Leichte Bergtour im Naturpark Texelgruppe
Im nordöstlichen Teil der Texelgruppe gibt es keine Dreitausender, die Gipfel reichen nur noch über die Marke von 2800 m. Das Fehlen von großen und bekannten Gipfeln bringt es freilich mit sich, dass dieses Gebiet weniger besucht wird, obwohl hier einige sehr schöne und teilweise recht zackige Gipfel stehen (Erenspitz, Sefiarspitz). Hier erhebt sich auch die Kolbenspitze. Zwar gibt es mit der Rötenspitze eine um gerade mal 7 m höhere »Rivalin«, aber die wahre Herrscherin in dieser Ecke der Texelgruppe ist die mächtige und weit vorgeschobene Bergkuppe der Kolbenspitze. Mit breit ausladenden Graten beherrscht der Gipfel, von Einheimischen und auf den Schildern einfach nur »Kolbner« genannt, ihre Umgebung. Bei den Italienern heißt der Berg La Clava.

Texelgruppe & Naturpark Texelgruppe
Die Texelgruppe ist eine bedeutende Untergruppe im Südosten der Ötztaler Alpen, die wiederum eine der größten Berggruppen der Ostalpen sind. Das Eisjöchl trennt die Texelgruppe vom Hauptkamm der Ötztaler Alpen. Namengeber ist nicht der höchste Gipfel, das Roteck, sondern die etwas niedrigere Texelspitze.
Besonders auf der Südseite fällt die Texelgruppe sehr steil in den unteren Vinschgau ab. Die Höhenunterschiede sind außerordentlich: Bei einer Horizontaldistanz von 5 Km überragt die 3080 m hohe Lahnbachspitze Naturns um über 2500 Hm – ein enormer Wert!
Viele Gipfel der Texelgruppe bestehen aus eher dunklen Gesteinen wie Gneisen und Schiefer. Gerade deshalb fallen Lodner und Hohe Weiße im Zentrum der Texelgruppe besonders auf: Sie sind größtenteils aus Marmor aufgebaut.

Der Naturpark Texelgruppe ist einer von sieben Naturparks in Südtirol. Er wurde 1976 als zweiter Naturpark gegründet und ist der flächenmäßig größte. Die Grenzen des Naturparks sind nicht 1:1 mit der Texelgruppe identisch. Teil des Naturparks sind auch die Täler und Gipfel zwischen Pfossental und Finailspitze im Schnalstal. Hingegen liegen die Siedlungs- und Höfegebiete am Rand der Texelgruppe außerhalb des Naturparks und es gibt somit keine Einschränkungen für Landwirtschaft oder Tourismus. Dies ist eine Voraussetzung für die Akzeptanz eines Schutzgebietes in der Bevölkerung.

Wege von Ulfas auf die Kolbenspitze
In der Texelgruppe konzentriert sich fast alles auf populäre Ziele, wie den Meraner Höhenweg, die Spronser Seenplatte oder die Mutspitze bei Dorf Tirol. Allesamt lohnende Touren, zweifellos. Ein eher stilles Ziel ist die Kolbenspitze. Der lange Anstieg mit 1340 Hm sorgt dafür, dass es wohl auch in Zukunft dabei bleiben wird.
Wer im Anschluss an den Normalanstieg noch Lust auf eine streckenweise ausgesetzte Gratwanderung hat, für den ist die Überschreitung der Mutspitze eine interessante Zugabe. Was auf der Karte nach einem gemütlichen Wanderung über einen breiten Grat aussieht, entpuppt sich bei der Begehung als durchaus ernstzunehmende Bergtour! Wer also ausgesetzte Grate scheut, steigt besser am Anstiegsweg wieder ab. In diesem Fall rechne man mit 2½ Std. ab Gipfel.
Beide Anstiege kann man gut von der Matatzspitze aus studieren, wie folgendes Bild zeigt. Die Matatzspitze ist selbst ein sehr schöner Aussichtsberg direkt über dem Passeiertal. Der Anstieg von Kratzegg dauert 2 – 2½ Std. Die Tiefblicke vom Gipfel ins Passeiertal sind sensationell (man sieht bis Meran) und beim Abstieg kann man noch einen Waalweg einbauen.

