Bergfotografie in Schwarz-Weiß – Erinnerungen an vergangene Zeiten
Montolando kommt heute erstmals nicht in Farbe, sondern in Schwarz-Weiß. Also richtig Retro! Ein Blick zurück auf schon fast vergessene Tage der Bergfotografie.
Dieser Beitrag ist meinem Vater, Dieter O. Deuble, gewidmet. Meine Leidenschaft für die Bergfotografie geht ebenso auf ihn zurück wie meine Leidenschaft für die Berge. Er brachte mir bei, wie man manuell fotografiert, wie man mit Blende und Belichtungszeit arbeitet und wie man unterbelichtet, um kräftigere Farben zu bekommen.
Noch immer fotografiere ich fast ausschließlich manuell – außer mit dem Smartphone. Auch meine erste Spiegelreflex-Kamera, die AC2 von Revue (Foto Quelle), hatte ich seinerzeit von ihm. Vor einigen Wochen erzählte ich ihm, dass ich an diesem Beitrag arbeite. Er hätte ihn gerne gesehen. Leider kam es nicht mehr dazu. Er verstarb am 08. Mai 2025.
Besonders die Aufnahmen aus den ihm gut bekannten Montafoner Bergen hätten ihm wohl gefallen. Ein Stück weit lebt er für mich in diesen Bildern weiter. An der Stelle bietet sich daher ein Bild vom Matterhorn an. Es war für ihn der schönste Berg.

Berge & Wanderführer in Schwarz-Weiß
Wer sich in den 1970er-Jahren und noch bis in die 1980er-Jahre einen Wanderführer kaufte, dem war bewusst, dass dieser keine Farbbilder enthielt, sondern Schwarz-Weiß-Fotografien. Farbbilder in einem AV- oder SAC-Führer? Lange Zeit undenkbar. Lediglich das Titelbild war in Farbe. In den 1960er-Jahren waren selbst diese auf den AV-Führern noch in Schwarz-Weiß, die SAC-Führer hatten gar kein Titelbild und kamen lange Zeit ausschließlich mit Routenskizzen aus. Die italienischen Guida dei Monti d’Italia haben übrigens bis heute kein Titelbild. Auch meine ersten Bergbilder aus dem Montafon waren in Schwarz-Weiß.
Als es in den 1980er-Jahren immer mehr Führer mit Farbbildern gab, gefiel mir das zunächst gut. Rückblickend sehe ich das ein wenig anders. Bilder in Schwarz-Weiß haben für mich eine künstlerische Note. Bei der Personenfotografie noch mehr als in der Landschaftsfotografie. Es liegt vielleicht einfach daran, dass abgesehen von Profis praktisch niemand mehr schwarz-weiß fotografiert. Was heute auch weder sinnvoll noch notwendig ist.
Der klotzige Hohe Kasten im Alpstein ist ein fotogener Berg – besonders vom benachbarten Kamor. Nur wenige Gipfel in den Voralpen sind ähnlich charakteristisch. Ich war schon oft oben und immer wieder begeistert. Die Aufnahme ist das Beitragsbild von Hoher Kasten – Wandern im Nordosten der Schweiz.

Noch heute haben Schwarz-Weiß-Aufnahmen in manchen Bereichen ihre Berechtigung wie bspw. Anstiegsbilder mit eingezeichneten Routen.
Mit diesem Beitrag möchte ich die Erinnerung an frühere Zeiten der Bergfotografie wachhalten. Das Beitragsbild ganz oben ist dasselbe wie im Beitrag Bergwandern in Vorarlberg. Die Aufnahme funktioniert in Schwarz-Weiß genauso wie in Farbe, wie ich finde und ihr habt eine gute Vergleichsmöglichkeit. Was meint ihr dazu?
Die Bilder sind am PC zu klein? Einfach mit der rechten Maustaste auf das Bild klicken und im Kontextmenü »Grafik/Bild im neuen Tab öffnen« auswählen.
Schwarz-Weiß im Zeitalter der Digitalfotografie
Um es klarzustellen: Ich wünsche mir weder die Zeiten von Negativen noch von Dias zurück. Was heute mit der Digitalfotografie machbar ist, finde ich genial. Dass damit leider auch negative Begleiterscheinungen verbunden sind, ist eine andere, weniger schöne Geschichte.
Es macht im digitalen Zeitalter tatsächlich keinen Sinn mehr, schwarz-weiß zu fotografieren. Sinnvollerweise fotografiert man in Farbe, denn Digitalkameras nehmen in Farbe mehr Details auf. So bleiben mehr (bei JPG) und bestenfalls alle (bei RAW) Informationen der Bilder erhalten. Seit vielen Jahren fotografiere ich mehrheitlich im RAW-Format.
Ob in Farbe oder in Schwarz-Weiß – der Patteriol im Verwall ist ein gewaltiger Berg. Auf dem Bild von der Versalspitze wirkt er vielleicht deshalb noch etwas eindrucksvoller, weil es sich um eine Teleaufnahme handelt.

