Ausrüstung & Kleidung beim Bergwandern

Beim Abstieg vom Schilthorn über den zum Teil gesicherten Westgrat, weist zu Beginn eine Tafel darauf hin, dass hier geeignetes Schuhwerk erforderlich ist. Auf der Tafel ist ein durchgestrichener High-Heel abgebildet. Im Hintergrund sieht man über die Gipfel der Berner Voralpen zum Thunersee. Der Himmel ist fast wolkenlos.
Kein geeignetes Schuhwerk – In den Bergen besser drauf verzichten

Die besten Tipps zum Bergwandern

Wenn ihr eine Bergwanderung unternehmen wollt, ist eine vernünftige Planung das A und O. Das gilt für Ausrüstung, Tourenwahl, Zeitplanung und anderes mehr. In einer mehrteiligen Reihe möchte ich euch aus meiner langjährigen Erfahrung die besten Tipps zum Bergwandern geben.

Im ersten Beitrag beschäftigen wir uns mit der Ausrüstung & Bekleidung beim Bergwandern. In weiteren Beiträgen der Serie geht es um Themen wie Schwierigkeitsbewertung, Tourenplanung & Taktik, Wanderkarten & Führer, Wetter, alpine Gefahren und anderes.

Bergwandern ist »in«

An dieser Aussage gibt es kaum einen Zweifel. Das war mal ganz anders. Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich in den 1980er-Jahren in die Berge ging: »Und was machst Du da? Hochlaufen und runterschauen?« Solche Fragen musste ich mir seinerzeit oft anhören. Das war mir egal, denn für mich war es schon immer eine schöne Sache, auf Berge zu steigen. Und das hat sich nie gelegt. Habe ich wirklich die besten Tipps zum Bergwandern? In jedem Fall habe ich eine langjährige Erfahrung und weiß daher, was bestens funktioniert.

Auch die Outdoorbranche ist mitverantwortlich

Woher kommt der Wanderboom der letzten Jahre? Daran dürfte nicht zuletzt auch die Outdoorbranche mit ihrer mittlerweile modischen, um nicht zu sagen »stylischen« Kleidung und schicken Designs einen großen Anteil haben. Manchmal könnte man den Eindruck haben, zu Gast bei einer »alpinen Modenschau« zu sein.

Die Zeiten als man mit Kniebundhosen, roten Socken und Wollpullis unterwegs war, sind schon lange vorbei. Ganz ehrlich: Als Kind habe ich die »Knickerbocker« fast schon gehasst. Nicht nur nach heutigen Maßstäben sah das ja auch verdammt uncool aus …

Jetzt aber mal im Einzelnen und der Reihe nach. Beginnen wir einfach mit dem wohl wichtigsten Ausrüstungsgegenstand: den Bergschuhen.

Das Bild zeigt einen Bergschuh von oben. Sie sind leicht schmutzig und weisen mehrere Wasserflecken auf. Zudem ist in der Mitte der Schuhbändel eine Schneegamasche befestigt. Die vertrockneten Gräser im Hintergrund sind nur unscharf zu erkennen.
Basis – Gute Bergschuhe

Richtig in Tritt kommen – Die perfekten Wanderschuhe

Trittsicherheit ist eine der Grundvoraussetzungen beim Bergwandern. Dazu trägt ein stabiler und bequemer Bergschuh einiges bei. Ein guter Bergschuh kostet Geld, keine Frage. Aber diese Investition lohnt sich definitiv. Wenn ihr euch für ein »Billigmodell« entscheidet und später mit drückenden oder schlecht besohlten Bergschuhen unterwegs seid, werdet ihr das bedauern. Es ist sinnvoll, wenn der Stiefel über die Knöchel reicht, das gibt Halt und Stabilität. In den letzten Jahren sieht man vermehrt Bergwanderinnen & Bergwanderer, die darauf verzichten und die mit einer Art von stabilen Turnschuhen unterwegs sind. Das ist jedoch nur etwas für Profis mit viel Erfahrung, die absolut trittsicher sind. Ansonsten würde ich davon abraten, denn der Knöchel ist ungeschützt. Ein Knöchelbruch ist ein größeres Problem als ein Beinbruch. Klar sind solche Schuhe definitiv leichter, andererseits sind Bergschuhe in der heutigen Zeit längst nicht mehr so schwer wie früher. Für Touren im weglosen Gelände und Geröll, sind bedingt steigeisenfeste Schuhe die beste Lösung. Die Sohlen sind fest und stabil, aber noch immer genügend flexibel, dass ihr beim Gehen problemlos abrollen könnt. Steigeisenfeste Bergschuhe braucht ihr tatsächlich nur auf Gletschertouren.