Unbedingt einen klaren Tag abwarten, denn die Rundsicht ist wirklich phänomenal. Deshalb gibt es hier viele beschriftete Bilder vom Gipfel. Und nebenbei: Früh aufbrechen, denn der gesamte Anstieg ist der Morgensonne ausgesetzt! September & Oktober sind die idealen Monate für diese Tour, nicht zu heiß und oft klar.
Wanderung von Ulfas zur Kolbenspitze
Von Kratzegg, ca. 1530 m, kurzzeitig auf dem breiten Fahrweg Richtung Untere Ulfaser Alm. Den Fahrweg nach zwei Kehren rechts verlassen und dem Wanderweg Nummer 2 folgen, der geradewegs in den Wald hineinführt. Er steigt zunächst nur mäßig an, das Gelände wird aber beim Verlassen des Waldes unterhalb einiger Almhütten wieder steiler. Der Pfad bleibt unterhalb einer steilen Schrofenflanke (Winterit) und führt euch zu einer Abzweigung auf ca. 1970 m.

Hier haltet ihr euch rechts und steigt nun über eine von großen Blöcken durchsetzte Rasenrippe in Richtung der großen Blockhalde, die von der Kleinen Kolbenspitze herabzieht. Bis dorthin ist der Pfad allerdings nicht immer ausgeprägt und ihr solltet daher gut auf die Markierung achten. Durch ein großes Blockfeld quert der Pfad nach links hinüber zur Kammhöhe, wo ein großer Steinmann wacht, in den Karten als »Stoanmandl«, ca. 2620 m, bezeichnet. Die Rundsicht reicht bereits von hier schon sehr weit nach Süden und lässt erahnen, was euch auf dem Gipfel erwartet!

Vom Stoanmandl mit Wanderweg Nummer 3 kurzzeitig am Kamm entlang, quert der Pfad dann in das Blockkar zwischen den beiden Kolbenspitzen. Ein etwas steilerer Aufschwung leitet in den Sattel, 2787 m, der die Kolbenspitze von ihrer kleineren, aber markanteren und anspruchsvolleren Schwester trennt. Über den Nordostgrat erreicht ihr auf guten Wegspuren das Gipfelkreuz auf der Kolbenspitze, 2868 m.
Rundsicht von der Kolbenspitze
Was für eine Rundsicht: Schade für alle, die keinen Traumtag erwischen, aber wer einen solchen hat, der wird ihn sicher nie mehr vergessen. Der geräumige Gipfel bietet viel Platz für eine ausgedehnte Rast. Ich hatte seinerzeit einige Mühe, mich davon zu trennen und mich irgendwann an der langen Abstieg zu machen. Schließlich wollte ich ja auch noch den langen Grat über die Mutspitze mitnehmen …

Im nördlichen Halbrund wird die Fernsicht durch die mächtigen 3000er im Alpenhauptkamm ein wenig begrenzt: von der Hochwilde in den Ötztaler Alpen über die Gipfel der Stubaier Alpen bis zum Hochfeiler in den Zillertaler Alpen. Rechts vom Hochfeiler die Wilde Kreuzspitze. Im Osten und Südosten über dem Passeiertal die Sarntaler Alpen und dahinter die Dolomiten.

Im Süden verblauen hinter den Laugenspitzen und dem Mendelkamm die Brenta und die Berge im Trentino. Was für ein wunderschönes Bild!

