Piz Beverin – Wanderung von Mathon auf einen Traumgipfel

Auf dem Bild geht der Blick vom Heinzenberg, einer fast schon voralpinen Berggruppe, Richtung Süden zum Piz Beverin. Der mächtig Berg sendet nach links einen langen Grat Richtung Viamala-Schlucht. Rechts vom Gipfel erkennt man im Hintergrund noch das über 3000 m hohe, schneebedeckte Bruschghorn. Es ist Herbst, die Lärchen sind bereits gelb und orange verfärbt und auch die Wiesen sind braun und gelb. Rechts stehen große Nadelbäume, im Vordergrund eine bereits gelb verfärbte Lärche. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleierwolken.
Parklandschaft – Piz Beverin vom Heinzenberg

Hoher Wandergipfel zwischen der Viamala und dem Safiental

Ein Fast-Dreitausender und gleichzeitig einer der aussichtsreichsten Berge in Graubünden – der Piz Beverin bei Thusis im Domleschg in der Region Viamala ist einer der schönsten Wandergipfel in Graubünden und ein Ziel ersten Ranges. Wie einige andere zum Teil bedeutende Gipfel in der Schweiz (Pic d’Artsinol, Torrenthorn, Trubelstock, Pizzo Centrale), liegt der Piz Beverin nur ganz knapp unter der magischen 3000er-Meter-Marke.

Blickt man von Norden aus dem Domleschg oder vom Heinzenberg zum Piz Beverin, kommt man nicht unbedingt auf die Idee, dass dieser Berg einfach zu ersteigen wäre. Hier zeigt er auch seine schönste Seite, wie auf dem Beitragsbild oben zu sehen ist.

Wanderung zum Piz Beverin – einfach & anstrengend

Wer den Beverin von Osten oder Westen sieht, erkennt dass der Berg eine wesentlich zahmere Südseite hat. Ähnlich wie bei den Churfirsten in der Ostschweiz, bildet der Beverin eine Art schräges Pultdach – in diesem Fall Richtung Süden. Die Seite erlaubt einen vergleichsweise einfachen Anstieg. Der Weg zum Piz Beverin ist eine typische Bergwanderung im oberen T3-er-Bereich. Zwischen Beverinlücke und Gipfel warten mehrere einfache, zum Teil gesicherte Felspassagen, die Trittsicherheit erfordern. Das Bild zeigt die beiden Gesichter des Beverin: nach Norden sehr steile Wände und Mulden, nach Süden ein besonders im Gipfelbereich flacher Rücken.

Auf dem Bild sieht man den Piz Beverin vom Scherenkopf über der Viamala. Der kleine Gipfel ist der äußersten Punkte im langen Nordnordostgrat des Piz Beverin. Das Bild zeigt die beiden Gesichter des Beverin: nach Norden (rechts) sehr steile Wände und Mulden, nach Süden (links) ein besonders im Gipfelbereich flacher Rücken. In den Flanken der Nordseite liegt etwas Neuschnee, am Gipfelkopf ist es etwas mehr. Der Himmel ist blau, es hat Schleierwolken und über dem Piz Beverin eine kleine Wolke.
Piz Beverin – Berg mit zwei Gesichtern

Im Gegenzug muss man sich den Gipfel mit einigen Höhenmetern und viel Schweiß verdienen. Ab Mathon sind es 1470 Hm. Wer bis Mursenas fährt, hat immerhin noch 1070 Hm vor der Brust.

Ausgangspunkt für den einfachsten Anstieg zum Piz Beverin sind die Dörfer am Schamserberg, dem Muntogna da Schons (Rätoromanisch). Üblicherweise startet man in Mathon (oder weiter oben am Parkplatz in Mursenas). Auch Lohn und Wergenstein eignen sich, sind jedoch etwas weiter entfernt.

Weniger Höhenmeter sind es vom Glaspass auf dem Weg durch die steile Westflanke. Dieser Anstieg ist jedoch entschieden anspruchsvoller, als alpine Route blau markiert, zum Teil gesichert und oft ausgesetzt. Der Bergführer Paul Züllig betont im Interview, dass die Steinschlaggefahr auf diesem Weg in den letzten Jahren stark zugenommen hat und er diesen Anstieg nicht mehr mit großen Gruppen oder Kindern unternehmen würde. Mehr zu dem Interview unten.

