifugio Parafulmine. Ebenso sieht man mehrere Fahrwege, die durch das Hochtal führen. Der Himmel ist blau, es hat viele, zum Teil große Schleierwolken, die den Himmel verzieren.
Voralpin – Hochtal der Montagnina & Pizzo Formico

Der lange Grat östlich des Pizzo Formico, der das Hochtal gemeinsam mit ihm nach Norden abschließt, heißt übrigens auch Montagnina.

Pizzo Formico ab Monte Farno

Vermutlich fahren die allermeisten Wanderer, die auf den Pizzo Formico steigen, auf der gebührenpflichten Straße zur Alpsiedlung Monte Farno. Von dort sind es noch ca. 400 Hm zum Gipfel, bei maximal 1½ Std. Wanderzeit. Davon zum Teil auf einem (langweiligen) Fahrweg. Achtung: Die Parkgebühren können nur per (italienischer) App bezahlt werden. Wer in Monte Farno startet, folgt dem Fahrweg bis der Wanderweg 542 links abzweigt. Er führt über den Westgrat einfach und aussichtsreich zum Gipfel des Pizzo Formico.

Attraktiver und etwas fordernder, aber auch viel stiller ist der Anstieg ab Groaro. Auf dem Abschnitt zwischen dem Parkplatz bis hinauf zur Piana della Montagnina ist mir so gut wie niemand begegnet. Fast alle wanderten von Monte Farno zum Gipfel. Der kleine Parkplatz (ca. 10-15 Fahrzeuge) könnte aber besonders an Wochenenden schnell ausgebucht sein. Ich war an einem Werktag (frühzeitig) dort – es war problemlos.

Bergamasker Alpen

Im deutschsprachigen Raum heißt die große Berggruppe zwischen Veltlin im Norden, Comer See im Westen, Val Camonica und Iseosee im Osten sowie der Poebene im Süden Bergamasker Alpen. In Italien gibt es zwei Bezeichnungen: Alpi Bergamasche oder Alpi Orobie.

Auf dem Bild geht der Blick vom Pizzo Formico zu den Gipfeln der Bergamasker Voralpen zwischen Monte Alben und Pizzo Arera. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. In den Tälern erkennt verschiedene Ortschaften. Der Himmel ist blau mit vielen Schleierwolken.
Bergamasker Voralpen – Monte Alben bis Pizzo Arera

Die Italiener unterscheiden auch zwischen Voralpen und Hochalpen, den Prealpi und Alpi Bergamasche. Die Grenze verläuft etwa entlang der Linie Bellano – Valtorta – Roncobello – Gromo – Schilpario – Demo. Südlich dieser imaginären Linie bestehen die Gipfel meist aus Kalkgesteinen, nördlich davon aus Gneisen und Schiefern.

Höchster Berg ist der Pizzo di Coca mit 3052 m. Mit Punta di Scais und Pizzo di Redorta gibt es noch zwei weitere 3000er.

Blickt man auf die Karte, ahnt man die Urwüchsigkeit der Bergamasker Alpen, besonders auf der Südabdachung. Hier gibt es verwinkelte Täler, die tief ins Gebirge eindringen. Auf mich wirken die Bergamasker Alpen immer ein wenig geheimnisvoll.

Am Pizzo Formico gewinnt man einen ersten Eindruck davon. Daneben bietet auch der mit Bahnen und Liften erschlossene Monte Pora (zwischen Val Camonica & Presolana) einen schönen Überblick über die Bergamasker Alpen.

Auf dem Bild geht der Blick vom Pizzo Formico zu den Gipfeln der Bergamasker Alpen zwischen Pizzo del Diavolo bis Pizzo Camino. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Im Tal erkennt man Clusone und andere Ortschaften. Der Himmel ist blau mit vielen Schleierwolken.
Bergamasker Alpen – Pizzo del Diavolo bis Pizzo Camino vom Pizzo Formico

Wanderung von Groaro via Piazza Barile zum Pizzo Formico

Vom Parkplatz Groaro, ca. 880 m, den Markierungen mit Weg 549 durch ein Bachbett und dann auf einem steinigen Weg sogleich steil in vielen Kehren durch den Wald empor. Weiter oben folgt eine längeren Querung hinaus auf die Lichtung von Piazza Barile, 1280 m, mit Grillstellen, Sitzbänken, Kapelle, Bivacco Dante Baroncelli und einem großen Kreuz, das etwas unterhalb auf einem Absatz steht.

