Eiger-Trail – Wandern im Angesicht der Eiger-Nordwand

Das Bild zeigt die den Eiger mit seiner Nordwand aus nordwestlicher Richtung. Im Juli liegt in der Wand etwas Neuschnee, ebenso wie in der Westflanke. Dort ist zudem noch ein namenloser Gletscher zu sehen. Der Gipfel des Eigers steckt in Wolken, der Großteil der Nordwand wird von der Sonne beschienen. Der Himmel ist nur auf der linken Bildhälfte zu sehen, auf der rechten hängen über dem Eiger und einem Vorgipfel dichte Wolken. Rechts im Vordergrund liegt der Rotstock, ein Vorgipfel, im Schatten.
Gewaltig – Eiger-Nordwand vom Eiger-Trail

Leichte Wanderung von Grindelwald auf dem Eiger-Trail zur Wand der Wände

Die Eiger-Nordwand! Keine andere Wand in den Alpen umweht ein ähnlich mystischer Ruf wie die Eiger-Nordwand. Lange Zeit galt sie als das letzte »ungelöste Problem« der drei großen Nordwände (Matterhorn, Grandes Jorasses, Eiger). Die Matterhorn-Nordwand wurde bereits 1931 durchstiegen, die Grandes Jorasses 1935 über den Crozpfeiler.

Nach einigen gescheiterten Versuchen, bei denen mehrere Bergsteiger auf zum Teil tragische Art und Weise zu Tode stürzten, erreichte die deutsch-österreichische Seilschaft Anderl Heckmair, Ludwig Vörg, Heinrich Harrer und Fritz Kasparek unter der Führung von Anderl Heckmair auf der nach ihm benannten »Heckmair-Route« nach drei Tagen in der Nacht zum 24. Juli 1938 den Gipfel des Eigers.

Mittlerweile gibt es Kletterer, die in weniger als 2½ Stunden quasi durch die Eiger-Nordwand rennen! Wie der Urner Dani Arnold oder der 2017 im Himalaya tödlich verunfallte Ueli Steck. Darüber möchte ich hier gar nicht viel schreiben. Das haben bereits einige andere Autoren gemacht. Literaturhinweise zur Geschichte der Eiger-Nordwand gibt’s weiter unter Kasten »Literatur«.

Wenn ihr einen besonders schönen Blick auf die Eiger-Nordwand und die beiden anderen Gipfel des berühmten Dreigestirns (Mönch & Jungfrau) haben möchtet, empfehle ich euch eine Wanderung auf das Lauberhorn.

Das Bild zeigt die Eiger-Nordwand. Zwar nicht direkt von Norden, sondern aus nordwestlicher Richtung. Rechts ist der lange Grat zum Rotstock erkennbar. Die Wand wird zum Teil von der Sonne beschienen, zum Teil liegt sie im Schatten. Über den Gipfel ziehen einige Wolken, der Himmel ist nur teilweise sichtbar.
Eiger-Trail – Nordwand-Feeling beim Bergwandern

Nordwand-Feeling ohne Schwierigkeiten

Für uns Bergwanderinnen & Bergwanderer ist diese Wand sowieso kein Thema. Aber wer möchte nicht mal direkt unter der gigantischen Wand stehen und diese Atmosphäre aufsaugen? Einfach unter der Wand sitzen und sich vorstellen, wie man denn da hoch kommt. Und was einen auf so einer »Reise« erwartet. Gerne nehme ich euch in diesem Beitrag auf diese einfache und aussichtsreiche Bergwanderung mit.

Der Eiger-Trail bietet euch die Möglichkeit, dieser weltberühmten Wand ohne Schwierigkeiten ganz nahe zu kommen, ohne ausgesetzte oder gar anspruchsvolle Passagen. Der Eiger-Trail ist eine einfache Wanderung. Der Weg ist immer breit genug und selbst wenn ihr nicht schwindelfrei seid, gibt es keine Probleme. Daher ist die Wanderung auch für Kinder geeignet. Trittsicherheit ist aber auch hier ein guter Begleiter. Wie auf jeder Bergwanderung. Ob der Eiger-Trail offen und begehbar ist, erfahrt ihr bei Grindelwald Tourismus (Kasten »Info«).

