Einen Wanderführer schreiben – Von der Idee bis zum Druck
Zwischen 2008 und 2013 veröffentlichte ich verschiedene Wander- und Tourenführer. Das wollte ich seit meiner Jugend machen. Alle Titel sind vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich, einige davon gibt es als E-Book.
Es ist sehr viel Arbeit, einen Touren- oder Wanderführer zu schreiben. Von der Idee geht es zunächst an die Recherche und Auswahl der Ziele und Touren. Nun muss man die Touren abwandern und erfassen, vor allem auch zeitlich. An dieser Stelle sollte ich klar sagen: Es ist schon etwas Anderes, eine Tour machen zu müssen, weil sie im Führer stehen soll, als eine Tour zu machen, weil man gerade Lust darauf hat.
Zu Hause schreibt man noch die Texte. Zu diesem Aspekt schrieb Walther Flaig, der »Vater der Alpenvereinsführer« einst im AVF Silvretta: Es sei schwierig, eine Route zu beschreiben, dass jeder sie verstehen – und verantworten könne. In jeder Tourenbeschreibung steckt eine gewisse Verantwortung! Zuletzt gilt es noch, passende Bilder auswählen. Etwas ausführlicher beschreibt es der Bergverlag Rother, wie man In neun Schritten zum Wanderführer kommt.
Und es ist nicht nur viel Arbeit. Der bekannte Wanderführerautor Sepp Brandl sagt ganz klar: »10 Jahre musst du gehen, dann kannst du einen Wanderführer schreiben«. Das heißt mit anderen Worten, dass man viel Erfahrung mitbringen sollte, wenn man ein solches Projekt angehen und erfolgreich umsetzen möchte. In Zahlen würde ich es so ausdrücken: etwa 10 Jahre mit mindestens 30-40 Touren pro Jahr.
Acht Wanderführer? Das klingt zunächst einmal nicht so viel. Wenn man aber einen »normalen« Job hat, ist das in gerade mal fünf Jahren einiges. Ein Verlagsleiter sagte mir, dass man nebenberuflich eigentlich maximal einen Wanderführer pro Jahr machen könne.
Peters Werk und Renis Beitrag
An dieser Stelle möchte ich den Anteil, den meine Ex-Partnerin Reni an diesen Büchern hat, hervorheben. Mit Ausnahme des Engadin-Führers war sie immer mit dabei. Sie ist oft Modell gestanden oder gelaufen, hat viele stressige Bergtouren mitgemacht, statt auszuschlafen und einen entspannten Urlaub zu genießen. Sie ziert das Cover von fünf Führern.
Sie hat meinen Frust ausgehalten, wenn die Wetterprognosen schlecht waren oder ich mich mit anderen Unzulänglichkeiten (über die ich hier nicht spreche) herumschlagen musste. Der Anteil, den Reni an diesen Büchern als »moralische Stütze« hat, ist nicht zu unterschätzen! Sie ist auch auf vielen Bildern auf diesem Blog zu sehen.
Meine »Edition«
Hier stelle ich euch zunächst meine persönliche »Best Of« (Top Drei) vor und im Anschluss die anderen Titel in der Reihenfolge der Bearbeitung. So wie für Musiker manche Songs aus dem eigenen Œuvre persönlich etwas mehr bedeuten, spielen manche Bücher für mich aus bestimmten Gründen eine etwas größere Rolle. Gleichwohl ist jedes davon wichtig.
Die Jahreszahl hinter dem Titel bezieht sich auf das Bearbeitungs- und nicht das Erscheinungsjahr.
1 Traumwandergipfel in der Schweiz / 2010
Die Intention war es, 50 der schönsten Aussichts- und Wanderberge in der Schweiz in einem Buch zu präsentieren. Auch die Wortschöpfung »Traumwandergipfel« stammt von mir.
Während der Bearbeitung hatte ich die Idee, daraus eine Rundreise durch die Schweiz zu kreieren. Dazu verfasste ich die einleitenden Kapitel zu den Regionen (Ostschweiz, Zentralschweiz, Berner Oberland, Romandie, Wallis, Tessin, Graubünden) als Reisebeschreibung. Eine Rundreise durch die Schweizer Bergwelt, die man zusammenhängend lesen kann.
»Eine Rundreise über 50 Schweizer Aussichtsberge« sollte der Untertitel heißen. Das hatte ich dem Verlag so mitgeteilt. Verlagsseitig wurde die Idee nicht goutiert und man machte daraus »50 Bergziele unter 3000 m«. Ich fand das sehr schade, denn damit war eine Geschichte zu Ende, noch bevor sie richtig begonnen hatte.
Ich halte diese Idee nach wie vor für eine gute. Bei Montolando findet ihr die Geschichte dazu und die Links zu den Abschnitten der Rundreise im Beitrag Wandergipfel in der Schweiz – Ein Buch & die Story dahinter.
2 Engadin und Mittelbünden / 2007
Mein erster Tourenführer. Mein erstes Buch. Ein erfüllter Jugendtraum. Monatelang nur Touren im Engadin und in den Tälern Mittelbündens. Und dazu viel Herzblut.