Nun durch lichten Wald am Hang entlang oberhalb eines Bacheinschnitts in einen Sattel. Hier wird zum ersten Mal der Pizzo Formico mit seinem riesigen Kreuz sichtbar. Schon von weitem war klar, dass es ein sehr großes Gipfelkreuz ist. Als ich den Gipfel erreichte, fragte ich mich, ob es in Italien Wettbewerbe gibt, wer denn nun das größte Gipfelkreuz hat. Eines größer als das andere. Bei meinen Touren am Iseosee hatte nur der Monte Vignole ein kleines, bescheidenes Gipfelkreuz.

Weiter an der bereits sichtbaren Alphütte Baita della Guazza bassa vorbei, quert der Weg zum Fahrweg, der die Piana di Montagnina durchquert. Von hier links an der Baita Cornei vorbei und unmarkiert, aber auf guten Wegspuren hinauf in einen Sattel im langen Ostgrat des Pizzo Formico. Links haltend finden sich nun grün-weiße Markierungen, die einen perfekten Kontrast zu den Blumen in pink und rosa abgegeben … Bald schon erreicht ihr den Pizzo Formico, 1636 m, mit seinem überdimensionalen Gipfelkreuz.

Auf dem Bild sieht man das überdimensional große Gipfelkreuz am Pizzo Formico. Der Himmel ist blau mit Schleierwolken.
Überragend – Gipfelkreuz am Pizzo Formico

Panorama vom Pizzo Formico

Oben hatte ich es schon angedeutet: Freie Sicht Richtung Süden, Panorama der Bergamasker Alpen im Norden. Der wohl schönste Berg in der langen Kette ist wohl der Pizzo del Diavolo di Tenda – die prächtige Pyramide schaut links über der Valle Seriana heraus. Er steht dort mit seiner Höhe allein auf weiter Flur, sodass man ihn für den höchsten Berg der Region halten könnte. Aber auch die breite Klotz des Pizzo Arera macht einiges her. Um euch die Orientierung zu erleichtern, habe ich mehrere beschriftete Bilder eingefügt.

Auf dem Bild geht der Blick vom Pizzo Formico über das Hochtal der Montagnina zu den Prealpi Bresciane. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Man erkennt links im Bild den langen Grat zum Gipfel der Montagnina und knapp rechts von der Bildmitte das Rifugio Parafulmine. Ebenso sieht man die Fahrwege, die durch das Hochtal führen. Der Himmel ist blau mit zum Teil dichten Schleierwolken.
Überblick – Hochtal der Montagnina & Prealpi Bresciane vom Pizzo Formico

Im Nordosten begrenzen die Berge der Adamello-Gruppe den Horizont. Links vom Pizzo Camino schaut gerade noch die Spitze des Monte Adamello hervor. Im Osten schauen die Gipfel der Prealpi Bresciane herüber, mit dem überragenden Monte Guglielmo, Corna Trentapassi und Punta Almana.

Vom Pizzo Formico über die Montagnina zum Rifugio Parafulmine

Vom Gipfel wieder hinab in den Sattel. Die nächste Erhebung könnt ihr auf Wegspuren überschreiten oder aber auf dem üblichen Wanderweg rechts umgehen. So oder so gelangt ihr zu einer großen Glocke des CAI. Hier könnt ihr eure Anwesenheit verkünden …

Kurz hinab in die Forcella Larga, 1470 m. Von hier nicht auf Weg 508 weiter, sondern ihr folgt der deutlichen Wegspur, die den Grat hinaufführt. Mit etwas Auf und Ab erreicht ihr den höchsten Punkt der Montagnina, 1598 m. Die Aussicht von hier oben ist durch viele Bäume etwas eingeschränkt. Wer den Pizzo Formico fotografieren möchte, sollte das bereits im Anstieg tun!