Ihr könnt den Weg in beide Richtungen gehen. Bequemer und einfacher wäre es, an der Station Eigergletscher zu starten und mehr oder weniger nur bergab zu wandern. Hier hat man die Wand allerdings eher nur eine kurze Zeit im Blickfeld. Ich persönlich finde es interessanter, sich der Wand langsam zu nähern und zu erleben, wie sie sich mächtig über den Weiden aufbaut. Daher ist meine Wahl ein Start in Alpiglen. Von dort haben sich seinerzeit auch die vier Erstbegeher der Nordwand genähert. In Alpiglen hatten sie sich in Heustadeln »einquartiert«.

Auf dem Bild ist ein gelber Wegweiser zu sehen, der die Richtung des Eiger-Trails anzeigt und die Zeitangabe für den Weg. Die Pfeilspitze auf der rechten Seite des Wegweisers ist weiß-rot-weiß, den Markierungszeichen für Bergwanderwege in der Schweiz.
Ausgeschildert – Eiger-Trail

Leichter & aussichtsreicher Wanderweg im Berner Oberland

Was man vielleicht nicht unbedingt vermutet: Der Eiger-Trail ist ein aussichtsreicher Wanderweg. Der Blick nach Norden ist vollkommen frei, über Grindelwald hinweg zur Schwarzhorngruppe mit dem bekannten Faulhorn. Nach Westen wird die Aussicht während des Anstiegs immer weiter und im Osten dominiert das mächtige Wetterhorn. Mittlerweile ist der Ausblick Richtung Westen und Norden jedoch durch die im Jahr 2020 in Betrieb genommene V-Bahn zur Station Eigergletscher beeinträchtigt. Die Bilder habe noch vor dem Bau der Bahn aufgenommen. Also nicht wundern, wenn es bei eurer Tour etwas anders aussieht.

Aussichtsreich - Blick zur Kleinen Scheidegg und den Bergen über dem Lauterbrunnental
Aussichtsreich – Blick zur Kleinen Scheidegg und den Bergen über dem Lauterbrunnental

Die beeindruckende Szenerie der Eiger-Nordwand ist unverändert geblieben. Mit der Einschränkung, dass auch sie vermehrt ausapert – wie alle Nordwände in den Alpen. Die drei Eisfelder, von denen früher Harrer und andere Bergsteiger berichteten, sind im Sommer kaum mehr auszumachen. Nur die »Weiße Spinne« macht ihrem Namen noch ein wenig Ehre. Unterwegs gibt es eine Schautafel, auf der alle wichtigen »Stationen« der Erstbegeher der Eiger-Nordwand eingetragen sind.

Wanderung auf dem Eiger-Trail

Der Eiger-Trail startet am Bahnhof in Alpiglen, 1615 m. Hierher kommt ihr mit dem Zug ab Grindelwald. Infos & Links zu Fahrplänen, Preisen etc. gibt’s unten im Kasten »ÖV«. Natürlich könnt ihr ab Grindelwald auch »by fair means« aufsteigen. Dann kommen nochmals 2 Std. hinzu.

Auf dem Bild sind mehrere Wanderer zu erkennen, die auf dem Eiger-Trail unterwegs sind. Der Weg ist unten in der Mitte zu erkennen, er ist zwar steinig, aber breit und gut zu gehen. Über den Wanderern erhebt sich die Eiger-Nordwand. Sie ist aus dieser Perspektive noch nicht ganz einsehbar. Die Wiesen am Wanderweg sind zum Teil mit Geröll durchsetzt. Der Himmel ist blau, nur hinter dem Eiger zieht eine größere Wolke auf.
Unterwegs – Wanderer am Eiger-Trail

Der Weg führt zunächst eher etwas weg vom Eiger, Richtung Südosten bis zu einer Weggabelung bei P. 1757 m. Hier zweigt der Eiger-Trail rechts ab und steigt nun auf die Eiger-Nordwand zu. Nach einigen Kehren durch eine harmlose Felsstufe beginnt die Querung direkt unter den Ausläufern der Nordwand. Unterwegs quert ihr mehrere kleine Gräben. Die Steigung ist eher sanft und wenig anstrengend.