Die Frage, ob nun Gore-Tex oder Vollleder sinnvoller ist, lässt sich einfach beantworten: Gore-Tex trocknet deutlich schneller. Das ist vor allem bei Tourenwochen aller Art ein Argument. Vor etwa 20 Jahren, als die Technik noch nicht so ausgereift war, verströmten Bergschuhe aus Gore-Tex mitunter einen etwas unangenehmen Duft … Doch das ist mittlerweile Vergangenheit.

Das Bild zeigt ein Paar Wanderschuhe von unten. In der Sohlenmitte ist das gelbe Logo der Vibram-Sohle zu sehen. Die Schuhe sind neu und das Profil ist noch völlig sauber. Die Schuhe liegen auf einem Parkettboden.
Standard – Vibram-Sohle

Abschließend würde ich euch unbedingt zu einer Vibram-Sohle raten. Diese sind sozusagen »State of the art« und haben sich über Jahre hinweg bewährt. Die großen Hersteller arbeiten meistens mit Vibram-Sohlen. Und auch wenn es selbstverständlich klingt, aber ihr solltet immer schauen, ob das Profil eurer Sohle noch gut genug ist. Ohne Profil werden vor allem Schneefelder oder feuchte Grashänge rasch gefährlich. Zum Bergschuh gehören in jedem Fall passende Wandersocken aus Mischgewebe. Baumwolle ist hier nur wenig sinnvoll.

Einen sehr guten und fundierten Überblick über die verschiedenen Kategorien von Bergschuhen findet ihr beim Bergwelt-Blog.

Funktionelle & schicke Kleidung zum Bergwandern

Die Entwicklung der Bergbekleidung ist in den letzten Jahren enorm vorangeschritten. Ich erinnere mich noch an solche Zeiten, in denen wir mit schweren Wollpullis unterwegs waren. Das ist heute kaum mehr vorstellbar. Funktionswäsche, die den Schweiß nach außen transportiert, ist mittlerweile Standard. Von T-Shirts aus Baumwolle würde ich abraten, denn sie trocknen im Gegensatz zu Kunstfasern nur sehr langsam. In jedem Fall empfehle ich euch, 1-2 T-Shirts als Reserve mitzuführen. Am Gipfel das verschwitzte T-Shirt zu wechseln, ist in meinen Augen ein Muss. Ansonsten wird es früher oder später kalt.

Vorteilhaft sind mehrere Lagen, nach dem bewährten »Zwiebelprinzip«. So könnt ihr euch jederzeit der aktuellen Temperatur anpassen. Selbst dann, wenn ihr im Tal bei Sonnenschein und über 20° C startet, heißt das nicht unbedingt, dass es auf dem Gipfel angenehm warm sein wird. Ein kalter Wind kann euch die Gipfelrast gründlich verderben. Gut dran ist in dem Fall, wer genügend warme Kleidung dabei hat. Ich steige auf Berge mit dem Grundsatz »Lieber zu viel Kleidung dabei als zu wenig«.

Auch bei Tourenhosen gibt es mittlerweile viele Varianten. Die Anbieter haben oft Hosen mit ein oder zwei Zippern am Bein im Programm. So könnt ihr schnell und jederzeit aus einer langen Hose ein kurze machen – und umgekehrt. Eine lange Hose oder die abgezippten Beine dabei zu haben, ist immer eine gute Idee: als Kälte- oder Sonnenschutz.

Das Bild zeigt eine Wanderin auf einer Wiese hoch über den Tälern. Von hier blickt sie zu den Gipfeln der Latemargruppe und der Fleimstaler Alpen. Rechts von den Gipfeln ist der Dunst über dem Etschtal erkennbar. Die Frau ist modisch und funktionell angezogen: Sie trägt eine blaue Daunenjacke, eine schwarze Wanderhose. An ihrem roten Rucksack sind Wanderstöcke befestigt. Der Himmel ist wolkenlos.
Funktionell & schick – Beides geht gleichzeitig

Die Last auf euren Schultern – Der perfekte Rucksack

Der Rucksack ist der treue Begleiter auf eurer Bergwanderung. Auch ihn solltet ihr sehr sorgfältig auswählen. Für Frauen gibt es spezielle Modelle mit kürzeren Rückenlängen. Die Rucksackgröße ist davon abhängig, was für Touren ihr machen wollt. Für Tagestouren sollte eine Größe zwischen 20-30 Liter ausreichen. Für Mehrtagestouren oder Hochtouren braucht ihr entsprechend mehr. Aber selbst bei Hochtouren benötige ich maximal einen 35-Liter-Rucksack. Über 40 Liter braucht ihr nur bei mehrtägigen (Weit-) Wanderungen. Sicher: Ein Markenrucksack kostet richtig Geld, einen »No-Name« gibt es schon für deutlich weniger. Ihr solltet aber bedenken, dass die großen Ausrüster Zeit und Geld in die Entwicklung ihrer Produkte stecken. Dies gilt auch für Bergschuhe und Bekleidung. Ein unbequemer Rucksack kann euch die schönste Bergwanderung gründlich verderben. Wenn ihr hier spart, spart ihr definitiv am falschen Fleck!

