Wanderungen mit der Panoramabahn von Brand
Wer in Vorarlberg auf der A14 vom Bodensee Richtung Montafon und Arlberg steuert, ahnt nicht, dass im Walgau bei Bludenz eines der schönsten Täler im »Ländle« nach Süden abzweigt. Es sei denn, man war schon mal dort. Ich spreche vom Brandnertal. Ein Bergtal wie aus dem Bilderbuch – so charakterisierten es Günther und Walther Flaig im AVF Rätikon. Zweierlei verbindet mich besonders mit dem Brandnertal:
Der gewaltige Talschluss mit der Schesaplana und den Zirmenköpfen: Für mich eines der schönsten Bilder der Alpen überhaupt. Vor kurzem saß ich dort abends bis fast um 22 Uhr draußen vor meinem Hotel, um mir das anzuschauen. Wie sich das Licht immer wieder veränderte, wie die Wolken über die drei Gipfel zogen. Magisch. Ich konnte mich erst losreißen, als es bereits dunkel wurde. Die Kamera hatte an dem Abend einiges zu tun.

Meine erste größere Tour im Brandnertal: Wir stiegen Ende Juni 1986 nachmittags zur Sarotlahütte auf. Dort übernachteten wir und bestiegen am nächsten Tag den Groß Valkastiel. Den Blick vom Gipfel auf Zimba und Schesaplana habe ich nie mehr vergessen, diese Momente haben sich unauslöschlich in meinem Gedächtnis festgesetzt. Wieder zu Hause konnte auch unsere Niederlage im WM-Finale mein Hochgefühl nicht schmälern.
Große Auswahl an Wanderungen im Brandnertal
Das Wander- und Tourengebiet von Brand ist sehr vielseitig. Vom leichten Spaziergang im Tal bis zu den alpinen Anstiegen im Schesaplana-Massiv ist alles dabei. Dazu kommen noch Kletterrouten in der Zimbagruppe, die für Bergwanderinnen & Bergwanderer jedoch kein Thema sind. Im Brandnertal gibt es fast ein Dutzend Gipfel, die auf Wegen und Steigen erreichbar sind. Die Anforderungen reichen dabei von ganz leicht am Loischkopf bis hin zu anspruchsvoll am Groß Valkastiel oder Saulakopf. Eine der eindrucksvollsten Wanderungen führt auf den Mottakopf im Schesaplana-Massiv. Hier ein Bild mit Tiefblick von seinem Gipfel ins Brandnertal.

Die »Krone« der Brandner Bergwandergipfel ist die Schesaplana. Sie wird gemeinhin als »leicht« eingestuft. Das trifft aber nur dann zu, wenn die äußeren Bedingungen und die Erfahrung stimmen. Ihre Bedeutung für die Alpingeschichte ist so überragend, dass sie einen eigenen Beitrag verlangt.
In 1997 war ich das erste Mal auf dem Loischkopf. Es war ein sonniger Tag im Mai und auf der Gipfelwiese blühten die Krokusse um die Wette. Ich war allein und bin den ganzen Tag fast niemandem begegnet. Der Anstieg führte mich von Bürserberg am eindrucksvollen Schesatobel vorbei. Dessen Verbauungen dürften schon viel Geld verschlungen haben. Vom Burtschasattel besuchte ich zuerst noch den bis oben hin bewaldeten Taleu, 1746 m, auch Burtschakopf genannt. Dieser Berg wird bis heute nur wenig besucht, es führt kein markierter Wanderweg auf seinen Gipfel. Die Panoramabahn zum Burtschasattel existierte seinerzeit noch nicht. Sie wurde im Jahr 2007 in Betrieb genommen. Bis dahin war es ein eher ruhiges Wandergebiet. Die Linienführung der Bahn über den Schliefwaldtobel ist zwar ziemlich spektakulär, aber mit der Stille am Gipfel ist es nun vorbei.