Mit einem Bildbearbeitungsprogramm lässt sich jedes Digitalbild in Graustufen umwandeln (Sättigung verringern) und schwuppdiwupp hat man ein Bild in Schwarz-Weiß. Die andere Richtung von Schwarz-Weiß in Farbe ist hingegen nicht möglich. Zur Bearbeitung solltet ihr unbedingt eine Kopie der Bilddatei anlegen, damit das Original erhalten bleibt.
Es gibt auf dem Markt verschiedene kostenlose Programme (Freeware) für den »Hausgebrauch«. Wer nur umwandeln und minimal bearbeiten möchte, für den ist IrfanView völlig ausreichend. Wer mehr bearbeiten möchte, dem würde ich GIMP empfehlen. Das Programm ist vielleicht nicht so umfangreich wie Photoshop, aber bis zur semi-professionellen Ebene völlig ausreichend. GIMP ist jedoch nicht intuitiv und erfordert einige Beschäftigung damit.
So bietet sich ein wunderbares künstlerisches Betätigungsfeld, das Erinnerungen an längst vergangene Zeiten weckt. Mit dem folgenden Bild hat es bei mir wieder angefangen.

Es war ein wunderschöner Tag im Mai mit leichter Föhnstimmung, als ich von Marul zur Gamsfreiheit zwischen Großem Walsertal & Klostertal in Vorarlberg stieg. Für immer unvergesslich. Ich liebe die Aufnahme zwar auch in Farbe, aber noch mehr in Schwarz-Weiß. Es ist eines meiner liebsten Bilder und ich bedauere es sehr, dass es nicht im RAW-Format vorliegt, sondern nur als JPG. Der Tag brachte noch weitere Bilder, die in Schwarz-Weiß eine wunderbare Figur machen.
Die Auswahl der Bilder hat mich sehr viel Zeit gekostet. Es ist manchmal überraschend, welche Aufnahmen in Schwarz-Weiß funktionieren – oder eben auch nicht. Andererseits habe ich viel Freude bei der Bearbeitung. Einige der Bilder hier findet ihr in anderen Beiträgen in Farbe – so könnt ihr vergleichen.
Bergfotografie in vergangenen Zeiten
(Berg-) Bilder in Schwarz-Weiß leben von starken Kontrasten: Schnee, Wolken, Schatten, dunkle Felsen. Oder Berge im Gegenlicht. Ich liebe es ganz besonders, wenn Berge im Gegenlicht stehen und in der Ferne im Dunst verblauen. Und das fotografiere ich dann auch sehr gerne.
Folgendes Bild vom Fluebrig habe ich hier aufgenommen, weil es mich an das legendäre Bergbuch Zürcher Hausberge von Walter Pause und Hanns Schlüter erinnert (Hallwag, 5. Auflage 1979). Es enthielt ein Bild vom Fluebrig aus ähnlicher Perspektive, mit weniger Schnee. Im Juli 1987 standen mein Bruder und ich nach vielen Schneefeldern am Gipfel – im dichten Nebel, ohne Aussicht, aber anschließend mit dem schlimmsten Sonnenbrand.

Nicht alle Bergbilder funktionieren in Schwarz-Weiß. Herbstbilder mit ihren wunderschönen und leuchtenden Farben sind in Schwarz-Weiß oftmals »verschenkt«, wenn Farben durch (eher eintönige) Graustufen ersetzt werden. Aber wie das folgende Bild beweist, kann es selbst im Herbst wunderbare Kontraste geben wie Schleierwolken.
Die Aufnahme von den Churfirsten in der Ostschweiz entstand Ende Oktober. Durch die klare Herbstluft werden die Felsstrukturen der Südwände sehr schön sichtbar. Die dichten Schleierwolken am Himmel sind für mich der schönste »dekorative« Hintergrund bei Bergbildern. Ob in Farbe oder in Schwarz-Weiß, spielt keine Rolle.

Die größte Enttäuschung mit Schwarz-Weiß-Bildern machte ich vor fast 30 Jahren am Walensee auf der Wanderung von Walenstadtberg via Quinten nach Betlis. An diesem sonnigen Frühlingstag im April hatte ich beschlossen, in Schwarz-Weiß, statt Dias zu fotografieren. Das Ergebnis war sehr, sehr ernüchternd. Die Kontraste waren einfach zu schwach, was auch daran lag, dass es keine Wolken und viel zu wenig Schnee hatte. Keine prickelnden Bilder, sondern langweilige Aufnahmen. Zwar scharf, aber eben langweilig. Es blieb mein letztes Experiment dieser Art.
An einem anderen Tag im April, als ich mit Schneeschuhen auf den Selun in den Churfirsten stieg, war es ganz anders. Ein Tag für Schwarz-Weiß-Bilder. Allein saß ich am Gipfel und konnte ein wunderbares Ambiente mit den anderen Churfirsten und dem Walensee in der Tiefe genießen.