Am Stock gehen ist nicht das Schlechteste

Teleskopstöcke gehören heute zum Standard beim Bergwandern. Wobei dies nicht auf alle Alpenländer gleichermaßen zutrifft. In der Schweiz oder in Frankreich werdet ihr weniger Wanderinnen & Wanderer antreffen, die Stöcke verwenden, als in den Ostalpen. Vielfach ist dazu der Vorwurf zu hören, dass man aufgrund der Stöcke verlernt, trittsicher zu gehen. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch gibt es gute Gründe, warum es sinnvoll ist, auf einer Bergwanderung Teleskopstöcke dabei zu haben. Sie schonen eure Gelenke beim Abstieg und geben euch beim Aufstieg durch die Armarbeit zusätzliche Kraft. Sie bieten euch im weglosen Gelände und vor allem auf Schneefeldern zusätzliche Sicherheit. Teleskopstöcke lassen sich einfach am Rucksack befestigen und dann einsetzen, wenn es für euch sinnvoll und notwendig erscheint.

Das Bild zeigt eine Wanderin im Bergwald, die gerade eine felsige Passage absteigend passieren möchte. Für mehr Sicherheit und zur Abstützung benutzt sie Wanderstöcke. Rechts ist im Vordergrund an einem Felsen eine Markierung zu sehen.
Hilfreich – Teleskopstöcke sind oft sinnvoll

An was man nicht unbedingt denkt

Apropos Sicherheit: Gefrorene und vereiste Schneefelder stellen eine der größten Gefahrenquellen auf Bergwanderungen dar. Daher habe ich oft (Anfangs Sommersaison, im Herbst oder auf hohen Gipfeln) ein Paar Leichtsteigeisen, so genannte Grödel, für (vereiste) Schneefelder dabei. Sie wiegen fast nichts und bieten eine unschätzbare Sicherheitsreserve, für die ich schon das ein oder andere Mal dankbar war. Früher hatte ich manchmal einen Eispickel dabei, wie bspw. beim Aufstieg durch den »Rachen« auf die Sulzfluh. Eispickel sieht man fast nur noch bei Hoch- und Eistouren. Auf Bergwanderungen würde ich heute eher Grödel oder Steigeisen in Kombination mit Teleskopstöcken bevorzugen.

Auf einem Parkettboden liegen je ein Paar Krampen und Grödel. Beide dienen als Steighilfen bei Wintertouren oder auf gefrorenen Schneefeldern.
Steighilfen – Krampen & Grödel

Auf harten, vereisten Schneefeldern können Krampen eine Alternative sein. Mit ihren kürzeren Zacken sind Krampen vor allem im Winter auf vereisten Forststraßen sehr gut geeignet. In Südtirol habe ich in den vergangenen Wintern sehr viele Bergwanderinnen & Bergwanderer mit Krampen gesehen. Auf Winterwanderungen gehört eine dieser beiden Steighilfen definitiv zur Standardausrüstung.

Handschuhe & Mütze? Auf einer Bergwanderung im Sommer? Aber ja, das kann durchaus sinnvoll sein. Im Winterhalbjahr habe ich zusätzlich noch einen warmen Loopschal dabei. Das minimale Gewicht ist dabei zu vernachlässigen. Auf höheren Bergen, also über 3000 Meter, gehört dies alle drei Gegenstände für mich zur Standardausrüstung, selbst im Hochsommer.

Alpines Sonnenbaden ist nur etwas für Geübte

Unterschätzt auf keinen Fall die Kraft der Sonne. Dies gilt besonders auch an bewölkten Tagen. Den schlimmsten Sonnenbrand hatte ich, als wir im Nebel auf dem Gipfel des Fluebrig saßen und ich in meinem jugendlichen Leichtsinn dachte, ich könne auf das Eincremen verzichten. Keine gute Idee, wie ich später sehr schmerzhaft erfahren musste. Der Nebel wirkte wie ein zusätzliches Brennglas. Neben Sonnenbrille, einer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und Sonnenschutz für die Lippen, ist auch eine Kopfbedeckung sinnvoll. Schon mal einen Sonnenstich gehabt? Dann werdet ihr diese Empfehlung gerne bestätigen.