Leichte Wanderung zum Loischkopf
Der ideale Einstieg in das Brandnertal und seine Bergwelt ist der vergleichsweise bescheidene Loischkopf. Hier oben ist der perfekte Platz für einen ersten Überblick über das Tourengebiet. Gerade recht, um einen Plan für eine Tourenwoche zu machen. Eigentlich ist der Berg nur ein großer Hügel, dessen Gipfelpartie sich gerade noch aus den umliegenden Wäldern erhebt. Die leichte Wanderung zum Gipfel lohnt sich unbedingt.
Ihr könnt den Loischkopf also mit wenig Aufwand erreichen. Ein breiter Fahrweg, der nur zwischendurch kurz von einem Wanderweg abgelöst wird, führt euch in 20 Min. ab der Bergstation zur großen Gipfelwiese am Loischkopf, 1809 m. Knapp unterhalb befindet sich die Bergstation des Sesselliftes ab Bürserberg, dem Loischkopflift. Der kurze und einfache Anstieg zum Loischkopf ist auch für Kinder geeignet.
Der Loischkopf ist gleichzeitig ein gutes Beispiel für eine Wanderung, die mit Öffis zu machen ist. Hier lassen sich schöne Rundwanderungen & Überschreitungen mit Öffis durchführen. Im Kasten »ÖV« gibt’s weitere Infos.

Rundsicht vom Loischkopf
Am Gipfel laden mehre Ruhebänke zu einer ausgiebigen Rast. Das Gipfelkreuz steht etwas nördlich unterhalb. Fast alle Gipfel im Brandnertal stehen Parade.
Im Südosten die wilde Zimbagruppe mit dem Zwölferkamm. Die Gipfel steigen ansatzlos und steil aus dem Brandnertal an. Im Süden dominiert das Schesaplana-Massiv die Szenerie. Im Rätikon gibt es kein anderes Massiv, das ähnlich viel (hoch-) alpines Flair verströmt. Im Westen stehen die spröden Gipfel der Fundelkopfgruppe, die einen Durchblick zum Naafkopf gewähren. Rätikon total. Vielleicht möchtet ihr wissen, wie die Berge rund um die Schesaplana heißen? Dazu habe ich eine Aufnahme aus ähnlicher Perspektive wie im Beitragsbild hier nochmals in beschrifteter Form eingefügt.

Auf der anderen Seite reicht der Blick zu den grünen Gipfeln im Bregenzerwaldgebirge. Dazu gibt es schöne Tiefblicke auf Bludenz und ins Klostertal zwischen Verwallgruppe und Lechquellengebirge. Knapp rechts über dem Arlberg zeigt sich am Horizont der Hohe Riffler, der höchste Berg im Verwall.
Wanderung vom Loischkopf nach Brand
Und dann wieder mit der Bahn ins Tal zurück? Da gibt es bessere und schönere Alternativen. Zum Beispiel ein Abstieg über den Themenweg »Natursprünge-Weg Brandnertal«. Hier könnt ihr die Natur an elf Stationen interaktiv kennenlernen. Der Weg ist in Zusammenarbeit mit der inatura Dornbirn didaktisch liebevoll aufbereitet, leistet auf anschauliche Weise wertvolle Aufklärungsarbeit über die Zusammenhänge der alpinen Natur und ist für Kinder richtig spannend. Der Abstieg dauert dann vielleicht etwas länger als geplant.

Der Weg ist immer gut markiert und beschildert. Leider verläuft ein Großteil davon auf Fahr- und Alpwegen. Von der Bergstation der Panoramabahn zunächst in den Parpfienzsattel, 1675 m. Von hier weiter zur Inneren Parpfienzalpe, 1524 m. Weiter bis zur Station der Dorfbahn. Von hier könnt ihr mit der Seilbahn ganz bequem nach Brand »absteigen«. Oder aber auch noch den letzten Abschnitt per Pedes absolvieren. In diesem Abschnitt kürzt der Wanderweg einige Kehren der Straße ab.