Auf dem Bild sieht man eine Wanderin im Schlussanstieg zum Piz Beverin. Sie befindet sich bereits auf dem Gipfeldach. Der Blick geht Richtung Süden und Südwesten zu den Gipfeln der Adula. Links von der Bildmitte erhebt sich das flache Bruschghorn, ein leichter 3000er und der höchste Gipfel der Region. Wie seine Nachbarn ist es schneebedeckt. Weiter rechts erkennt man viele Gipfel zwischen Safiental, Valser Tal und Surselva. Den Vordergrund nimmt die Hochfläche am Piz Beverin ein. Die Alpweiden in der rechten Bildhälfte sind bereits herbstlich braun verfärbt. Der Himmel ist blau, es hat einige Schönwetterwolken.
Gipfelwärts – Bruschghorn & Adula vom Schlussanstieg zum Piz Beverin

Der Piz Beverin ist auch Pate für den gleichnamigen Naturpark. Ziel des Parks »ist eine nachhaltige Regionalentwicklung durch Förderung einer nachhaltig betriebenen Wirtschaft, Erhalt und Aufwertung der Qualität von Natur und Landschaft und Stärkung der gesellschaftlichen Entwicklung.« Mehr Infos beim Naturpark Beverin.

Rekordhalter am Piz Beverin

Ist die Rede vom Piz Beverin, kommt man an einer Person nicht vorbei: Paul Züllig, Bergführer aus Thusis. Im September 2022 knackte er die Marke von 1400 Besteigungen! Ich komme gerade mal auf zwei …

In den Jahren zwischen 1996 und etwa 2005 war ich regelmäßig mit Paul unterwegs: Piz Palü, Piz Kesch, Piz Platta, Piz Timun … Mein erster Gipfel mit ihm war der Pizzo Tambo am Splügenpass. Paul hatte seinerzeit ein Jahresprogramm für den Sommer mit Tages- und Zweitagestouren in Mittelbünden und im Engadin. Jedes Jahr im Frühjahr schickte er es mir zu und ich war einmal, manchmal auch zweimal pro Jahr mit ihm und anderen Gästen unterwegs.

Auf dem Bild geht der Blick vom Heinzenberg Richtung Süden zum Piz Beverin. Es ist Herbst, die Lärchen sind bereits gelb und orange verfärbt und auch die Wiesen sind braun und gelb. Im Vordergrund stehen zwei bereits orange gefärbte Lärchen und mehrere herbstlich verfärbte Sträucher. Der Himmel ist blau, es hat wenige Schleierwolken.
Piz Beverin – Hausberg von Paul Züllig

An die Touren mit ihm erinnere ich mich sehr gerne. Paul war immer lässig, dazu hatte er in jeder Situation einen guten Spruch parat. Das Ganze gepaart mit einem feinsinnigen Humor. Zwei Tage vor unserer Tour zum Piz Platta kündigte er mir am Telefon eine Überraschung an. Als wir am Samstag Abend dann im Berghaus Tga eintrafen, gab es zur Begrüßung einen kleinen Apéro und etwas zu knabbern – Paul hatte Geburtstag und ließ sich für seine Gäste (acht Personen) etwas einfallen.

Der vielleicht schönste Tag war die Tour zum Piz Palü: Traumwetter, Fernsicht ohne Ende. Einer meiner Traumgipfel bei perfektem Wetter und perfekten Verhältnissen. Vielleicht der schönste Tag im gesamten Sommer 1998.

Bei Beverin Interviews gibt es ein interessantes Video mit Paul Züllig. Wer von euch keinen Bündner Dialekt versteht – es gibt auch Untertitel.