Meister der Bergfotografie in Schwarz-Weiß
An dieser Stelle möchte ich zwei Fotografen kurz vorstellen, deren Bilder mich immer besonders beeindruckt haben.
Der Schweizer Fotograf Markus Liechti veröffentlichte 1985 den Bildband Alpinistische Augenblicke, ausschließlich mit Schwarz-Weiß-Bildern. Er liebte den schwarz-weißen Kontrast in den Bergen. Aufnahmen mit blauem Himmel interessierten ihn nicht. Mein Bruder hatte das Buch in seinem Schrank und die Bilder hatten mich nachhaltig beeindruckt. Beim SAC findet ihr einen Nachruf auf Markus Liechti.
Ein weiterer Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie war Franz Thorbecke aus Lindau. Er wurde vor allem durch seine Luftaufnahmen bekannt. Von ihm stammten viele Aufnahmen in AV-Führern und in Büchern von Walter Pause wie Klassische Alpengipfel – 100 Touren in Eis und Urgestein. Seine Bilder von der Weißkugel und vom Großvenediger aus diesem Buch habe ich noch heute vor Augen.
Zuletzt habe ich für euch noch eine kleine Galerie mit Bildern, die mir in Schwarz-Weiß mindestens so gut gefallen wie in Farbe. Ich hoffe, euch ebenso! Feedback? Immer gerne, unter peter@montolando.com.
Bergbilder in Schwarz-Weiß
An einem Samstag im April stieg ich mit Schneeschuhen auf den Chäserrugg in den Churfirsten. Die Bahnen hatten den Winterbetrieb bereits eingestellt und ich wähnte mich allein unterwegs. Weit gefehlt – am Gipfel fand sich eine entspannte Runde Schneeschuhwanderer & Skitourengänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Im Laufe des Tages nahm die Bewölkung auf der Südseite der Churfirsten zu. Sie zauberte gemeinsam mit der Sonne mystische Stimmungen in die Berghänge.

Das Silvrettahorn im Montafon war immer einer meiner Lieblingsberge. Seit meiner Kindheit träumte ich davon, oben zu stehen. In 2020 war es endlich soweit. Mit einem Bergführer stieg ich zum Gipfel und weiter zur Schneeglocke. Es war ein wolkiger Tag. Gerne hätte ich etwas mehr Sonne gehabt. So wie eine Woche später, als ich mit dem Bergführer den Piz Buin bestieg. Blauer, fast wolkenloser Himmel. Traumwetter in der Silvretta, aber fotografisch eher langweilig. Der Tag am Silvrettahorn war ergiebiger. Von dieser Tour hätte ich genügend Aufnahmen, um einen Blog-Beitrag zu füllen. In Schwarz-Weiß, versteht sich.

Auch die Schesaplana zählte schon immer zu meinen Lieblingsbergen. Die Aufnahme ist Beitragsbild von Schesaplana – Wanderung auf die Königin im Rätikon. Allerdings ist es nicht exakt dieselbe, diese hier ist im Original etwas heller, was sich letztlich besser eignet. Der Tag im Juni war perfekt – noch viele Schneefelder auf den Nordseiten der Berge, mit vielen Wolken und etwas Sonne dazwischen.

Die nächste Aufnahme entstand in der Gletscherwelt der Ötztaler Alpen. An diesem Tag stieg ich mit einem Bergführer zum Linken Fernerkogel. Es war einerseits klar, gleichzeitig hatte es viele Schleierwolken am Himmel. Ein Traumtag, perfekt zum Fotografieren. Die Schäfchenwolken rechts kündigen einen Wetterumschwung an. Am nächsten Tag regnete es tatsächlich.

Bei den Bildern hier habe ich lediglich mit Kontrast, Helligkeit und Schärfe gearbeitet. Letztes ist bei Aufnahmen mit einer Spiegelreflex grundsätzlich ein Muss – die Hersteller sparen am Sensor, weil sie davon ausgehen, dass die Spiegelreflexfotografie professionell oder zumindest semi-professionell betrieben wird.
Die Bilder haben euch inspiriert und ihr habt nun direkt Lust, selbst kreativ zu werden? Auf diesen beiden Seiten findet ihr weitere Infos, Tipps und Beispiele:
Jonathan Besler – Eine beeindruckende Galerie in Schwarz-Weiß.
Bergfotos in Schwarz Weiß – Ästhetik der Natur – Tipps zur Gestaltung von Bergbildern in Schwarz-Weiß.
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