Von Mellau auf dem Normalweg zum östlichsten Gipfel im Dornbirner First
Bei einer Fahrt durch den Bregenzerwald kommt man zwischen Bezau und Mellau am Fuß einer ungemein steilen Pyramide vorbei. Die Hangspitze steigt unmittelbar aus dem Tal der Bregenzer Ach empor. Kommt man von Norden, würde man an eher nicht an eine Besteigung denken. Der Weg von Mellau führt dann auch folgerichtig von der anderen Seite zum Gipfel.
Aufgrund der südseitigen Exposition, gepaart mit einer enormen Steilheit, ist der Steig von Mellau zur Hangspitze meist schon früh im Jahr schneefrei und begehbar. Aber Vorsicht: Zuletzt wartet eine sehr steile, westseitige Passage, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. In der Mulde und oberhalb im dichten Wald bleibt der Schnee deutlich länger liegen. Selbst in diesem Jahr lag hier nach einem schneearmen Winter Ende April noch Schnee und der Weg war sehr schmierig und rutschig. Diese Passage würde ich bei Nässe mit T3- bewerten, denn man braucht dabei kurzzeitig die Hände. Nach einer längeren Trockenphase, sollte es ab Mitte/Ende Mai keine Probleme geben.

Außer dem üblichen Weg von Mellau gibt es noch die Alternative von Nordwesten über die Rohralpe. Dieser Anstieg ist weitläufiger, wird daher weniger begangen und ist erst einige Zeit später schneefrei. Von Klaus bei Mellau benötigt man etwa 4 Std. bis zum Gipfel.
Eine Überschreitung der Hangspitze solltet ihr erst dann ins Auge fassen, wenn der nordseitige Anstieg schneefrei ist. Oder vielleicht besser im Herbst?
Wer mit dem Auto anreist, für den ist der Parkplatz beim Feuerwehrhaus (ausgeschildert) sinnvoller als bei der Bergbahn Mellau. Noch etwas kürzer ist es, wenn ihr beim (hintersten) Parkplatz Mellental startet. Allerdings verpasst man dann den wunderschönen Spazierweg am Mellenbach entlang.
Bregenzerwald & Bregenzerwaldgebirge
Zwei ähnliche Begriffe, die nicht deckungsgleich sind. Der Begriff Bregenzerwald kennzeichnet eine Region, die grob gesagt das Einzugsgebiet der Bregenzer Ach (früher Ache) umfasst. Der Fluss entspringt in der Nähe des Hochtannbergs und mündet bei Bregenz in den Bodensee. Die Landesgrenze zwischen Österreich und Deutschland bildet die östliche Grenze der Region, im Westen ist es die Wasserscheide zum Rheintal, die über die Gipfel und Grate zwischen Furkajoch und Pfänder verläuft.

Ortsfremde könnten die Bezeichnung Bregenzerwald missverstehen und hier eine Landschaft wie im Schwarzwald oder im Bayerischen Wald vermuten. Dem ist aber nicht so. Zwar gibt es hier auch Wälder, aber charakteristisch ist eine alpine Kulturlandschaft, ähnlich wie im benachbarten Allgäu. Eine »echte Grenze« ist zwischen diesen beiden Regionen nicht auszumachen.
Das Bregenzerwaldgebirge ist eine Gebirgsgruppe, die nur zum Teil identisch mit der Region Bregenzerwald ist. Die Gruppe wird im Westen begrenzt durch das Rheintal und im Süden durch Walgau und Großes Walsertal. Im Osten ist die Grenze etwas weniger eindeutig, sie folgt der Linie Damüls – Au – Stogger Sattel – Schönenbach – Stubersach und schließlich mit der Bregenzer Ach als nördlicher Begrenzung.
Höchster Berg der Gruppe ist je nach Auffassung das Glatthorn (SOIUSA) oder die Damülser Mittagspitze (AV-Führer). Blickt man auf die Karte, scheint das Faschinajoch die natürliche Grenze zum Lechquellengebirge zu sein. Das spräche für das Glatthorn als höchsten Gipfel. Blendet man die meist farblich eingefärbte Straße über den Pass aus, ergibt sich ein anderes Bild: Man erkennt, dass die Glatthorngruppe eher ein Anhängsel des Lechquellengebirges ist und durch Ladritscher Tobel im Westen und den Brägatzbach im Norden entschieden von den übrigen Gipfeln des Bregenzerwaldgebirges getrennt wird. Mit einer Höhe von 1486 m sind die beiden trennenden Pässe Unterdamülser Furka und Faschinajoch exakt gleich hoch. Es gibt also keinen tiefsten Pass, der diese Frage eindeutig regeln könnte.