Auf dem Bild geht der Blick über die Dachlandschaft von Mathon am Schamserberg hinab ins Schams. Während es in Mathon bereits sonnig ist, liegt das Tal noch im Schatten. Dort sind auch die Kantonsstraße und Nationalstraße zu erkennen.
Dachlandschaft – Mathon am Schamserberg

Wanderung von Mathon zum Piz Beverin

In Mathon, 1527 m, zunächst auf einem markierten Ziehweg, der über Alpweiden und kurz durch einen Lärchenwald zu einem neu erstellten Wirtschaftsweg führt. Diesen überqueren und durch meist feuchte und sumpfige Wiesen an den Hütten von Tgoms vorbei bis Mursenas, P. 1932 m. Bis hierher könnt ihr gegen eine Gebühr auch mit dem Pkw fahren, allerdings ist das Parkplatzangebot beschränkt.

Nun kurz den Fahrweg kreuzen und weiterhin auf der rechten Seite oberhalb eines Bachgrabens in nordwestlicher Richtung ansteigen. Auf einer Höhe von ca. 2140 m wendet sich der Weg Richtung Südwesten. Ihr ersteigt in Kehren einen Rasenhang, von dem ihr dann wieder eher westlich haltend in eine leichte Einsattelung mit einer einzelnen Hütte auf der der Alp Nursin, 2442 m, kommt. Hier zweigt nach rechts die Variante über die Leiter am Beverin Pintg ab. Zeitersparnis etwa 15 Min.

Ihr wandert nun durch die Mulde der Alp Nursin, der Weg hält direkt auf die Schutthalde zu, die von der Beverinlücke herab zieht. Oberhalb von ca. 2600 m wird das Gelände wieder merklich steiler, aber der Weg führt gut angelegt in Kehren problemlos bis knapp unter die Beverinlücke, 2826 m (bei Swisstopo Farcletta digl Bavregn oder Lügga).

Auf dem Bild sieht man einen Felskopf auf dem Weg zum Piz Beverin. Was aussieht wie ein Gipfel, ist tatsächlich nur eine Erhebung im Grat. Der Felskopf fällt Richtung Westen (links) mit einer senkrechten Wand ab, nach rechts erkennt man die Felsstufe, die man auf dem Weg zum Gipfel durchsteigt. Im Vordergrund erkennt man rechts einen Steinmann. Außerdem sind einige Schneefelder zu sehen. Links im Hintergrund sieht man noch den Calanda und einen kleinen Ausschnitt des Heinzenbergs. Der Himmel ist blau mit wenigen Schleierwolken.
Kalkschutt – Impressionen vom Weg zum Piz Beverin mit der obersten Felsstufe

Bereits kurz unterhalb der Lücke zweigt der Anstieg zum Gipfel rechts ab und führt zur ersten gesicherten Stelle. Diese überwindet ihr problemlos. Darüber geht’s im rutschigen Kalkgeröll, zum Teil steil über die nächsten Stufen. Nach einem kurzen Flachstück wartet eine weitere gesicherte Stelle. Auch diese lässt sich gut meistern und nach ein paar weiteren Kehren seid ihr schon auf dem Gipfelgrat, auf dem ihr durch weichen Schieferschutt den großen Gipfelsteinmann mit Gipfelbuch auf dem Piz Beverin, 2997 m, erreicht.

Auf dem Bild geht der Blick vom Gipfel des Piz Beverin Richtung Osten und Südosten. Man sieht viele Gipfel der Bündner Alpen vom Piz Kesch ganz links, über die Berninagruppe bis zum Pizzo Badile ganz rechts. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. In der Tiefe sieht man einige Dörfer am Schamserberg und im Schams. Der Himmle ist blau, es hat Schleierwolken und einige Quellwolken, die manchen Gipfel am Horizont verdecken.
Panorama – Bündner Alpen vom Piz Beverin

Rundsicht vom Piz Beverin

Die Rundsicht ist wohl eine der schönsten im Bündnerland. Man kann vermutlich (fast?) alle Bündner Gipfel sehen – ausgenommen vielleicht die Berge im Unterengadin. Die Fernsicht reicht vom Monte Rosa bis zur Ötztaler Wildspitze und im Nordwesten bis zur Station auf dem Chli Titlis. Zumindest bei meinem ersten Besuch vor über 25 Jahren hatte ich das Glück. Links vom Bruschghorn ragen die beiden höchsten Gipfel der Adula, die »Zwillinge« Rheinwaldhorn und Güferhorn, auf.