Auf einer kleinen Schulter, P. 2286 m, unter dem Rotstock steht die bereits erwähnte Tafel. Von hier könnt ihr in den Routenverlauf der Erstbegeher der Eiger-Nordwand aus sicherer Entfernung studieren. Auch der Einstieg für den Rotstock-Klettersteig befindet sich hier.

Auf dem Bild sieht man die im Text erwähnte Tafel, auf der die Route der Erstbesteiger der Eiger-Nordwand eingezeichnet ist. Über der Tafel erhebt sich die Eiger-Nordwand, die im Bild angeschnitten und daher nicht ganz zu sehen ist. Links im Hintergrund sieht man noch die drei Wetterhörner. Der Himmel ist blau, zum Teil auch mit Wolken bedeckt.
Routenstudium – Die Tafel mit der Route der Erstbesteiger

Nun ist es nicht mehr weit bis zur Station Eigergletscher, 2320 m. Einmal um den Rotstock herum und schon rücken auf der Südseite der Station die beiden anderen Giganten des Dreigestirns, Mönch und Jungfrau, ins Blickfeld. Die Gletscher in den Nordflanken sind trotz Schwund noch immer beeindruckend. hier oben ist es bisweilen fast schon ruhig, wenn nicht gerade ein Zug vom oder zum Jungfraujoch hält. Seit Eröffnung der V-Bahn nehmen weniger Touristen die Züge über die Kleine Scheidegg. Man kommt nun deutlich schneller mit der V-Bahn nach Grindelwald.

Auf dem Bild geht der Blick von der Station Eigergletscher hinauf zur Jungfrau. Der Berg ist auf seine Nordseite noch immer von eindrucksvollen Gletschern umgeben, die über steile Felsflanken ins Tal abbrechen. Unterhalb der Gletscher treten steile Kalkplatten zutage. Rechts von der Jungfrau schaut auch das viel kleinere, aber von der Sonne beschienene Silberhorn hervor. Der Himmel ist blau, aber es hat über den Bergen dichte Wolken, die auch die oberste Gipfelpartie der Jungfrau einhüllen. Die Sonne scheint aber an vielen Stellen auf die Gletscher und Felsen, so wie auf das Silberhorn.
Eindrucksvoll – Jungfrau & Silberhorn von der Station Eigergletscher

Falls ihr noch zur Kleinen Scheidegg absteigen wollt, folgt ihr den Schildern hinab nach Fallboden und zu einem Speichersee. Von hier führt der Weg stets oberhalb der Gleise der Jungfraubahn hinab zu Kleinen Scheidegg, 2061 m. Von hier könnt ihr mit der Jungfraubahn wieder nach Grindelwald zurück. Oder aber per pedes nach Grindelwald oder Wengen. Oder ihr wandert noch hinüber zum Lauberhorn oder zum Männlichen. Hier gibt es tatsächlich Wandermöglichkeiten ohne Ende!

Wer aus dem Eiger-Trail eine Rundwanderung machen möchte, folgt dem Wanderweg, der über Arvengarten und Mettla ganz bequem zurück zum Ausgangspunkt Alpiglen führt.

Ausgangspunkt
Grindelwald, erreichbar ab Interlaken mit dem Auto. Die Anreise mit der Jungfraubahn (312) ist viel schöner und bequemer. Von Grindelwald mit der Jungfraubahn (312) zum Bahnhof Alpiglen.

Endpunkt
Kleine Scheidegg, Bahnhof der Jungfraubahn. Von hier wahlweise nach Grindelwald (312) oder Lauterbrunnen (311, gleicher Preis) und weiter nach Interlaken.