Unabhängig von dieser fast schon akademischen Frage: Wer grüne, von Alpweiden gekennzeichnete Landschaften und Gipfel mag, ist hier genau richtig. Die meisten Gipfel sind auf markierten Wegen und Steigen einfach erreichbar und auch die konditionellen Anforderungen sind oft moderat. Vielfach verkürzen Seilbahnen die Anstiege (rund um Damüls und Mellau, im Winterstaudenkamm bei Bezau). Auf den sonnseitigen Hängen der Berge kann man schon ab Mai, nach schneearmen Wintern auch schon im April unterwegs sein. Andererseits gilt gerade Damüls als ausgesprochenes »Schneeloch«, wo der Schnee länger liegen bleibt.
Dornbirner First – Langer Grat zwischen Bregenzerwald und Rheintal
Blickt man im Frühling von der Uferpromenade in Langenargen oder von Friedrichshafen über den Bodensee hinweg Richtung Südosten, fällt auf der österreichischen Seite eine blendend weiße Mauer ins Auge: der Dornbirner First. Zwar sind andere Berge in der Umgebung höher (Hoher Freschen, Kanisfluh), aber die breite Mauer mit mehreren, fast gleich hohen Gipfeln, bietet einen sehr schönen Anblick.
Die Mörzelspitze gilt als Hauptgipfel im Dornbirner First. Der Leuenkopf ist zwar exakt genauso hoch, aber weit weniger bekannt und der Weg über den First umgeht den Gipfel erst noch in der Südflanke. Natürlich kann man den Gipfel auch überschreiten.
Im Beitrag Klippern – Schneeschuhtour im Bregenzerwald bei Damüls findet ihr ein Bild vom Dornbirner First von Süden mit dem Bodensee im Hintergrund.
Steilster Gipfel im First ist die Hangspitze. Sie steigt unmittelbar aus dem Talboden zwischen Mellau und Klaus mit einer steilen Tobellandschaft empor. Hier gibt es keine Bergwege. Aber auch nach Norden und Süden bildet die Hangspitze steile Hänge. Lediglich in der Südwestflanke, durch die der markierte Wanderweg zum Gipfel steigt, geht es etwas moderater zu, wie man auf dem folgenden Bild erkennt.

Wanderung von Mellau zur Hangspitze
Von Mellau, 688 m, je nach Ausgangspunkt, zunächst linksufrig am Mellenbach entlang. Eine Abzweigung über eine Brücke ignoriert ihr einfach und bleibt am Weg Richtung »Bengath Kapelle«. Weiter auf dem gepflegten Spazierweg bis zum Parkplatz Mellental. Hier rechts über den Mellenbach und anschließend wieder links auf dem breiten Fahrweg weiter (rechts geht’s zum Steinbruch – wer von euch Lust dazu hat …).
Vorbei an der Bengath Kapelle und am gleichnamigen Hof, wird aus dem Fahrweg ein Wanderweg, der sogleich steiler hinaufführt. Über einen bewaldeten Rücken erreicht ihr wieder ein paar Alphütten. Von hier wieder auf einem Fahrweg in Kehren zur Doseggalpe, 1004 m. Direkt danach den Fahrweg nach links verlassen (Wegweiser). Nun wird der Anstieg mitunter sehr steil. Dafür gibt es keine Orientierungsprobleme – es gibt nur diesen einen Weg. Ihr folgt einfach den Markierungen.
Nach einer knappen ¾ Std. legt sich das Gelände etwas zurück und ihr erreicht die Wiesen der verfallenen Hangalpe, ca. 1300 m. Anschließend wieder steiler, nun meist durch offenes Gelände bis zur einer Abzweigung (Wegweiser Obere Hangalpe). Hier könnte man zur Guntenalpe queren und von dort ins Mellental absteigen (Möglichkeit einer Rundtour) oder auch zur Mörzelspitze. Nun über eine sehr steile Stufe in die Mulde zwischen Hangspitze und Hangköpfle. Hier macht der Steig einen Rechtsbogen und führt nochmals sehr steil und hochtrittig durch den Wald auf die Grathöhe. In diesem Abschnitt ist bei Nässe oder Schnee Vorsicht angesagt. Zuletzt über einen breiten, aussichtsreichen Grat zum großen Gipfelkreuz & Sitzbank auf der Hangspitze, 1746 m.