Der fast schon legendäre Führerautor Heinz Groth (AVF Allgäuer Alpen und AVF Lechtaler Alpen) hat dies in seiner humorvollen Art im Kleinen Führer Lechtaler Alpen (Bergverlag Rother, 3. Auflage 1979) angemerkt. Zum Gipfel der Feuerspitze schrieb er: »Mit ihrem weitgedehnten, nach Süden geneigten Gipfeldach ist sie fürs hochalpine Sonnenbad (Vorsicht: Nur für Geübte!) wie geschaffen.« Die Anforderungen an das alpine Sonnenbad sind in den letzten Jahren nicht geringer geworden.

Erlaubt ist, was gut tut – Essen & Trinken beim Bergwandern

In meinen Augen im wahrsten Sinn des Wortes Geschmackssache. Manche schwören auf Obst und Gemüse, andere haben dick belegte Brote dabei, andere wiederum stehen auf Powerriegel. Was ich immer dabei habe: 2-3 Liter Mineralwasser, Brot, etwas Käse oder einen Aufstrich, eine Tafel Schokolade und Gummibärchen. Bei größeren Touren für den Aufstieg zusätzlich Apfelschnitze oder Müsliriegel. Im Winterhalbjahr ist eine Thermoskanne mit einem Heißgetränk ein Muss. Wenn es kalt ist, kann eine heiße Tasse Kaffee oder Tee die Gipfelrast deutlich angenehmer gestalten. Dazu noch die Schokolade … ein Traum.

Da geht’s lang – Karten & Führer

Hierzu gibt es eigene Beiträge:
Wanderkarten – Heute noch zeitgemäß?
– Führer (demnächst)

Gut unterwegs mit der Liste von Montolando

  • Rucksack, je nach Tour 20-30 (-40) Liter
  • Wanderschuh mit guter Profilsohle (Vibram-Sohle)
  • Wander- oder Tourenhose (evtl. Shorts zusätzlich)
  • Wind- oder Wetterschutz-Jacke (evtl. Regenjacke)
  • Ersatz-T-Shirts
  • Sonnenschutz (Brille, Creme, Lippenstift, Kopfbedeckung)
  • Kleine Rucksackapotheke (Pflaster, Wundsalbe, Mullbinde, Schmerztabletten)
  • Getränke & Verpflegung (Thermoskanne mit Heißgetränk)
  • Teleskopstöcke
  • Wanderkarte 1:50 000 oder 1:25 000 (evtl. Führer)
  • Smartphone & Uhr
  • Mütze, Handschuhe & Schal (im Winter und je nach Witterung)
  • Leichtsteigeisen (Grödel) oder Krampen im Winter oder wenn die Verhältnisse es erfordern (Hohe Gipfel, nordseitige Anstiege, Frühjahr oder Herbst …)

So sieht meine Liste aus. An anderer Stelle werdet ihr vielleicht ein Stück weit abweichende Listen finden, aber ich komme damit seit sehr vielen Jahren bestens klar. Es ist unerlässlich, dass ihr euch bereits vorab damit beschäftigt, wie eure Ausrüstung & Bekleidung für eine Bergwanderung aussehen sollte.

Ganz gleich, für welchen Titel ihr euch entscheidet – für Anfängerinnen & Anfänger im Bergwandern sind die drei Bücher gleich empfehlenswert. Sie sind von ausgewiesenen Fachleuten geschrieben, die ihr umfangreiches Wissen weitergeben. Um Missverständnissen vorzubeugen: Eins davon reicht!

Dick, Andreas & Schulte, Dirk: Alpin-Lehrplan 1: Bergwandern – Trekking (Wissen & Praxis), Hrsg. vom Deutschen Alpenverein (DAV), Bergverlag Rother, München, 8. Auflage 2023.

Perwitzschky, Olaf: Bergwandern – Bergsteigen: Basiswissen (Wissen & Praxis), ‎ Bergverlag Rother, München, 3. Auflage 2021.

Volken, Marco et al.: Ausbildung Bergwandern / Alpinwandern – Planung / Technik / Sicherheit, SAC-Verlag, Bern, 2023.

Der Beitrag hat dir gefallen? Du hast Fragen? Du möchtest Feedback geben? Schreib mir gerne an peter@montolando.com. Ich freue mich über deine Nachricht.