Zeiten & Höhenmeter
Alpiglen – Station Eigergletscher 2¾ Std.
710 Hm
Station Eigergletscher – Kleine Scheidegg ½ Std.
260 Hm
Kleine Scheidegg – Alpiglen 1 Std.
450 Hm

Anforderungen & Jahreszeit
T2, Trittsicherheit bei Schnee und Nässe
Juni bis Ende Oktober (Vorsicht bei Schneefeldern zu Beginn der Saison)

Swisstopo 25, 2520 T Jungfrau Region (Zusammensetzung der 25er-Karte).

Swisstopo 33, 3323 T Jungfrau Region (wasserfest, Vergrößerung der 50er-Karte).

Swisstopo-App für Smartphone und Tablet.

Infos und Blattschnitte bei Swisstopo.

Hüsler, Eugen & Deuble, Peter & Meier, Markus: Tourenführer Berner Oberland, 48 Gipfeltouren, Hochtouren, Höhenwege und Klettersteige, Bruckmann, München, 2010. Vergriffen, wird nicht mehr aufgelegt. Nur noch antiquarisch oder als E-Book. Die ganze Berner Oberländer Vielfalt: Einfache Wanderwege wie der Eiger-Trail, Pass- und Rundwanderungen, Höhenwege, leichte 3000er, anspruchsvolle Gletschertouren.

Jung, Bernd & Anker, Daniel: Berner Oberland Ost, Bergverlag Rother, München, 10. Auflage 2022.

Wenn ihr mehr über die Geschichte der Eiger-Nordwand wissen möchtet, würde ich euch zwei Bücher empfehlen. Zuerst Harrers Originalbericht der Erstbesteigung und dann das Buch von Rettner, der Harrers Rolle auch kritisch beleuchtet. Nur in dieser Reihenfolge ergibt das Sinn.

Harrer, Heinrich: Die Weisse Spinne: Das grosse Buch vom Eiger, Ullstein, Berlin, 12. Auflage 2001. Der Klassiker unter den Büchern über die Eiger-Nordwand! Man kann zu Heinrich Harrer und seiner politischen Haltung stehen wie man möchte, aber das Buch ist ein Klassiker und ein Standard der alpinen Literatur. Ich habe das Buch mehrfach gelesen und finde nach wie vor, dass es sehr lesenswert ist. Dass man die Haltung Harrers in mancher Hinsicht kritisch sehen darf und sein Verhalten nicht goutieren muss, ist eine andere Geschichte.

Rettner, Rainer: Eiger – Triumphe und Tragödien 1932 – 1938, AS Verlag, Zürich, 2. Auflage 2011. Das Buch beschränkt sich auf die ersten Besteigungsversuche bis zur erfolgreichen Erstdurchsteigung. Sehr ausführlich und mit neuen Erkenntnissen. Rainer Rettner besitzt eines der größten Privatarchive zur Eiger-Nordwand. Tolles Buch!

Berghaus Alpiglen (Einkehr & Unterkunft)

Restaurant Eigergletscher (nur Einkehr)

Bergrestaurant Kleine Scheidegg (Einkehr & Unterkunft)

ÖV

Die Schweiz hat das beste System des öffentlichen Verkehrs – zumindest im Alpenraum. Ich habe selbst ein Halbtax-Abo (»Schweizer Bahncard«). Das Halbtax ist nicht nur in den Zügen, sondern auch in Bussen und vielen Bergbahnen gültig. Wer mehrere Tage im Berner Oberland unterwegs ist, sollte gut nachrechnen – das Halbtax-Abo kann sich hier sehr schnell amortisieren! Zugegeben: Die Bahntickets sind nicht gerade preiswert, Parkplätze und Parkhäuser aber auch nicht.

Infos zu Preisen und Verbindungen:

Schweizerische Bundesbahnen SBB

PostAuto Schweiz

Jungfraubahn

Tarifverbund Libero

Fahrplanauskunft ÖV Schweiz

Eiger-Trail bei SchweizMobil (mit Links zur Planung von An- und Abreise)

V-Bahn zur Kleinen Scheidegg (Interessante Infos zum Neubau, inkl. Dokumentarfilm)

Grindelwald

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