Graubünden war seinerzeit meine bevorzugte Region. Und jetzt durfte ich erst noch einen Tourenführer über eine »große Liebe« schreiben. Davon hatte ich lange geträumt. Eine Verlagsmitarbeiterin meinte zu mir: »Am ersten Buch hängt man mit besonders viel Herzblut.« Ich dachte, es würde bei den folgenden Führern nicht anders sein. Aber sie hatte recht. Zwar war ich auch bei den anderen Titeln mit Feuereifer dabei, aber auch hier war das erste Mal etwas sehr Spezielles …
Leider sind die Bilder nicht so, wie man es sich bei einem Tourenführer vorstellt und über das farblich völlig verhunzte Cover könnte ich noch heute weinen. Trotzdem war der Moment, als ich das Buch zum ersten Mal in einer Buchhandlung sah, unbeschreiblich.
3 Berner Oberland / 2009
Mein Highlight: Zusammen mit Eugen E. Hüsler, dem »Klettersteigpapst« einen Tourenführer schreiben. Hätte ich nie für möglich gehalten. Seine Bücher und Führer standen seit vielen Jahren in meinem Bücherschrank und ich war quasi ein »Fan« von ihm.
Ich erinnere mich noch, als eine Mitarbeiterin des Verlags mich anrief und fragte, ob ich Lust hätte, mit Eugen E. Hüsler einen Tourenführer über das Berner Oberland zu machen. Meine direkte Gegenfrage: »Hat denn der Herr Hüsler Lust, einen Führer mit mir zu machen?«
Hatte er und die Zusammenarbeit war eine schöne Erfahrung für mich. Umgangssprachlich würde man Eugen als »coole Socke« bezeichnen. Aber ohne unseren »dritten Mann«, Markus Meier, wäre der Führer nicht so gut geworden. Er hatte die Hochtouren wie Blüemlisalphorn, Mönch oder Sustenhorn begangen und beschrieben und damit einen wichtigen Beitrag geliefert.
Mein Wunsch wäre es gewesen, abschließend gemeinsam eine Tour zu dritt zu machen. Daraus wurde leider nichts. Wenigstens haben wir uns zum Schreiben des Vorworts getroffen. Das Ergebnis gefiel dem Eugen dann aber gar nicht. Einen Tag später hatte er es einfach komplett über den Haufen geworfen und uns seinen neuen Vorschlag geschickt. So wurde es abgedruckt.
Leichte 3000er in der Schweiz / 2010
Eines meiner Lieblingsthemen in den Bergen: Leichte 3000er. Besonders in der Schweiz hat es viele davon, aber auch in Österreich und Südtirol gibt es reichlich Auswahl.
Im Beitrag Leichte 3000er in der Schweiz gibt es nähere Informationen zum Buch, zu den Regionen und Gipfeln. Im Laufe der Zeit kommen regelmäßig weitere Ziele hinzu.
Mich ziehen diese Berge seit vielen Jahren magisch an. Berge, die ein Hochgefühl vermitteln, gleichzeitig aber ohne Hochtourenausrüstung und ohne Bergführer bestiegen werden können.
Rheintaler Höhenweg / 2011
Es ist der erste und bis heute einzige Wanderführer über den Rheintaler Höhenweg in der Ostschweiz. Die Bezeichnung Höhenweg trifft es dabei nicht immer ganz. Auf den ersten Etappen führt der Rheintaler oft durch eine Tal nahe Kulturlandschaft. Das Projekt bot mir die Möglichkeit, viele mir seit langem schon bekannte Berge zwischen Bodensee und Walensee erneut aufzusuchen. Einige Gipfel wie Hoher Kasten, Mutschen, Alvier oder Gonzen sind als Varianten zum Höhenweg im Führer beschrieben.
Vergessene Pfade in Südtirol / 2011 & 2012
Nach fünf Tourenführern über die Schweiz sagte ich erfreut zu, als mir dieser Titel angeboten wurde. Wobei ich gleichzeitig zunächst skeptisch war, ob ich zu dem Thema genügend Touren finden würde. Aber das war kein Problem. In Südtirol oder auch im benachbarten Trentino finden sich unzählige vergessene Pfade und auch vergessene Gipfel.
Die Recherche war für mich schwieriger als in der Schweiz. Gleichzeitig war es spannend, neue und unbekannte Ziele zu suchen und zu finden.
Vinschger Höhenweg / 2012
Es war ebenfalls der erste Führer über den damals noch wenig populären Vinschger Höhenweg. Er wird wohl nie die Beliebtheit des bekannten Meraner Höhenwegs erreichen. Aber das macht nichts, dafür ist man am Vinschger oft allein unterwegs. Viel »Wanderverkehr« gibt es höchstens auf den beiden letzten Etappen rund um St. Martin im Kofel. Auch hier habe ich einige Gipfel wie Spitzige Lun, Upikopf oder Vermoispitze als Varianten beschrieben.
Die schönsten Wanderhütten der Alpen / 2012
Eugen E. Hüsler bot mir an, an dem Band mitzuarbeiten. Ich durfte mir »meine« Hütten aussuchen. Logisch, dass es damals vor allem Hütten in der Schweiz waren, die ich bereits kannte. Nicht immer hatte ich jedoch ein Bild parat. So ging es noch auf die zum Teil mühsame Suche nach geeigneten Bildern: bei Bekannten, AV-Sektionen oder Tourist-Infos.
Hinweis: Für die Links zu meinen Büchern erhalte ich keine Provision. Bei einem Kauf gibt es nur das minimale Verlagshonorar.
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