Weiter nach rechts davon am Horizont die schneebedeckten Gipfel der Ortler Alpen. Im Südwesten schließen die eindrucksvollen Gipfel der Texelgruppe das großartige Panorama.
Überschreitung von der Kolbenspitze über die Mutspitze zur Ulfaser Alm
Zunächst wieder am Anstiegsweg hinab zum Stoanmandl. Hier beginnt der lange Gratweg, der die ersten Felsen rechts unterhalb umgeht. Manchmal ist es besser, nicht exakt den Markierungen zu folgen, denn diese nehmen fast immer den direkten Weg und der ist mitunter sehr ausgesetzt, vor allem im Abschnitt zwischen P. 2378 und Mutspitze. Oft ist es einfacher und weniger ausgesetzt, wenn man die Gratschneide auf der weniger steilen Nordseite, also linksseitig, umgeht. Das ist allerdings nicht immer möglich und es sei nochmals gesagt, dass Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolute Voraussetzung für diesen Abstieg sind! Es folgen einige Aufs und Abs, aber der Pfad kann nicht verfehlt werden. Unterwegs passiert ihr den nur wenig ausgeprägten Gipfel der Mutspitze, 2264 m (früher Muthspitze und nicht mit der populären Mutspitze bei Dorf Tirol). Eine Rast hier oben ist nur wenig prickelnd, denn meistens waren die Schafe schon da, was man sehen und riechen kann …

Nach der Mutspitze verliert der Weg rasch an Höhe und ihr erreicht mit einer kurzen Gegensteigung die letzte Erhebung des heutigen Tages, mit dem für einen Gipfel merkwürdigen Namen Sattel, 2143 m. Es folgt noch ein weiterer, teilweise sehr steiler Abstieg und eine etwas unübersichtliche Querung zur Schartenalm, 1860 m. Kurz vor der Almhütte haltet ihr euch links und kommt so zu einer weiteren Abzweigung (Weg Nummer 2B). Hier geht’s rechts hinab zur Unteren Ulfaser Alm, 1601 m. Unterhalb der Alm kurz auf dem Matatzer Waalweg, dann geht’s links hinab und auf einem Fahrweg zum Ausgangspunkt Kratzegg.
Tourencharakter
Sehr lohnende Tour auf einen der schönsten Aussichtsgipfel Südtirols, die eine gute Kondition verlangt. Trittsicherheit erforderlich, für den zum Teil ausgesetzten Abstieg über die Mutspitze auch Schwindelfreiheit.
Ausgangs- und Endpunkt
Parkplatz Kratzegg, oberhalb Ulfas, Anfahrt von St. Leonhard über Moos, Platt und Ulfas. Bus (240) ab St. Leonhard bis Ulfas. Von dort auf Weg Nummer 2 in gut 15 Min. zum Ausgangspunkt.
Zeiten & Höhenmeter Kratzegg – Stoanmandl 2¾ Std.
Stoanmandl – Kolbenspitze 45 Min.
Kolbenspitze – Mutspitze 1¼ Std.
Mutspitze – Kratzegg 1½ Std.
1340 Hm
Anforderungen & Jahreszeit T3, Trittsicherheit, beim Abstieg auch Schwindelfreiheit
Juli bis Oktober
Tabacco: 039 Passeiertal, 1:25 000. Für die Ostseite der Texelgruppe, Pfelders und das obere Passeiertal. Beste Karte, enthält mehr kotierte Punkte als die Kompass-Karte. Die Karten sind mittlerweile wetter- und reißfest.
Kompass: 044 Passeiertal, 1:25 000. Ebenfalls gut geeignet, aber eine Nuance schwächer als Tabacco, sehr gut lesbar, wasser- und reißfest.
Deuble, Peter: Vergessene Pfade in Südtirol, Bruckmann, München, 2013. Unterwegs auf wenig begangenen Wegen und Gipfeln. Beschreibt fünf Gipfelziele im Naturpark Texelgruppe. Vergriffen, nur als E-Book oder antiquarisch erhältlich.
Hirtlreiter, Gerhard: Rund um Meran, Bergverlag Rother, München, 16. Auflage 2025. Enthält Kolbenspitze und Matatzspitze.
Koch, Giovanna: Südtirol für Bergwanderer Band 2, Texelgruppe, Pfelderer und Ridnauner Berge, Tappeiner, Bozen, 1990. Die Reihe Südtirol für Bergwanderer war top, leider sind diese Bücher nur noch antiquarisch erhältlich. Zwar nicht mehr ganz aktuell, aber noch immer ein wertvoller Begleiter.
Unterwegs keine Möglichkeit.
Ulfas ist ab St. Leonhard mit dem Bus (240) erreichbar.
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