Auf dem Bild geht der Blick vom Piz Beverin Richtung Süden und Südwesten zu den Bergen zwischen Splügenpass links am Bildrand und der Adula. Die bedeutendsten Gipfel sind auf dem Bild beschriftet. Rechts von der Bildmitte erhebt sich das flache Bruschghorn, ein leichter 3000er und der höchste Gipfel der Region. Wie seine Nachbarn ist es schneebedeckt. Links davon erkennt man Rheinwaldhorn und Güferhorn. Den Vordergrund nimmt die Hochfläche am Piz Beverin ein. Die Täler auf der Alpensüdseite liegen unter Hochnebel. Dieser löst sich über dem Splügenpass Richtung Norden auf. Der Himmel ist blau, es hat einige Quellwolken, die für ein stimmungsvolles Bild sorgen.
Stimmungsvoll – Berge zwischen Splügenpass und Adula vom Piz Beverin

Dazu gibt’s packende Tiefblicke ins Safiental und auf die liebliche Hochfläche des Heinzenbergs. Darüber seht ihr die Signina-Gruppe mit dem Piz Fess und dahinter die Glarner Alpen. Im Norden scheint der Churer Hausberg, der Calanda, das Rheintal abzuriegeln. Aber der Rhein kümmert sich nicht darum und lässt ihn einfach links liegen …

Bei Wikipedia findet ihr je ein Sommerpanorama und Kugelpanorama im Winter vom Piz Beverin.

Abstieg vom Piz Beverin

Wie bereits oben angedeutet, gibt es als Abstiegsalternative den Weg über die Leiter, die man in dieser Richtung aufsteigend begeht. Erfahrene und Trittsichere können von der Beverinlücke über die blau markierte Route zum Glaspass absteigen. Busverbindung nach Thusis (90.531), letzte Verbindung um 15:49 Uhr (Stand 2024), später nur noch Verbindungen ab Obertschappina.

Ausgangs- und Endpunkt
Mathon am Schamserberg. Bus ab Thusis via Zillis (90.541 und 90.551). Bahn von Chur nach Thusis (940). Gut ausgebaute Straße, Parkplätze.

Zeiten & Höhenmeter
Mathon – Alp Nursin 2½ Std.
Alp Nursin – Beverinlücke 1 Std.
Beverinlücke – Piz Beverin 45 Min.
Piz Beverin – Beverinlücke 30 Min.
Beverinlücke – Alp Nursin 45 Min.
Alp Nursin – Mathon 1¾ Std.
1470 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T3, Trittsicherheit und Gewandtheit im Fels ab der Beverinlücke
Juli bis Oktober

Swisstopo 50, 257 T Safiental (wasserfest). Die beste Lösung.

Swisstopo 25, 1235 Andeer, exakter, aber ohne Wegeintragungen.

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.

Mehr Infos bei Swisstopo.

Hunziker, Manfred: Clubführer Bünder Alpen 2 Vom Lukmanier zum Domleschg, SAC-Verlag, Bern 1998. Beschreibt sämtliche Gipfel der Adulagruppe auf der Bündner Seite. Der schon etwas in die Jahre gekommene, aber von Manfred Hunziker souverän verfasste Führer, ist noch immer »State of the art«. Im Gletscherbereich nicht mehr ganz aktuell, dennoch topp!

Kruker, Robert / Reich, Julian / Simmen, Andreas: Passland Viamala – Höhen und Täler am Hinterrhein. Ein Kultur- und Wanderführer, Rotpunktverlag, Zürich, 2021. Nicht nur der Piz Beverin lohnt eine Besteigung, die Region steckt voller interessanter Touren und atmet Geschichte. Tolles Buch!

Unterwegs keine Möglichkeit.

ÖV

Mathon ist ab Thusis im Domleschg via Zillis mit dem Bus erreichbar (90.541 und 90.551). Nach Thusis mit der Bahn ab Chur (940).

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Wallis unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

PostAuto Schweiz

Rhätische Bahn RhB

invia (Vereinigung der Tarifverbünde in Graubünden)

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

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