Rundsicht von der Hangspitze
Die Aussicht von der Hangspitze ist Richtung Süden durch die über 300 m höheren Damülser Berge etwas eingeschränkt. Rechts von der Sünser Spitze schaut nur der Rätikon zwischen Schesaplana und Naafkopf herüber, links von der Damülser Mittagspitze ist gerade noch die Rote Wand zu sehen.
Andererseits sind die im Frühling noch mit Schneefeldern bedeckten Nordflanken ein Glanzstück der Rundsicht. Dazu kommt natürlich noch die Kanisfluh, die von hier wie eine riesige Burg anmutet. Dahinter sind Braunarlspitze, Hochkünzelspitze und Widderstein zu sehen.
Im Osten geht der Blick über den Hirschberg und die Winterstaude zu den Allgäuer Alpen (Diedamskopf, Hoher Ifen, Hochvogel, Großer Daumen, Hörnergruppe, Nagelfluhkette). Die Winterstaude und ihr westlicher Vorgipfel, die Niedere Höhe, zählen zu den schönsten Aussichtsbergen im Bregenzerwald.

Eindrucksvoll sind die Tiefblicke auf den Talboden der Bregenzer Ach zwischen Mellau und Schnepfau sowie auf die Dörfer Bezau und Bizau auf der anderen Seite.
Richtung Norden ist der Blick völlig frei, hier sind sämtliche Gipfel deutlich niedriger, selbst der Hochälpelekopf liegt fast 300 Hm tiefer. Der Blick reicht weit über die vielen Dörfer im Vorderen Bregenzerwald bis zum von hier oben kaum wahrnehmbaren Pfänder.

Einmalig schön ist der Blick über das Hochälpele zum Bodensee, mit vielen Orten am deutschen Ufer wie Langenargen und Friedrichshafen. Diesseits des Bodensees erstreckt sich die Riedlandschaft im Rheindelta zwischen Fußach in Vorarlberg und Rheineck auf der Schweizer Seite.
Im Südwesten versperren die Gipfel über dem abgelegenen Mellental die Sicht auf die Bergwelt der Ostschweiz: Dornbirner First mit Guntenkopf & Mörzelspitze und das Duo Hoher Freschen & Hohe Matona. Nur die Gipfel der Alviergruppe schauen gerade noch dazwischen hervor.
Ausgangs- und Endpunkt
Mellau im Bregenzerwald, mehrere Parkplätze (Feuerwehrhaus, Mellental). Bus von Bregenz/Dornbirn/Bezau (840, 850).
Zeiten & Höhenmeter Mellau – Doseggalpe 1 Std.
Doseggalpe – Hangspitze 2 Std.
Hangspitze – Doseggalpe 1½ Std.
Doseggalpe – Mellau 45 Min.
1060 Hm
Anforderungen & Jahreszeit T2+ (T3-), Trittsicherheit in vielen steilen Passagen und am letzten Aufschwung
Mai – November, wenn schneefrei
Kümmerly+Frey: 01 Bregenzerwald, 1:35 000, reißfest, inkl. Download Karte für Smartphone.
Kompass: 2 Bregenzerwald Westallgäu,1:50 000. Schöneres Kartenbild, leider nicht wasser- und reißfest.
Mayr, Herbert: Bregenzerwald, Hittisau – Bezau – Au – Damüls, Bergverlag Rother, München, 12. Auflage 2023. Enthält den Anstieg zur Hangspitze und viele weitere schöne Touren zwischen Hochhäderich & Hochtannberg.
Mayerhofer, Rudolf: Die schönsten Bergwanderungen in Vorarlberg, Löwenzahn, Innsbruck, 10. Auflage 2020. Mit Ausschnitten der ÖK (Österreichische Karte). Eine wahre Fundgrube!
Unterwegs keine Möglichkeit.
Mellau, Buslinien von Bregenz/Dornbirn/Bezau (840, 850).
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