Alternative Wanderungen am Loischkopf
Ihr möchtet es gerne ruhiger am Gipfel haben? Auch das geht. Sobald die Bergbahn Anfang November den Betrieb eingestellt hat, wird es hier oben merklich stiller. Oder so wie ich seinerzeit im Mai, bevor die Saison losgeht. Dann solltet ihr aber noch mit Schneefeldern rechnen, je nach Intensität des vergangenen Winters. Tipp: Einfach die Webcam am Loischkopf anklicken und schauen, wie die aktuellen Verhältnisse sind.
Sehr schön ist eine Rundtour ab Bürserberg (oder ab der Haltestelle Tschapina), die ihr wie folgt gestalten könnt: Vorbei am eindrucksvollen Schesatobel zum Burtschasattel und von dort zum Loischkopf. Der Abstieg vom Loischkopf via Parpfienzsattel und Innere Parpfienzalpe nach Brand. Das ergibt eine sehr einfache und schöne Überschreitung. Zurück geht’s ganz einfach mit dem Bus.
Ausgangs- und Endpunkt
Brand, Talstation der Panoramabahn. Erreichbar ab Bludenz mit dem Auto oder per Bus (580). Alternativ Bürserberg.
Zeiten & Höhenmeter Bergstation Panoramabahn – Loischkopf 20 Min.
Loischkopf – Bergstation Panoramabahn – Dorfbahn 1½ Std.
Dorfbahn – Brand 45 Min.
160 Hm,
770 Hm, 420 Hm bis Dorfbahn
Bürserberg – Loischkopf 2½ Std.
920Hm
Anforderungen & Jahreszeit T1, auch für Kinder geeignet, T2 ab Bürserberg beim Schesatobel
Mai – November
freytag & berndt: 5374 Brandnertal-Nenzinger Himmel-Rätikon, 1:35 000. Beste und schönste Wanderkarte für das Brandnertal.
Kümmerly+Frey: 02 Montafon – Silvretta, 1:35 000, reißfest, inkl. Download Karte für Smartphone.
Braendle, Hermann: Rätikon Reader, Bucher Verlag Hohenems, 2009. Wander- und Lesebuch in einem. Mit interessanten Hintergrundinfos.
Mayr, Herbert: Brandnertal: mit Großem Walsertal und Klostertal, Bergverlag Rother, München, 5. Auflage 2018. Deckt das ganze Spektrum von leicht bis anspruchsvoll ab. Die hier beschriebenen Ziele sind enthalten. Sehr empfehlenswert.
Mayerhofer, Rudolf: Alpenvereinsführer Rätikon, Bergverlag Rother, München, 10. Auflage 2014. Der Autor beschreibt nur die üblichen Anstiege, die regelmäßige Begehungen aufweisen und verzichtet auf heikle Touren. Sehr schöne und eindrucksvolle Farbbilder.
Flaig, Günther & Walther: Alpenvereinsführer Rätikon, Bergverlag Rother, München, verschiedene Auflagen. Die »alten Flaig-Führer« (AVF) sind längst vergriffen, einige davon sind mittlerweile digital erhältlich (gescannte Bibliotheksausgaben). Teilweise bereits veraltet, aber wunderbar geschrieben. Evtl. noch antiquarisch erhältlich bei Alpen-Antiquariat Ingrid Koch.
Hunziker Manfred: Alpine Touren Ringelspitz / Arosa / Rätikon, SAC Verlag, Bern, 2010. Enthält im Gegensatz zu früheren Auflagen auch die nördlichen Rätikon-Kämme in Liechtenstein und Österreich. Wie alle SAC-Führer zwar nicht unbedingt preiswert, aber im gewohnt exakten und souveränen Stil von Manfred Hunziker. Top!
Brand und Bürserberg sind von Bludenz mit dem Bus erreichbar (580).
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