Auf dem Bild geht der Blick vom breiten und grasigen Ostgrat der Montagnina zum runden Kopf des Monte Fogarolo. Links im Hintergrund sieht man noch die schneebedeckten Gipfel von Monte Pora und Monte Alto. Die Berge in der rechten Bildhälfte sind alle bewaldet. Der Himmel ist blau mit einigen Schleierwolken.
Gemütlich – Abstieg von der Montagnina mit Monte Fogarolo & Monte Pora, links

Weiter über den Grat, der bald breiter wird und zwischendurch über wunderschöne freie Flächen und Lichtungen führt. Die Überschreitung der Montagnina endet im Sattel vor dem Pizzo Fogarolo. Wer möchte, kann diesen kleinen Gipfel auch noch mitnehmen, gut 15 Min. hin und zurück (T1).

Der Rückweg zur Alpe Montagnina ist zwar nicht beschildert, aber markiert (508). Rechts haltend quert er eine etwas steilere Flanke bis in einen nächsten, breiten Sattel, ca. 1480 m, mit Rastplatz und Infotafel. Hier wieder unmarkiert und ohne markante Wegspur, aber ganz leicht, dem Percorso delle Malghe (Almenweg) folgend auf die Hochfläche zu einer weiteren Infotafel. Anschließend gemütlich hinüber zum Rifugio Parafulmine, 1536 m, Rifugio Parafülmen auf der Homepage.

Nun entweder direkt auf unmarkierten Wegspuren oder über den breiten Fahrweg (beide auf dem Bild oben gut zu sehen) hinab zum Fahrweg bei Baita Cornei. Von hier auf dem Anstiegsweg zurück nach Groaro.

Ausgangs- und Endpunkt
Parkplatz Groaro, in einer Kurve an der Straße von Gandino nach Monte Farno. In Gandino den Beschilderungen Richtung Monte Farno folgen. Außer diesem Parkplatz gibt es keine Alternativen, das Parken an der Straße ist verboten! Kein ÖV.

Zeiten & Höhenmeter
Groaro – Piazza Barile 1 Std.
Piazza Barile – Pizzo Formico 1¼ Std.
Pizzo Formico – Montagnina 45 Min.
Montagnina – Refugio Parafulmine 45 Min.
Refugio Parafulmine – Groaro 1¼ Std.
760 Hm Pizzo Formico, ca. 1000 Hm für gesamte Runde

Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit im untersten Abschnitt & auf den Graten
Frühling & Herbst, im Sommer vermutlich sehr warm

Kompass: 104 Alpi Orobie – Bergamasche, 1:50 000. Nicht detailliert und die Wege sind nicht immer korrekt eingetragen. Zur Übersicht besser als keine Karte, dazu wasser- und reißfest.

Die genaueste Darstellung bietet OTM, allerdings ohne Hervorhebung der markierten Wege. Der Parkplatz Groaro ist korrekt eingetragen (gilt auch für OSM).

Solèr, Reto: Veltlin mit Bergamasker Alpen und Val Camonica, Bergverlag Rother, München, 2. Auflage 2022. Enthält einige Touren in den Bergamasker Alpen. Ich kenne den Titel nicht, gehe aber davon aus, dass er dem üblichen (hohen) Standard des Bergverlags entspricht.

Wer sich intensiver mit den Bergen am Iseosee beschäftigen möchte, kommt an den Büchern aus der Serie Collana Vie Normali von Idea Montagna, einer genialen Reihe für Gipfelsammler, nicht vorbei. Beschrieben werden jeweils die einfachsten Routen (=Normalwege) auf die Gipfel. Zwar leider nur auf Italienisch, aber mit ein wenig Grundkenntnissen oder einem Übersetzungsprogramm, lassen sich die wichtigsten Angaben erschließen.

Ciri, Roberto & Bellinzani, Oliviero: Prealpi Lombarde Centrali, Idea Montagna, Villa di Teolo, Italien, 2016. Prealpi Bergamasche westlich der Linie Iseosee – Val Camonica, im Westen bis zum Comer See.

Rifugio Parafulmine (Webcam & Karte mit eingezeichneten Wegen)

ÖV

Wer mit dem ÖV anreist, muss bereits in Gandino starten, Fahrzeit ab Bergamo knapp eine Stunde.

Bergamo Trasporti

Val Gandino

Percorso delle Malghe (Schöne Seite: Karte mit Wegverlauf ab Monte Farno, tolle Bilder)

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